Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben:Immer größer und übertriebener trifft es wohl nicht - da hast du Recht. Aber zumindest gibt es schon einen Trend nach den ersten etwas ernsteren Filmen hin zu mehr Klamauk aber vor allem auch mystisch angehauchteren Stories, oder?
Das kann man durchaus so sehen, wobei das Spiel mit dem (scheinbar) Übersinnlichen schon sehr früh etabliert wurde, beispielsweise durch die "Galgenhand" in der Bande des Schreckens. Am deutlichsten wird der Wandel, den die Serie spätestens nach dem ersten Drittel hinlegt, am immer augenwinkernden Umgang mit der eigenen Identität. Zwar war auch das bereits sehr früh Bestandteil der Filme (zB Arents (scheinbares) Durchbrechen der 4. Wand zu Beginn des grünen Bogenschützen), aber im späteren Verlauf wird dies immer augenscheinlicher (beispielsweise das Ende vom indischen Tuch, das die Barriere zwischen filmischer Wirklichkeit und wirklichem Film durchbricht). Die Quasi-Selbstparodie wurde so immer mehr Bestandteil der Filme und dieses Augenzwinkern half fraglos auch dabei, die teilweise schon sehr absurden Unglaubwürdigkeiten zu schlucken.
danielcc hat geschrieben:Dabei sehe ich (und jetzt nehme ich mal etwas vorweg) den Abt und den Bogenschützen als das YOLT-Äquivalent, reichlich absurd und dämlich (sorry).
Ich finde den YOLT-Vergleich eigentlich recht treffend, da sowohl der fünfte Connery-Bond als auch die von dir genannten Wallace-Filme bei allen Unzulänglichkeiten auch einen ganz eigenen Charme besitzen und darüberhinaus auch einige handwerklich sehr starke Komponenten. Allein wegen Fröbes Galavorstellung lohnt es sich eigentlich schon den Schurken mit dem Flitzebogen durchzuhalten. :)
danielcc hat geschrieben: Aber ich habe auch die späteren noch gar nicht gesehen, und alle werde ich auch nicht schauen. Leider gibt es ausgerechnet Rächer und Bande des Schreckens scheinbar nicht auf Amazon.
Die spätere Farbära ist natürlich dann nochmal wirklich was besonderes im Rahmen der Serie und hat ja durchaus auch eine breite Fanschicht. Für mich hebt sie in erster Linie den Begriff Trash im Wallace-Kosmos noch einmal in ganz neue Dimensionen. Um bei deinem Bondvergleich zu bleiben entsprechen die meisten farbigen Wallace-Filme dann am ehesten CR67. :)

Die Bande des Schreckens ist durchaus empfehlenswert, der Rächer allerdings wie ich finde nur bedingt. Ihm fehlt es vor allem an Tempo und Zug, der Film zuckelt doch sehr gemächlich vor sich hin. Ist ja auch kein "richtiger" Wallacefilm, da nicht von der Rialto produziert.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:
Die spätere Farbära ist natürlich dann nochmal wirklich was besonderes im Rahmen der Serie und hat ja durchaus auch eine breite Fanschicht. Für mich hebt sie in erster Linie den Begriff Trash im Wallace-Kosmos noch einmal in ganz neue Dimensionen. Um bei deinem Bondvergleich zu bleiben entsprechen die meisten farbigen Wallace-Filme dann am ehesten CR67. :)
.
Hi hi, mich erinnern die eher, du ahnst es, an MR ...

Aber der geneigte Normal-Bondie wird wohl da eher DAD brüllen.

CR67 ist da doch eine ganz andere Art von Film.

(Nick dagegen, der Ober-Bondie, wird nur darauf hinweisen Der siebte Sinn immer viel logischer war als jeder Wallace, weil Wendland zu oft vor Fuchsberger kniete, anstatt 3 Wallace pro Monat zu veröffentlichen)

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Eigentlich passt keiner unserer drei Vergleiche so richtig, da die genannten Bondfilme dafür viel zu aufwändig und handwerklich tipptopp sind (na zumindest die meiste Zeit, lassen wie DAD-CGI mal aussen vor) während die Farb-Wallace oftmals sehr unvorteilhaft den niedrigen Produktionsstandard entlarven. Ich habe dennoch CR67 gewählt, da er aus der gleichen Ära stammt und auch in Bezug auf die knallige Farbgebung eher den ähnlich gearteten Wallace-Farbfilmen entspricht. Aber wie gesagt hinkt auch dieser Vergleich aus besagten Gründen recht stark, dafür sind die beiden Serien dann halt doch zu unterschiedlich.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Ich fange mal an obwohl ich grade gesundheitlich angeschlagen bin und mich auch deshalb an noch weniger aus den Filmen erinnere :-)

1959 – Der Frosch mit der Maske
Der Dr. No unter den Wallace Verfilmungen. Bringt alles mit was die späteren Filme auszeichnen sollte, aber noch in unverbrauchter, unverklemmter und durchaus derberer Art. Für mich ein Klassiker in diesem Sub-Genre mit unzähligen Zwilichtigen und kultigen Charakteren. (Ich habe übrigens auch nach dem fünften Mal Schauen nicht genau erkannt, wer am Ende der Frosch ist - aber es kann ja nur einer sein, also nehme ich das mal so hin).
Richtig gut ist hier, dass es so viele Figuren gibt, denen aber allen genug Zeit gewidmet wird. Ich hätte mir vielleicht sogar eine weitere Szene mit dem Frosch gewünscht, da es immer dann wenn er auftaucht besonders spannend wird.
Ein gelungener Einstieg - der wie DN - erst in der Rückbetrachtung noch recht sperrig und etwas brutaler wirkt.


1960 – Der rote Kreis
Eingebettet in eine etwas wirre Rahmenhandlung um einen begnadigten Todeskandidaten entwickelt Regisseur Roland einen spannenden, aber nüchterner inszenierten Krimi. In Erinnerung bleibt eigentlich vor allem Klausjürgen Wussow, der einer der ganz weniger Darsteller der Reihe ist, der glaubhaft einen zwilichtigen Charakter gibt. So kommt auch die Auflösung spannend und überraschend.


1960 – Die Band des Schreckens
nicht gesehen

1961 – Der grüne Bogenschütze
Der Trah hält Einzug - vielleicht liegt es aber auch etwas an der armseeligen Umsetzung der Titelfigur.
Worum es geht? keine Ahnung.
Wer der Bogenschütze ist? keine Ahnung.
Was es mit der Frau im Keller auf sich hat? keine Ahnung.
Eine ziemlich belanglose und wirre Story also, die auch dann nicht an der Spannungsschraube dreht, wenn die Titelfigur auftaucht. Zumindest in dieser Hinsicht sind die meisten Wallace Verfilmungen immer ganz gut.

Hier zählt nur Fröbe und der poltert in seiner typischen Art wunderbar großspurig durch den Film.

1961 – Die Toten Augen von London
Puh, hier wird mich Anatol killen. Aber so recht wurde ich mit den Toten Augen nicht warum. Auch hier ist mir - klingt blöd - die Story zu verworren. Vielleicht liegt es daran, dass ich bei allen Filmen nur mit einem Ohr zugehört habe, habe dann wird es recht schwierig, wenn so viele Figuren auftauchen und die Handlung viele Wendungen nimmt.

Zweifellos punkte der Film durch viel Atmosphäre. Das neblige London, der groteske Ady Berber, die Blindenunterkunft,... alles ganz nett und all das gipfelt auch in einen zugegebenermaßen sehr spannenden Showdown.
Ich denke, ich muss diesem Film noch eine Chance geben


1961 – Das Geheimnis der gelben Narzissen
nicht gesehen

1961 – Der Fälscher von London
Auch hier widerspreche ich Anatol. Mir hat der Film ganz ausgezeichnet gefallen - nur ist es kaum ein Wallace Film zumindest kein typischer. Mich hat der Erzählung und die Thematik frappierend an einige Hitchcock Filme erinnert: Der falsche Mann, Ich kämpfe um dich, und etwas Im Schatten des Zweifels.
Die Thematik eines unschuldig verdächtigten, der sich selbst seiner nicht sicher ist, ist für Wallace Verhältnisse recht interessant - und mit Lange eben auch sehr gut besetzt.
Auch gibt es so manche atmosphärische oder gar spannende Szene. Sicher ist eine solche Story dann im Rückblick zwangsläufig konstruiert, aber mir hat es Spaß gemacht, mit zu rätseln
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben:
Der Dr. No unter den Wallace Verfilmungen. Bringt alles mit was die späteren Filme auszeichnen sollte, aber noch in unverbrauchter, unverklemmter und durchaus derberer Art.
So sehe ich das auch. Der Vergleich mit dem drei Jahre später entstandenen DN drängt sich hier in der Tat auf, da wie du sagst eigentlich alle Merkmale bereits da sind – nur hier und da etwas anders (stellvertretend sei der hier vergleichsweise sachlich und zurückhaltend agierende Arent erwähnt). Und gerade das macht dann auch einen Großteil des Reizes für mich aus, auch weil die spätere Serie hier sich noch weitgehend an einem richtig seriösen und für damalige Verhätnisse durchaus als hart anzusehenden Thriller probierte. Erstaunlich finde ich dabei auch, dass der eigentlich ins Reich des Grotesken gehörende maskierte Frosch sich hier äusserst stimmig in den Gesamtkontext der ansonsten so real anmutenden Welt des Rialto-Erstlings einfügt.
danielcc hat geschrieben:
(Ich habe übrigens auch nach dem fünften Mal Schauen nicht genau erkannt, wer am Ende der Frosch ist - aber es kann ja nur einer sein, also nehme ich das mal so hin).
Spoiler
Es ist Fritz Rasps Bürovorsteher, der sich im Verlauf des Films scheinbar so rührend um die beiden Geschwister Bennet kümmert. Eine Wendung, die ich nie habe kommen sehen, obwohl man eigentlich Verdacht schöpfen müsste, da diese Figur so ausschliesslich positiv und verdächtig unverdächtig gezeichnet wird.


danielcc hat geschrieben:
1960 – Der rote Kreis
Eingebettet in eine etwas wirre Rahmenhandlung um einen begnadigten Todeskandidaten
Die Rahmenhandlung ist in der Tat recht zusammenhanglos an die Haupthandlung „drangeklatscht“. So wirklich stimmig habe ich die Geschichte um die Guillotinen-Panne nie empfunden, auch weil man sich im finalen Akt bei der Auflösung wenig Mühe gibt diese halbwegs glaubwürdig mit dem Rest zu verknüpfen. Entsprechend kommen mir die beiden Teile immer weitgehend voneinander separiert vor, wenngleich der finale Gag mit einem immer noch zu Scherzen aufgelegten Wussow natürlich gut kommt.

danielcc hat geschrieben: In Erinnerung bleibt eigentlich vor allem Klausjürgen Wussow, der einer der ganz weniger Darsteller der Reihe ist, der glaubhaft einen zwilichtigen Charakter gibt.
Wobei ich seinen Charakter eigentlich nie als wirklich zwilichtig empfunden habe, dafür wird er zu sehr als typische Heldenfigur etabliert, vergleichbar mit Blackys Richard Gordon im Frosch.
danielcc hat geschrieben: 1961 – Der grüne Bogenschütze
Der Trah hält Einzug - vielleicht liegt es aber auch etwas an der armseeligen Umsetzung der Titelfigur.
Ich fand es immer erstaunlich, dass die Figur des Bogenschützen so lachhaft rüberkommt im Vergleich zum ähnlich grotesken Frosch. Verantwortlich dafür mache ich die unterschiedliche Inszenierung, während bei Reinl der Frosch von Anfang an gespenstisch (die erste Einbruchsszene), brutal (die Zwangstätowierung) und tödlich (das Ende des Yard-Undercover-Agenten) eingeführt wird zeigt Roland den Bogenschütze kaum jemals bedrohlich (selbst dann nicht, wenn er jemanden tötet). Die grünen Strumpfhosen und der Flitzebogen tun ihr übriges, dass man die Titelfigur nie wirklich als Bedrohung empfindet.

danielcc hat geschrieben:Worum es geht? keine Ahnung.
Spoiler
Eine Rachegeschichte wegen einer von Fröbes Bellamy angeordneter Folter an dessem Neffen.
danielcc hat geschrieben: Wer der Bogenschütze ist? keine Ahnung.
Spoiler
Fröbes von Heinz Weiss gespielter Neffe, der sich für die erlittene Reperessalie rächen will.
danielcc hat geschrieben: Was es mit der Frau im Keller auf sich hat? keine Ahnung.
Spoiler
Das ist Karin Dors Mutter und Fröbes große Liebe, die sich gegen ihn und für seinen Bruder entschieden hat, weswegen er sie nach dessen Tod in seinem Keller gefangen hält (er hofft immer noch auf die große Liebe, womit der Film inhaltlich so eine Art sehr frühen Vorgänger von Almodovars Fessle mich! darstellt).
danielcc hat geschrieben: Eine ziemlich belanglose und wirre Story also, die auch dann nicht an der Spannungsschraube dreht, wenn die Titelfigur auftaucht. Zumindest in dieser Hinsicht sind die meisten Wallace Verfilmungen immer ganz gut.
Ersteres ist dabei noch nicht einmal ein wirkliches Problem. Zweiteres bricht dem Film dann letztlich das Genick, da man es nie versteht aus den eingeführten Mysterien wirklich spannendes Kaptial zu schlagen.

danielcc hat geschrieben: Hier zählt nur Fröbe und der poltert in seiner typischen Art wunderbar großspurig durch den Film.
Absolut und ich würde mir wünschen, dass man seinen Abel Bellamy sogar noch mehr ins Zentrum des Films (welches er ohnehin schon einnimmt) gestellt und mehr Szenen zugestanden hätte. Neben Fröbe macht mir auch hier Harry Wüstenhagen mal wieder viel Freude, der in jedem seiner Wallace-Auftritte sehr erinnerungswürdig und überzeugend agiert.


danielcc hat geschrieben: 1961 – Die Toten Augen von London
Puh, hier wird mich Anatol killen. Aber so recht wurde ich mit den Toten Augen nicht warum. Auch hier ist mir - klingt blöd - die Story zu verworren. Vielleicht liegt es daran, dass ich bei allen Filmen nur mit einem Ohr zugehört habe, habe dann wird es recht schwierig, wenn so viele Figuren auftauchen und die Handlung viele Wendungen nimmt.
Keine Sorge, dafür gehen die Meinungen im Wallace-Kosmos – gerade auch bei den Klassikern der Serie – zu weit auseinander, als dass mich dies jetzt groß überraschen würde. Nachdem der Bogenschütze die deutlich augenzwinkernde und alberne Ausrichtung, welche die Serie vor allem in ihrem Hauptteil annahm, vorweggenommen hat sind die die Toten Augen dann wieder ein deutlicher Schwenk in realistischere und härtere Gefilde, wie man sie aus den ersten drei Filmen kennt. Zwar kaspert Eddi hier schon genau so intensiv wie in seinen späteren Galaauftritten, darüberhinaus ist Vohrers Wallace-Erstling aber vor allem eine Fingerübung in hartem und atmosphärischem Thrill. Dass mit der Figurenvielzahl ist wohl tatsächlich so, allerdings empfinde ich das als Vorteil, da dadurch erstens die Verdachtsmoment weiter gestreut werden und die Geschichte auch reichhaltiger und undurchsichtiger (im positiven Sinne eines Rätsels, dass man knacken muss) wird.
danielcc hat geschrieben: und all das gipfelt auch in einen zugegebenermaßen sehr spannenden Showdown.
Ganz ausßergewöhnlich finde ich dabei die Szene mit dem Flammenwerfer, die man offensichtlich tatsächlich ohne Tricks so gedreht hat.Jedenfalls ist es fraglos Borsche, der das Teil bedient und Blacky und Karin Baal stehen beängstigend nah am massiven Flammenausstoss. Also entweder hat Vohrer da so geschickte Kamerawinkel verwendet, dass es näher und gefährlicher aussah als es beim Dreh war oder man ging wirklich ein großes Risiko ein. Man stelle sich vor, einer der Flammenstösse hätte die Darsteller erwischt!

danielcc hat geschrieben: 1961 – Der Fälscher von London
Auch hier widerspreche ich Anatol. Mir hat der Film ganz ausgezeichnet gefallen - nur ist es kaum ein Wallace Film zumindest kein typischer. Mich hat der Erzählung und die Thematik frappierend an einige Hitchcock Filme erinnert: Der falsche Mann, Ich kämpfe um dich, und etwas Im Schatten des Zweifels.
Die Thematik eines unschuldig verdächtigten, der sich selbst seiner nicht sicher ist, ist für Wallace Verhältnisse recht interessant - und mit Lange eben auch sehr gut besetzt.
Auch gibt es so manche atmosphärische oder gar spannende Szene. Sicher ist eine solche Story dann im Rückblick zwangsläufig konstruiert, aber mir hat es Spaß gemacht, mit zu rätseln
Den habe ich auch erst zum Jahreswechsel mal wieder gesehen und leider bleibt es dabei, ich werde mit dem Film einfach nicht wirklich warm. Dass er sich inhaltlich und stilistisch vom „Standard-Wallace“ abgrenzt sehe ich wie du und würde ich dem Film auch nicht negativ anlasten. Das Problem ist für mich eher, dass mich die Geschichte nie fesseln kann und auch irgendwo das große Bedrohungsmoment fehlt. Auch manöviert das Drehbuch die Figuren allzu willkürlich, was sich vor allem in der Beziehung von Langes und Dors Figuren negativ bemerkbar macht. Die berechnend eingegangene Beziehung, die sich urplötzlich in fürsorgliche große Liebe wandelt ist mir dann doch zu dick aufgetragen. Mir fehlen hier auch etwas die starken Darstellerauftritte anderer Serienbeiträge. Nicht dass das Ensemble schwach wäre, beileibe nicht, aber solch eindrucksvolle Darbietungen in prägnanten Nebenrollen wie die von Kinski, Fröbe, Wüstenhagen, Rasp, Borsche, Peters oder Braun sucht man hier vergeblich. Verschenkt finde ich zudem auch Eddi Arents Cameos, die offensichtlich nur gedreht wurden, um den heimlichen Star der Serie hier auch noch unterzubringen. Dafür spielt Lowitz gewohnt souverän, leider bleibt aber mit Lange der Hauptdarsteller des Films auch vergleichsweise blass.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Danke fürs Feedback Anatol und vor allem für die Aufklärungen. Wenn ich mir jetzt noch die Schauspielernamen und Rollennamen merke könnte...;-)

Grandios sind übrigens die beiden "älteren" Darsteller beim Frosch. Der Firmenchef (der später noch mehrmals bei Wallace mitspielt oder?) und der Henker von London. Alles großartige Mimen die wirklich Ausstrahlung haben.

Mann Mann,... wenn ich sehe was der deutsche Film reihenweise in den 60ern und 70ern hervorgebracht hat, das ist schon beachtlich - damals verstand man es offenbar einfach gute Unterhaltung am Fließband zu produzieren, wo man heute oft nur - mit mir weitestgehend unsympathischen, gemachten Publikumslieblingen, verkrampfte KInofilme dreht

Ach schon mal vorab: Nach mehreren Filmen mit Pinkas Braun könnte ich durchaus zum Fan werden. Der Mann ist verblüffend, sowas kenne ich gar nicht von deutschen Darstellern. Der hätte tatsächlich auch einen wunderbaren Dr. No abgegeben (siehe seine ähnlich angelegte Halbchinesen Rolle,...)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Edgar Wallace Thread

127
danielcc hat geschrieben:Grandios sind übrigens die beiden "älteren" Darsteller beim Frosch. Der Firmenchef (der später noch mehrmals bei Wallace mitspielt oder?) und der Henker von London. Alles großartige Mimen die wirklich Ausstrahlung haben.
Der Firmenchef Maitland wird verkörpert von Fritz Rasp, einem sehr profilierten Charakterdarsteller, der bereits in den späten 20ern in einigen von Fritz Langs Stummfilm-Klassikern mitwirkte (u.a. Metropolis). Er spielt wie du richtig vermutest in mehreren weiteren Wallace-Filmen mit, u.a. im Roten Kreis,
Spoiler
in welchem er vom Kreis vergifteten Tee bekommt und ihn im Finale stellt
. Der Henker wird von Carl Lange gespielt, ebenfalls einem sehr profilierten Darsteller, der u.a. auch als Gouverneur im dritten Winnetou-Teil zu sehen ist.
danielcc hat geschrieben:Mann Mann,... wenn ich sehe was der deutsche Film reihenweise in den 60ern und 70ern hervorgebracht hat, das ist schon beachtlich - damals verstand man es offenbar einfach gute Unterhaltung am Fließband zu produzieren, wo man heute oft nur - mit mir weitestgehend unsympathischen, gemachten Publikumslieblingen, verkrampfte KInofilme dreht
Horst Wendlandt war diesbezüglich schon eine Ausnahmegestalt innerhalb der deutschen Filmlandschaft, da er es wie kein anderer verstand den typisch deutschen Kinogängergeschmack traumwandlerisch sicher einzuschätzen und zu bedienen. Dabei stehen natürlich vor allem seine beiden großen 60er Jahre Filmserien, Wallace und Karl May, im Zentrum seines Schaffens, aber es spricht für sein besonderes Händchen, dass ihm dies auch später immer wieder gelang, sei es als treibende Kraft hinter vielen der Spencer/Hill-Produktionen oder bei den Otto- und Loriot-Filme, die allesamt ein Millionenpublikum begeistern konnten. Er steht wie ich finde auch stellvertretend dafür, dass sich das deutsche Kino früher noch getraut hat seine eigenen Genres zu definieren und nicht lediglich die gerade aktuellen internationalen Vorgaben wiederzukäuen. Man kann zu den Genres ja stehen wie man will, aber Heimatfilme, Karl May-Western oder Wallace-Thriller waren wirklich ureigene deutsche (Sub-)Genres und alle auf ihre Art prägend. Kaum vorstellbar, dass ein deutscher Produzent heute nocheinmal viel Geld in die Hand nehmen würde, um auf ein „typisch deutsches“ Genre zu setzen. Die Zeiten haben sich hier wirklich geändert (wobei man die dutzendfach gedrehten Beziehungs-RomComs in der Schweiger-Schweighöfer-Untiefe ja durchaus auch als „typisch deutsches (Sub-)Genre“ einstufen könnte).
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Wobei es komisch ist. Wir haben ja schon oft diskutiert, dass jede Art von halbwegs aufwendigem Genre Film (Action,....) finanziell kaum Sinn macht als deutsche Produktion weil selbst bei guter Kinoauswertung (2 Mio Zuschauer) nicht genug Geld zusammen kommt um ein anständiges Budget zu rechtfertigen (2 Mio Zuschauer = 15 Mio Eur... davon bleiben vielleicht 5 Mio beim Produzenten)

Aber die Wallace Filme waren ja auch nicht aufwendig. Irgendwelche kautzigen Gruselkrimis könnte man auch heute produzieren aber es ist wohl zu simpel ohne Risiko fürs TV zu produzieren...
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Ich mach mal langsamer weiter, dann kann man auch über einzelne Filme diskutieren...

1961 – Die seltsame Gräfin
Auch hier liege ich in meinem Urteil deutlich positiver als Anatol. Mir hat der Film - trotz seines etwas gemäßigen Tempos ganz gut gefallen.
Liegt vor allem daran, dass einige meine Wallace Lieblinge hier ihre besten Auftritte haben:
Kinski als völlig hemmunglos irrinningen Irrenanstalt-Insassen (!) ist wirklich ein schauspielerischer Urknall. Daneben gefällt mir auch Fuchsberger in einer anders angelegten Rolle ganz ausgezeichnet, hier ist er weniger Gutmensch als ein Charakter mit Ecken und Kanten. Fritz Rasp hat eine etwas größere Rolle und Eddie Arent wirkt als unreifer Sohn irgendwie... irgendwie merkwürdig.
Doch der Film ist auch Dialog-lastiger und so ist zum Beispiel Fuchsbergers erster ungehobelter Auftritt bei der Familie seiner zukünftigen Braut (es geht doch erstaunlich oft bei Wallace um "Zwangsheirat" bzw. arrangierte Ehen) ganz prächtig geschrieben. Die Geschichte um die Mutter und die Irrenanstalt geben hier einen ganz interessanten Rahmen und haben mich ein mal mehr an Hitchcock Filme erinnert. Sobald das Geschehen in das Schloss der Gräfin verlagert wird, wird es durchaus etwas absurd aber dennoch ein unterhaltsamer Film.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

130
danielcc hat geschrieben:Ach schon mal vorab: Nach mehreren Filmen mit Pinkas Braun könnte ich durchaus zum Fan werden. Der Mann ist verblüffend, sowas kenne ich gar nicht von deutschen Darstellern. Der hätte tatsächlich auch einen wunderbaren Dr. No abgegeben (siehe seine ähnlich angelegte Halbchinesen Rolle,...)
Da stimme ich dir auch zu. Braun ist für mich auch einer der besten Schauspieler der Reihe! :D
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Der Edgar Wallace Thread

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1962 – Das Rätsel der roten Orchidee
Ne, hat mir wieder nicht gefallen. Das ist mir zu viel generischer Mafia-Gansterfilm und zu wenig Wallace, das gilt für die Story, die Inszenierung und vor allem die Atmosphäre. Schon die Bilder sehen ganz anders aus als bei den Reinl/Vohrer Filmen. Wieder mal habe ich der Story nicht richtig folgen können. Mir war auch das Gespiele der Gansterbosse zu albern und daher in diesem Kontext unpassend.
Einziger Lichtblick, dafür aber dann gleich umso mehr: Pinkas Braun der einfach jede Szene buchstbäblich beherrscht mit seinem Charisma und seiner durchdringenden Stimme. Ich liebe seine oft ungewöhnliche Betonung.
Auf der anderen Seite gefällt mit Lee eigentlich kaum, grade weil er mit der deutschen Sprache doch etwas zu kämpfen hat.


1962 – Die Tür mit den sieben Schlössern
Yes! Alles was im Vorgänger fehlte finde ich hier gleich im Übermaß!
So albern das auch am Ende sein mag, so sehr ist es doch genau das was ich von einem Wallace erwarte. Nebel, Schlösser, skurile Charaktere, etwas Grusel bis hin zu Fantasy - wunderbar.
Pinkas Braun darf sich hier richtig austoben, wobei seine intellektuell überlegene Art zu Anfangs viel interessanter ist als die später offenbarte Naivität bzw. Selbstüberschätzung. Sein erstes Aufeinandertreffen mit dem ebenfalls wunderbaren Heinz Drache ist ganz fantastisch geschrieben, als der mit seinem Schlüsseltrick ins Leere läuft ("Das Dümmste was ein Mensch tun kann, ist den anderen zu unterschätzen").
Klar, am Ende wird es trashig und dazu passt Ady Berber wiederum ganz wunderbar.

Was es jetzt wiederum konkret mit den 7 Schlüsseln auf sich hat (und warum diese dann ausgerechnet eine Tür öffenen, die auch vorher schon mal geöffnet wurde...) ist eigentlich Nebensache.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben: Wir haben ja schon oft diskutiert, dass jede Art von halbwegs aufwendigem Genre Film (Action,....) finanziell kaum Sinn macht als deutsche Produktion weil selbst bei guter Kinoauswertung (2 Mio Zuschauer) nicht genug Geld zusammen kommt um ein anständiges Budget zu rechtfertigen (2 Mio Zuschauer = 15 Mio Eur... davon bleiben vielleicht 5 Mio beim Produzenten)

Das kann schon funktionieren, dafür muss man aber zwingend zumindest ein halbwegs großes Publikum finden (z.B. die von dir genannten 2 Millionen Kinozuschauer). Es gibt in D ja noch weitere Möglichkeiten eine Produktion zu finanzieren und somit rentabler zu machen, beispielsweise über Filmfördergelder oder Kooperationen mit TV-Sendern (z.B. exklusive Langfassungen fürs TV wie beim Untergang oder Medicus). Auch Filmfonds oder gar Crowdfunding (der Stromberg-Kinofilm finanzierte sich beispielsweise teilweise so) sind Möglichkeiten, um das Risiko zu streuen. Es gab in der Vergangengeit durchaus couragierte deutsche Genrefilme im Action- und Thrillerbereich, die sich an einer „deutschen“ Interpretation dieser Genres versucht haben, leider wurden einige davon an der Kinokasse recht hart abgestraft, beispielsweise Dominik Grafs exzellenter Anti-Terror-Polit-Knaller Die Sieger. Womit wir wieder beim Hauptproblem wären, nämlich ein halbwegs großes Publikum für solche vom internationalen Schema F abweichenden, in ihrer nationalen Identität eigenständigen Produktionen zu finden.

danielcc hat geschrieben: Aber die Wallace Filme waren ja auch nicht aufwendig. Irgendwelche kautzigen Gruselkrimis könnte man auch heute produzieren aber es ist wohl zu simpel ohne Risiko fürs TV zu produzieren...
Die günstige Produktion der Wallace-Filme machte sie letztlich zum großen Erfolgsmodell, obwohl das maximale Einspielpotenzial deutlich unter dem der besten Karl May-Filme lag. Durch die Langlebigkeit und hohe Rentabilität der Filme wurde das aber wettgemacht.

Bzgl. TV-Adaptionen: RTL hat sich Mitte der 90er ja mal daran versucht gehabt und ist im großen Stil damit auf den Bauch gefallen, auch weil der Spagat zwischen klassischem Stil und moderner Ausrichtung nicht geklappt hat. Ich hab irgendwo auch so meine Zweifel, ob man heute wirklich ein größeres Publikum für die Wallace-Stoffe finden könnte. Vielleicht wenn man den Stoff ähnlich modernisiert, wie es die Sherlock-Serie mit der Holmes-Vorlage macht. Streng genommen hätte aber auch das dann wenig mit wirklich eigenständigen Produktionen zu tun, sondern wäre auch nur eine weitere Kopie eines internationalen Formats. Zumal man das Problem von Neuinterpretationen beliebter und bestens bekannter Klassiker gut anhand RTLs neuaufgelegten Winnetou-Filmen sehen kann, die ihrerseits ein sehr geteiltes Echo hervoriefen: für die einen waren dort die diversen Änderungen fehl am Platz, für andere gingen sie nicht weit genug.

Ein Problem dass ich für „werkgetreue“ Neuverfilmungen sehe (seien sie nun getreu Wallace literarischen Krimis oder getreu der Rialto-Filme) ist, dass Wallace-Filme heute weitgehend als uralte Albernheiten mit Retrocharme eingestuft werden und die durchaus vorhandenen filmischen Qualitäten der besten Rialto-Produktionen nicht wirklich wahrgenommen werden. Allein das würde eine Fortsetzung des klassischen Stils und Zeitkontextes eigentlich unmöglich zulassen. Zumal dies aufgrund des dann notwendigerweise zu rekonstuierenden 60er Jahre-Ambientes deutlich teurer werden würde als seinerzeit, als man praktischerweise einfach im zeitgenössischen Umfeld drehen konnte (weswegen die Handlung der Filme im Gegensatz zu den Romanen ja auch nicht im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts spielt).


danielcc hat geschrieben: 1962 – Das Rätsel der roten Orchidee
Ne, hat mir wieder nicht gefallen.
(…)
1962 – Die Tür mit den sieben Schlössern
Yes! Alles was im Vorgänger fehlte finde ich hier gleich im Übermaß!
Deine anfängliche Einschätzung, dass du deutlich mehr Gefallen an den Spass-Wallaces, die zuweilen auch in den Trash abgleiten, hast bestätigt sich hier. :) Kann ich durchaus nachvollziehen, dass wenn man in erster Linie Freude am atmosphärischen Spektakel hat bei Filmen wie den 7 Schlössern bestens auf seine Kosten kommt (unter diesem Aspekt besteht auch eine recht große Chance, dass du dich für die Farbfilme der Wallaceserie begeistern kannst, zumindest wenn dich das fehlende Schwarz-Weiss-Ambiente und der abgehende Arent-Faktor nicht stört).

Für mich ist der atmosphärische Aspekt zwar auch elementar wichtig bei den Wallacefilmen, ich erwarte aber auch eine gut entwickelte Geschichte und starke Charaktere – also wenn man so will einen „guten“ Film, und das bieten mir die „Spass-Wallace-Filme“ zumeist eher weniger. Der Orchidee-Film ist für mich gerade aufgrund seiner starken Andersartigkeit sehr interessant, zumal hier die Inszenierung für einen Wallace vergleichsweise straff daherkommt. Ich gestehe aber gern ein, dass der Film tatsächlich recht wenig typischen Wallace-Charakter hat, was für mich aber nicht wirklich problematisch ist, da er unabhängig von seiner Serienkompatibilität schlicht ein gut gemachter Kriminalfilm ist, der mir auch ohne den Wallace-Bezug vermutlich genau so gut gefallen würde.

danielcc hat geschrieben: Pinkas Braun der einfach jede Szene buchstbäblich beherrscht mit seinem Charisma und seiner durchdringenden Stimme. Ich liebe seine oft ungewöhnliche Betonung.
Seine großartige Stimme erweist sich in einem Punkt dann leider als kontraproduktiv,
Spoiler
da man von Beginn an kaum wirklich überhören kann, dass er hinter dem lange Zeit (vergeblich) unsichtbar gehaltenen großen Hintermann steckt. Hier hätte man besser auf die Lösung des roten Kreises (oder später der grünen Stecknadel) zurückgegriffen, indem man Brauns Rolle als unsichtbaren Drahtzieher von einer anderen Stimme hätte einsprechen lassen sollen, um so das Rätsel überhaupt erst zu ermöglichen.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

133
Mit meinem Kommentaren zu deutschen Filmproduktionen meinte ich auch nicht, dass man nochmal Wallace Stoffe verfilmen müsste. Woran es wirklich fehlt sind
a) Stoffe die dem Kinopublikum Spaß machen
b) echte Kinostars !!!! (also Leute die man nicht viel häufiger im TV sieht, und Leute die nicht so verklemmte möchtegern Schauspielkünstler sind)
c) entsprechende Vermarktung

Unter Wendlandt zB hätte ich mir vorstellen können, dass er aus "Alarm für Kobra 11" eine Kinoserie gemacht hätte, und schwupps hätte Deutschland schon in den 70ern einen Fast & Furious Vorgänger gehabt...

Ich finde, die Story relativ unwichtig bei Wallace solange ich dem Geschehen gut folgen kann. Da ist für mich oft der beste Indikator für einen gelungenen Wallace Film meine Erinnerung: kann ich mich gut an den Film, Szenen und das Geschehen erinnern.
Und das wird dann auch das entscheidende Merkmal sein, wenn wir zu meinen absoluten Favoriten kommen, wo ich buchstäblich jede Szene noch kannte von meiner Erstsichtung...
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben: Unter Wendlandt zB hätte ich mir vorstellen können, dass er aus "Alarm für Kobra 11" eine Kinoserie gemacht hätte, und schwupps hätte Deutschland schon in den 70ern einen Fast & Furious Vorgänger gehabt...
Ich sehe auf was du hier hinaus möchtest, dein Beispiel ist aber denke ich aus mehreren Gründen etwas unglücklich gewählt. Wendlandt hat immer sehr kostenbewusst gedacht und größere Ausgaben, wie beispielsweise bei den May-Filmen, immer sehr lange abgewägt und ist sie eigentlich nur dann eingegangen, wenn er vom Markterfolg eines Konzeptes sehr überzeugt war. Entsprechend hat er ja auch sehr schnell den Stecker gezogen, als die Umsatzentwicklung rückläufig war. Unter diesem Aspekt ist die Wallace-Serie dann wohl auch repräsentativer für Wendlandts Denkweise. Von daher glaube ich weniger, dass Wendlandt in einen reinen Actionfilm, der schon aufgrund seiner wesentlichen Attraktionen (=Actionszenen) deutlich teurer als ein gewöhnlicher Kriminalfilm ist, investiert hätte. Wobei die Idee einer 70er Jahre-Actionreihe grundsätzlich nicht gänzlich unrealistisch ist, da gerade unsere eropäischen Nachbarn hier qualitativ äusserst ansprechende Produktionen ablieferten (zB die Poliziotteschi in Italien oder die Belmondo-Reisser in Frankreich). Aus den genannten Gründen war Wendlandt da aber weniger daran interessiert, auch weil er seit den 70ern in erster Linie im Verleihgechäft und nur noch sporadisch in der direkten Produktion tätig war und in ersterem mit einigen der Belmondos bereits zugkräftige Attraktionen im Programm hatte. Zumal der deutsche kommerziell orientierte Film in den 70ern praktisch tot war oder sich auf Bahnhofskino-Niveau bewegte (auch deshalb verlagerte sich Wendlandt aufs Verleihgeschäft).
danielcc hat geschrieben: b) echte Kinostars !!!! (also Leute die man nicht viel häufiger im TV sieht, und Leute die nicht so verklemmte möchtegern Schauspielkünstler sind)
Hätte Schweiger nicht seinen Tatort-Job würde diese Forderung auf ihn zutreffen (und er hat sich ja zB mit Schutzengel auch in diesem Genre bereits versucht). Das Problem deiner Forderung nach echten Kinostars sehe ich darin, dass wir keine funktionierende deutsche Kinolandschaft mehr haben wie sie es in den 50er und 60er noch gab, jedenfalls abseits der nachwievor oft produzierten Komödien. Wenn man quantitatv nur wenige Filme ins Kino bringt können sich als Folge auch keine Kinostars entwickeln (außer ein paar Ausnahmen, die dann aber auch genretechnisch recht festgelegt sind).

Der Wandel gegenüber vergangenen Jahrzehnten hängt natürlich auch elementar mit der Entwicklung des Fernsehens zusammen. Zur Hochzeit von Wallace und Karl May steckte das deutsche Fernsehen noch in seinen Kinderschuhen und gerade aktuelle Filme gab es überhaupt nicht zu sehen. Daher war der Kinogang unerlässlich wenn man so etwas sehen wollte und das Kino war entsprechend auch noch eine weit generationsübergreifendere Anlaufstelle (während heute sich ein Grossteil des Zielpublikums aus Teens und Twens zusammensetzt), entsprechend wurde auch ein vielfältigeres Filmangebot produziert. Heutzuztage, wo ein aktueller Blockbuster bereits kurz nach Kinoauswertung im Free-TV läuft und generell der Filmanteil im TV-Programm sehr hoch ist (ganz abgesehen von anderen Verwertungskanälen wie DVD, BD, Streamingangebote) gibt es nur noch eine recht begrenzte Kinonische für deutsche Prodktionen.

Gerade auch angesichts der sich stark veränderten Sehgewohnheiten des aktuellen Kinopublikums (das effektgeschwängerte 200-Millionen-Blockbuster gewohnt ist und oft auch eine entsprechende Grössenordnung erwartet) sind deutsche Produktionen in schon per Definition teureren Genres wie dem Actionfilm extrem riskant. Das ist schade, denn gute Darsteller haben wir immer noch, das Beispiel von Christoph Waltz, der sich vor seinem Hollywood-Durchbrauch auch fast ausschliesslich im TV betätigte, zeigt dies recht gut. Aber so lange weiterhin unter deutschen Produktionen ausschliesslich Komödien erfolgreich laufen und Genrefilme wie die bemerkenswerten Harms oder Banklady praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden (ich war der einzige (!) Zuschauer in meiner Banklady-Vorstellung) wird sich daran vermutlich wenig ändern.
danielcc hat geschrieben: Ich finde, die Story relativ unwichtig bei Wallace solange ich dem Geschehen gut folgen kann.
Für mich ist die Story das Grundgerüst, das stimmen und mich in irgendeiner Weise fesseln muss. Da unterscheiden sich Wallace-Filme bei mir nicht von jedem anderen Film, zunächst mal möchte ich einen funktionierenden Film sehen, das ganze Drumherum - also Atmosphäre, Zeitkolorit, Skurrilität, Albernheit – ist dann für mich eher Bonus, wenngleich es natürlich die Identität der Wallace-Filme definiert. Aber in erster Linie will ich einen guten Film sehen, das ist z.B. bei Bond auch so. Da bedauere ich es dann schon, wenn ein Film stilistisch nicht so ist, wie ich es mir wünschen würde, wenn er mich aber qualitativ überzeugt ist mir das immer noch lieber als anders herum, also dass meine stilistischen Wünsche erfüllt werden, der Film an sich dafür aber nicht wirklich begeistern kann. Wobei sich die Katze aber natürlich in den (argumentativen) Schwanz beisst, wenn es gerade ein bewusster Stil ist, der einem Film die persönlich empfundene Güte verleiht. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Hier meine Top 10 der Wallace-Filme:

1. Der Hexer
2. Die toten Augen von London
3. Das Gasthaus an der Themse
4. Die blaue Hand
5. Der Mönch mit der Peitsche
6. Das Geheimnis der gelben Narzissen
7. Die Tür mit den sieben Schlössern
8. Der Bucklige von Soho
9. Der unheimliche Mönch
10. Der Mann mit dem Glasauge
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."