Hm... möglicherweise aus einer eigenen politischen Meinung, die vom linken Mainstream abweicht?

In der Kurzfassung: Ich halte VdB für den falschen Mann an der Spitze des Staates. Warum?

1) Er hat den Wahlkampf mit einer Lüge begonnen: "Unabhängig" aber das ist er nicht. Er ist zu 100% grün (also links) und vertritt auch deren Ideen: 100.000 Ayslwerber pro Jahr (ohne Familiennachzug) sind kein Problem, Grenzsicherung ist pfui etc. etc.
Ich verstehe die Idee dahinter von seinem Wahlkampfleiter, aber es ist und bleibt eine Lüge.
2) Er würde gewisse Parteien nach einer Wahl nicht angeloben aufgrund seiner Abneigung dagegen. Das widerspricht aber dem Wählerwille.
Der Hintergrund: Die Grünen schielen nach der Wahl 2018 auf eine Dreierkoalition mit Rot und Schwarz. Haben sie schon öfters angekündigt und das Abstimmungsverhalten im Parlament (ESM!) bestätigt das. Jetzt funktioniert aber die Koalition zwischen den beiden bestehenden schon seit 8 Jahren überhaupt nicht (trotz zahlreicher Wechsel und "Neustarts"). Wie soll das dann mit 3en gehen? Antwort: Gar nicht, weil die sich gegenseitig immer im Weg stehen werden.
3) Er meinte, es würde kein Negativ Campaigning geben. Kurze Zeit später lässt er Dinge vom Stapel wie "Wenn Hofer BP wird ist Strache Kanzler und das geht nicht wenn die höchsten beiden im Amt von der gleichen Partei sind" > Komisch, seit 2006 sind die höchsten Ämter im Staat rot und da stört es ihn nicht!? Oder "Wenn Sie schon große Vorbehalte gegen mich haben, überlegen Sie, ob die gegenüber meinem Konkurrenten nicht noch größer sind." > Das ist für einen mit akademischen Hintergrund ein Armutszeugnis. Klar, die FPÖ macht auch NC. Aber dort war es immer schon Bestandteil ihrer Kampagne, bei den Grünen hingegen ist es schlicht und ergreifend inkongruent.

Das leuchtet mir alles durchaus ein. Wäre Hofer dann für dich ein akzeptabler Mann an der Spitze oder hatte Österreich in deinen Augen die Wahl zwischen Pest oder Cholera?

Casino Hille hat geschrieben:Hm... möglicherweise aus einer eigenen politischen Meinung, die vom linken Mainstream abweicht?

Bingo, ich bin (wenn man schon das berühmte Links-Rechts-Schema bemühen will) eher Mitte Rechts. Das heißt für mich kommt ein Grüner aufgrund ihrer Einstellung zu gewißen Dingen (v.a. Zuwanderung) NIEMALS in Frage. Ein Kandidat der Konservativen (ÖVP) aber auch nicht, da ich in gewißen Bereichen liberal bin und konservativ für mich Stillstand und Stillstand in einer sich immer schneller drehenden Welt ein Rückschritt ist. Erklärungen wie Tradition oder "weils schon immer so war" ziehen bei mir nicht, dafür ändern sich die Rahmenbedingungen viel zu schnell und sind nicht linear.

Hehe, schön ausgeführt, aber meine Frage hast du jetzt unabsichtlich (?) gekonnt ignoriert.

Diese Links-Rechts-Einteilung allgemein bin ich auch langsam müde geworden, aber die Masse braucht nun einmal ihre Schubladen.

Casino Hille hat geschrieben:Das leuchtet mir alles durchaus ein. Wäre Hofer dann für dich ein akzeptabler Mann an der Spitze oder hatte Österreich in deinen Augen die Wahl zwischen Pest oder Cholera?

Für mich wäre er akzeptabel, weil er - abgesehen davon, dass er rechts steht -

a) Der Regierung mal ordentlich Dampf gemacht hätte: Wir reden hier nicht von einer Entlassung (obwohl das letzten Sommer nach Bruch der Rechtslage seitens der Regierung durchaus möglich gewesen wäre), sondern von "die Waddl firre richten". Es gibt Rekordsarbeitslosigkeit (500.000 Menschen für Ö eine gigantische Summe), Rekordschulden, verschleppte Reformen, etc. etc. Der bisherige BP hat immer weggeschaut (hat er immer gemacht siehe Aussagen von Kreisky aus der selben! Partei) und hat letztes Jahr bei illegallen Grenzübertritten als Oberbefehlshaber des Bundesheeres anstatt einmahnen lieber selfies am Westbahnhof gemacht. Das ist nicht akzeptabel. Bei aller Liebe: VdB ist ein intelligenter Kerl aber auch ein Mitläufer (war KPÖ, dann SPÖ und dann Grüne) und zudem keiner der mal auf den Tisch haut. Aber genau das braucht eine Koalition die seit 8 Jahren nichts voranbringt.

b) Er aktiver gewesen wäre, allein vom Alter her. BP wurde bisher in Ö immer einer, der a) langjähriger Parteisoldat war b) alt (ü70) und c) in der Pension war. Diese Konstellation führt dazu, dass sich keiner mehr ein Bein "ausreißt". Warum auch? Mördergehalt (höher als Merkel oder Obama) und ein paar Besuche im Jahr plus Ansprache an Feiertagen. Für mich ist das aber zu wenig v.a. bei dem Gehalt! Es sollte jemand sein, der mitten im Leben (also noch im Berufsleben) steht und die Möglichkeiten voll "ausreizt". Bei einer Amtszeit von 6 bzw. gar 12 Jahren (sofern man keinen Scheiß baut) halte ich Kandidaten von ü70 allein schon beim Antreten für sehr träge.

Casino Hille hat geschrieben:Hehe, schön ausgeführt, aber meine Frage hast du jetzt unabsichtlich (?) gekonnt ignoriert.

Diese Links-Rechts-Einteilung allgemein bin ich auch langsam müde geworden, aber die Masse braucht nun einmal ihre Schubladen.

Geduld, mein Padawan, Geduld

Das Links-Rechts-Schema ist, wie du richtig sagst, primär auch zum Abgrenzen da. Wäre die frz. Nationalversammlung anders hingesessen damals wäre es genau umgekehrt heute. Es ist aber auch geschichtlich vorbelastet: In Westeuropa v.a. aber Ö und D ist Rechts (oder war seit 45) immer schon kritisch beäugt worden. Klar, wir wissen alle was passiert ist. Auch die Medien schreiben immer wieder von "wehret den Anfängen" etc. aber ich halte diese Vorwürfe für sehr bedenklich und tw. auch für eine Verharmlosung der damaligen Zeit. Fakt ist: Ein politisches System lebt immer von seiner Vielfalt, sowohl links als auch rechts SOLANGE alle innerhalb einer Verfassung sind. Auch muss man unterscheiden: Konservativ ist mitte rechts, aber wenn die CDU dies die letzte Jahre aktiv betrieben hätte gäbe es heute keine AfD. Parteien die sich zu sehr in die Mitte bewegen verlieren also auch ihr Profil und machen rechts / links Platz für andere.

In Osteuropa hingegen sind Linksparteien "pfui gack" wegen der jahrzehntelangen Terrorherrschaft des Kommunismus. Dort geht der Beissreflex also in die andere Richtung, auch nicht besser.

Deinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen.

Dazu nur soviel:



Und der Bayerische Rundfunk steht nicht im Verdacht, links-grün-versifft zu sein.

Das ist so ziemlich der unqualifizierteste und unlustigste Beitrag zu dem Thema. Das kriegen Gymnasiasten in der Mittelstufe besser hin.

Die Österreicher haben eine Demokratie, in der nun einmal das Volk seinen Vertreter wählt, der (so lange im Rahmen der Verfassung befindlich) seine und die Ansichten seiner Partei und Wähler vertritt. Das ist Demokratie, so funktioniert sie nun einmal. Hätten die Österreicher sich für Hofer entschieden, so wäre dies eine demokratisch legitimierte Entscheidung gewesen, die man nicht gut finden, aber auch nicht mit abwegigen und billigen SS-Vergleichen als etwas anderes darstellen muss, als der Fall ist.

Ja auch hier wieder gut sichtbar: Man kann anscheinend mit Leuten aus einem gewißen Spektrum nicht auf Sachbasis diskutieren. Während Hille und ich elendslange Texte mit sachlich fundierten Argumenten bringen, kommt halb"lustiges" Video zurück. Und das aus einem Bundesland, dessen Chef eine Autobahnmaut vorschlägt, die gegen geltendes EU-Recht verstoßt. Da wären dann wieder beim Thema "Populismus".


Und zum Thema Kornblume: Um Kreisky zu zitieren "Lernen's Geschichte". Diese Blume hat einen gänzlich anderen Hintergrund und wurde erst später von gewißen Leuten vereinnahmt. Genauso wie die Begrüßung "Heil" oder die Autobahnen. Weil die gab es auch schon lange vorher. Nazikeule = völlig daneben.

ps: Kennst du den Hofer persönlich um seine Ansichten einschätzen zu können?

Casino Hille hat geschrieben:
Die Österreicher haben eine Demokratie, in der nun einmal das Volk seinen Vertreter wählt, der (so lange im Rahmen der Verfassung befindlich) seine und die Ansichten seiner Partei und Wähler vertritt. Das ist Demokratie, so funktioniert sie nun einmal. Hätten die Österreicher sich für Hofer entschieden, so wäre dies eine demokratisch legitimierte Entscheidung gewesen, die man nicht gut finden, aber auch nicht mit abwegigen und billigen SS-Vergleichen als etwas anderes darstellen muss, als der Fall ist.

Also für den Nazi-Vergleich hat Hofer mit seiner Blume und anderen Aussagen selbst gesorgt. Und gewählt wurde ja van der Bellen und nicht Hofer, wenn du das vergessen haben solltest.

S.P.E.C.T.R.E. hat geschrieben:Kennst du den Hofer persönlich um seine Ansichten einschätzen zu können?

Man muss nicht jeden persönlich kennen und ich vermute, du kennst van der Bellen auch nicht und kannst ihn trotzdem einschätzen.

S.P.E.C.T.R.E. hat geschrieben:Und das aus einem Bundesland, dessen Chef eine Autobahnmaut vorschlägt, die gegen geltendes EU-Recht verstoßt. Da wären dann wieder beim Thema "Populismus".

Da geb ich dir Recht, ich hoffe Seehofer geht bald in Rente...

Samedi hat geschrieben:Also für den Nazi-Vergleich hat Hofer mit anderen Aussagen selbst gesorgt.

Was sind den seine Nazi-Aussagen? Hast du da ein paar Beispiele dafür? Und woher weißt du, dass diese vorher von den NS-Leuten getätigt wurden? Bist du leicht ein Zeitzeuge, wie die Hysteriker im Internet die Sachen schreiben wie "es fängt an wie 1933" (wusste gar nicht, dass so viele Zeitzeugen noch leben und sich sogar am PC auskennen).

Oder ist das gar Populismus, der in Deutschland weil halt nicht bekannt bisher, auf Schweißausbrüche und "Untergang der Demokratie" schließen lässt. Ein bisschen weniger Theatralik würde der Diskussion nicht schaden, im Gegenteil

"Hätten die Österreicher sich für Hofer entschieden" - Ja, hab wohl vergessen, dass der nicht gewählt wurde.

"Also für den Nazi-Vergleich hat Hofer mit seiner Blume und anderen Aussagen selbst gesorgt." - Die meisten seiner Aussagen erlauben allerhöchstens, ihn als politisch rechts verortet einzustufen - eine politische Richtung, die in einer Demokratie vorhanden sein muss, weil sie eine Alternative zu links bietet. Diese Hitler-Vergleiche zeigen erstens, dass man im Geschichtsunterricht überhaupt nicht aufgepasst hat (schlimmer noch, man verharmlost gar die NS-Zeit und überdramatisiert rechtsstaatlich legitimierte Meinungsäußerungen!) und zweitens auch dem Politik-Unterricht länger hätte beiwohnen sollen. Aber wie SPECTRE schon richtig erkannte, manche Menschen sind an einer Diskussion gar nicht interessiert, sondern halten es eher wie die kleine Langstrumpf: "Ich mach mir die Welt..."