Jawoll, endlich wieder eine Filmreihe vorerst abgearbeitet, auch wenn zu Jurassic World natürlich nach der Blu-ray-Erscheinung auch noch mal etwas ausführliches kommen wird.
Jurassic Park III
Die alte Hollywood-Regel "Was Geld bringt, wird fortgesetzt" artet manchmal zu einer echten Tortur aus. Hatte Steven Spielberg 1997 mit dem kreativen Scheitern seines "Jurassic Park"-Sequels "The Lost World" bereits eindeutig unter Beweis gestellt, dass es keiner weiteren Dino-Odyssee bedarf, lieferte 2001 Joe Johnston gleich noch einen weiteren Ausflug ins Reich der Riesenechsen vor. Doch unterschied bereits den zweiten Teil nur sein Budget von einem einfallslosen Tierhorror-B-Movie, führt nun auch der dritte Part der Reihe diesen Weg - immerhin konsequent und unbeirrt - fort.
Allerdings fehlt Teil 3 nun auch die Optik, welche selbst "The Lost World" noch teilweise interessant wirken ließ. So verzichtete man nämlich beim dritten Aufguss der Thematik auf die praktischen Effekte der Vorgänger, die einem meist den Atem zu rauben vermochten und verwendete stattdessen einen Haufen an CGI-Animationen und Greenscreen-Aufnahmen (ganz miserabel bereits in der allerersten Szene!). Das ist deshalb schade, weil damit besonders die Dinosaurier viel an Charme verlieren und auch ein ganzes Stück weniger beeindruckend erscheinen als sonst. Ebenfalls ärgerlich ist, dass Johnston wie schon Spielberg im zweiten Film hier erneut dem Drang verfällt, manche Dinosaurier (wie die Raptoren oder den Spinosaurus) als Monster und Schreckenswesen zu inszenieren, statt dem Ansatz des Originals zu folgen und ihre Herkunft als Tiere mit tierischem Instinkt aufzuzeigen. Extrem stellt sich dies in einer Sequenz heraus, in der sich die "guten Dinosaurier" und "bösen Dinosaurier" praktisch abklatschen, womit die Kernessenz des ersten Teiles vollkommen ignoriert und mit Füßen getreten wird. Somit verliert Johnstons Film jedwede Aussage oder Bedeutung und wird zum stumpfen Survival-Erlebnis, dass zusätzlich auf Grund der bedeutend besseren Umsetzung dieses Themas im Original-"Jurassic Park" eine gewisse Redundanz nicht verbergen kann.
Auch charakterlich bietet die Dinosause beim dritten Anlauf nicht wirklich etwas neues. Wie bekannt stellen sich alle Charaktere, selbst anfänglich noch interessant wirkende, immer sehr schnell als stumpfe Stereotypen heraus und das angebliche Spiel "Wer überlebt? Wer stirbt?" verspricht dank der offensichtlichen Figuren-Konstellation auch dieses Mal keinerlei Überraschungen. Mit Wiederkehrer Sam Neill ist als Protagonist aber immerhin ein bekanntes Gesicht aus dem Original von der Partie und dank der Tatsache, dass Neill nun weder lange Zeit alleine mit nervigen Kindern unterweges ist, noch sich erneut durch eine farblose Beziehung quälen muss, gefällt er hier sogar noch besser als Dr. Alan Grant und wird zur großen Bezugsperson für den Zuschauer. Der restliche Cast, unter anderem bestehend aus William H. Macy und Téa Leoni spielt zwar sichtlich engagiert, kann jedoch in den eindimensionalen Figuren nur selten wirklich überzeugen. Auch Don Davis, der hier die Musik komponierte und damit John Williams ablöst, scheint merklich versucht zu haben, dessen Ton zu imitieren, doch auf Dauer nervt die penetrante Verwendung des bekannten Hauptthemas aus dem ersten Teil dann doch ein wenig. Insgesamt ist allerdings weder den Darstellern noch Davis ein großer Vorwurf zu machen, denn obwohl niemand so richtig begeistert ist die deutliche Mühe immerhin dann doch stets erkennbar.
Das Drehbuch kann hingegen zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Bereits die Motivation für den Besuch auf der Dinoinsel wirkt erzwungen und unglaubwürdig, im folgenden wird dann so schnell durch die Geschehnisse gehetzt, dass die Regie keine Chance hat, zwischen durch eine wirkliche Handlung zu erzählen, sodass sämtliche Entwicklungen nur durch Zufall oder Deus-Ex-Machina-Geschehnisse stattfinden können. Gleichzeitig werfen neue Elemente wie der boshafte Spinosaurus oder die neu designten Raptoren einige Fragen bezüglich der Vorgänger auf. Johnstons Action zeigt derweil handwerkliches Können, ohne je wirklich aufregend neues zu bieten, was auch an den erneut blassen Farben durch das 1,85:1 Bildformat liegt. Dennoch kann er hin und wieder mit einer spannenden Idee überzeugen, so ist eine Sequenz in einer großen Kuppel atmosphärisch dicht inszeniert und ein Flugzeugabsturz im ersten Drittel stark gemacht, auch ein kleiner auditiver Twist rund um den Antagonist kann überzeugen, doch ausgerechnet entscheidende Szenen wie der Showdown oder die fundamentalen Charaktermomente werden nicht gut genug herausgearbeitet und gehen auch im filmischen Sinne etwas unter, sind zudem erschreckend vorhersehbar. Schlimmer ist dann noch, dass der Werdegang einer ganz bestimmten Figur dermaßen an den Haaren herbeigezogen erscheint, dass man nicht mehr als müde darüber hinweg schmunzeln kann. Immerhin kommt "Jurassic Park III" zumindest seine Laufzeit von überschaubaren 92 Minuten zu Gute, da er so schnell mal zu einer Zweitsichtung einlädt, doch insgesamt muss man konstatieren, dass auch die wenigen Höhepunkte nicht darüber hinwegtäuschen können, dass der Film selbst eher an einem vorbeiläuft und nur sehr knapp durchschnittlich zu unterhalten weiß, im Mittelteil auch oft wieder zu arg belanglos ist, um wirklich fesseln zu können.
Fazit: Müsste Ian Malcolm, der Protagonist aus "Jurassic Park" und "The Lost World", Johnstons Nachklapp zur Dinosaga in einem Satz zusammenfassen, würde die Aussage wohl lauten: "Die Macher waren nur interessiert, ob sie einen dritten Teil drehen könnten, nicht ob sie es sollten." Denn trotz einiger ganz passabler Momente weiß "Jurassic Park III" besonders deshalb niemanden so recht zu rühren, weil nichts am Film seine Existenz so wirklich rechtfertigt und auch seine spannenderen Szenen nicht mehr als routiniertes Können repräsentieren. Sam Neill als Alleinunterhalter kann da am Ende auch nur mit seinen Möglichkeiten jonglieren. Zusammenfassend ist das ungewöhnlich kurze Abenteuer daher wohl vor allem für Dinosaurier-Liebhaber (obwohl diese ob der schwachen Effekte sicher einen kleinen Schock erleben werden) und Fans der ersten beiden Teile interessant, während alle anderen vermutlich nur geringfügigen Spaß damit haben und sämtliche Szenen nach der Sichtung bequem wieder vergessen können.
4/10