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Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1306
Anatol, ich glaube mit diesem "Kriegsfilm-Look" meinst du den sogenannten Bleach Bypass Effekt, oder?

https://en.wikipedia.org/wiki/Bleach_bypass
https://de.wikipedia.org/wiki/Bleichauslassung
Maibaum hat geschrieben:Farbkorrektur war doch auch früher schon ein ganz wichtiger Bestandteil der Post-Produktion, und die Farben komplett zu manipulieren war auch früher schon kein Problem.
Täusche ich mich oder wurde da gerade in der Zeit des New Hollywood viel mit Farben gemacht? Die Filme haben zumindest auffallend kräftige Farben, teils starke Kontraste und manche wie Godfather, Chinatown oder Taxi Driver noch einen gewissen Sepia-Effekt.
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Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1307
Maibaum hat geschrieben:Das sind halt Trends die eine Weile chic sind, bis dann jeder sich so dran satt gesehen hat daß es zum offensichtlichen Klischee wird.

Farbkorrektur war doch auch früher schon ein ganz wichtiger Bestandteil der Post-Produktion, und die Farben komplett zu manipulieren war auch früher schon kein Problem.
Es war aber eben unüblich einen gewünschten Standard-Look durch massive Eingriffe in den photochemischen Prozess zu erzielen, darauf wollte ich hinaus. Der Einheitslook früherer Jahrzehnte war eher durch das verwendete Filmmaterial geprägt, z.B. die grellen, gesättigten Farben von Technicolor-FIlmen. Heutzutage wird der gewollte Look dagegen durch massive Eingriffe in der digitalen Farbgebung erzielt. Klar gab es auch früher schon Leute, die mit sehr extremen Einstellungen experimentiert haben, aber daraus resultierte kein Mainstream-Trend, der sich fast ein Jahrzehnt hielt. Abgesehen davon waren solche Eingriffe deutlich aufwändiger und auch kostenintensiver und liessen sich durch die Schwankungen im Material und photochemischen Prozess auch nie komplett auf alle Verleihkopien reproduzieren. Von Friedkin ist überliefert, dass er persönlich jede Verleihkopie im entsprechenden Kino vom Exorzisten gecheckt hat, aber sowas war ja die Ausnahme.
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Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1309
Es geht ja nicht nur um Farben, auch andere Sachen wie bestimmte Arten der Lichtsetzung können schnell so populär werden daß irgendwann das was einst neu war, plötzlich zu einem nicht gewollten Einheitslook wird, vor allem wenn etwas zu offensichtlich erkennbar ist. wie z.b. Das Fluten mit Licht von Innenräumen durch die Fenster.

Und mit früher meinte ich jetzt nicht die Anfangszeit des Farbfilms, als alles nur bunt sein sollte ,und auch kaum mehr konnte als bunt zu sein. Das Arbeiten an den Farben war doch immer Bestandteil der ambitionierten Filme. Und da wurden auch viele unterschiedliche Sachen gemacht um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Der Regisseur Michelangelo Antonioni hat für seinen ersten Farbfilm Die rote Wüste viele Bildinhalte anmalen lassen, nicht nur Wände sondern auch Büsche und andere Naturgegenstände. Da war das Grün dann noch viel grüner. Der Kameramann Vilmos Zsigmond hat das Filmnegativ vor dem eigentlichen Belichten in der Kamera kurz dem Licht ausgesetzt (flashen genannt), was zu bestimmten leuchtenden Effekten führte, aber auch zu einem Auswaschen der Farben.

Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1310
danielcc hat geschrieben:Sollte man das nicht eher begrüßen weil der Regisseur viel mehr Möglichkeiten hat den Look seines Films zu beeinflussen? Dünn natürlich wie immer wenn man nur etwas kopiert was man anderswo gesehen hat
Kopieren gehört aber dazu. Man entwickelt das weiter, baut auf dem auf, was andere vorher geschaffen haben. Die weniger begabten und die weniger Risikofreudigen begnügen sich damit innerhalb der gesetzten Standards zu arbeiten, andere entwickeln diese weiter.
Sicherlich hat man heute mehr Möglichkeiten, aber auch generell hatte man immer mehr Möglichkeiten gehabt als die Generation vorher, durch das beständige Weiterentwickeln des Materials und der Technik. Je lichtempfindlicher das Filmmaterial wurde desto weniger Licht benötigte man, und desto weniger Aufwand musste man treiben um die selben Ergebnisse zu erreichen.

Ich finde das heute der Durchschnittsfilm weitaus besser inszeniert und fotografiert ist als früher, einfach weil es heute einfacher ist.

Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1311
GoldenProjectile hat geschrieben:Anatol, ich glaube mit diesem "Kriegsfilm-Look" meinst du den sogenannten Bleach Bypass Effekt, oder?

https://en.wikipedia.org/wiki/Bleach_bypass
https://de.wikipedia.org/wiki/Bleichauslassung
Ja, genau das meinte ich.

@Maibaum: ich stelle doch gar nicht in Abrede, dass die individuelle Farbgestaltung seit vielen Jahrzehnten elementarer Bestandteil der Filmemachens ist. Aber die von dir angeführten Beispiele zeigen doch genau den Gegensatz zu dem wovon ich die ganze Zeit spreche: individuelle Farbgestaltung vs uniformierter Einheitslook. Einen solche visuelle Uniformierung wie aktuell mit teal and orange ist eine Konsequenz aus der Digitalisierung der Postproduction, in welcher es nunmehr problemlos möglich ist dem Film einen gewünschten Look zu verpassen (was früher so einfach nicht möglich war und nur über experimentieren ging und selbst dann wichen die Ergebnisse aufgrund von MAterial- und Prozess-Toleranzen noch voneinander ab). Daniel hat da prinzipiell schon recht: die Möglichkeiten der Digitalen Postproduction sollten eigentlich dazu führen, dass jeder Filmemacher seinem Film einen ganz individuellen Look verleihen kann. Die Ironie daran ist aber: genau das Gegenteil ist in der Masse der Produktionen der Fall, statt Individualisierung hat man Uniformierung - die Situation in Hollywood ist momentan jedenfalls nicht himmelblau, sondern grünlich-türkis.
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Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1312
AnatolGogol hat geschrieben:
GoldenProjectile hat geschrieben:Anatol, ich glaube mit diesem "Kriegsfilm-Look" meinst du den sogenannten Bleach Bypass Effekt, oder?

https://en.wikipedia.org/wiki/Bleach_bypass
https://de.wikipedia.org/wiki/Bleichauslassung
Ja, genau das meinte ich.

@Maibaum: ich stelle doch gar nicht in Abrede, dass die individuelle Farbgestaltung seit vielen Jahrzehnten elementarer Bestandteil der Filmemachens ist. Aber die von dir angeführten Beispiele zeigen doch genau den Gegensatz zu dem wovon ich die ganze Zeit spreche: individuelle Farbgestaltung vs uniformierter Einheitslook.
Ja, nur das bestimmte individuelle Sachen dann auch von vielen aufgegriffen wurden weil sie cool aussahen, und dann plötzlich in vielen Filmen zu sehen waren. Zsigmond war da auch sehr prägend in den 70ern.

Ob das jetzt stärker zu Tage tritt als früher ist für mich schwer zu sagen.

Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1313
Henrik hat geschrieben: Moneypenny's Verhalten auf dem Dach in London ist mehr als unhöflich, sehr respektlos und passt überhaupt nicht!
Was meinst du mit unhöflich? Diese Abschlussdialoge (Dach, Büro, Büro M) sind doch allesamt wunderbar. Was meinst du mit respektlos?
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1317
Filmkritik: James Bond 007: Skyfall

Hallo liebes Forum, heute geht mit dem 2012 erschienenen Film Skyfall mein Marathon zu Ende. Viel Spaß mit der folgenden Kritik!

Dem MI6 wird die Festplatte mit den Identitäten sämtlicher Agenten gestohlen, doch als Bond versucht die Festplatte wiederzufinden wird er nach einem Kampf mit einem Killer (anscheinend) tödlich verwundet und taucht erst einige Wochen später wieder in London auf. Der Dieb beginnt schließlich die Daten zu veröffentlichen und viele Agenten werden exekutiert. Nach Bonds Rückkehr in den Außendienst wird der Aufenthaltsort des Killers in Shanghai ausfindig gemacht und Bond wird geschickt um ihn zu befragen und anschließend zu töten. 007 erledigt seinen Auftrag und findet bei seinem Opfer eine Münze aus Macau. Bond reißt nach Macau und findet schließlich mit Hilfe eines Bondgirls den Bösewicht des Films, Raoul Silva. Es stellt sich heraus, dass Silva selbst Agent des MI6 war und schließlich von M, die damals noch in Hongkong gearbeitet hat, im Stich gelassen wurde. Er wird in London eingesperrt, flieht aber und möchte M töten woraufhin er von 007 mit M als Köder nach Skyfall, Bonds Geburtshaus, gelockt wird, wo M angeschossen wird und an ihren Verletzungen stirbt. Zurück in London wird Bond dem neuen M, Gareth Mallory und dessen Sekretärin Eve Moneypenny vorgestellt.

Kein anderer Bonddarsteller vor ihm hat eine so lange Pause überlebt und erst recht nicht so unbeschadet: Daniel Craig, der in Skyfall zum dritten Mal James Bond darstellt, liefert hier eine seiner besten Auftritte als 007 ab. Bond, der am Anfang verwundet wird, wird als gealterter Top-Agent dargestellt, der in Sachen Leistung seinen Zenit lange überschritten hat. Daniel Craig, der im Film wirklich alt ausschaut, passt hier wie die Faust aufs Auge, denn nach den Charakterstudien in Casino Royale und Ein Quantum Trost ist Skyfall die optimale Fortsetzung. Bond ist nicht mehr ganz so bierernst wie in QOS und lässt sich gelegentlich auch zu einem kleinen, ironischen Spruch hinreißen. Trotzdem verfügt er immer noch über die Härte aus den Vorgänger und Craig bringt diese Eigenschaften perfekt zusammen.

Ein Ex-Agent des MI6 ist der Bösewicht, nicht gerade neu, aber immer noch sehr wirkungsvoll. Nachdem die Rachepläne Trevelyans in GoldenEye nicht gerade realistisch rübergekommen sind, wirken Silvas Rachepläne gut durchdacht und überzeugend. Der ehemalige Schützling Ms, quasi Bonds Vorgänger, wird vom spanischen Schauspieler Javier Bardem gespielt, dem die Rolle wie auf den Leib geschrieben scheint. Sein erster Auftritt ist sicherlich der Höhepunkt. Nach gut einer Stunde erwartet man sehnsüchtig den Drahtzieher des Diebstahls und plötzlich kommt da dieser...harmlos wirkende Hübschling aus dem Aufzug. Erst mit der Zeit kommt man darauf, dass der von Bardem dargestellte Charakter einen derart ausgeklügelten Plan entwickelt hat, wie es ihn selten gab (vllt. noch das Unternehmen „Grand Slam“). Toller Plan einer tollen Figur!

Kommen wir zum Bondgirl: In diesem Film ist es nicht ganz eindeutig, da das richtige Bondgirl nur eine Nabenrolle und keine Hauptrolle spielt, deshalb ist als Hauptbondgirl am ehesten M zu betrachten. Judi Dench hat ihre Rolle zwar schon 6 mal wunderbar gespielt, eine solch schauspielerische Glanzleistung ist ihr in dieser Dimension vorher jedoch nicht gelungen. Man merkt, dass sie weiß, dass ihre Zeit abläuft und sie ihren Laden ohne große Schäden weitergeben will. Klasse gemacht von Dench, sie und ihre Darstellung werten den Film ungemein auf.

In Skyfall werden eine Menge neuer Charakter eingeführt, so zum Beispiel Gareth Mallory, grandios besetzt mit Ralph Fiennes, der in diesem Film Dench als M ablöst. Endlich sind auch Moneypenny und Q wieder dabei. Beide haben sie neue Gesichter: Moneypenny wird von Naomi Harris gespielt, die ihre Sache gut macht, aber mehr im Außeneinsatz überzeugt, als hinter dem Schreibtisch und Q, jetzt mehr ein Computerfreak als ein (Spielzeug)Bastler, dargestellt von Ben Wishaw. Mir gefallen alle drei und ich bin gespannt wie sie sich in Spectre entwickeln werden!

Die Regie führt in Skyfall niemand geringeres als Oscar-Preisträger Sam Mendes. Was Mendes geschafft hat, ist nur wenigen Bondregisseuren vorher geglückt: Er hat eine Brücke zwischen den Bondklassikern wie Goldfinger und Feuerball zu den modernen Handlungsansätzen von CR und QOS geschlagen und das mit gigantischen Erfolg wie die Einspielergebnisse belegen. Doch nicht nur das Feeling lässt Skyfall wie einen Klassiker wirken, auch mit dem oben erwähnten (wieder)eingeführten Charakteren kommt ein Stück „Bondklassik“ zurück, der Aston Martin DB5 und Ms altes Büro, das in SF sein Comeback feiert, erledigen den Rest. Besonders beim Ende in London bekomme ich immer Gänsehaut, Moneypenny stellt sich vor, und Bond trifft M in seinem alten (und schönsten) Büro, unterlegt mit dem Bondtheme, welches sich immer weiter steigert und schließlich in der Gunbarrel wahrhaft explodiert. Apropos Gunbarrel, ich verstehe Sam Mendes total, wenn er sagt, dass die Gunbarrel am Anfang nicht geklappt hätte, denn zweimal im Prinzip die gleich Szene hintereinander braucht auch keiner, oder?
Kommen wir zum Drehbuch. Erneut ist das Duo Purvis & Wade dafür zuständig, diesmal mit Unterstützung von John Logan. Das Drehbuch, bzw. die Story gefällt mir ausgesprochen gut, da die Grundhandlung (Rache von Silva erst einmal außen vor) wunderbar logisch ist und es vollkommen klar was Bond wann zu tun hat.
..aber was wäre ein tolles Drehbuch ohne eine gute Umsetzung? Nichts. Hierfür trägt selbstverständlich Mendes einen großen Teil bei, aber auch Roger Deakins als Kameramann macht einen fantastischen Job. Es gibt keine Wackeleinstellungen und keine 20 Schnitte pro Sekunde mehr, was dazu führt, dass man immer den Überblick über jede Situation hat und trotzdem wirkt jede Actionsequenz flott und spannend. Großes Lob an Deakins und an den Cutter!

Der Soundtrack kommt dieses Mal nicht von David Arnold sondern, auf Mendes Wunsch hin, von Thomas Newman. Ich kann die Kritik an seiner Arbeit mittlerweile nicht mehr verstehen, er macht halt etwas anderes und klingt natürlich auch nicht wie eine Doublette von Newman. Sein Soundtrack vermittelt deutlich mehr Bondfeeling, da das Bondthema ständig in den Tracks eingebaut ist und häufig Film verwendet wird. Alles in allem überzeugt auch er mit seinem Score, aus dem (mir) besonders „Shanghai Drive“ und Voluntary Retirement in Erinnerung bleiben!

Fazit:

Skyfall überzeugt auf ganzer Linie und ist absolut würdiger „50-Jahre-Geburtstags-Bond“. Er kann locker mit Casino Royale mithalten und bekommt deshalb (logischerweise) auch 10 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, wenn nicht, dann ist mir das jetzt egal ;)

Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"

1320
Ich halte mich übrigens zur Zeit bewusst etwas zurück mit den Bond-Reviews (obwohl ich von Anfang an überhaupt nicht vorhatte, da möglichst schnell durchzumarathonen), und zwar um - hi-hi - mit meinen Reviews nicht zwischen den vielen anderen die zur Zeit rauskommen oder rausgekommen sind zu verschwinden (womit ich die Leistung der Rezensenten nicht schmälern möchte).

Tja, und so hänge ich immer noch zwischen DN und FRWL fest.
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