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von UNIVERSAL EXPORTS
Agent
Gerade habe ich mir nach langer Zeit mal wieder DAF reingezogen. Ich bin überrascht, dass ich mich so gut unterhalten gefühlt habe. Bei meinen Kommentaren zu den Filmen möchte ich ja versuchen, die positiven Seiten der allgemein schlecht bewerteten Bondfilme hervorzuheben und umgekehrt die für mich leicht überbewerteten Klassiker vom Thron zu holen - ohne es aber zu einem Manierismus ausarten zu lassen.
Positiv an DAF finde ich den Titelsong, den allgemein wieder tollen Barry-Score (super Wint-und-Kidd-Thema!), die wie immer prächtigen Adams-Konstruktionen und natürlich Connery.
Dies aber jeweils mit Einschränkungen. Connery hat sich gar keine Mühe gegeben, sich körperlich in Form zu bringen (am deutlichsten zu sehen in der kleinen Bettszene mit Tiffany Case in Las Vegas) und spielt die Figur dermaßen lässig und fast behäbig, dass man nie auch nur ein Fitzelchen um ihn fürchtet. Anders gesagt, sein Spiel macht Spaß, lässt aber jede Spannung im Keim ersticken.
Dabei hat der Film durchaus tolle Szenen. Das erste Treffen mit Tiffany ist extrem stilvoll inszeniert und so richtig "bondig" für mich. Auch die erste Casinoszene oder das Treffen von Blofeld und Bond oben im Hochhaus finde ich sehr cool - wirkt auf mich aber vor allem durch die extrem stylischen Adams-Bauten (wie auch das Labor oder der Willard-Whyte-Bungalow). Die Idee mit dem Doppelgänger, die sich durch den ganzen Film zieht, finde ich eigentlich sehr gut. Sie wird aber falsch verwendet und so auf die Spitze getrieben, dass es am Ende albern wird und es einem fast egal wird, ob der echte Blofeld nun tot ist oder nicht. Das hätte nicht passieren dürfen. Überhaupt schlägt das Drehbuch seltsame Kapriolen. Viele Szenen wirken wie nachträglich hineingeschustert, dramaturgisch sind sie völlig sinnlos. Die Geschichte beginnt ein wenig wie Goldfinger, verliert aber rasch ihre Stringenz und ihren roten Faden und mäandert vor sich hin, um irgendwelche geschmuggelten Diamanten. Jeder, der damit in Berührung kommt, stirbt einfach. Als wüsste der Drehbuchautor nicht, wohin mit alldem. "Wir haben James Bond und einen Haufen Diamanten, schicken wir beide mal irgendwie durch die Gegend." Die Idee von Las Vegas in seiner Blütezeit als Location finde ich toll - und SC sieht im weißen Smoking grandios aus - aber das wäre für 15, vielleicht 25 Minuten gut gewesen. So ist es viel zu lang. Auch andere Locations kommen nicht recht zum Tragen - das exotische Flair entsteht so nicht. DAF wirkt insgesamt, als sei er zu 90 Prozent im Studio entstanden.
Zudem gibt es m.E. keinen Bondfilm, der einen so großen Komikfaktor aufweist. Dagegen ist der Nachfolger LALD ein spannender Agententhriller. Insofern lässt er (DAF) sich als eine Art edel inszenierte Comedy-Spy-Klamotte konsumieren. Zu Ehrenrettung: Ich finde die Slapstick-Albernheit mit Bambi und Klopfer ziemlich lustig ("Mami, hier bleib ich. Der Dschungel ruft!"). Allerdings geht mit dem einfachen Untertunken der beiden Damen im Pool das letzte Quäntchen Spannung verloren. Ein Beispiel für viele skurrile Szenen, die mal mehr, mal weniger unterhaltsam sind. Die Action ist zumeist einfallslos, davor und danach gab es so viel besseres. Selbst die Rauferei im Fahrstuhl wurde ähnlich in FRWL besser inszeniert. Das Bondfeeling bleibt für mich wegen Musik, Optik und Connery trotzdem erhalten, aber je länger ich darüber reflektiere: DAF bleibt auch für mich einer der ... am wenigsten guten Bondfilme.
"Schnickschnack! Tabasco!"