Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Der Karl May Thread

376
Hätte man den Abfall der Reihe stoppen können? Ich denke nein, viele Gründe dafür hast du genannt. Aber hätte er langsamer von Statten gehen können? Mit Sicherheit! Und dafür war Grangers Rat eigentlich genau der richtige: Man hätte das Publikum überraschen müssen, ihnen ein Grund bieten sollen, warum sie auch noch 1966 noch in den neunten Karl May rennen sollten. Man hat sich aber einfach nicht mehr gut verkauft, man kam aus dem Trott nicht mehr heraus, höchstwahrscheinlich war auch das Publikum so übersättigt, dass es auch egal war, wie qualitativ gut die Filme gewesen wären (ein Umstand, auf den ich im Apanatschi-Review zurückkommen möchte). Es lief eben wie immer in der Filmgeschichte: Erst war da ein Erfolg, dann kamen immer mehr ähnliche Filme, die die Masse fröhlich konsumiert hat. Dann hatte die Masse diese Machart aber über und es gab andere Erfolge. Hätte man weniger Filme produziert, hätte es die Reihe sicher bis in die 70er geschafft, wäre aber zu 99% spätestens da gescheitert und wie du selbst sagst, wäre der finanzielle Erfolg am Ende vielleicht sogar geringer gewesen, als bei der gewählten Machart.
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Re: Der Karl May Thread

379
Casino Hille hat geschrieben:
00T hat geschrieben:Pierre Brices Winnetou, darstellerisch wie immer würdevoll und gut anzusehen, bekommt hier leider nicht so viel zu tun, ähnlich dem „Silbersee“, was ein wenig stört, aber kein großes Manko ist.
Ansonsten sehen wir bei den Darstellern alles nahezu identisch, hier möchte ich widersprechen, Winnetou hat im Ölprinz deutlich mehr als in "Unter Geiern" zu tun und ist viel aktiver als im ersten Surehand.
Stimmt, du hast recht. Aber ich habe es so empfunden, als wenn Winnetou in "Unter Geiern" viel aktiver gewesen wäre, dabei macht er da ja im Grunde kaum was. Liegt wohl daran, dass seine Screentime im vorigen Film größer sein dürfte.
Casino Hille hat geschrieben:aber diesen Kniff hätte die Handlung für mich nie gebraucht, ich habe ihn einfach als überflüssig und irgendwie stark unkreativ empfunden.
Sonderlich kreativ war es ja auch nicht, wo vorher schon ein Indianerhäuptling ermordet wurde. Aber der Tod des Häuptlingssohnes stört mich weniger, als es in späteren Filmen der Fall sein sollte, vor allem in Grangers drittem Auftritt.
Casino Hille hat geschrieben:
00T hat geschrieben:In einem tollen Kampf bringt der Mörder sich selbst zur Strecke, eine nette Idee.
Stimmt, das überzeugt und auch das Ende des Ölprinzen ist angenehm.
Ja, sie überzeugen beide, obwohl die Reihe ja ohnehin an kreativen, dramatischen Abgängen der Schurken reich ist.
Casino Hille hat geschrieben:
00T hat geschrieben:da verzeiht man der Szene auch die ab und zu eingeblendeten, in ihrer Qualität eher mäßigen Rückprojektionen.
Verzeihen kann man ihm das vielleicht, aber es sind zu viele, sie sind zu lang (man kann zu genau hinsehen) und sie wären oft einfach nicht nötig, es sei denn, man hat den Zwang, die Darsteller ins Bild zu bekommen.
Stimmt, man hätte sie kürzer fassen können. Die Darsteller hätte man nicht unbedingt aus der Frontansicht filmen müssen und bei anderen Filmen wurde das auch besser gelöst, wie z.B "Der unsichtbare Dritte", aber man muss halt auch sagen, dass Harald Philipp kein Alfred Hitchcock war und die May-Filme insgesamt einfach nicht das inszenatorische Niveau der großen Werke der damaligen Zeit hatten.
AnatolGogol hat geschrieben:Was meint ihr, war Grangers Rat richtig oder doch eher an der Realität vorbei? Hätten die Karl May Filme eine längere Zukunft gehabt, wenn man anders vorgegangen wäre?
Irgendwann wäre das Ende der Reihe unweigerlich gekommen, die Gründe hast du ja schon genannt. Aber ich denke, Grangers Rat war in der Hinsicht richtig, dass, wenn man sich etwas mehr Zeit genommen und einen qualitativ hochwertigen Film, der vielleicht auch etwas neues bot, produziert hätte, das Publikum bestimmt noch einige Jahre länger Geschmack an den May-Filmen gefunden hätte. Zum einen wäre das Publikum wohl nicht so übersättigt gewesen, wie es das bei der Massenproduktion der Filme war und hätte sich wohl auch noch richtig auf die Filme eingelassen. Dann wären die Filme wohl auch in die 70-er Jahre gelangt, aber die Wahrscheinlichkeit, ob sie es auch in die 80-er geschafft hätten, ist äußerst gering. Im Endeffekt lief es eben so, wie es bei fast allen erfolgreichen Filmreihen ist. Da ist eine Reihe wie Bond dann eine Ausnahme, da die ja auch mehr Möglichkeiten hat, etwas neues zu bringen als diese Art von Filmen.
Casino Hille hat geschrieben:Oder auf die Jagd nach Serienmördern durch San Francisco... oh Gott, diese Vorstellung. :lol: :lol: :lol:
Naja, in den Romanen gelangt Old Shatterhand ja sogar nach San Francisco... :wink:
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(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

380
00T hat geschrieben:Da ist eine Reihe wie Bond dann eine Ausnahme, da die ja auch mehr Möglichkeiten hat, etwas neues zu bringen als diese Art von Filmen.
Ich bin mir sicher, dass es bei Bond vor allem daran liegt, dass die Reihe von einem Familienunternehmen produziert wird, welches eben nur diese eine Reihe produziert.

Wendlandt hatte so viele Filme und Filmreihen, dass es ziemlich egal war, wenn er eines davon einstampfte. Beim Broccoli-Clan ist das etwas anders. ;-)
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Re: Der Karl May Thread

381
Die Vermutung, die Filme hätten es mit höherem Niveau bis in die 70er schaffen können halte ich für ausgesprochen optimistisch. Der gesellschaftliche Wandel und die gravierenden Veränderungen innerhalb der deutschen Kinolandschaft in der zweiten Hälfte der 60er Jahre halte ich für zu gewichtig, als dass vor diesem Hintergrund eine Filmserie wie die Karl May-Verfilmungen in dieser Zeit noch echte Erfolge hätte erzielen können. Wenn man bedenkt, dass selbst ein allgemein als qualitativer Ausreisser innerhalb der Abwärtstendenz der Reihe angesehener Beitrag wie Winnetou 3. Teil kommerziell bereits sehr deutlich hinter den Anfangsfilmen zurückblieb , ist dies eigentlich ein recht guter Fingerzeig, dass höhere Qualität und ein stimmiges Gesamtpaket (was bei W3 zweifellos gegeben war) nicht wirklich die ausschlaggebenden Punkte für einen großen Kinoerfolg waren.

Die deutsche Kinolandschaft ging bereits in den frühen 60ern nach den großen Erfolgen des Nachkriegskinos in den 50er Jahren zunehmend am Stock, nicht zuletzt durch die neue Konkurrenz des Fernsehens. Die Erfolge der großen Serien Karl May und Wallace waren da eindeutig die Ausnahme, da die Zuschauerzahlen damals im Allgemeinen stark rückläufig waren. Diese Entwicklung setzte sich in der zweiten Hälfte der 60er und in den 70ern fort, als die Kinolandschaft dominiert wurde von billig produzierten Klamauk- und Sexfilmen, die aufgrund ihrer preiswerten Machart und ihres exploitiven Charakters noch am ehesten gewinnbringend waren. Hinzu kommt bei den Karl May-Filmen das große Problem, dass sie für deutsche Verhältnisse sündhaft teuer waren und sie sich nahezu ausschliesslich über den deutschsprachigen Markt amortisieren mussten, der dafür aber wiederum eigentlich zu klein war (einer der großen Unterschiede zur Bondserie). Das hat bei den gigantischen Anfangserfolgen zwar wunderbar funktioniert, aber wie ich im vorigen Post schon geschrieben habe waren die frühen 60er Jahre vermutlich die letzte historische Möglichkeit mit Filmen wie den Mays in ihrer naiv-romatischen Machart noch ein solch großes Publikum zu erreichen, da die anschliessende Entwicklung innerhalb der Gesellschaft und der Kinolandschaft dafür einfach zu weitreichend waren, gerade beim jugendlichen Zielpublikum.

Aber um nochmals auf den Punkt der Wirtschaftlichkeit zurückzukommen: die Faustregel für die Rentabilität von Filmen lautet ja das dreifache Budget muss eingespielt werden, damit der Film Gewinn macht. Vermutlich war das Verhältnis bei den Mays etwas anders, da hier mit der geldgebenden Constantin der Verleih direkt an der Produktion beteiligt war. Von einem Verhältnis von 2:1 kann man aber sicherlich ausgehen. Old Firehand hat 4 Millionen Mark gekostet, bei einem Kartenpreis von 4 Mark hätte er also 2 Millionen Zuschauer ziehen müssen, um überhaupt aus den roten Zahlen rauszukommen. Und viel mehr waren es dann letztlich wohl auch nicht (wenn überhaupt), da bekanntlich die Goldene Leinwand für Filme mit mehr als drei Millionen Zuschauern (die letztmalig für W3 verliehen wurde) verfehlt wurde und wenn man zwischen den Zeilen von Wendlandts Aussagen liesst, man davon ausgehen kann, dass dies recht deutlich verfehlt wurde. Wendlandt musste also davon ausgehen, dass sich die Abwärtstendenz weiter fortsetzen würde und die Gefahr eines echten Verlustgeschäftes immer größer wurde. Denn bei einem Film mit sagen wir knapp einer Million Zuschauern wäre das ein richtig dicker Verlust in Millionenhöhe gewesen. Hier wird auch der Unterschied zu den Wallacefilmen sehr deutlich, die im Schnitt für gerade mal rund ein Fünftel des Budgets eines Mays produziert wurden und dennoch bis fast zum Ende der Serie mit erstaunlicher Regelmäßigkeit ein Publikum im siebenstelligen Bereich ansprechen konnten – und das trotz der Tatsache, dass die Qualität im letzten Drittel der Serie erschreckend in die Knie ging. So gesehen eigentlich das perfekte Franchise: billig produziert mit treuem Stammpublikum und unterm Strich sehr rentabel bei geringem Risiko. Die Mays waren da so ziemlich der genaue Gegenentwurf: sehr teuer, sehr riskant und mit eigentlich zu kleinem Markt, um ohne den anfänglichen Boom wirklich rentabel zu sein.

Von daher denke ich, war das Ende der Serie ungeachtet einer etwaig höheren Qualität im Verlauf der zweiten Hälfte der 60er Jahre unausweichlich.
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Re: Der Karl May Thread

382
Lief die Wallace Reihe so konsequent erfolgreich bis zum Ende durch? Habe nur wenige Filme der Reihe gesehen, aber davon keinen als wirklichen Kracher angesehen, dass waren teils sogar dezent unterdurchschnittliche und inhaltlich mehr als wacklige Krimi-Filmchen ohne große Bedeutung oder gar Unterhaltungswert. Spielt für mich in der Hinsicht in einer ganz anderen Liga als Winnetou. Aber natürlich nachvollziehbar, was du schreibst und so auch absolut realistisch.
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Re: Der Karl May Thread

383
Casino Hille hat geschrieben:Lief die Wallace Reihe so konsequent erfolgreich bis zum Ende durch? Habe nur wenige Filme der Reihe gesehen, aber davon keinen als wirklichen Kracher angesehen, dass waren teils sogar dezent unterdurchschnittliche und inhaltlich mehr als wacklige Krimi-Filmchen ohne große Bedeutung oder gar Unterhaltungswert. Spielt für mich in der Hinsicht in einer ganz anderen Liga als Winnetou. Aber natürlich nachvollziehbar, was du schreibst und so auch absolut realistisch.
Es ist zumindest in der Hinsicht vergleichbar, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt (ich würde sagen bei Wallace ab "Das Gesicht im Dunkeln") die Stilrichtung etwas geändert hat. Danach kamen von der Rialto auch nur noch drei Wallace-Filme von denen die letzten zwei auch noch Ko-Produktionen mit Italien waren und ein deutscher Einfluss (vor allem im letzten Film) fast nicht mehr erkennbar war.

Bei der Winnetou-Reihe und Firehand ist dies ja ähnlich. ;-)
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Re: Der Karl May Thread

384
Casino Hille hat geschrieben:Lief die Wallace Reihe so konsequent erfolgreich bis zum Ende durch?
schau mal hier rein, da sind die Zuschauerzahlen aller Wallace-Filme aufgeführt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Edgar-Wallace-Filme

Hinsichtlich der Qualität der Wallace-Filme muss man zunächst bedenken, dass wir hier von einer Serie von stattlichen 32 Filmen sprechen, die über einen Zeitraum von 13 Jahren entstanden sind. Eine wirkliche Homogenität im Sinne von „dem typischen Edgar Wallace-Film“ gibt es hier noch weit weniger als bei der Bondserie. Entsprechend unterschiedlich ist die Qualität der Filme, wobei man aber (analog zu Mayserie) schon grundsätzlich festhalten kann, dass die Filme der ersten Serienhälfte um einiges hoherwertiger produziert wurden als die der zweiten. Auch die Wallace-Reihe litt im Laufe ihrer Existenz darunter, dass die Filme immer mehr zu lieblosen quasi-Remakes von einander verkamen. Also wieder ganz ähnlich wie bei May, nur mit dem Unterschied, dass hier aufgrund der erheblich geringeren Budgets die Produktionswerte im späteren Verlauf teilweise abenteuerlich schlecht waren. Für viele Fans hat aber auch dieser Teil der Serie noch einen gewissen Charme. Für mich persönlich eher weniger, wenn gleich ich die beiden stilistischen italienischen Ausreisser zum Serienende wieder sehr ansprechend finde.

Was man im Vergleich zur Mayserie sicher sagen kann ist, dass aufgrund der vielfach höheren Budgets die Mays insgesamt wertiger waren. Wobei sich auch das wieder relativiert, da ein Abenteuer in freier Wildbahn zwangsläufig mehr Geld verschlingt, als ein effizient weitgehend im Studio abgedrehter Krimi. Gerade bei den Wallacefilmen des ersten Seriendrittels macht sich daher das geringere Budget nicht wirklich bemerkbar, da die entsprechende Umsetzung den Anforderungen des Genres absolut genügt. In Bezug auf die Qualität, was natürlich immer eine recht subjektive Einschätzung ist, fällt bei den Wallacefilmen vor allem auf, dass bereits in der Hochzeit der Serie es immer wieder diverse Ausreisser nach unten gab und hierin unterscheidet sie sich dann doch etwas von den Mays, die anfangs ja doch ein recht konstant hohes Niveau hatten.

Die wirklichen Spitzenfilme der Serie ragen dafür aber ähnlich heraus wie bei den Mays, für meinen Geschmack sogar noch deutlicher. Persönlich sehe ich die besten Beiträge wie Die Toten Augen von London oder Der Frosch mit der Maske doch noch mal ein ganzes Eck über denen der Karl May-Serie, da sie stilistisch, atmosphärisch und gerade auch in Bezug auf ihr Genre wirklich hervorragende Beiträge darstellen mit ganz eigener Handschrift und eigenem Charme. Die Limitationen der Produktion wurden hier durch die Bank positiv genutzt (z.B. dass Hamburg als London-Kopie ein ganz eigenes „Wallace-London“ abgibt). Welche Serie man nun besser findet ist aber letztlich natürlich rein subjektiv, allerdings lohnt sich ein genauerer Blick auf die wirklich guten Wallacefilme so oder so auch heute noch – auch ohne etwaigen Nostalgiebonus (auch hier wieder eine Parallele zu den besseren Mays).
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Re: Der Karl May Thread

385
Bei Wallace ist es für mich so, dass es wirklich immer wieder stärkere und schwächere Filme gab. Der beste Film der Reihe ist auch für mich "Die toten Augen von London". Unter den "farbigen" Wallace-Filmen gefällt mir "Die blaue Hand" am besten. :-)
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MAYRATHON - Teil VII

386
Heut sind wir am wohl emotionalen Höhepunkt von unserem MAYRATHON angelangt, also Taschentücher bereithalten und Manege frei für Teil 7: und jetzt der Höhepunkt des großen Abenteuers; ein festliches Ereignis für alle Filmfreunde: das Meisterwerk eines deutschen Regisseurs mit einer Weltstar-Besetzung; in einer Landschaft von wildromantischer Schönheit erleben Sie Abenteuer von unwahrscheinlicher Realität; raue Sitten herrschen in den Städten des Wilden Westens; im Kampf um die Heimat ist jedes Mittel recht.

Teil VII: Winnetou 3. Teil - Höhepunkt und Vollendung der Lebensgeschichte des Häuptlings der Apachen

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Re: Der Karl May Thread

387
Anatol, vielen lieben Dank für die ganzen Trailer und die höchst unterhaltsamen Eröffnungstexte! :)

Gerade die Trailer sind der Hammer. Ein Wunder, dass danach damals überhaupt noch wer ins Kino rannte. Und heute ist alles gleich ein SPOILER! :lol: :wink:
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Re: MAYRATHON - Teil VII

388
Winnetou 3. Teil (1965) – Harald Reinl

Nach den beiden stilistischen Ausreissern Unter Geiern und Der Ölprinz kehrte für den abschliessenden Teil der Winnetou-Trilogie May-Urgestein Reinl auf den Regiesessel zurück und mit ihm ging eine Rückkehr zum altbekannten märchenhaft-wildromantischen Stil der Serienanfangsbeiträge einher. Dennoch lassen sich auch in Winnetou 3. Teil diverse Abnutzungserscheinungen und Symptome des Niedergangs der Serie nicht übersehen, die sich sich aber weitgehend dem stimmigen Gesamtpaket unterordnen.

Reinl ist zurück und irgendwie scheint es, als ob er nie weggewesen wäre. Shatterhand und vor allem Winnetou sind wieder edel entrückt auf ihrem hehren Friedenskreuzzug, die jugoslawische Landschaft wird wieder schwelgerisch ins Bild gesetzt und Ralf Wolter kaspert episodenhaft den sich an sonsten sehr ernst nehmenden Film auf. Neu ist, dass Reinl nicht nur auf Natur pur setzt, sondern dass mit dem historischen Stadtkern von Trogir erstmals eine echte Location als Double für eine Stadt herangezogen wird. Und das klappt ausserordentlich gut und verleiht den in Santa Fe spielenden Szenen eine ganz eigene Identität innerhalb der Serie. Hinzu kommt der ebenfalls neue Ansatz einer „Salon-Verschwörung“ in Form der feinen Herren eines Syndikats, die ihre dunklen Pläne in einem edel ausgestatteten Ballsaal schmieden. Diese für die May-Filme neuen und ungewöhnlichen Schauplätze tragen viel dazu bei, dass das erste Filmdrittel frischer und abwechslungsreicher wirkt als die direkten Vorgänger und Nachfolger, bei denen sich immer mehr die Serienroutine in Form von Wiederholungen negativ bemerkbar machte.

Im Anschluss daran wandelt der Film dann aber mehr und mehr auf altbekannten Pfaden und daher bleibt es auch hier nicht aus, dass der Zuschauer das eine oder andere Deja-vu aus vorangegangenen Teilen erleben darf – schon wieder eine wirtschaftlich motivierte Intrige, mit der Rot und Weiss aufgehetzt werden sollen, schon wieder sind Winnetou und Shatterhand im Dauereinsatz, um die roten Stämme zu besänftigen, schon wieder ein toter Häuptlingssohn, dessen Tod einem Unschuldigen in die Schuhe geschoben werden soll, schon wieder muss ein Indianerstamm Zuflucht nehmen vor einem anrückenden Schurkenpack in Erwartung der rettenden Kavallerie. Das ist in seiner Geballtheit dann schon ein ziemlicher Ausdruck an Ideenlosigkeit und fällt nur allein deshalb nicht ganz so schwer ins Gewicht, da Reinls gewohnt romatisch-verklärende Inszenierung einem über die vielen Wiederholungen halbwegs elegant hinweghilft. Zudem reagierte Reinl bei seiner vierten Karl May-Arbeit offenbar auch auf die actionlastigen Vorgänger der Herren Vohrer und Philipp (wobei ja auch sein Winnetou 2. Teil in diese Kerbe geschlagen hatte) und liefert eine Vielzahl an Actionszenen ab.

Vor allem im Mittelteil des Films mit der Flucht Winnetous vor Rollins Ganoven reiht sich eine Actionszene an die nächste mit einem für Reinl-Verhältnisse eher ungewöhnlich hohen Tempo. Die diversen Hinterhalte, denen der diesesmal physisch mehr denn je geforderte Pierre Brice entkommen muss sind dabei kurzweilig und zumeist spannend in Szene gesetzt. Allerdings lässt sich auch hier der starke Anteil an bereits Dagewesenem nicht übersehen, so könnten die Szenen an der Bärengrube genau so gut auch am Silbersee spielen – kein Wunder, ist ja auch die altbekannte Location. Hier tut sich der Film keinen Gefallen die zwar zugegebenermaßen nach wie vor ausgesprochen pittoresken Landschaften erneut auf praktisch die selbe Art und Weise ins Bild zu setzen, von der Anfangs vorhandenen Frische und Abwechslungsreichtum ist im Film mit zunehmender Dauer dann leider auch immer weniger zu spüren. Besonders auffällig ist dies bei dem fast schon inflationären Einsatz von Reinls Lieblingseinstellung vor dem Hintergrund der Adria, diese Einstellung die er bereits im zweiten Teil sehr häufig verwendet hat reitet er im dritten Teil dann endgültig zu Tode.

Allerdings muss man auch sagen, dass die Locationwiederholungen von Reinl durchaus auch positiv integriert werden, etwa wenn die Rückkehr des Apachenpueblos und der Zrmanja-Schlucht ihren Beitrag dazu leisten, den Film das Flair der ersten drei Reinl-Mays verströmen zu lassen. Auch fällt auf, dass der Film durch die diversen Verweise auf den ersten Teil in vielerlei Hinsicht wie ein bewusstes Spiegelbild oder filmisches Echo angelegt ist. Besonders das erste Treffen von Winnetou und Shatterhand an den Gräbern am Nugget Tsil ist dank der altbekannten Szenerie und den von Reinl effektiv eingesetzten Rückblenden ein echter Stimmungshöhepunkt und lässt nicht von ungefähr die Blutsbruderschaft aus Teil 1 wiederklingen. Ähnlich verhält es sich im Finale, das natürlich nur am schicksalhaften Nugget Tsil sattfinden kann. Generell bleibt festzuhalten, dass Reinl das tränenreiche Dahinscheiden von Deutschlands Lieblingsrothaut sehr gut gelungen ist. Hier drückt er mächtig auf die Emotionstube und wenn Winnetou dann in den Armen seines Blutsbruders zu Böttchers Mundharmonikaklängen den letzten Atem aushaucht ist hochgradiger Taschentuchalarm angesagt - manipulatives Emotionskino at its best.

Wie bereits erwähnt ist die Handlung von Winnetou 3. Teil weitgehend ein Aufguss der Vorgänger. Hinzu kommt, dass eigentlich alles auf den finalen Knalleffekt in Form von Winnetous Tod ausgelegt ist und die handlungstechnischen Bemühungen davor eher wie eine lästige Pflicht erscheinen. War die anfängliche Salonverschwörung noch frisch und neu, so verpufft dieser Effekt spätestens in Clinton, wenn sich das Ganze dann doch wieder nur als die altbekannte Landspekulation mit rotem Grund und Boden herausstellt. Zudem ergibt sich im Mittelteil das Problem, dass sich hier alles rein auf die Verfolgung von Winnetou konzentriert und die Handlung entsprechend über eine recht lange Zeitspanne so gut wie gar nicht vorankommt. Trotz des vergleichsweise hohen Tempos und der Vielzahl an Actioneinlagen wirkt der Film dadurch in diesem Teil etwas statisch wie sich hier generell das Problem der sehr dünnen Handlung bemerkbar macht. Positiv ragt dagegen das Ende des Film heraus. Viele der Karl May-Verfilmungen tun sich ja schwer damit, ein überzeugendes Ende zu liefern, oft hören die Filme nach dem Klimax einfach auf. Hier stellt Winnetou 3. Teil eine positive Ausnahme dar, da er ähnlich wie der erste Teil in seinem Aufbau konsequent auf das Finale (das langsame Abschiednehmen von Winnetou) und die Schlussszene (Shatterhand und der tote Winnetou ziehen gen Sonnenuntergang) hinarbeitet. Hier hat man endlich mal nicht das Gefühl, dass noch etwas kommen müsste.

Besetzungstechnisch ist beim Dritten Teil alles im grünen Bereich, durch die Rückkehr von Barkers Shatterhand (und Reinls gewohntem Inszenierungsstil) kommt Brice wieder deutlich besser zur Geltung. Nie war er edler und entrückter wie im abschliessenden Teil der Trilogie, hier ist sein Spiel absolut stimmig und nichts wirkt mehr etwas fehl am Platze, da alles auf die „alle Menschen werden Brüder“-Botschaft hin ausgerichtet ist. Das mag träumerisch-naiv sein, ist aber in seiner Durchgängigkeit hier absolut stimmig. Wolters Hawkens hat einige tolle Szenen und ist vor allem trotz aller Kasperei wirklich in die Handlung integriert und darf sich mehr als einmal als fintenreicher und gewiefter Westmann zeigen. Rik Battaglia spielt einen wunderbar verachtenswerten Rollins, der in seiner erbarmungslosen Zielgerichtetheit das Ende des Apachenhäuptlings herbeizuführen die pefekte Antipode zu den Identifikationsfiguren Winnetou und Shatterhand darstellt. Erfreulich ist auch, dass man seinen Rollins nicht schon wieder von der Mayschen Schurken-Standardstimme Rainer Brandt hat synchronisieren lassen, sondern von dem gewohnt knatterig-knarrenden Arnold Marquis, der hier im „Bad-Ass“-Modus eine beeibdruckende Leistung abliefert.

Ebenfalls gut zur Geltung in ihren Rollen kommen Veljko Maricic als Solonverschwörer Vermeulen und Mihail Baloh als dessen Handlanger Gomes. Sehr positiv empfinde ich auch die von Carl Lange gespielte Figur des Gouverneurs, der durch seine bedingungslose Bereitschaft den beiden Blutsbrüdern Unterstützung zuteil werden zu lassen zum echten Sympathieträger wird – das mag zwar im historischen Kontext nicht so ganz realistisch sein, aber funktioniert im Gesamtkontext der Reinlschen Inszenierung bestens. Sophie Hardy als Barmädchen und „Tochter“ von Sam Hawkens ist nettes Eyecandy, ihre Figur und der Subplot um Hawkens „Vaterschaft“ ist aber weder besonders einfallsreich noch sonderlich gut in den Rest der Handlung intergriert. Besonders auffällig wird dies in ihrer letzten Szene, als ein vermeintlich skaplierter Hawkens die Siedler warnt: die Szene macht keinerlei Sinn (angesichts Hawkens abruptem Abgang werden die Siedler ihn und seine Warnung wohl kaum allzu ernst genommen haben), außer dass sie es Hawkens ermöglicht in den Besitz der Feuerwerkskörper zu gelangen – doofe Drehbuchkonstruktion.

Nicht unter den Tisch fallen lassen sollte man, dass Reinls Inszenierung bei aller Routine und Klasse leider auch wieder einige Szenen an Bord hat, die eher kontraproduktiv sind denn nutzen. Ich spreche von der Einbindung des unübersehbaren Archivmaterials, das weder qualitativ noch stilistisch zum Rest des Films passt. Die Frage muss erlaubt sein, ob die kurzen Einstellungen der Büffelstampede (schon wieder das bereits in W1 verwurstete Material aus Die letzte Jagd) und des saufenden Petz wirklich notwendig waren angesichts der Problematik, dass jeder Halbblinde sofort die unterschiedliche Quelle aufgrund der mangelhaften Qualität erkennt (zigste Kopie in abgenudeltem Zustand halt statt Original-Negativ). Jedenfalls stellen die Büffel- und Bärenszene einen deutlichen und unangenehmen Bruch zum restlichen Film dar, man hätte sie besser weggelassen. Auffällig sind auch einige „Parallelen“ zu den frühen Bondfilmen, wobei sich diese Szenen aber sicherlich nicht negativ bemerkbar machen. Etwa wenn sich Winnetou unter Wasser mithilfe eines Strohhalms versteckt oder wenn die Floss-Armada der Schurken in einem durch Öl entfachten Flammenmeer untergeht – da sich ähnliche „Parallelen“ zeitgleich auch in den Wallacefilmen finden, könnte man fast auf die Idee kommen, dass hier mehr als nur Gevatter Zufall am Werk war. :wink:

Dennoch, trotz aller Wiederholungen und drehbuchtechnischer Schwächen macht Winnetou 3. Teil eigentlich über seine gesamte Laufzeit Spass. Denn immer noch gelingt es Reinl die altbekannte Magie der ersten Filme zu entfachen und seine märchenhaft-romantische Inszenierung macht die zwar vorhandenen, aber letztlich doch nicht ganz so schwer ins Gewicht fallenden Mängel weitgehend wett. Durch eine spielfreudige Besetzung, einen wie immer ausgezeichneten Soundtrack sowie ein hochemotionales und großartiges Ende ist der Film unterm Strich ein gelungener Abenteuerwestern geworden, der trotz einiger kleinen Längen und der zuweilen allzu plakativen Stilisierung der beiden reitenden Friedenstauben Winnetou und Shatterhand alles in allem gekonnt über die Bühne geht.

Wertung: 7 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Der "Winnetou / Karl May"-Thread

389
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Erst einmal herzlichst bedankt mal für all die tollen Beiträge der hier Aktiven und dem stattfindenden Film-Marathon. Ich bin beruflich stark eingespannt, so dass ich eher nur mal dazu komme hier mitzulesen.


Off-Topic
Eine Anmerkung meinerseits zu den Begrifflichkeiten "Schiffe in Flammen" und "lebensrettender Strohhalm":
Diese beiden "Ideen" habe ich als Kind als erstes in der ersten Jahresausgabe von »Prinz Eisenherz« kennengelernt, welche von dem berühmten kanadischen Comic-Autoren und Zeichner Hal Foster im Jahre 1937 begonnen wurde. Da diese Bildgeschichten schon bei ihrem Start sehr populär bei Jung und Alt wurden, schliesse ich nicht aus, dass mancher Drehautor und Regisseur sich an diese innovativen Lösungen Hal Fosters später gerne zurückerinnert hat und als Inspiration für filmische Auftragswerke übernommen hat.

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Re: Der "Winnetou / Karl May"-Thread

390
photographer hat geschrieben:.
Erst einmal herzlichst bedankt mal für all die tollen Beiträge der hier Aktiven und dem stattfindenden Film-Marathon. Ich bin beruflich stark eingespannt, so dass ich eher nur mal dazu komme hier mitzulesen.
Um so schöner, dass du dich dennoch zu Wort meldest. :angel:
photographer hat geschrieben: Off-Topic
Eine Anmerkung meinerseits zu den Begrifflichkeiten "Schiffe in Flammen" und "lebensrettender Strohhalm":
Diese beiden "Ideen" habe ich als Kind als erstes in der ersten Jahresausgabe von »Prinz Eisenherz« kennengelernt, welche von dem berühmten kanadischen Comic-Autoren und Zeichner Hal Foster im Jahre 1937 begonnen wurde. Da diese Bildgeschichten schon bei ihrem Start sehr populär bei Jung und Alt wurden, schliesse ich nicht aus, dass mancher Drehautor und Regisseur sich an diese innovativen Lösungen Hal Fosters später gerne zurückerinnert hat und als Inspiration für filmische Auftragswerke übernommen hat.
Spannend. Vor diesem Hintergrund stellt sich dann natürlich die Frage, ob das "Klauen" einer "geklauten Idee" überhaupt als "Klauen" anzusehen ist. :D Bei der von mir im vorigen Beitrag angesprochenen Wendlandtschen Parallelserie der Wallace-Filme ist dann der Einfluss der Bondserie wesentlich unzweifelhafteren Ursprungs: so liess Regisseur Alfred Vohrer seinen Hauptdarsteller Heinz Drache im kein Jahr nach Terence Youngs DN entstandenen "Der Zinker" die nächtliche Ruhestörung in Form einer Schlange durch Zerdeppern eben diesen Reptils mithilfe seines Pantoffels beenden - natürlich schön im Takt der Musik. :007:
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