danielcc hat geschrieben:Für mich als Zuschauer zählt die Geschichte, die Dialoge, die Charaktere. Im Besten Fall unterstützen Dinge wie Kameraarbeit, Locations, und vor allem Musik das Ganze.
Ja, Daniel, aber das ist für uns hier mit wenigen Abstrichen überhaupt nicht anders. Du denkst nur immer, irgendwer hier würde das wirklich fundamental anders sehen, in Wahrheit ist dem aber gar nicht so.
Mir ist eben nicht nur wichtig, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird. Für pure Inhalte braucht es keine Filme, da reichen auch Romane. Und selbst bei denen kommt es immer mindestens so sehr auf das Wie wie auf das Was an. Hast du noch nie erlebt, dass dir jemand einen Witz erzählt und du das Gefühl hattest: Hätte mir jemand anders denselben Witz erzählt, hätte ich vermutlich viel mehr lachen müssen? Und hätte mir jemand anderes denselben Witz auf eine etwas andere Art erzählt, hätte ich vielleicht noch viel mehr lachen müssen? In etwa so funktioniert das. Ein Regisseur wie bspw. Alfred Hitchcock ist doch gerade so gut, weil er seine Geschichten eben auch famos erzählen konnte und auch aus schwächeren Geschichten sehr viel rausholen konnte. Und manchmal kann das soweit gehen, dass die Art der Erzählung selbst zur Kunst wird, selbst die eigentliche Geschichte darstellt. Das hat dann eben auch was damit zu tun, sich auf andere Darstellungsformen einlassen zu können, das Besondere darin zu sehen. Einen Guy Ritchie beispielsweise dafür abzukanzeln, dass er seine Geschichten nicht so erzählt, wie andere das tun würden ist wenig sinnvoll. Mehr Spaß macht es doch, Ritchie in den Kaninchenbau zu folgen und einfach mal zu schauen, was sein Antrieb gewesen ist, auf die erzählerischen Mittel zu setzen, die er einsetzt und im Idealfall formen Inhalt und äußere Gestaltung dann eine perfekte Einheit.
danielcc hat geschrieben:Das sind so Ersatz-Maßstäbe die ihr euch angelegt habt, da ihr nicht erklären könnt, warum euch manche Filme kalt lassen und andere echt berühren
Na, aber keinesfalls, sondern das sind die Maßstäbe des Kinos als visuelles Medium. Das ist doch kein Kokolores, den sich irgendwann irgendwer ausgedacht hat, um sich von der Masse abzugrenzen, aber das Kino definiert sich über seine Form, seine optische Gestaltung und das hat es schon in seinen Anfangsphasen, als es noch in den Kinderschuhen steckte. Ohne interessante Geschichten oder Figuren, Handlungen mag das Kino nicht so interessant sein, aber einem langweilig ausschauendem Film helfen auch die tollsten Dialoge kaum weiter. Das ist der Grund, warum ein Kammerspiel wie
12 Angry Men für mich auch vor allem von der Inszenierung lebt, weil dieselbe Geschichte mit denselben Dialogen von jemand anderem umgesetzt extrem langweilig hätte sein können, Sidney Lumet aber ein meisterhaftes Gespür dafür hat, mit Montagetechniken den Raum, den die Handlung braucht, effizient zu nutzen und auszukosten. Andere mögen den Film eher für abgefilmtes Theater halten, aber ich erkenne da eine Menge drin. Und das ist auch okay, wenn jemand anderes das nicht tut (selbes Beispiel auch für
The Hateful Eight, ebenfalls ein Kammerspiel, dass maßgeblich durch die Regie für mich zum Meisterwerk wird, während andere es vielleicht nur auf seine Dialoge und Charaktere reduzieren wollen würden - und das für viele vielleicht gar nichts besonderes zu bieten hat, weil sie nicht sehen, was andere darin sehen).
danielcc hat geschrieben: So einen Film muss man mit dem Herzen sehen, da brauche ich keinen Verstand und da brauche ich auch keine filmischen Referenzen die ich anlege.
Jeder Film, der mich wirklich begeistern will, muss mich im Herzen ansprechen und nicht nur im Verstand. Auch hier denkst du fälschlicherweise, es gäbe einen fundamentalen Unterschied zwischen deiner Sichtweise und manchen anderen. Dem ist aber nicht wirklich so. Das Herz ist immer dabei, wenn ich Filme sehe und Herz und Verstand müssen sich nicht ausschließen, sondern gehen im besten Film... äh Fall, natürlich ohnehin Hand in Hand. Sonst könnte ich mich für Filme sicherlich nicht genug begeistern, um so viel Zeit meines Lebens dafür zu opfern. Es ist jedenfalls nicht so, dass hier irgendwer nur eine bestimmte Auswahl an Filmen schaut, um im Internet seine Intellektualität zu präsentieren. Sorry, wenn das hart klingt, aber du scheinst immer genau davon auszugehen und ich kann nicht verstehen, wie dir dieser völlig falsche Gedanke in den Kopf schießen kann.