Casino Hille hat geschrieben: Trotz eines beachtlichen Alters von 58 Jahren wagte er sich ein siebtes, aber auch endgültig letztes Mal auf die Jagd nach größenwahnsinnigen Weltzerstörern.
Es ist zwar etwas pedantisch, aber angesichts der im Zuge dieses Filmes immer wieder hochkochender Altersdebatte sei darauf hingewiesen, dass Moore während der Dreharbeiten zu AVTAK „erst“ 57 Jahre alt war.
Casino Hille hat geschrieben: Leider jedoch wäre "Octopussy" der richtige Zeitpunkt gewesen, aufzuhören. Zwar hat man durchaus versucht, sein stattliches Alter zu verstecken, zu überschminken, aber es half alles nichts, eher verschlimmerte dies den optischen Eindruck noch und macht auch Moores Mimik an vielen Stellen leider kaputt.
Ich habe hier im Forum meine Vermutung, dass Moore während der Dreharbeiten gesundheitlich nicht „auf dem Damm“ war, ja schon mehrfach geäussert. Wie stehst du nach der jüngsten Sichtung zu dieser Vermutung? Wie stark machte sich der wie ich finde deutliche Gewichtsverlust bei Moore gegenüber OP negativ bemerkbar (bzw. tat er das überhaupt?)? Findest du es nicht auch ungewöhnlich, dass jemand innerhalb von nur zwei Jahren auf einmal deutlich älter erscheint?
Casino Hille hat geschrieben: Grace Jones gibt eine merkwürdige Mischung aus Femme Fatale und der klassischen "Jaws"-Handlanger-Rolle und selbst der famose Christopher Walken bleibt als Gegenspieler Max Zorin ohne jeden Elan und Biss und spielt seine Szenen mit angezogener Handbremse.
Das erklärt dann auch zu einem recht frühen Zeitpunkt deiner Kritik, warum du mit dem Film wenig anfangen kannst. Für mich sind die beiden Baddies zwei der positivsten Faktoren des Films. Walken spielt wie ich finde seine Rolle sehr facettenreich, vor allem die Darstellung des „gebremsten Irrsinns“ macht mir jedesmal wieder viel Freude. Jones, die ich in anderen Filmen sonst eigentlich nicht sonderlich mag, ist hier meiner Meinung nach perfekt besetzt als serientypisch übermenschlicher Henchman im Stile eines Jaws, die Kraft ihrer Erscheinung und ihres Egos noch nicht einmal ein besonderes physisches Attribut wie einen Stahlarm oder ein eisernes Gebiss benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Casino Hille hat geschrieben: Immerhin Lois Maxwell bekommt in ihrem vierzehnten (!) und letzten Auftritt als Miss Moneypenny einen charmanten Abgang
Schön, dass du das erwähnst, so sehe ich das nämlich auch. Durch die Szenen beim Pferderennen bekommt Penny endlich mal wieder einen etwas größeren und denkwürdigeren Auftritt zugestanden, welches ihren wehmütigen Abschied etwas versüsst. Toll auch, wie man in ihrer Büro-Szene den alten Hutwurf-Gag aufgreift und modifiziert.
Casino Hille hat geschrieben: Der Standard-Villain mit psychopathischer Natur wird später sogar durch eine skurrile Hintergrundgeschichte aufzupeppen versucht, was ob der Absurdität dieses Backgrounds seine Wirkung allerdings völlig verfehlt und die Figur der Lächerlichkeit Preis gibt, ähnlich daneben gehen die Versuche, Bond und Bond-Girl in einem geerdeten Umfeld agieren zu lassen.
Ich finde auch, dass man aus dem KZ-Experimente-Plot und vor allem auch aus der Figur Dr Mortner mehr herausholen hätte können und das es schon etwas wirkt, als sei dieser Subplot nicht konsequent zu ende gedacht. Aber absurd finde ich es nicht, gerade in der Welt eines (Moore-)Bonds macht das durchaus Sinn und ist passend. Der Verweis auf den gescheiterten Versuch des geerdeten Umfelds vor allem des Bondgirls sehe ich ähnlich, da ich Roberts die berufliche Tätigkeit ihrer Figur zu keinem Zeitpunkt abnehme. Ihre gespielte Kompetenz wirkt dadurch schon unglaubwürdig. Die Besetzung einer Darstellerin mit einer etwas „intellektuelleren“ Aura wäre hier sicher förderlich gewesen. Dennoch teile ich auch hier die Harschheit deiner Kritik nicht, denn auch so wie es ist funktioniert die Handlung halbwegs.
Casino Hille hat geschrieben: Am schlimmsten ist jedoch, dass Regisseur John Glen bei "Im Angesicht des Todes" glasklar versuchte, sein Erfolgsrezept des Vorgängers "Octopussy" zu kopieren.
Hier trifft deine Kritik aber den falschen, da man den dramaturgischen Aufbau in diesem Fall eher dem Drehbuch ankreiden muss. Und wenn du die Doublette zu OP anprangerst (was man durchaus tun kann), solltest du dies auch bei deiner Kritik zum anschliessenden TLD im Hinterkopf behalten, da dieser einem sehr ähnlichen dramaturgischen Schema folgt (kombiniert mit Elementen aus FYEO).
Casino Hille hat geschrieben: der tolle Showdown plus spektakulärem Nachklapp und auch Walken, Moore und Jones spielen plötzlich mit viel mehr Power und Ausdruck als davor. Die letzte halbe Stunde ist wirklich packend und zeigt vom Ton her an, was in der vorherigen Laufzeit leider größenteils versäumt wurde. "Warum nicht gleich so?", hört man sich da leicht verärgert sagen.
Ich kann viele deiner geäusserten (und von mir hier nicht zitierten) Kritikpunkte absolut nachvollziehen, wenngleich ich diese nicht immer teile bzw. deutlich weniger dramatisch empfinde. Interessant ist, das ich das letzte Viertel des Films welches du explizit lobst, eher als Schwachpunkt des Films ansehe, da gerade hier die Inszenierung sehr vorhersehbar und wenig einfallsreich vorgeht. Da gefallen mir die Szenen in Frankreich und San Francisco (abgesehen von der ebenfalls nicht sonderlich gelungenen Feuerwehr-Szene) deutlich besser. Meiner Meinung nach hätte es dem Film gutgetan, wenn man noch viel konsequenter auf klassischen, eher bedachten Agententhrillgesetzt hätte (die Szenen, in denen Bond nachts auf Zorins Schloss ermittelt und auch die Szenen auf Stacys Anwesen sind diesbezüglich die Höhepunkte des Films wie ich finde), statt durch ein übertriebenes Stuntfeuerwerk die Glaubwürdigkeit seines außerhalb der großangelgten Actionszenen nachwie vor sehr überzeugenden Hauptdarstellers zu torpedieren. Das wäre zwar ein wirtschaftliches Risko gewesen angesichts der Erwartungshaltung, die die Vorgängerfilme aufgebaut hatte, aber es wäre auch die Chance für einen deutlich stimmigeren Film gewesen – zumindest mit diesem Hauptdarsteller. Denn wenn Roger Moore direkt in die Action eingebunden ist, wie beispielsweise bei der Verfolgung auf dem Eifelturm, der Schlägerei in Zorins Fabrik oder bei den Unterwasserszenen, dann mag das zwar eher verhalten und wenig spektakulär sein, gleichzeitig wie ich finde aber auch sehr glaubwürdig und stimmig. Schade, dass das Genre welches sich die Bondfilme im Laufe der Jahrzehnte selbst geschaffen hatten einem solchen Versuch im Weg stand (wie wohl auch die wirtschaftlichen Interessen von Produzent und MGM).