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Re: Filmbesprechung: Skyfall

1175
Übrigens hab ich da nen lustiges Foto gemacht: die Strasse zum Loch Etive biegt direkt von der Hauptstrasse ab. Direkt am Anfang ein steht das Schild "Sackgasse" und dahinter windet sich das Asphaltband in unendlichen Windungen duch wildromantische Berglandschaft durch blühende Heide bis zum Horizont!
Skyfall und die unmittelbare Umgebung sind woanders abgedreht worden- ich meine irgendwo in England. Also braucht man nicht daran vezweifeln, wenn man es nicht findet.
Sidekick: direkt links neben der Hauptstrasse zu Füssen der Berge "Three Sisters" wurden die Schlachtenszenen von "Highlander" gedreht.

Re: Filmbesprechung: Skyfall

1176
:wink: Mir ist übrigens hier was aufgefallen, was mich auch bei CR stört. Nicht sehr, aber...
Wie schon erwähnt: In SF "hüpft" der Aston Martin auf dem Strassennetzt in Schottland vor und zurück. Die Szenen, als Bond Vesper durch Venedig verfolgt ist ein genauso wirres hin und her. Erst stürzt Bond durch den Durchgang auf den Markusplatz (links!), gallopiert in die nicht- existente Bank in der anderen Ecke (rechts!), rennt raus, nach rechts über den Platz zurück in Richtung des Durchgangs und sieht auf einmal Vespers Rücken durch den Durchgang an der linken Längsseite des Platzes. Ach Herrjeh! Und nachdem er durch den dunklen Tunnel geht (wo er die Waffe durchlädt), steht er plötzlich an einer Stelle in Venedig, die einige hundert Meter entfernt liegt ( ich meine jenseits des Canale Grande?).
Aber- ist ja nur ein Film! Gell? :wink:

Re: Filmbesprechung: Skyfall

1178
Die Nummer 3 ist bei Bond wohl eine magische Zahl.
Eine spezielle, neue Symbiose entsteht zwischen dem Film und dem Darsteller. Nur Brosnan ging nahtlos in seinen dritten Auftritt (er ist aber auch der einzige, dem die Rolle vom Schicksal in die Wiege gelegt wurde).
In Skyfall hat Craig einen Entwicklungsprozess abgeschlossen, der sich wohl so erklären lässt, dass die Grenze zwischen Darsteller und Figur verschwommen ist. Das ist wohl ein Fluch; ein Pakt mit dem Teufel. Das klebt wie wasserfeste Farbe für lange Zeit an der Person.
Für die Figur ist es ein echter Segen, denn sie ist selber keine Symbiose mehr aus diesem oder jenem Bond, sondern eine eigenständige Inkarnation, mit ganz eigener Körpersprache, charakterlichen Zügen. Dieser Bond ist ein sehr atlethischer, harter, cooler und gefühlsvoller Zyniker mit hang zu trockenen Sprüchen. Eben voller Ambivalenz, wie sein Job.
Und darum gehts dem Film im eigentlichen: dem Job, die geheime Arbeit, in einer Zeit, in der Geheimnisse durch bloßen Knopfdruck öffentlich werden; in welcher Patriotismus, die Hingabe und Aufopferung für dieses abstrakte Konstrukt einer Nation, keine heroischen Gefühle in irgendjemanden mehr auslöst. Das Individuum fordert immer mehr unwillkürlich sein Recht auf jeder Ebene ein und die Pflicht wird mehr eine Pflicht gegenüber einem anderen Individuum, als einer Idiologie. Rache ist die heimliche Antriebskraft des Terrorismus. Alte Sünden führten zu den großen Attentaten dieser Zeit.
Dies in einem Bond-Film abzubilden, geht nur durch eine direkte, unpolitische Übertragung des persönlichen Kerns auf den Mikrokosmos weitgehend fiktiver Welten - die Doppelnull-Abteilung, M, Mi6, Bond. Silva hat also einen durchaus realen Kern, verpackt in einen exzentrischen Bond-Bösewicht in schräger Manier.
Zwei Jahre Drehbucharbeit und ein renommierter Regisseur des Drama-Milieu mit ästhetischen Selbstverständnis können nicht spurlos in einer Super-Big-Budget Produktion untergehen.
Skyfall ist ein durchdachter Film, der sich nicht auf einzelne Szenen und Szenarien stützt, sondern auf seine Figurendramatik. Aller Ausgang ist M. Ihre Sünden, noch einmal manifestiert im Handeln zu Beginn, treibt die ganze Handlung des Filmes an, Silva, die Ermittlung des Komitees und Bond selbst.
Wie selbstverständlich und folgerichtig entwickelt sich die Geschichte über Bonds Eignungstests, nach Shanghai und Macao zurück nach London. Sie überzeugt mit ihren Figuren, in ihren unaufgesetzten gespitzten Dialogen, der Darstellungen und einer atmosphärischen Inszenierung der speziellen Essenz von Orten und Situationen. Genial ist im Shanghai Part der Kampf in den Spiegelungen der bunten Lichtern und Schattten, das Casino (bis auf die Komodowaran-LALD-Einlage) und schließlich Silvas erster Auftritt, der von einem guten Gespür von Mendes für die Eigenheit einer Situation zeugt.
Das ganze kumuliert in der einzigartigen Verfolgungsjagd durch die Londoner Tube im Saal der Anhörung.
Bis dahin. Dann bricht das Script ein. Lange genug hat man große Actioneinlagen mit Sturmfeuer und Explosionen gegen situationsbedingte Faustkämpfe, Verfolgungen und kleinkalibrige Schießereien eingetauscht. Dann muss was Däftiges her. Der letzte Akt in Schottland bringt wieder aufgesetzte Texte hervor, dichtet Klischeefiguren herbei (Kincade), Patzer in den Darstellungen, sodass Silva in einer Karikatur seiner selbst abrutscht und schließlich überladene Action. Es fehlt einfach der gespitzte Bleistift.
Das alles in Skyfall Manor endet ist ein folgerichtiger Gedanke. M, die bezeichnenderweise mit Mum angesprochen wird, ist tatsächlich eine Art Mutterfigur für die Agenten, deren Pflicht ihr gegenüber realer ist, als der einer Flagge. Nur verfährt man sich hier zwischen Erwartungshaltungen nach finaler, großer Action und schwacher Arbeit der Autoren. All diese Schwächen deuten auf einen kurzfristigen Alleingang von Purvis und Wade hin.
Wo bereits die PTS an einer banalen Auflösung von deplatzierten Übertreibungen der Actionszene leidet (Shootout am Marktplatz und Bagger auf dem Zug), wird das Ende schlichtweg übersäuert. Szenen wie der Unterwasserkampf unter der Eisdecke faszinieren, nicht Dauer-MG-Feuer und nuklearartige Explosionen.

Trotzdem zeigt Skyfall wieder einmal eindrucksvoll, dass die Craig-Ära durch gutes Casting, fähigen Regisseuren und besseren Drehbüchern durch dritte Autoren (vor allem was Texte angeht) die an sich selbst anspruchsvollsten Filme birgt.

Re: Filmbesprechung: Skyfall

1181
Das Ende in Schottland finde ich großartig weil so ungewohnt für Bond und voller Atmosphäre. Weniger den ersten Teil des Angriffs aber spätestens dann, wenn Bond vor dem grellen Licht des brennenden Anwesens über das Moor läuft, das ist einfach atemberaubend.

ich habe es schon auf die Kritik von Jaybee erwidert und tue es wieder:
Die Epilog in Lond ist für mich der logische und bestmögliche Abschluss des Films. Da kommt ales zusammen, was der Film bis dahin in Stellung gebracht hat:
- Die wiederauferstandene Bond
- Moneypenny hat ihren Platz eingenommen
- Der neue M hat die Bedeutung der Geheimdienstarbeit erkannt
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: Skyfall

1184
Den Epilog will ich mal von meiner Kritik am Ende außen vor lassen. Auch hier zeigt der Film wieder, wie spurlos sich die Anforderungen der "Bond-Formel" im Sinne von Monneypenny, Bondgirls, Q, Humor und dem Bösewicht selbst und deren Interaktionen in eine dramaturgisch emanzipierte Erzählung mit hohem Anspruch an sich selbst verwirklichen lässt.
Ich habe den Film gestern zum zweiten Mal gesehen und er ist in meiner Gunst einige Stufen gestiegen, denn zuvor hatte ich das zuletzt aufgeführte etwas übersehen. Es gibt vermutlich keine bessere Art diese Formeln wieder einzuführen, als in Skyfall. Vor allem der Humor ist intelligent verflochten (das dem Zug hinterher springen ist das äußerste Maß passender, subtiler Situationskomik).
Im Schottland Act kommt aber all die Last der Muster, Formeln, Schablonen wieder hervor. Der Text ist den Darstellern in den Mund gelegt, flach und geradezu dumm. ("We gonna kill them first", "I was ready before you were born, son"). Kincade ist eine grausig Figur, hinzugedichtet, um als bloße Verstärkung zu fungieren und seine Spuren werden durch überflüssige Vergangenheitserklärungen zu verwischen versucht. Solch ein Charakter stammt aus einer Schublade einfältiger Dramaturgie. Aber die Vergangenheit wird schon durch die verlassene Villa und den Grabsteinen stumm hervorbeschworen.
Silva kommt wie ein Reiter der Apocalypse(Now) daher, mit dem obligatorischen Helikopter und MG-Gewitter zur Befriedigung des Spektakels. Er ballert und sprengt alles kurz und klein, wo er doch eigendlich M kein Haar krümmen will, bevor er sie in seiner Gewalt hat. In der Kapelle erreicht man wieder alte Form, überspitzt den Tod von Silva aber wieder in theatralischer Manier.
Es ist aber auch eine vertrackte Situation. Die Geschichte verlangt Skyfall Manor, aber gleichzeitig eine ruhigere und umso intensivere Konfrontation zwischen Bond-Silva-M. Doch da es im Film schon zu "ruhig" herging, wird der dicke Vorschlaghammer hervorgeholt. Dieser Lärm übertönt einiges und passt einfach nicht zum FIlm.

Re: Filmbesprechung: Skyfall

1185
Ich sehe den Showdown gar nicht so schubladenartig wie du, auch nicht die Dialoge. Dagegen spricht schon, dass der Showdown von vielen (Fans) nicht so richtig gemocht wird, weil er so untypisch ist. Dass da viel geballert wird ist richtig, und dennoch steht im Fokus eher ein altmodisches Duell mit einfachen Mitteln.
Es gibt eigentlich keine Sprüche die ich als aufgesetzt empfunden habe. Bonds "we gonna kill them first" kommt so herzerfrischen pragmatisch, dass es schade ist, dass der Satz schon im Trailer verschenkt wurde.

Silva hatte seine Momente mit M ja schon in seiner Haft und vor dem Ausschuss, daher kann er im Showdown drauf losballern.
"It's been a long time - and finally, here we are"