369
von Nico
Agent
Liebesgrüße aus Moskau
(From Russia with Love)
1963
Regie: Terence Young
Bereits ein Jahr nach dem Überraschungshit "James Bond 007 jagt Dr. No" erschien der 2. Streich des angehenden Franchises mit einem Budget, das gleich doppelt so hoch war wie beim Vorgänger. Vorneweg: Vor gar nicht all zu langer Zeit noch gehörte FRWL zu meinen Lieblingsbonds. Das hat sich nach der letzten Sichtung ein wenig geändert. Zu langatmig wirkt der Film an manchen Stellen und zu oft sieht man ihm die Probleme, die während des Drehs auftraten, an.
Kommen wir aber erst einmal zu den positiven Aspekten des Films. Dazu gehört ganz klar, wie schon beim Vorgänger der Cast: Connery spielt Bond wieder mit so viel Spielfreude, dass einem das Herz aufgeht. Lotte Lenya als Klebb, Robert Shaw als Grant, Pedro Armendariz als Kerim Bay und Daniela Bianchi als Tatiana bereichern den Film ungemein und spielen allesamt ihre Rollen sehr gut. Bianchi wirkt desweilen ein wenig unerfahren, gleicht dies durch ihre Attraktivität meiner Meinung nach allerdings wieder aus. Lee und Maxwell als M und Moneypenny machen erneut eine solide Figur und Llewelyns erster Auftritt als Q überzeugt.
Das erste mal sehen wir bei Bond eine Pre-Title-Sequence und das auch nur aufgrund von Problemen mit Szenenabfolgen und Umstrukturierungen im Schnitt. Diese PTS setzt den Zuschauer wieder mitten ins Geschehen, kurzzeitig ist man erschüttert ob der Ermordung Bonds durch Grant, der hier hervorragend eingeführt wird. Kurz darauf ist einem natürlich klar: Der Tote ist nicht Bond. Sonst wäre der Film ja auch schon zu Ende. Das Intro, das dieses mal von Robert Brownjohn statt von Maurice Binder gestaltet wurde, ist schön anzusehen und Barrys Musik passt. Gut gefällt mir die Szene auf dem Schiff mit dem ominösen Blofeld und seinen Untergebenen. Auch in diesem Film taucht James Bond an sich erst relativ spät auf, das allerdings in einer wunderbar herrlichen Szene mit seiner Freundin Sylvia Trench aus DN. An dieser Stelle fallen einem die vielen Verweise auf den Vorgänger auf, wie auch schon die Erwähnung Dr. Nos durch Kronsteen.
Die Flughafenszene erinnert ebenfalls wieder an DN, auch die folgende Autofahrt mit Verfolgung. Diesmal endet sie allerdings anders. Bald schon geht es jedoch los mit den überflüssigen Szenen, wie der Periskop-Szene oder der im Zigeunerlager, die zwar tolle Action bietet, allerdings ziemlich deplatziert wirkt. All zu plötzlich kommt dann auch die Ermordung Krilencus durch Karim Bey mit Bonds Gewehr. Gut gefallen hat mir allerdings wieder die Bootsfahrt mit der Unterhaltung über die Lektor und die Zwischenschnitte nach London.
Mit der Zugfahrt beginnt der 2. Teil des Films und endlich nimmt die Handlung wie die Lokomotive ein wenig Fahrt auf. (Welch eine Metapher...) Auch dort allerdings stört mich wieder der Blaufilter, der die Nacht simuliert. Die Prügelei mit Grant im Zug gehört wohl zu den bekanntesten Szenen aus allen Bond-Filmen und stellt den eigentlichen Höhepunkt des Films dar, denn danach geht es nur noch langatmig weiter. Die Boots- und die Hubschrauber-Action (bei der ich übrigens kurz vor dem Absturz eine 2. Person nahe Bond über den Rasen krabbeln sehe) überzeugen zwar an sich und sind nett anzusehen, allerdings fragt man sich, ob diese Szenen nur der Action wegen noch angehängt wurden, denn einen Mehrwert für die Story bieten sie nicht, ebenso wie die Tatsache, dass es nun wieder nach Venedig geht, wo nochmal ein kleiner Höhepunkt stattfindet. Wenn man schon in Venedig dreht, kann man die Stadt auch nutzen und nicht einmal ein Panoramabild zeigen und dann in ein Hotelzimmer gehen. Nachfolgende Bondfilme machen dies deutlich geschickter.
Aber zurück zur Handlung: Der Endkampf mit Klebb überzeugt, besonders durch den Kniff, wie schon bei Grant, dass der Zuschauer hier mehr weiß als Bond, der beide nicht erkennt.
Fazit:
Eigentlich hat "Liebesgrüße aus Moskau" alles, was ein guter Agententhriller braucht, aber eben das ist auch das Problem. Grade nach dem "Abenteuer-Bond" DN mit seinen prächtigen Farben und der sommerlichen Atmosphäre verliert der sehr bodenständige und graue FRWL ein wenig an Kraft und schafft es nicht, über die Längen hinwegzutäuschen.
7/10 Punkte
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