230
von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Mechanic: Resurrection (2016, Dennis Gansel)
Ich bin ja ein grosser Fan von Englands hauseigenem Prügelknaben Jason Statham, da er eine wesentliche Schlüsselrolle dabei gespielt hat, mich zu meiner Leidenschaft für das Medium Film zu führen. Ich war vor ein paar Jahren ein regelrechter Fan der Actionfilme mit dem kantigen Briten und bin dabei natürlich schnell auf die intelligenten und eigensinnigen Komödien-Meisterwerke von Guy Ritchie gestossen, in denen "The Stath" seine frühen Rollen gespielt hat. Der 2011er-Jahrgang The Mechanic zählte aber für mich schon damals zu seinen schwächeren Outputs. Das zynische Drama, das der Film sein wollte, habe ich ihm nicht abgenommen, und auch als knalliges Actionvehikel war er nicht sonderlich aufregend. Das ausgerechnet der jetzt fortgesetzt wird mag zum Gähnen redundant erscheinen, da ich heute aber noch raus wollte und nichts vorhatte, und natürlich um der alten Zeiten willen, vor allem da ich seit Homefront keinen Statham mehr gesehen habe, bin ich dann doch noch ins Kino gegangen.
Das von einer ganzen Handvoll Schreiberlinge zusammengeschusterte Drehbuch ist natürlich absolut hanebüchen und verwurstet hemmungslos alle stereotypen Motive des Genres, sei es der Gangster der eigentlich aussteigen und einen friedvollen Lebensabend geniessen wollte, der berüchtigte letzte Job, ein Gegenspieler mit persönlicher Beziehung zum Helden und noch zahlreiche andere Elemente. Der Film ist sich noch nicht einmal zu schade, ausgiebig das Vorwerk des Hauptdarstellers zu zitieren. So ziemlich alles hat man so oder ähnlich schon im ersten Transporter, dem ersten Mechanic, Killer Elite oder Parker gesehen. Und als Leitfaden der Story dient eine trashige Romanze mit Jessica Alba als - aufgepasst - warmherzige humanitäre Helferin in Drittweltländern und nebenberufliche Damsel in Distress. Gansels Inszenierung weiss dabei oft nicht so genau, wo sie eigentlich hinwill und hat praktisch null Gespür für Rhythmus, Tempo und Timing. Oftmals sind die Längen der Szenen und deren Verhältnis zueinander von vorne bis hinten absolut verkehrt und wirken mit ihren gehetzten Zeitsprüngen und schwarz-Aus-und-Einblendungen wie eine beliebige TV-Serie. Die Bösewichter pflegen in ihrer Freizeit in der Klischeekiste zu hausen, man bekommt das ganze Arsenal an waffenschmuggelnden, vergewaltigenden, frauenschlagenden und auf Yachten oder in Villen hausenden B-Movie-Ganoven geboten. Gekrönt wird dieses erheiternde Schurkenensemble nur durch Tommy Lee Jones in einem glorifizierten Cameo als Seidenpyjamas und Ohrringe tragender hipper alter Fiesling, der ja eigentlich gar nicht so fies ist.
Trotzdem funktioniert der zweite Mechanic über weite Strecken als seichte Unterhaltung gar nicht mal so schlecht. Mit den ausgeklügelten Mordanschlägen des kahlen Engländers (die natürlich alle wie Unfälle aussehen müssen) kommt ab dem Mittelteil markant mehr Tempo und Abwechslung in die Angelegenheit, auch wenn die Vorgehensweise von Stathams Batman-meets-MacGyver-Typ an deutlich mehr Haaren herbeigezogen ist als der Brite auf seinem Haupt trägt und Gansel und das Drehbuch sich hier auch noch grosszügig bei Mission Impossible 4 bedienen. Die Prügel- und Ballerszenen sind derb und knackig in Szene gesetzt, wenn auch sicher etwas repetitiv. Immerhin hat der Film aber mindestens dreimal so viele Actionszenen als sein auf diesem Gebiet ziemlich flachbrüstiger Vorgänger. Staths gewohnter kantiger Charme kommt auch besser zum Zuge als noch im Erstling und sehr viel Exotik mit sehr viel Location-hopping rundet den Streifen als ganz netten Einweg-Filmspass, den man nicht allzu ernst nehmen sollte ab.
Wertung: 5 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.