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von Agent 009
00-Agent
Heartbreak Ridge, 1986
Clint Eastwood, ein Mann der durch Westernklassiker berühmt, durch Dirty Harry zur absoluten Kultfigur und durch eine lange Regie- und Schauspielkarriere zu einer unmöglich wegzudenkenden Größe in Hollywood wurde. Clint Eastwood, ein Mann der eigentlich keine Einführung, Erklärung oder dergleichen bedarf, da er eine absolut großartige Leinwandgeschichte vorzuweisen hat. Clint Eastwood, eine Legende. Mit seiner Regiearbeit Heartbreak Ridge, bei der er ebenfalls den Platz des Produzenten und des Hauptdarsteller ausfüllte, brachte er uns einen Einblick ins Leben des stahlharten Gunnery Sergeant der US Marines und Veteran des Koreakrieges Thomas Highway.
Ebenfalls Veteran der Schlacht von Heartbreak Ridge, soll der bald in den Ruhestand stehende Highway neue Rekruten für die US Marines ausbilden und zu harten Männern machen. Die eher lasche und undisziplinierte Truppe versucht alles um Highway los zu werden, damit sie ihr belangloses und faules Dasein weiter führen können, doch sie ahnen nicht mit wem sie es zu tun haben. Und schon bald wird es drauf ankommen, aus was die Männer gemacht sind.
Schon die Einführungsszene von Clint Eastwoods Figur ist absolute Coolness die meines Erachtens nach sogar die meisten Dirty Harry und 'Dollar'-Szenen um Welten übertrifft. Der Spruch mit dem Stacheldraht und dem Napalm, das Auftreten allgemein, selten wurde eine Figur cooler eingeführt und in Szene gesetzt. Hier sitzt alles. Schon jetzt legte der Film eine extrem hohe Messlatte und was Eastwood's Figur betrifft, wird das Niveau definitiv gehalten. Immer wieder glänzt er als sympathischer unsympath mit fiesen Sprüchen, abfälligen Bemerkungen und einer stahlharten Herangehensweise die seinen Vorgesetzten im Film immer wieder missfällt, dennoch ihre Wirkung bei seinen Rekruten zeigt. Mir gefiel sehr wie die Ausbildung gezeigt wurde, da die Herangehensweise sehr on point ist. Hier stimmt alles. Man lässt sich Zeit für die Entwicklung, es ist immer wieder sehr abwechslungsreich und auch das Leben außerhalb der Ausbildung wird hier beleuchtet. Zwar ist es nicht so sehr im Fokus, spielt dennoch eine wichtige Rolle für Highway's Entwicklung im Film.
Eastwoods Figur, die keinen Krieg verpasste und sein Privatleben praktisch immer erst nach den Marines anstellte ist klasse gespielt und wirkt authentisch. Man nimmt Eastwood jeder Zeit ab ein harter Hund zu sein, der viel erlebt hat und so gar nicht richtig in das Leben außerhalb des Militärs passt. Man merkt anhand der Art wie er mit seiner Ex-Frau umgeht, das er nicht viel Erfahrung mit sowas hat und seine Heimat all die Jahre die Marines und der Krieg waren. Auch er muss sich langsam anpassen, denn er scheint fremd in dieser Welt. Genau diese Entwicklung, diese Figur die er verkörpert und die kleine aber feine Entwicklung die er durch macht finde ich so interessant. Clint trägt diesen Film, er führt den Film und dadurch ist er mehr als nur Hauptfigur. Seine Figur ist Dreh- und Angelpunkt des Ganzen.
Die meiste Zeit, etwa 80-90% des Films befassen sich mit Highways Zeit bei den Marines, der Ausbildung der Rekruten und Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten, während der Rest mehr oder weniger das Finale und den Kampfeinsatz beeinhaltet. Dieser ist ohne Frage gut inszeniert, fällt mir persönlich am Ende aber etwas zu lau aus und bleibt Höhepunktlos. Vielleicht fällt er aber auch deshalb ab, weil der ganze Rest des Films kontinuierlich auf so hohem Niveau ist, das am Ende einfach nicht mehr drin war. Natürlich ist es keine große Schwäche und kein enormer Kritikpunkt, dennoch fand ich Inszenierung in Bezug auf Spannung, optische Darstellung usw. deutlich schwächer als alles was man vorher gesehen hat. Der Film war vorher deutlich interessanter und spannender, was vielleicht auch daran liegt das die Figur, die Ausbildung und das alles der Kern des Ganzen war. Nichtsdestotrotz braucht sich das Finale nicht zu verstecken.
Heartbreak Ridge ist ein sehr starker, spannender und gut gespielter Film von Clint Eastwood der hervorragend inszeniert und nur im Finale etwas an Sprit verliert, was aber daran liegt das man vorher mit 200 Sachen zugange war und absolut erstklassiges Kino lieferte. Eastwood ist die stahlharte Coolness in Person und trägt dem Film mit enormer Präsenz. Selten einen cooleren Auftritt gesehen. Auch der Rest vom Cast macht eine ordentliche Arbeit, schafft es aber nicht wirklich so zu glänzen wie es Eastwood tut, da er alles überschattet. Ein guter Film mit einer guten Story über einen Veteranen der noch einmal seiner Arbeit nachgeht und lernen muss sich anzupassen, abzuschließen. Absolut gelungen. Absolute Empfehlung.
9/10