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von Nico
Agent
Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 (Pirates of the Caribbean: Dead Man´s Chest)
"Komplikationen entstanden, dauerten an und wurden überwunden."
Ich hatte mir gestern fest vorgenommen, genüßlich mit einer Flasche Cola und einer Tüte Chips den 2. PotC anzuschauen. Ungeplanterweise war ich dann erst um Mitternacht zuhause, aber den Spaß (Ja, es war tatsächlich Spaß) wollte ich mir trotzdem nicht nehmen lassen. Ich habe alle 4 Filme schon lange nicht mehr gesehen und hatte nur noch vage in Erinnerung, was im 2. und was im 3. Film passiert. Auch wusste ich nicht mehr, wie ich die Filme finde, deshalb konnte ich relativ objektiv an die Sache heran gehen:
Zu den Schauspielern:
Hier gibt es nicht viel zu sagen. Depp spielt weiterhin meisterlich, kann seiner Rolle in diesem Teil sogar ein paar Facetten hinzufügen. Knightleys Rolle hat sich ein wenig verändert, aber diese Veränderung spielt sie wieder mit großer Überzeugung. Auch Orlando Blooms Rolle gibt in diesem Teil deutlich mehr her als im letzten, was ihm wirklich zu Gute kommt, denn nun kann er auch zeigen, wie gut er ist. Von Bill Nighy ist als Davy Jones ist außer seinen Augen, seiner Stimme und seinen Bewegungen nicht mehr viel übrig geblieben, dennoch: Davy Jones ist wunderbar "gespielt". Tom Hollander hat nicht viel Screentime, überzeugt aber sofort als Lord Cutler Beckett. Von seinem ersten Auftritt an nimmt man ihm das überhebliche, großkotzige Ekel sofort ab. Jack Davenport darf als James Norrington (wie viele in dieser Fortsetzung) deutlich anders agieren als im ersten Teil, dies macht er auch wieder überzeugend. Jonathan Pryce hat noch weniger zu tun als im ersten Teil, tut dies wenige aber ebenfalls gut. Kevin R. MacNally überzeugt wieder als Gibbs, Naomi Harris spielt die geheimnisvolle Tia Dalma sehr.... äh... geheimnisvoll. (Super Beschreibung) und von allen neu dazu gekommenen Schauspielern beeindruckt Stellan Skarsgard am meisten als Stiefelriemen Bill.
Zur Handlung:
Der ganze Film krankt an einer großen Sache, an der viele mittlere Teile einer Trilogie (wie z.B. Star Wars II) kranken: Es gibt keine abgeschlossene Handlung. Da man Teil 2 und 3 gleichzeitig drehte, hatte man also auch eine Gesamthandlung, die sich über beide Filme erstreckt und nur teilweise abgeschlossene Geschichten bietet. Diesen Umstand merkt man dem Film leider deutlich an. Auch wirkt die Handlung an einigen Stellen sehr in die Länge gezogen. Das Tempo der Story, das noch den ersten Film bestimmt hatte, verliert etwas an Fahrt, wird allerdings durch viel Action wieder ausgeglichen.
Der Film beginnt deutlich düsterer, als der letzte es noch war.
Will und Elizabeth werden also vor ihrer Hochzeit gemeinsam mit dem (ehemaligen, wie wir erfahren) Commodore Norrington zum Tode verurteilt, da sie halfen, Captain (!) Jack Sparrow entkommen zu lassen. Beckett schlägt Will einen Deal vor: Er soll ihm Jacks Kompass beschaffen.
"Es ist ein Schlüssel" - "Nein, noch viel besser! Es ist ne Zeichnung eines Schlüssels."
Der erste Auftritt von Jack ist fast genauso gut gelungen, wie im ersten Teil. Wie er den Raben auf dem Sarg erschießt und dann mit dem Bein des Toten zur Pearl paddelt ist einfach köstlich. Dann taucht plötzlich Stiefelriemen Bill auf und sagt Jack, dass die 13 Jahre bald um seien und gibt ihm das schwarze Mal, so dass der Kraken ihn findet. Jacks panisches "Land ansteuern!" ist grandios. Man merkt ihm seine Angst wirklich an. Will ist unterdessen auf der Suche nach Jack, um den Kompass zu nehmen und Elizabeth zu befreien. Glücklicherweise findet er die gestrandete Pearl am Strand einer Insel. Die folgenden Szenen wirken ein wenig in die Länge gezogen, aber schon beginnt die Action. Jacks "Inzy-binzy"-Kauderwelsch ist witzig, genau wie die herrvorragend musikalisch untermalte Szene, in der die Gefangenen ihre Käfige an die Wand schwingen. Pintel und Ragetti haben es inzwischen geschafft, den Hund im Gefängnis von Port Royal zu überlisten (Warum eigentlich nur die beiden? Wo ist der Rest von Barbossas Crew?) und treiben in einem Ruderboot mitten auf dem Meer ganz zufällig genau zu der Insel, an dessen Strand die Pearl liegt und auf der sich alle anderen befinden. In einer sehr unterhaltsamen Szene können schließlich Jack und alle anderen entkommen und besuchen Tia Dalma, die Jack als Schutz vor Jones ein wenig "Land" mitgibt.
"Was kann es wohl sein, dass allen Männern Probleme bereitet?" "Die See?" "Das Ein-mal-Eins?" "Die Dialektik von Gut und Böse?"
Will willigt in Jacks Plan ein, den Schlüssel zu holen, damit er den Kompass bekommt und klettert auf das Wrack der Flying Dutchman. Prompt erscheint in einer sehr gruseligen Szene Davy Jones, der Will als Anzahlung mit an Bord nimmt. Er gibt Jack 3 Tage Zeit, 99 Seelen zu besorgen. Also gehts auf nach Tortuga. Dort kommt auch James Norrington an Bord, ebenso wie Elizabeth, der es inzwischen mit Hilfe ihres Vater gelungen war, zu fliehen. Gemeinsam geht es zur Insel auf der Jones Herz versteckt ist.
Will hat unterdessen auf der Flying Dutchman seinen Vater kennengelernt und es geschafft, den Schlüssel zur Truhe zu stehlen und zu entkommen. Das Schiff, auf dem er aufgenommen wird, wird nun vom Kraken angegriffen, aber Will kann sich auf der Dutchman verstecken. Kurz nach der Pearl trifft nun auch die Dutchman auf der Insel ein und es beginnt ein irgendwie etwas zu lange dauernder aber nichtsdestotrotz toll choreographierter und geschauspielerter Kampf um die Truhe bzw das Herz, das Jack schon in sein Glas voll Dreck getan hat. Im Endeffekt kann Norrington mit dem Herz entkommen, Jones bekommt die Truhe und Jack sein Glas. Jeder denkt, er hätte, was er will, doch bis auf Norrington hat es keiner.
"Ich hab n Glas voll Dreheeeck, ich hab n Glas voll Dreheeeck und rat mal was da drin ist!"
Jones ruft wieder den Kraken um die Pearl mit Jack in die Tiefe zu ziehen, doch die Besatzung weiß sich zu wehren. Etwas wiederholend, aber dennoch toll ist der Kampf gegen den Kraken, an dessen Ende Elizabeth Jack an den Mast kettet und gemeinsam mit Will und der Besatzung in ein Ruderboot steigt. Alle denken, Jack wäre freiwillig zurückgeblieben um ihnen eine Chance zu gewähren. In einer tollen Szene verschlingt der Kraken Jack und die Pearl, während die Besatzung zu Tia Dalma zurückkehrt, die ihnen eröffnet, dass es noch eine Chance gebe, Jack zurückzuholen. Dafür bräuchten sie allerdings einen Captain und siehe da: Der eigentlich tote, gar nicht mehr so Untote Tote Hector Barbossa ist nicht tot. In einer klasse letzten Einstellung beißt er in sein Leibgericht, einen grünen Apfel.
Zur Gestaltung des Films / alles andere:
Wie schon eingangs erwähnt, mutet der 2. Teil der Filmreihe deutlich düsterer an als der erste, wobei sich der Fokus allerdings von Grusel zu Mystery/ Fantasy hin verschoben hat. Die Handlung bietet viel Tempo, bleibt teilweise dennoch ein wenig auf der Strecke, um den Charakteren Zeit zur Entwiclung zu geben. Diese Charakterentwicklung wirkt teilweise allerdings ein wenig gezwungen. Diese ständige "Elizabeth liebt Jack"-Sache fand ich einfach nur unnötig und war jedes mal wieder genervt, wenn sie angesprochen wurde. Auch wirkt die Handlung manchmal ein wenig zusammengeschustert, wenn die wildesten Zufälle auftreten und die Personen alle unabhängig von einander zeitgleich an den gleichen Ort geführt werden, damit die Handlung weitergehen kann. Weiterhin hatte ich das Gefühl, dass man zu viel Geld für winzige Rollen hatte. Ständig tauchen auf der Black Pearl neue Besatzungsmitglieder auf, nur um in der nächsten Szene zu sterben. Die einzigen Konstanten sind Gibbs, Mr Cotton, Mr Cottons Papagei, Marty, Pintel und Ragetti.
Die Tricktechnik, die ich bei den Skeletten im ersten Teil noch ein wenig bemängelt hatte, ist hier hervorragend. Jones fischige Crew ist einfach grandios gemacht und wirkt an keiner Stelle wie am PC erstellt. Die Musik ist übrigens wieder überragend und passt sehr gut zu den einzelnen Szenen.
Die Locations bieten auch hier wieder deutliche Unterschiede: Lärmendes Tortuga, srahlend schöne Isla Cruzes oder diesmal düsteres Port Royal.
Fazit: Der 2. Teil von "Fluch der Karibik" hat einen großen Schwachpunkt: Die unvollendete Handlung. Der Film ist eigentlich nur im Zusammenhang mit dem 3. zu bewerten. Dennoch macht er viel Spaß, macht einiges richtig und bietet viel Humor, Action, großartige Schauplätze und Schauspieler. Ich sehe gerade, dass der Film 145 Minuten ging. Das hätte ich nicht erwartet, denn auch diesmal ging der Film (trotz (oder weil?) Sichtung in der Nacht) schnell vorbei.
8/10 Punkte
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