5965
von dernamenlose
Agent
The Boy
Komme gerade vom Kino zurück, in dem ich den Horrorfilm "The Boy" angeschaut habe. Was soll ich sagen? Dafür, dass man ihn normalerweise nicht auf dem Zettel hat gar nicht schlecht. Doch der Reihe nach.
Die Story entspricht anfangs allen Klischees, die man sich bei einem Horrorfilm nur denken kann. Einsames Landhaus, bzw. Landsitz, eine Kinderpuppe und ein merkwürdiges altes Ehepaar, das diese wie einen echten Menschen behandelt. So weit so gewohnt. Danach entwickelt sich "The Boy" aber erstmal nur teilweise gewöhnlich weiter. So läd er im ersten Viertel des Öfteren zum Schmunzeln ein und nimmt sich auch die Zeit die Hintergründe der Hauptperson zu beleuchten. Das bremst die Handlung zwar etwas aus, sorgt aber dafür, dass man sich mehr in die Charaktere hinein versetzen kann, was der Wirkung, die die eher seltenen Schockeffekte ausüben, sehr zu Gute kommt.
Ich habe mir den Film angesehen, weil mich der Trailer überzeugt hat und auch im Nachhinein muss ich den Trailer loben. Er zeigt nämlich nur die Stimmung des Films und spoilert nicht zu sehr. Gerade am Ende gibt es noch mehrere Wendungen die er nicht vorwegnimmt, und die man auch während des Schauens absolut nicht vorausahnt.
Eine weitere Besonderheit, die "The Boy" bietet ist, dass man teilweise fast Mitleid mit der spukenden Puppe empfindet, wo bei anderen Filmen dieser Art von ihnen nur eine Bedrohung ausgeht. Das Verhältnis zwischen der Hauptfigur Greta (Lauren Cohan) und der Puppe ist sowieso ein besonderes und wird auch gut auf die Leinwand transportiert. Obwohl zwischen den gruseligen Passagen immer wieder längere Pausen sind kommt es einem nie wirklich so vor, als habe der Film Längen, wodurch man durchgehend gut unterhalten wird.
Schauspielerisch ist nach Unsicherheiten in den ersten zehn Minuten alles im Grünen Bereich, lediglich einen Aussetzer in der Mitte des Films gab es noch. Ansonsten spielt jeder seine Rolle überzeugend.
Ich habe lediglich zwei Kritikpunkte: Erstens, die Kammeraführung im Finale, die mir teilweise zu schnell ist. Auch wenn "The Boy" glücklicherweise nie das Stilmittel der Wackelkammera benutzt bewegt sich die Kammera gegen Ende teilweise so schnell, dass man wenig erkennen kann.
Zweitens: Am Ende bleibt einiges offen, es bleibt Raum für eigene Interpretation, die ich bei einem solchen Film aber eigentlich nicht benötige. Für manch einen könnte das auch eine Stärke darstellen.
Abschließend lässt sich über "The Boy" sagen: Ein Genrefilm, der gar nicht so Genrekonform ist, wie es anfangs scheint und der durchaus zu überzeugen weiß, auch wenn er nicht das ultimative Must-See darstellt.
Ich schwanke zwischen 6,5 und 7 von zehn Punkten, entscheide mich aber vermutlich für ersteres was aber schlechter klingt als es eigentlich gemeint ist.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."