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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Ich hatte gestern leicht erhöhte Temperatur und dachte heute morgen, ich hätte aufgrund dessen ein wenig im Delirium irgendeinen Actionmurks mit Denzel Washington imaginiert. Bei der Recherche eben musste ich dann feststellen: Es war gar kein Fiebertraum, "Ricochet" existiert tatsächlich.
Was ist "Ricochet", werden sich jetzt einige fragen! Nun: Kennt jemand von euch "Ein Köder für die Bestie" bzw. "Cape Fear"? "Ricochet" ist eigentlich genau dasselbe, nur mit Denzel Washington als Cop/Anwalt und John Lithgow als Psycho-Killer, ach ja, und mit mehr Logiklöchern als Szenen, die Sinn ergeben sowie exzessiver Gewalt, die direkt aus einem Slasher stammen könnte. Am Anfang wird Lithgow erstmal vom Good Cop Washington verhaftet, in einer bemerkenswert strunzdummen Szene. Lithgow ist gerade aus einem Fenster gesprungen und steht jetzt auf einem Jahrmarkt. Washington und er bedrohen sich gegenseitig mit Schusswaffen. Eine Frau sieht das aus der Ferne, schreit auf und rennt gefühlte zwanzig Meter direkt auf Lithgow zu, um zu seiner Geisel zu werden. Washington beschließt darauf, sich bis auf die Unterhose nackt auszuziehen ... Warum auch immer. Dann zieht er sich - offenbar aus seinem Hintern - eine Kanone raus und schießt auf Lithgow.
Eine Art Metapher für alles, was noch folgen mag, denn den Rest des Films hat sich "Highlander"-Regisseur Russell Mulcahy ebenfalls aus der Gesäßöffnung herausgezogen. Lithgow sitzt nämlich jetzt im Knast und vertreibt sich die Langeweile, in dem er an SCHWERTKÄMPFEN gegen Mitglieder der Arischen Bruderschaft teilnimmt. Washington ist mittlerweile Anwalt und hat mal ein oder zwei Kinder. Keine Ahnung, der Teil war verwirrend. Der Film macht auch mehrere (?) Zeitsprünge, ohne sie so richtig mitzuteilen. Ist aber eigentlich egal. In "Ricochet" geht es schließlich darum, dass Lithgow nach seinem Ausbruch versucht, Washington das Leben zur Hölle zu machen. Er spielt Psycho-Spielchen mit ihm, hängt ihm üble Scheiße an, und aus Spoiler-Gründen verzichte ich mal auf die eine schlimmste Sache, die Washington über sich ergehen lassen muss. Tatsächlich wird der Film erst jetzt langsam unterhaltsam, je mehr Washington durchdreht. Im Showdown ist er so von den Socken geblasen, dass der finale Kampf ein wenig so wirkt, als würde Two-Face versuchen, den Joker zu erledigen.
Pulp-Irrsinn gemixt mit einer Art Pop-Art-Hysterie; fertig ist dieser unwirklich wirkende DTV-Exploitation-B-Film, der sich damals irrtümlich ins Kino verirrt hatte. Trotz der beiden großen Namen in den Hauptrollen ist "Ricochet" grauenhaft gespielt, unfassbar dumm geschrieben und exzessiv brutal, auf eine regelrecht unangenehme Weise (selbst Freddy Krueger und Michael Myers würden sich angewidert abwenden). "Kann man einen Film als 'schlecht gelaunt' bezeichnen?", hat meine Mitguckerin hinterher gefragt, und falls es geht, so ist es die ideale Beschreibung für dieses Teil. Mein Fazit wäre: "Ricochet" ist furchtbar blöd, und gleichzeitig irgendwie richtig lustig. 90s Action-Trash-Galore. Als Kuriosität von nun an Teil meiner filmischen Erinnerungen, aber nochmal muss ich das dann auch nicht unbedingt durchstehen.
Clint Eastwood hat das Skript für den Film - er war ursprünglich wohl als Dirty-Harry-Sequel gedacht - übrigens abgelehnt, weil es ihm zu düster und abgründig war. Und Eastwood ist wohl wirklich nie in Verdacht geraten, diesbezüglich besonders prüde zu sein ...
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Let the sheep out, kid.