5315
von GoldenProjectile
'Q Branch' - MODERATOR
Kiss Kiss, Bang Bang (2005, Shane Black)
Selbstironie ist eines der wichtigsten Ingredienzen des Buddy-Movie-Genres. Nahezu jeder Film dieser Gattung lebt im Prinzip von den Ungleichheiten und Differenzen zwischen den beiden Protagonisten und zieht daraus meist einen grossen Anteil Situationskomik und Humor. Kiss Kiss, Bang Bang, das Regiedebüt des auf Buddy-Movies wie Lethal Weapon und Last Action Hero spezialisierten Drehbuchautoren Shane Black, bildet da keine Ausnahme. Mit dem Unterschied, dass Kiss Kiss, Bang Bang rundum als Parodie auf das Genre angelegt ist und die Humorkelle von der ersten bis zur letzten Minute komplett ausschöpft.
Zu Beginn des Films landet der Protagonist Lockhart (Downey), ein tollpatschiger Feigling, der sich bislang mit kleineren Diebstählen über Wasser gehalten hat, aufgrund einer Verwechslung in Hollywood. Er soll eine Rolle in einem Film übernehmen, auf die er sich gemeinsam mit dem schwulen, perfektionistischen Privatdetektiv Perry van Shrike (Kilmer) vorbereitet. Plötzlich aber taucht noch Harmony (Monaghan) auf, die als Kind von Downeys Figur zersägt und angehimmelt wurde, und ehe es sich irgendjemand versieht ist ihre Schwester tot, eine weitere Leiche landet in einem See, dubiose Killer machen Jagd auf Robert Downey und immer wieder gilt es, die lästige Leiche loszuwerden, mit der ihm offenbar eine Straftat angehängt werden soll.
Der Stoff ist genau der richtige für eine skurrile und mit bösem, schwarzem Humor aufgepeppte Kriminalfilmkomödie, die es sich nicht nehmen lässt, neben den typischen Mustern des Film-Noir-Genres gleich noch die gesamte cinematische Scheinwelt Hollywoods auf die Schippe zu nehmen. Neben den meist sehr amüsanten Dialogen - nur von zu Zeit zu Zeit schleicht sich mal ein überflüssiger Flachwitz ein - und der energetischen Straffheit des Regietempos ist es vor allem die Erzähltechnik durch Hauptdarsteller Robert Downey, die den Humor ankurbelt. Downeys Figur, die Hauptcharakter und allwissender Erzähler zugleich ist, durchbricht des Öfteren die vierte Wand und dringt immer wieder in die visuelle und erzählerische Struktur des Films ein, um beispielsweise anhand einer nachträglich eingefügten Rückblende zusätzliche Hintergrundinformationen einzureichen. Andernorts parodiert er das Überleben seines zuvor in einer Schiesserei anscheinend tödlich getroffenen Kameraden und lässt mit ihm gleich noch einmal alle zuvor verstorbenen Filmcharaktere (und Abraham Lincoln) auftreten. Was ausserdem mehr als nur stimmt ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Downey und Kilmer. Beide hatten anscheinend Spass an ihren Rollen und scheuen sich auch nicht, das auf der Leinwand zu zeigen.
Shane Wests Kiss Kiss, Bang Bang ist kein Film der einen vom Hocker reisst und erfindet das Komödienrad nicht neu. West mischt jedoch die meiste Zeit souverän Versatzstücke des Genres angereichert mit einigen guten neuen Ideen und verpackt das Ganze in der ersten Hälfte mit hohem Tempo und einer hohen Dichte an gelungenen Pointen. In der zweiten Hälfte verliert sich der Film dann teilweise ein kleines bisschen in seiner verworrenen und verwickelten Detektivgeschichte, bleibt aber weiterhin unterhaltsam. zwei gut aufgelegte Hauptdarsteller runden das Gesamtpaket ab und machen aus Kiss Kiss, Bang Bang eine angenehme, skurrile und witzige Krimiparodie.
Wertung: 7 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.