Re: Der Edgar Wallace Thread

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AnatolGogol hat geschrieben:Die Zeit war schlicht vorbei, vor allem die deutsche Jugend entwuchs in den 60ern mehr und mehr "Opas Kino", für das gerade die Karl May-Filme stellvertretend stand. Das Massenphänomen war spätestens 1965 Geschichte.
Bingo. Eine Entwicklung, die Wendlandt schlicht und einfach in dem Tempo nicht stoppen und welches die Reihe nicht überleben konnte, ohne die Ideale, Inhalte und Form der Filme zu ändern (was ja sogar in dem miesen Old Firehand ein wenig versucht wurde, aber gefühlt auch schon deutlich zu spät kam). An Winnetous Tod in Teil 3 lag es definitiv nur sehr wenig, da Winnetou ja in den Folgefilmen wieder auftrat und das Kinopublikum trotzdem nicht mehr in dem Ausmaße zurückkehrte.
Samedi hat geschrieben:Wenn man nur die Surehand-Filme betrachtet, mag das stimmen. Und warum ist das so? Weil Wendlandt die Filme extra für Granger so geändert hat. Trotzdem war Brice zuerst da und bei einer Gesamtbetrachtung der Reihe ist eindeutig Granger der Fremdkörper.
Na, jetzt machst du es dir aber etwas zu einfach. Du magst das so sehen, aber ich habe Surehand garantiert nie als Fremdkörper empfunden und auch die Surehand-Filme nie als unpassend im Vergleich zum Rest der Reihe. Alles was Granger macht, ist etwas selbstironische Komik (oh nein, schockschwere Not!) zu integrieren, wobei auch hier die Frage ist, ob nicht gerade das Surehand glaubwürdiger machte als so manch anderen Charakter in der Reihe, da so mancher oft durch die kitschige Überhöhung eher unfreiwillig komisch rüberkam (bei aller Sympathie für die Filme) und dennoch ist Grangers Charakter ernster und echter als der schrullige Sam Hawkins oder die Auftritte von Arent als Lord Castlepool.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Casino Hille hat geschrieben: dennoch ist Grangers Charakter ernster und echter als der schrullige Sam Hawkins oder die Auftritte von Arent als Lord Castlepool.
Der Unterschied zu Hawkins und Castlepool ist doch aber, dass diese Nebenrollen (oder Sidekicks) sind, die ja dazu da sind, den Film an bestimmten Stellen wieder aufzulockern. Surehand hat ja obendrein noch Old Wabble, der wegen Granger sogar nochmehr zur Witzfigur verkommt, als es Hawkins schon war. Castlepool und Tuff-Tuff hätte man meinetwegen aber auch weglassen können.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Samedi hat geschrieben:Der Unterschied zu Hawkins und Castlepool ist doch aber, dass diese Nebenrollen (oder Sidekicks) sind
Dementsprechend unterschiedlich auch der Humor und die Bedeutung des Humors für die Dramaturgie. Hawkins und Castlepool liefern albernen Slapstick, während Granger selbstironische Pointen und Gesten einbaut. Das ist ein Unterschied wie bei James Bond und Sheriff Pepper (der alte Nepomuk...), bei dem der eine ebenfalls selbstironisch auftritt (und damit die Filme erst authentisch macht), während der andere dann eher ganz klar eine rein humoristische Figur ist.

@Anatol, Vodka, 00T: Weiß einer unserer Mayrathonisten eventuell genaueres über diese Granger-Hintergründe bei den Dreharbeiten? Wird das auch noch von anderen Aussagen gestützt oder basiert das einzig und allein auf den Aussagen von Pierre Brice zu dem Thema? Würde mich ehrlich gesagt gerade interessieren.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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In Horst Wendlandts Biographie wird auch wenig schmeichelhaftes über Granger gesagt. Er wird als besserwisserischer, abhalfterter Star bezeichnet, der den deutschen den Western beibringen wollte und damit Kollegen und Regisseur Vohrer bis aufs Blut reizte. Wendlandt sinniert, dass Granger den Abstieg vom Weltstar zu Karl May nicht verkraftet hat. Ich habe aber von Crewmitgliedern auch schon sehr positives gelesen, kann mich aber momentan nicht genau dran erinnern von wem (Eva Ebner?). Jedenfalls hiess es da er sei sehr umgänglich und kollegial gewesen. Vermutlich ist es wie so oft: je mehr Leute man fragt, desto mehr "Wahrheiten" bekommt man zu hören.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Für mich ist Granger noch das beste an den Filmen. Er spielt das wirklich sehr lässig, und ist ein angenehmer Kontrast zu Barker, der die schwülstigen Dialoge nicht umgeht.
Das beste an den Filmen ist eindeutig Martin Böttcher! :D
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Nee, die Musik ist mir auch immer zu schmalzig, auch wenn sie natürlich gut zu den Filmen passt.

Und was Granger betrifft, da würde ich schon hinter Wendlands Aussagen weitgehend die Wahrheit vermuten. Als Erwachsener sehe ich jetzt auch die Distanz die er zu den Filmen hat, und in seinem Spiel auch durchblicken lässt. Er spielt tatsächlich eher gegen Brice als mit ihm. Es ist ja auch Brice der seine Rolle falsch angeht. ;)

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Es ist ja auch Brice der seine Rolle falsch angeht. ;)
Das kann man in Teilen auf jeden Fall so sehen.
Maibaum hat geschrieben:Und was Granger betrifft, da würde ich schon hinter Wendlands Aussagen weitgehend die Wahrheit vermuten.
Die blinde Vermutung ist der Gewissheit ihr Tod. :wink:
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Casino Hille hat geschrieben: @Anatol, Vodka, 00T: Weiß einer unserer Mayrathonisten eventuell genaueres über diese Granger-Hintergründe bei den Dreharbeiten? Wird das auch noch von anderen Aussagen gestützt oder basiert das einzig und allein auf den Aussagen von Pierre Brice zu dem Thema? Würde mich ehrlich gesagt gerade interessieren.
Es gibt einige Dokus, meine aber, dass die Regie-Assistentin Ebner sich mehrfach positiv über Granger geäußert hat. Negatives kommt vor alem von Brice und ich glaube auch Götz George. Wendlandt wurde ja bereits schon erwähnt.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Ich denke auch, dass da was dran ist. Zumal man in Hollywood schon etwas auf das europäische Genrekino hinabblickte, besonders der Western wurde ja als Nationmalheiligtum betrachtet. Grangers große Zeit in Hollywood war zudem vorbei, so dass er das Ganze vermutich als Abstieg empfunden hat. So gesehen würde ein überhebliches und arrogantes Auftrteten schon plausibel sein.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Dass da was dran ist denke ich wird auch kaum jemand bestreiten. Allein Brice und Wendlandt zeichnen mir da ein etwas allzu düsteres Bild. Ob Granger sich wirklich gegenüber jedem wie ein Idiot verhalten hat glaube ich dann nicht so ganz, gerade gegenüber der Crew und den Nebendarstellern. Dass er aufgrund seines Status als Weltstar gegenüber Regisseur, Produzent und Co-Star eine gewisse Arroganz hat raushängen lassen, dass glaube ich dann schon eher. Bei Brice und Wendlandt klingt das aber immer nach "alle konnten ihn nicht leiden" - und daran habe ich so meine Zweifel.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Wiki sagt: In 1970 he described his recent movies as "movies not even I will talk about"

Grangers Karriere in Hollywood war ja ab Mitte der 50er zunehmend ins Stolpern gekommen, da war die Rückkehr nach Englnd in das dortige Genrekino in den späten 50ern sicher schon eine Art Niederlage, während dann die eher billigen Genrefilme die er in Italien und Deutschland machte ein richtiger Abstieg waren.

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Wiki sagt: In 1970 he described his recent movies as "movies not even I will talk about"

Grangers Karriere in Hollywood war ja ab Mitte der 50er zunehmend ins Stolpern gekommen, da war die Rückkehr nach Englnd in das dortige Genrekino in den späten 50ern sicher schon eine Art Niederlage, während dann die eher billigen Genrefilme die er in Italien und Deutschland machte ein richtiger Abstieg waren.
Dumm für Granger, dumm für die Filme...
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