Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Hm, wenn du den so lobst, muss ich den mal wieder sichten. Habe den ehrlich gesagt nur mittelprächtig in Erinnerung und nicht gerade als Charakterstudie abgespeichert.
Der Film nimmt sich ja sehr viel Zeit, um den Highway-Charakter auseinander zunehmen. Sei es in der Beziehung zu seiner Frau, zu seinem mit ihm konkurrierenden Vorgesetzten oder zu seinen Soldaten. Vor allem die Entwicklung, die die Beziehung zu seinen Soldaten durchmacht zeigt dann auch sehr schön die vielen verschiedenen Facetten des Highway-Charakters. Interessant auch, wie die Figur als eigentlich vollkommen inkompatibel für ein ziviles Leben gezeigt wird. Die Dualität macht die Figur dann letztlich auch so reizvoll: beim Militär kann er alles, im Zivilleben geht (fast) alles schief. Man kann den Highway-Charakter ja auch als Synonym für das amerikanische Militär generell ansehen: etwas aus der Zeit gefallen, von der Zivilbevölkerung verachtet, selbst von den jungen Soldaten nicht mehr ernstgenommen - aber wenn es hart auf hart kommt, dann ist man doch froh es zu haben. Eine andere Aussage durfte man letztlich in einem Film des erzkonservativen Eastwood auch nicht erwarten und wenn man es nüchtern betrachtet, so hat diese Aussage ja auch durchaus ihre Richtigkeit.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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vodkamartini hat geschrieben:Wie gesagt, so getan. :)

Auf BluRay: Heartbreak Ridge

http://www.ofdb.de/review/5537,669963,Heartbreak-Ridge
prima, das freut mich natürlich, dass ich so auch einen kleinen Beitrag dazu geleistet habe dich mit dem Film zu "versöhnen" :D

Ich finde übrigens, dass Eastwood seiner nüchtern-neutralen Inszenierung bis zum actionreichen Schluss treu bleibt. Klar, hier dominiert eindeutig Machismo und Draufgängertum, aber es gibt auch Momente des Zweifels,
Spoiler
etwa als einer der Marines getötet wird und die Einheit wegen Lt. Rings Fehleinschätzung eingekesselt wird
. Auch das vordergründig typisch patriotische Ende
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mit der Heimkehr der Marines zu Stars & Stripes Forever
hinterlässt durch die Art von Eastwoods Inszenierung dennoch einen bittersüssen Eindruck
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wenn die Kamera langsam vom aus dem Bild marschierenden Protagonisten wegzoomt. Gerade diese Einstellung habe ich auch immer so interpretiert wie du es in deiner Review geschrieben hast: die Unsicherheit des Berufssoldaten vor dem Leben nach seinem militärischen Abschied. Dennoch entlässt einem der Film auch mit einem Gefühl der Hoffnung für Highway, da er jetzt Aggie wieder an seiner Seite hat und Highway aufrecht seinem neuen Leben entgegen geht
.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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AnatolGogol hat geschrieben:
vodkamartini hat geschrieben:Wie gesagt, so getan. :)

Auf BluRay: Heartbreak Ridge

http://www.ofdb.de/review/5537,669963,Heartbreak-Ridge
prima, das freut mich natürlich, dass ich so auch einen kleinen Beitrag dazu geleistet habe dich mit dem Film zu "versöhnen" :D
Nur nicht so bescheiden. :) Einen großen Beitrag. Habe den Film seit bestimmt 10 Jahren nicht gesehen gehabt. Hat mir deutlich besser gefallen, als ich ihn in Erinnerung hatte. Mal sehen, welcher 80er Eastwood als nächstes dran ist. Habe ja genügend rumliegen. :)
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben:Zu dem Thema gibt es ja schon mit Andrej Wajdas Kanal (1957) einen berühmten Film.

Warschau 44 ist ein klassischer "Anti-Kriegs-Kriegsfilm" der zunächst eine Gruppe Jugendlicher im besetzten Warschau porträtiert, die dann in den Krieg wie in ein Abenteuer ziehen, und die dann gegen einen übermächtigen Gegner untergehen, da die erwartete Hilfe der roten Armee ausblieb. Im Zentrum steht dann natürlich nicht nur die Ernüchterung und sondern auch die Tragik des Scheiterns, die aber nicht nur heroisch ausfällt. Die Deutschen werden dabei immerhin nicht nur negativ gezeichnet.

Ich mochte die Charaktere und die Inszenierung.
hab ihn jetzt gesehen, fand ihn aber nur Durchschnittlich. Die Figuren blieben irgendwie merkwürdig distanziert, teilweise sogar unfreiwillig unsympathisch, vor allem die polnische Eddie Redmayne-Version. Dafür sahen die beiden Flinten-Mädels sehr gut aus, die Story schleppte sich aber leider sehr oft dahin und versackte in übermäßiger Melodramatik. Zudem mussten die Deutschen mal wieder als diabolische Abziehschurken herhalten, wo hast du da was positives gesehen, Maibaum? Unterm Strich genau in der Mitte des Spektrums mit 5,5.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Maibaum hat geschrieben:Und die Deutschen wurden nicht durchweg als böse dargestellt, auch wenn sie es ja irgendwie schon waren.
Daher meine Nachfrage, ich konnte keine positiven Szenen ausmachen.
- der erste Deutsche der auftaucht ist gleich ein SS-Offizier wie aus dem Bilderbuch, der dem polnischen Eddie Redmayne gleich mal grundlos in Herrenmenschenmanier mit der Reitgerte einen Schmiss auf die Wange haut
- der deutsche Gefangene beleidigt die jungen polnischen Widerstandskämpfer in einer Tour, während diese natürlich kühl und überlegen bleiben
- der superböse Deutsche mit dem Comicheld-mäßigen Halstuch vor dem Gesicht metztelt alles was im Lazarett noch lebt nieder
- die beiden deutschen Wehmachtssoldaten quälen den angeschossenen und wehrlosen bebrillten Widerstandkämpfer ohne Sinn und Zweck
- Mama und Bruder vom polnischen Eddie werden von einer deutschen Einheit gnadenlos niedergemäht
uswusf.

Der einzige Deutsche, der nicht schlecht wegkam ist der eine, der sich Eddie Redmaynski ergeben will und von diesem dann eine Kugel verpasst bekommt. Nicht, dass ich bei dem Thema jetzt was anderes erwartet hätte, es wundert mich nur dass du da offensichtlich was anderes wahrgenommen hast.
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Re: Die Filme von und mit Clint Eastwood

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Das weiß ich nicht mehr so genau, aber da war z.B. eine Szene in der ein Deutscher jemanden findet der sich versteckt hat, oder tot stellt, und diesen dann nicht tötet, sondern weitergeht. Ich meine da war noch mehr, aber das die Deutschen auch dort die üblichen Gräueltaten begangen haben, und aus Sicht der Widerstandskämpfer diese hervorgehoben werden, das ist schon ok. Gab es nicht auch Szenen in denen auch die Polen mal etwas böses tun?