Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben:Das weiß ich nicht mehr so genau, aber da war z.B. eine Szene in der ein Deutscher jemanden findet der sich versteckt hat, oder tot stellt, und diesen dann nicht tötet, sondern weitergeht. Ich meine da war noch mehr, aber das die Deutschen auch dort die üblichen Gräueltaten begangen haben, und aus Sicht der Widerstandskämpfer diese hervorgehoben werden, das ist schon ok. Gab es nicht auch Szenen in denen auch die Polen mal etwas böses tun?
Ich glaube das verwechselst du mit anderen Filmen, in W44 ist mir da keine solche Szene aufgefallen. Ja, die Polen werden auch hier und da etwas ambivalent gezeigt, das ändert aber trotzdem nichts an der Tatsache, dass die deutschen in einem durchgängig einseitig schlechten Licht gezeigt werden. Es geht mir da auch weniger um das was sie machen als mehr wie die Täter dargestellt werden: alles durch die Bank schlechte, verachtenswerte Menschen. Ein nicht geringer Teil an Kriegsgreuel wurde jedoch von "ganz normalen Menschen" verübt, was die Taten um so erschreckender macht. In Filmen wie W44 wird es aber so dargestellt, als ob alle deutschen Soldaten Nazi-Psychopathen mit Neigung zum Sadismus waren. Damit kann man den Film aber nicht mehr wirklich als halbwegs seriöse historische Aufarbeitung ernstnehmen. Unterm Strich war W44 so leider in seiner einseitigen Wertung auch nicht viel anders als der ganze russische Kram (wenn auch hier und da besser inszeniert). Ich will hier nichts verharmlosen oder irgendjemanden reinwaschen, aber ich finde es irgendwo schon bezeichnend, dass auch 70 Jahre nach dem Krieg anscheinend immer noch keine seriöse und halbwegs distanzierte Aufarbeitung des Themas in den ehemaligen Ostblockländern möglich ist (was nachvollziehbar ist angesichts der vielen gerade dort verübten Kriegsverbrechen, die filmische "Aufarbeitung" aber auch nicht weniger einseitig macht).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Nein, das verwechsele ich nicht, da waren ein paar Szenen, und die Szene mit dem Deutschen der in einem Lazarett jemanden nicht tötet, obwohl ich das erwartet hatte, war ganz klar drin. Und ich meine da war noch mehr was die Deutschen auch mal etwas besser wegkommen ließ, auch wenn natürlich die Kriegsverbrechen klar dominierten.

Aber ich habe keine Kopie momentan zum Überprüfen.

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben:Nein, das verwechsele ich nicht, da waren ein paar Szenen, und die Szene mit dem Deutschen der in einem Lazarett jemanden nicht tötet, obwohl ich das erwartet hatte, war ganz klar drin. Und ich meine da war noch mehr was die Deutschen auch mal etwas besser wegkommen ließ, auch wenn natürlich die Kriegsverbrechen klar dominierten.

Aber ich habe keine Kopie momentan zum Überprüfen.
ok, die Szene im Lazarett lässt den Gefangenen, der zuvor ununterbrochen die Polen beleidigt hat etwas besser dastehen. Die Szene geht aber etwas anders: als die Deutschen das Lazarett übernehmen macht der Gefangene Meldung beim Kommandeur des Trupps. Er sagt (in der Tat etwas unerwarterweise), dass ihn "der Pole" gut behandelt hat und dass es unter den Leuten im Lazarett keine Unruhestifter gibt. Dem Truppkomandeur ist es egal und er mäht die Verletzten mit seiner MP nieder. Das ist aber wirklich die einzige deutsche Figur, die halbwegs in einem guten Licht gezeigt wird - jedoch ebenfalls nicht, ohne dass sie den ganzen Film zuvor verbal in einer Tour beleidigend um sich schiesst. Mehr entsprechende Szenen gibt es aber nicht.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Heartbreak Ridge, 1986

Clint Eastwood, ein Mann der durch Westernklassiker berühmt, durch Dirty Harry zur absoluten Kultfigur und durch eine lange Regie- und Schauspielkarriere zu einer unmöglich wegzudenkenden Größe in Hollywood wurde. Clint Eastwood, ein Mann der eigentlich keine Einführung, Erklärung oder dergleichen bedarf, da er eine absolut großartige Leinwandgeschichte vorzuweisen hat. Clint Eastwood, eine Legende. Mit seiner Regiearbeit Heartbreak Ridge, bei der er ebenfalls den Platz des Produzenten und des Hauptdarsteller ausfüllte, brachte er uns einen Einblick ins Leben des stahlharten Gunnery Sergeant der US Marines und Veteran des Koreakrieges Thomas Highway.

Ebenfalls Veteran der Schlacht von Heartbreak Ridge, soll der bald in den Ruhestand stehende Highway neue Rekruten für die US Marines ausbilden und zu harten Männern machen. Die eher lasche und undisziplinierte Truppe versucht alles um Highway los zu werden, damit sie ihr belangloses und faules Dasein weiter führen können, doch sie ahnen nicht mit wem sie es zu tun haben. Und schon bald wird es drauf ankommen, aus was die Männer gemacht sind.

Schon die Einführungsszene von Clint Eastwoods Figur ist absolute Coolness die meines Erachtens nach sogar die meisten Dirty Harry und 'Dollar'-Szenen um Welten übertrifft. Der Spruch mit dem Stacheldraht und dem Napalm, das Auftreten allgemein, selten wurde eine Figur cooler eingeführt und in Szene gesetzt. Hier sitzt alles. Schon jetzt legte der Film eine extrem hohe Messlatte und was Eastwood's Figur betrifft, wird das Niveau definitiv gehalten. Immer wieder glänzt er als sympathischer unsympath mit fiesen Sprüchen, abfälligen Bemerkungen und einer stahlharten Herangehensweise die seinen Vorgesetzten im Film immer wieder missfällt, dennoch ihre Wirkung bei seinen Rekruten zeigt. Mir gefiel sehr wie die Ausbildung gezeigt wurde, da die Herangehensweise sehr on point ist. Hier stimmt alles. Man lässt sich Zeit für die Entwicklung, es ist immer wieder sehr abwechslungsreich und auch das Leben außerhalb der Ausbildung wird hier beleuchtet. Zwar ist es nicht so sehr im Fokus, spielt dennoch eine wichtige Rolle für Highway's Entwicklung im Film.

Eastwoods Figur, die keinen Krieg verpasste und sein Privatleben praktisch immer erst nach den Marines anstellte ist klasse gespielt und wirkt authentisch. Man nimmt Eastwood jeder Zeit ab ein harter Hund zu sein, der viel erlebt hat und so gar nicht richtig in das Leben außerhalb des Militärs passt. Man merkt anhand der Art wie er mit seiner Ex-Frau umgeht, das er nicht viel Erfahrung mit sowas hat und seine Heimat all die Jahre die Marines und der Krieg waren. Auch er muss sich langsam anpassen, denn er scheint fremd in dieser Welt. Genau diese Entwicklung, diese Figur die er verkörpert und die kleine aber feine Entwicklung die er durch macht finde ich so interessant. Clint trägt diesen Film, er führt den Film und dadurch ist er mehr als nur Hauptfigur. Seine Figur ist Dreh- und Angelpunkt des Ganzen.

Die meiste Zeit, etwa 80-90% des Films befassen sich mit Highways Zeit bei den Marines, der Ausbildung der Rekruten und Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten, während der Rest mehr oder weniger das Finale und den Kampfeinsatz beeinhaltet. Dieser ist ohne Frage gut inszeniert, fällt mir persönlich am Ende aber etwas zu lau aus und bleibt Höhepunktlos. Vielleicht fällt er aber auch deshalb ab, weil der ganze Rest des Films kontinuierlich auf so hohem Niveau ist, das am Ende einfach nicht mehr drin war. Natürlich ist es keine große Schwäche und kein enormer Kritikpunkt, dennoch fand ich Inszenierung in Bezug auf Spannung, optische Darstellung usw. deutlich schwächer als alles was man vorher gesehen hat. Der Film war vorher deutlich interessanter und spannender, was vielleicht auch daran liegt das die Figur, die Ausbildung und das alles der Kern des Ganzen war. Nichtsdestotrotz braucht sich das Finale nicht zu verstecken.

Heartbreak Ridge ist ein sehr starker, spannender und gut gespielter Film von Clint Eastwood der hervorragend inszeniert und nur im Finale etwas an Sprit verliert, was aber daran liegt das man vorher mit 200 Sachen zugange war und absolut erstklassiges Kino lieferte. Eastwood ist die stahlharte Coolness in Person und trägt dem Film mit enormer Präsenz. Selten einen cooleren Auftritt gesehen. Auch der Rest vom Cast macht eine ordentliche Arbeit, schafft es aber nicht wirklich so zu glänzen wie es Eastwood tut, da er alles überschattet. Ein guter Film mit einer guten Story über einen Veteranen der noch einmal seiner Arbeit nachgeht und lernen muss sich anzupassen, abzuschließen. Absolut gelungen. Absolute Empfehlung.

9/10

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Agent 009 hat geschrieben:Heartbreak Ridge, 1986

9/10
Sehr schön, so soll das sein. Stimme in praktisch jedem deiner Punkte überein, mit Ausnahme der Beurteilung des Finales auf Granada. Das ist zwar tatsächlich etwas unspektakulär geraten, allerdings darf es meines Erachtens auch gar nicht anders sein, da ein spektakuläres, actionlastiges Finale der Aussage und vor allem auch der Nüchternheit des restlichen Films eigentlich widersprechen würde. Ich mag es daher sehr gern, wie Eastwood das Kampfgeschehen als unübersichtlich und manchmal gar fast schon belanglos zeigt oder wie er Soldaten von jetzt auf nachher einfach „ausknipst“. Der Tod kommt in diesen Szenen so schnell, dass man es gar nicht richtig registriert, noch nicht einmal für Schock ist wirklich Zeit, da schon wieder die nächste Bredouille wartet. Das ist schon sehr ungewöhnlich und auch ziemlich einzigartig. Hinzu kommt, dass der „Einsatz unter Feuer“ ja auch sehr bewusst im Kontrast zu den oftmals geradezu spielerischen Szenen während der Ausbildung steht, vor allem gegenüber dem Manöverduell mit Websters Truppe.

Was ich auch sehr mag ist, dass Figuren sich hier zwar beweisen, aber eben nicht von jetzt auf nachher völlige charakterliche Wendungen hinlegen. Das wird am deutlichsten in der Figur des Lt. Ring (eine meiner Lieblingsfiguren in HR), der zwar im Kampfgeschehen unerwartete Qualitäten beweist, gleichzeitig aber auch schwere Fehler begeht und beinahe das Schicksal seiner Einheit besiegelt. All das trägt viel dazu bei, dass das Finale von HR sehr real wirkt, sowohl was die Charaktere als auch die Kampfszenen angeht.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Das stimmt natürlich, da hast du absolut recht. Das mag mir beim Anschauen entgangen sein, ergibt so aber natürlich Sinn.

Der Film hatte sowieso eine oft überspitzte Art und einige humorvolle Szenen, was ich nicht erwähnt hatte. Es funktionierte eigentlich alles und wie du sagst, finde ich nun das Ende auch passender. Das werde ich bei einer möglichen erneuten Sichtung noch einmal im Auge behalten. :)

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Hanks verleidet mir etwas die Vorfreude - wie immer.
Ich wusste gar nicht, dass es noch andere mit dieser Meinung gibt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass man mich virtuell steinigen würde, wenn ich mal ein ähnliches Statement abgeben würde...
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."