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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Nein, das bedeutet es nicht. Das bedeutet, dass ich ganz andere Qualität und Ansichten im Bezug auf diese Franchise habe als du das zu tun scheinst.
Für mich ist bei Indy der Weg das Ziel, während das Ziel (ob jetzt Bundeslade, Holy Grale oder ein Kristall-Skull) jeweils austauschbar und ohne Belang ist. Mir ist das völlig egal, WAS Indy da nun jeweils eigentlich sucht, hauptsache ist für mich, dass die Strecke dorthin spaßig und unterhaltsam wird. Die Artefakte sind nur MacGuffins, beliebig austauschbare Handlungselemente, die einfach nur ihre Funktion als Auslöser für das eigentliche Geschehen erfüllen sollen und ansonsten für den jeweiligen Film keinen besonderen Wert haben. Und genauso sehe ich das auch bei Mission: Impossible. Wenn Hunt die Hasenpfote in Teil 3, die Liste im ersten Teil oder diese was auch immer Pläne für Raketen schieß-mich-tot-bla-bla in Ghost Protocol beschaffen soll, dann sind das irgendwelche Gegenstände, die mich nicht interessieren müssen, um die Filme trotzdem spannend zu gestalten (siehe hier auch Bond: Ob 007 ein ATAC-System, ein Atom-U-Boot oder den Hund der Queen besorgen soll, was interessiert es mich? Wichtig ist doch, dass es 120 Minuten auf der Leinwand ordentlich zur Sache geht, bzw. merke: Die spannendsten Poker-Spiele sind oft auch die, bei denen der Einsatz am niedrigsten ist).
Und in dieser MacGuffin Funktion sehe ich bei M:I und Indy auch die Bösewichte. Die sind halt da, weil sie da sein müssen, weil ohne sie keine Handlung erfolgen kann und weil es eben irgendwen geben muss, der als Konkurrent zum Helden ebenfalls am jeweiligen Objekt der Begierde Interesse hegt. Aber warum muss jeder Film seinen Gegenspieler ausdifferenzieren, mit einem klaren Profil versehen oder zahlreiche Glanzmomente einräumen? Ist doch völlig überflüssig, wenn das alles auch ohne funktionieren kann. Indy 3 verschwendet für den eigentlichen Schurken nur wenige Minuten Screentime, die man sogar noch weiter hätte kürzen können und es funktioniert wunderbar, weil es gar nicht darum geht, klassische Held-Schurken-Konstellationen auszureizen, sondern den Helden durch Gefahrensituationen zu jagen. Und so läuft das eben auch bei Mission: Impossible, irgendwer ist da in Ghost Protocol eben der "Bösewicht" (alias der namenlose Typ 14, der dasselbe will wie die Guten), wir sehen ihn einmal kurz am Anfang, einmal kurz in der Mitte (damit wir erinnert werden, dass da irgendwer ist) und dann stirbt er am Ende. That's it und das ist so einfach wie clever, weil M:I 4 keine Erzählzeit dafür opfert uns irgendwen ausführlich zu präsentieren, der schlussendlich eh wieder nur von den Guten auf die Mütze kriegt, sondern einfach das zeigt, weshalb viele Menschen weltweit sich diese Filme angucken: Stunts, Sex, Spaß und Spannung. Ein Bösewicht hätte da nur aufgehalten.
Übrigens: Auch der Bondfilm FYEO verzichtet auf den ständigen Widersacher und ist da in seiner Darstellung von Kristatos und Gogol erstaunlich nah am Konzept der unmöglichen Missionen und Abenteuerreisen von Dr. Jones. Ansonsten hat man sich bei Bond bislang nie so wirklich getraut, einen Film ohne besonders prominent oder mehr als zweckfüllend platzierten Schurken aufzuziehen... wohl auch, weil man sich hier nie allzu weit von der fest etablierten Formel der Reihe lösen wollte/konnte?
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.