danielcc hat geschrieben:
Der Dr. No unter den Wallace Verfilmungen. Bringt alles mit was die späteren Filme auszeichnen sollte, aber noch in unverbrauchter, unverklemmter und durchaus derberer Art.
So sehe ich das auch. Der Vergleich mit dem drei Jahre später entstandenen DN drängt sich hier in der Tat auf, da wie du sagst eigentlich alle Merkmale bereits da sind – nur hier und da etwas anders (stellvertretend sei der hier vergleichsweise sachlich und zurückhaltend agierende Arent erwähnt). Und gerade das macht dann auch einen Großteil des Reizes für mich aus, auch weil die spätere Serie hier sich noch weitgehend an einem richtig seriösen und für damalige Verhätnisse durchaus als hart anzusehenden Thriller probierte. Erstaunlich finde ich dabei auch, dass der eigentlich ins Reich des Grotesken gehörende maskierte Frosch sich hier äusserst stimmig in den Gesamtkontext der ansonsten so real anmutenden Welt des Rialto-Erstlings einfügt.
danielcc hat geschrieben:
(Ich habe übrigens auch nach dem fünften Mal Schauen nicht genau erkannt, wer am Ende der Frosch ist - aber es kann ja nur einer sein, also nehme ich das mal so hin).
Es ist Fritz Rasps Bürovorsteher, der sich im Verlauf des Films scheinbar so rührend um die beiden Geschwister Bennet kümmert. Eine Wendung, die ich nie habe kommen sehen, obwohl man eigentlich Verdacht schöpfen müsste, da diese Figur so ausschliesslich positiv und verdächtig unverdächtig gezeichnet wird.
danielcc hat geschrieben:
1960 – Der rote Kreis
Eingebettet in eine etwas wirre Rahmenhandlung um einen begnadigten Todeskandidaten
Die Rahmenhandlung ist in der Tat recht zusammenhanglos an die Haupthandlung „drangeklatscht“. So wirklich stimmig habe ich die Geschichte um die Guillotinen-Panne nie empfunden, auch weil man sich im finalen Akt bei der Auflösung wenig Mühe gibt diese halbwegs glaubwürdig mit dem Rest zu verknüpfen. Entsprechend kommen mir die beiden Teile immer weitgehend voneinander separiert vor, wenngleich der finale Gag mit einem immer noch zu Scherzen aufgelegten Wussow natürlich gut kommt.
danielcc hat geschrieben: In Erinnerung bleibt eigentlich vor allem Klausjürgen Wussow, der einer der ganz weniger Darsteller der Reihe ist, der glaubhaft einen zwilichtigen Charakter gibt.
Wobei ich seinen Charakter eigentlich nie als wirklich zwilichtig empfunden habe, dafür wird er zu sehr als typische Heldenfigur etabliert, vergleichbar mit Blackys Richard Gordon im Frosch.
danielcc hat geschrieben: 1961 – Der grüne Bogenschütze
Der Trah hält Einzug - vielleicht liegt es aber auch etwas an der armseeligen Umsetzung der Titelfigur.
Ich fand es immer erstaunlich, dass die Figur des Bogenschützen so lachhaft rüberkommt im Vergleich zum ähnlich grotesken Frosch. Verantwortlich dafür mache ich die unterschiedliche Inszenierung, während bei Reinl der Frosch von Anfang an gespenstisch (die erste Einbruchsszene), brutal (die Zwangstätowierung) und tödlich (das Ende des Yard-Undercover-Agenten) eingeführt wird zeigt Roland den Bogenschütze kaum jemals bedrohlich (selbst dann nicht, wenn er jemanden tötet). Die grünen Strumpfhosen und der Flitzebogen tun ihr übriges, dass man die Titelfigur nie wirklich als Bedrohung empfindet.
danielcc hat geschrieben:Worum es geht? keine Ahnung.
Eine Rachegeschichte wegen einer von Fröbes Bellamy angeordneter Folter an dessem Neffen.
danielcc hat geschrieben: Wer der Bogenschütze ist? keine Ahnung.
Fröbes von Heinz Weiss gespielter Neffe, der sich für die erlittene Reperessalie rächen will.
danielcc hat geschrieben: Was es mit der Frau im Keller auf sich hat? keine Ahnung.
Das ist Karin Dors Mutter und Fröbes große Liebe, die sich gegen ihn und für seinen Bruder entschieden hat, weswegen er sie nach dessen Tod in seinem Keller gefangen hält (er hofft immer noch auf die große Liebe, womit der Film inhaltlich so eine Art sehr frühen Vorgänger von Almodovars Fessle mich! darstellt).
danielcc hat geschrieben:
Eine ziemlich belanglose und wirre Story also, die auch dann nicht an der Spannungsschraube dreht, wenn die Titelfigur auftaucht. Zumindest in dieser Hinsicht sind die meisten Wallace Verfilmungen immer ganz gut.
Ersteres ist dabei noch nicht einmal ein wirkliches Problem. Zweiteres bricht dem Film dann letztlich das Genick, da man es nie versteht aus den eingeführten Mysterien wirklich spannendes Kaptial zu schlagen.
danielcc hat geschrieben:
Hier zählt nur Fröbe und der poltert in seiner typischen Art wunderbar großspurig durch den Film.
Absolut und ich würde mir wünschen, dass man seinen Abel Bellamy sogar noch mehr ins Zentrum des Films (welches er ohnehin schon einnimmt) gestellt und mehr Szenen zugestanden hätte. Neben Fröbe macht mir auch hier Harry Wüstenhagen mal wieder viel Freude, der in jedem seiner Wallace-Auftritte sehr erinnerungswürdig und überzeugend agiert.
danielcc hat geschrieben:
1961 – Die Toten Augen von London
Puh, hier wird mich Anatol killen. Aber so recht wurde ich mit den Toten Augen nicht warum. Auch hier ist mir - klingt blöd - die Story zu verworren. Vielleicht liegt es daran, dass ich bei allen Filmen nur mit einem Ohr zugehört habe, habe dann wird es recht schwierig, wenn so viele Figuren auftauchen und die Handlung viele Wendungen nimmt.
Keine Sorge, dafür gehen die Meinungen im Wallace-Kosmos – gerade auch bei den Klassikern der Serie – zu weit auseinander, als dass mich dies jetzt groß überraschen würde. Nachdem der Bogenschütze die deutlich augenzwinkernde und alberne Ausrichtung, welche die Serie vor allem in ihrem Hauptteil annahm, vorweggenommen hat sind die die Toten Augen dann wieder ein deutlicher Schwenk in realistischere und härtere Gefilde, wie man sie aus den ersten drei Filmen kennt. Zwar kaspert Eddi hier schon genau so intensiv wie in seinen späteren Galaauftritten, darüberhinaus ist Vohrers Wallace-Erstling aber vor allem eine Fingerübung in hartem und atmosphärischem Thrill. Dass mit der Figurenvielzahl ist wohl tatsächlich so, allerdings empfinde ich das als Vorteil, da dadurch erstens die Verdachtsmoment weiter gestreut werden und die Geschichte auch reichhaltiger und undurchsichtiger (im positiven Sinne eines Rätsels, dass man knacken muss) wird.
danielcc hat geschrieben:
und all das gipfelt auch in einen zugegebenermaßen sehr spannenden Showdown.
Ganz ausßergewöhnlich finde ich dabei die Szene mit dem Flammenwerfer, die man offensichtlich tatsächlich ohne Tricks so gedreht hat.Jedenfalls ist es fraglos Borsche, der das Teil bedient und Blacky und Karin Baal stehen beängstigend nah am massiven Flammenausstoss. Also entweder hat Vohrer da so geschickte Kamerawinkel verwendet, dass es näher und gefährlicher aussah als es beim Dreh war oder man ging wirklich ein großes Risiko ein. Man stelle sich vor, einer der Flammenstösse hätte die Darsteller erwischt!
danielcc hat geschrieben:
1961 – Der Fälscher von London
Auch hier widerspreche ich Anatol. Mir hat der Film ganz ausgezeichnet gefallen - nur ist es kaum ein Wallace Film zumindest kein typischer. Mich hat der Erzählung und die Thematik frappierend an einige Hitchcock Filme erinnert: Der falsche Mann, Ich kämpfe um dich, und etwas Im Schatten des Zweifels.
Die Thematik eines unschuldig verdächtigten, der sich selbst seiner nicht sicher ist, ist für Wallace Verhältnisse recht interessant - und mit Lange eben auch sehr gut besetzt.
Auch gibt es so manche atmosphärische oder gar spannende Szene. Sicher ist eine solche Story dann im Rückblick zwangsläufig konstruiert, aber mir hat es Spaß gemacht, mit zu rätseln
Den habe ich auch erst zum Jahreswechsel mal wieder gesehen und leider bleibt es dabei, ich werde mit dem Film einfach nicht wirklich warm. Dass er sich inhaltlich und stilistisch vom „Standard-Wallace“ abgrenzt sehe ich wie du und würde ich dem Film auch nicht negativ anlasten. Das Problem ist für mich eher, dass mich die Geschichte nie fesseln kann und auch irgendwo das große Bedrohungsmoment fehlt. Auch manöviert das Drehbuch die Figuren allzu willkürlich, was sich vor allem in der Beziehung von Langes und Dors Figuren negativ bemerkbar macht. Die berechnend eingegangene Beziehung, die sich urplötzlich in fürsorgliche große Liebe wandelt ist mir dann doch zu dick aufgetragen. Mir fehlen hier auch etwas die starken Darstellerauftritte anderer Serienbeiträge. Nicht dass das Ensemble schwach wäre, beileibe nicht, aber solch eindrucksvolle Darbietungen in prägnanten Nebenrollen wie die von Kinski, Fröbe, Wüstenhagen, Rasp, Borsche, Peters oder Braun sucht man hier vergeblich. Verschenkt finde ich zudem auch Eddi Arents Cameos, die offensichtlich nur gedreht wurden, um den heimlichen Star der Serie hier auch noch unterzubringen. Dafür spielt Lowitz gewohnt souverän, leider bleibt aber mit Lange der Hauptdarsteller des Films auch vergleichsweise blass.