Duell (Steven Spielbergs erster Film, wenn ich mich nicht irre):

Leider bin ich mit zu hohen Erwartungen rangegangen. Ich habe das erwartet, was der Film phasenweise erreicht und sogar übertrifft, über die ganze Lauflänge aber leider nicht halten kann: Hohe Spannung mit einfachsten Mitteln.
Story: Ein Truck bedroht einen Autofahrer verfolgt ihn und versucht ihn umzubringen. Mehr Story gibts eigentlich nicht.

Der Einstieg in Duell ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber meiner Meinung nach durchaus gelungen und hat meine Erwartungshaltung eigentlich sogar noch gesteigert. Anfangs wird die Spannung langsam aufgebaut, und das Verhalten des Trucks ist ungewöhnlich, aber noch nicht bedrohlich. Als dann die erste Verfolgung losgeht wird es spannend. Kameratechnisch erstklassig gemacht, wird die Atmosphäre wunderbar eingefangen, dafür ist die Action selbst nur mittelmäßig inszeniert. Man merkt häufig, dass die beiden Fahrzeuge gar nicht so schnell fahren, wie es der Tacho zeigt, bei schnurgerader Strecke wird unnatürlich oft der Randstreifen mitgenommen, etc.
Das bleibt auch großes Manko bei späteren Verfolgungen.
Die Szene im Cafe an der Straße sind eher peinlich, als spannend, zumindest ab dem Zeitpunkt, als Mr. Mann, der Protagonist die Initiative ergreift.
Auch nachfolgende Aktionen sind teilweise eher lächerlich oder unfreiwillig komisch als spannend und treten in der Regel im Wechsel mit sehr spannenden Sequenzen auf.
Das teils sehr irrationale Verhalten von Mr. Mann kann man noch teilweise entschuldigen, da in einer solchen Situation wohl jeder etwas die Kontrolle verlieren würde.

Ein anderes großes Problem ist, dass man bei einem Film, der sich komplett auf den Hauptdarsteller fixiert und andere kaum vorkommen, einen Schauspieler benötigt, der in der Lage ist einen Film alleine zu tragen, und das ist Dennis Weaver hier augenscheinlich nicht. Schauspielerisch (von gelegentlichem Overacting abgesehen) ist er zwar durchaus gut, aber hat eben nicht diese Ausstrahlung, die man dafür bräuchte.

Deshalb bekommt Spielbergs Erstling von mir lediglich 6/10 Punkten, was für die Umstände unter denen der Film entstanden ist aber auch noch ganz ordentlich ist.

dernamenlose hat geschrieben:Duell (Steven Spielbergs erster Film, wenn ich mich nicht irre):

Je nachdem.
Duell ist fürs Fernsehen gedreht worden, aber auch hier und da im Kino gelaufen. Aber er hatte noch mehr TV Filme gemacht, und ich glaube es gibt noch einen (allerdings wenig interessanten) Horrorfilm der auch im Kino lief.

Sein eigentlicher Debütfilm war aber Sugarland Express.

Mir fällt auf, das in letzter Zeit oft irgendwelche Szenen in Filmen, meist in älteren, als peinlich oder lächerlich beschrieben werden. Meistens gerade Szenen, die eigentlich beste Filmdramaturgie sind und an denen ich nichts auszusetzen hätte. Ich wüsste jedenfalls nicht, was auch nur ansatzweise an Duell (einem der besten Spielbergs) peinlich sein sollte.

Mir fällt auf, das(s) in letzter Zeit oft irgendwelche Szenen oder ganze Filmen, meist in älteren, als zu wenig "dreckig" oder erwachsen beschrieben werden. Meistens grade Szenen oder Filme, die eigentlich beste Filmunterhaltung sind und an denen ich - und Millionen von weltweiten Kinofans - nichts auszusetzen hätten.

Mh, ich wüsste jetzt nicht, auf welchen Film du das beziehen könntest. Terminator 2 und Jurassic Park wurden schon zu ihren Zeiten für ihre familientaugliche Ausrichtung kritisiert, beziehungsweise wurde damals schon von vielen Kritikern berichtet, dass die Filme sich weniger an ein erwachsenes Publikum richten, sondern für die breite Masse (also auch Jugendliche) gedacht sind. Das ist keine Entwicklung in letzter Zeit, wie sie mir hier im Forum bei der Verwendung der Begriffe peinlich und lächerlich aufgefallen ist, sondern einfach ein immer wiederkehrender Kritikpunkt an Massenunterhaltung, den sich noch viel mehr Filme oft gefallen lassen müssen, praktisch alle Marvel-Filme heute bekommen das gerne mal zu hören.

Bei Jurassic Park kam das gleiche Argument von dir, wo ich nun wirklich nicht weiß warum der FIlm dreckiger und brutaler sein sollte als er ist.

Ändert aber nichts daran, dass das Argument nun einmal nicht neu ist, sondern auch schon 1993 hin und wieder zu hören war und der Film seit seiner Entstehung auch immer mal dafür kritisiert wird, was bei Massenproduktionen (also Filme für jung und alt) eben auch ganz normal ist, da diese oft interessanter wären, wenn sie konsequent brutaler wären. Wenn du das nun aber bezogen auf Jurassic Park erklärt haben willst, sollten wie die Unterhaltung in den betreffenden Thread verschieben.

Ich habe mich 1993 genau darüber aufgeregt, da ich kurz zuvor den Roman gelesen hatte. Und der ist "brutaler" und "erwachsener". War seinerzeit etwas enttäuscht von dem Film.

Ja, der ist deutlich brutaler und erwachsener. Aber auch inhaltlich reifer. Und überlegter. Ich bin mal so frech und sage: Spielberg war der komplett falsche für eine Romanverfilmung der Vorlage. Für das, was Jurassic Park dann geworden ist, war er aber der einzig sinnvolle Regisseur.

Casino Hille hat geschrieben:Mir fällt auf, das in letzter Zeit oft irgendwelche Szenen in Filmen, meist in älteren, als peinlich oder lächerlich beschrieben werden. Meistens gerade Szenen, die eigentlich beste Filmdramaturgie sind und an denen ich nichts auszusetzen hätte. Ich wüsste jedenfalls nicht, was auch nur ansatzweise an Duell (einem der besten Spielbergs) peinlich sein sollte.

Ein Beispiel wäre die Szene in der Mr. Mann auf seiner Motorhaube rumhopst. Das ist für mich nicht im geringsten spannend sondern eher peinlich. Vor allem wie er da halt drauf rumhopst. Zumal die Situation als ganze schon grotesk ist. Mit diesem kleinen und eher schwachen Wagen will er einen voll besetzten Bus anschieben?
Aber auch die Szene im Cafe, als er den einen Trucker anspricht. Obwohl der ja nicht mal der einzige Mensch im Cafe ist, dessen Schuhe passen.

Aber ich finde, dass es auch in vielen neueren Szenen peinliche Szenen gibt. Nur dass die häufig so peinlich sind, dass es zum Fremdschämen ist (z.B. Sams Eltern in Transformers), das gibt es bei älteren Filmen seltener.

Du findest in Transformers nur einzelne Szenen peinlich?

Ich finde in Filmen nach wie vor ja ehrlich gesagt gar nichts peinlich. Es sei denn, ich habe sie selbst verbrochen. Aber wie oft schaue ich mir schon meine eigenen Filme an?

vodkamartini hat geschrieben:Du findest in Transformers nur einzelne Szenen peinlich?

Ja, das gebe ich offen zu. Grundsätzlich sind die Transformersfilme zwar hirnlos, aber nicht peinlich. Anspruchslos, aber je nach Stimmung perfektes Popkornkino. Wenn aber eine Haschkekse essende Mutter übers Gelände eines Wohnheims rennt und jedes Mädel anquatsch und zum Zimmer ihres Sohnes zeigt und versucht diese zu ner Affäre zu überreden, fremde Leute umarmt, und so weiter, dann schäme ich mich schon vor mir selbst sowas anzuschauen. Und diese Szenen (von denen es leider viel zu viele gibt), die finde ich hochgradig peinlich!

dernamenlose hat geschrieben:dann schäme ich mich schon vor mir selbst sowas anzuschauen.

Das ist aber ein etwas seltsames Empfinden. Solche Szenen sind sicher ziemlich dämlich, aber peinlich ist mir das nicht. Das sollte dann auch eher anderen Personen als mir selbst peinlich sein.

Es gibt dämliche und peinlich Szenen. Das ist ein Unterschied. Kann ja sein, dass du den nicht kennst. Gibt aber genug die das tun.