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von 00T
Agent
Der Ölprinz(1965)
Horst Wendlandt schickte Stewart Granger zum zweiten Mal an der Seite von Pierre Brice in den wilden Westen, da Lex Barker bei Artur Brauner unter Vertrag stand. Als Regisseur wurde, nachdem sowohl Harald Reinl als auch Alfred Vohrer nicht zur Verfügung standen, Harald Philipp beordert, der ein Neuling in Sachen May-Verfilmungen war. Am Ende kam ein guter Karl May heraus, der vor allem in Sachen Action und Darstellerleistungen punkten konnte.
Harald Philipp war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern nicht ganz so begabt, was die Inszenierung betraf. Besonders deutlich wurde dies beim finalen Showdown, den man bisher getrost als den schwächsten May-Showdown einstufen kann. Dies machte er allerdings vorher größtenteils wett, da die anderen Szenen doch recht gut inszeniert waren, wenn auch ohne den großen Standard eines Reinl oder Vohrer. Dafür sorgt Martin Böttcher immer für die nötige Stimmung mit seiner Musik, die ein ganz großer Trumph für die May-Filme ist und mehr als nur ein Lob verdient hat.
Das Drehbuch bietet hier keine große Überraschung. Vom Roman ist wie immer nicht viel übrig geblieben, Originalgetreuigkeit scheint sowieso nicht Wendlandts Stärke gewesen zu sein. Die Story um die Szenen herum ist mal wieder die, dass ein böser Weißer die Indianer gegen unschuldige weiße Männer aufbringt, um zu seinem Ziel zu gelangen, wobei meistens noch jemand aus der indianischen Häuptlingsfamilie ermordet wird. Das versuchen Winnetou und Old Surehand zu verhindern. Etwas Frische wird hier noch durch den betrügerischen Ölquellenverkauf des Prinzen reingebracht. Auch wenn man hier etwas wirklich neues vergeblich sucht und öfters das Gefühl hat, dass man das, was sich auf dem Bildschirm abspielt irgendwoher kennt, weiß einen der Film dennoch zu unterhalten, wenn einem die früheren Filme auch gefallen haben.
Stewart Granger erreicht in diesem Film nicht ganz seine Leistung aus dem Vorgänger, kann aber dennoch gut überzeugen. Pierre Brices Winnetou, darstellerisch wie immer würdevoll und gut anzusehen, bekommt hier leider nicht so viel zu tun, ähnlich dem „Silbersee“, was ein wenig stört, aber kein großes Manko ist. Harald Leipnitz spielt eine andere Art des Bösewichts als vorher. Nicht mehr der aktive Draufgänger, sondern der gelassene und elegante Befehlshaber, der andere die Drecksarbeit machen lässt. Leipnitz´ Darstellung ist eine grandiose Mischung aus Gelassenheit, Gerissenheit und kühler Berechnung. Die Bösartigkeit seiner Vorgänger Rupp, Lom oder Adorf erreicht er zwar nicht, aber auch er zeigt Gefühllosigkeit und ist mal ein anderer Ansatz des Bösewichts. Ansonsten kann Mario Girotti als junger Held mehr als in seinen vorherigen May-Rollen überzeugen, wenn auch mit nicht so viel Elan wie der im Vorgänger agierende Götz George. Macha Meril kann in der weiblichen Hauptrolle ebenfalls überzeugen, Walter Barnes auch, sselbst wenn er schon wieder die gefühlt selbe Rolle spielt wie vorher. Richtig Spaß machen hier noch Milan Srdoc und Heinz Erhardt. Srdoc als Old Wabble sorgt auch hier wieder für einige Lacher, vor allem im Zusammenspiel mit dem schon damals großen Komiker Heinz Erhardt, dessen meist kurze, aber erfrischend witzige Eskapaden unheimlich amüsieren und die meisten Auftritte anderer May-Komiker in den Schatten stellen(aber nicht komplett verdrängen).
Die Anfangsszene, in der der Ölprinz und sein stummer Gefährte das Ölfeld des Mr. Jenkins anzünden, könnte schon ganz gut sein, wenn Philipp sich nicht an Szenen des Ölbrandes aus Winnetou II bediente, was die recht vielversprechende Szene leider herabsenkt.
Dafür überzeugt die folgende Szene, in der besagter Jenkins umgebracht wird, als er den Ölprinzen erschießen will.
Auch wie Winnetou bei Surehand und Wabble erscheint, weiß einem auch durch Wabbles Albereien zu gefallen.
Die Ermordung des Bill Forner und der Fund der Spuren und der Leiche sind gut inszeniert.
Nun kommt Surehand mit der Leiche in die Stadt und überführt den Banidten, der sich in der Zwischenzeit als Bill Forner ausgegeben hat, aber gleich darauf erschossen wird.
Die Unterhaltung zwischen Granger und Leipnitz jetzt überzeugt auch gut.
Nachdem Surehand einen netten Angriff auf sich überstanden hat, kann er den Indianerhäuptling Mokaschi davon überzeugen, den Siedlern das Land zu geben.
Die Siedler, nachdem sie Mario Girotti, den Spion des Ölprinzen, aufgenommen haben und Heinz Erhardt seine Künste auf dem Klavier und im Pokerspiel bewiesen hat, ziehen los, bis sie an einem Fluss Rast machen.
Dort sorgen erst mal Old Wabble und Kantor Hampel für einige Lacher in dem alten Blockhaus in der Nähe, wo sie beinahe entdeckt werden.
Dann beginnt ein Angriff auf die Siedler, bei dem Harald Philipp beweist, dass er inszenatorisch doch einiges kann.
Die folgende Ermordung des Häuptlingssohnes ist gut gemacht und gespielt und zudem auch noch gar nicht so ein alter Hut, wie sie es in späteren Filmen wurde, wo sie dann öfters wiederholt wurde, natürlich anders, aber immer mit dem Tode des Häuptlingssohnes.
Nun hat der Ölprinz sein Ziel erreicht, weil Mokaschi im Morgengrauen die Siedler auslöschen möchte.
Um mehr Dramatik in den Film reinzubringen, inszeniert Philipp nun die Floßfahrt, die gut gefilmt ist und viele gute Stunts hat, die beeindrucken, da verzeiht man der Szene auch die ab und zu eingeblendeten, in ihrer Qualität eher mäßigen Rückprojektionen.
Nun bringt der Ölprinz sein betrügerisches Geschäft zu Ende und tötet alle Teilhaber sowie seine Verbündeten mit Ausnahme seines Gefährten Knife(übrigens ein sehr einfallsreicher Name für einen Messerwerfer). Vor allem hier zeigt Leipnitz auch seine Kaltblütigkeit, sehr schön gespielt.
Surehand nimmt jedoch ihre Fährte auf und nimmt den Ölprinzen mit seinem Helfer auf einer Hängebrücke gefangen.
Während immer wieder die Siedler in ihrer Angst mit Winnetou auf die Indianer warten, schafft es der Helfer Knife zu entkommen und wird von Old Surehand und Old Wabble verfolgt. In einem tollen Kampf bringt der Mörder sich selbst zur Strecke, eine nette Idee.
Die Indianer greifen die Siedler an, der Showdown ist da und er ist, wie oben schon erwähnt, sehr enttäuschend. Ein Pfeilhagel geht auf die Siedler nieder, die sich alle vor ihnen flüchten, Winnetou wehrt die Pfeile mit seinem Tomahawk ab, dann kommen die Indianer runter und gerade, als eine richtige Schlacht entstehen könnte, kommt Old Surehand und der rettet die Siedler. Ein ganzer Indianerstamm greift weiße Siedler an, da hätte man auch mehr daraus machen können. Vielleicht hatte man keine Lust, einen großen Kampf zu inszenieren oder man wollte einfach, dass es auf beiden Seiten ein Happy End gibt und hat deshalb darauf verzichtet, einige Siedler oder Indianer umzubringen. So wirkt das Ganze eher unfreiwillig komisch und kann nicht wirklich überzeugen.
Das Ende des Ölprinzen hingegen ist dann doch nochmal etwas abwechslungsreich.
Der Schluss ist dann mal wieder ein Happy End wie immer und alle sind glücklich.
Auch wenn „Der Ölprinz“ einige Mängel aufweist, die wohl auch schon der Fließbandproduktion der May-Filme geschuldet sein könnten und wieder nach dem üblichen May-Schema gedreht ist, kann der Film doch gut unterhalten und bildet einen guten Western nach der üblichen May-Formel. Ein toller Bösewicht und ein klasse Komiker sowie einige gute Actionszenen werten den Film auf, einige weniger gut inszenierte Actionszenen und eine nicht sehr einfallsreiche Story werten ihn etwas ab. Ein unterhaltsamer Film, der etwas, aber noch nicht viel davon merken lässt, wie Wendlandts May-Produktionen langsam, aber sicher sich dem Abgrund zuneigten. Es ist nur allzu wahr, was Stewart Granger zu Horst Wendlandt während des Drehs sagte: „Du kannst diese Filme noch viele Jahre produzieren, du musst sie nur jedes Mal besser und besser machen.“ Hätte Wendlandt dem nur Gehör geschenkt, wären ihm einige Misserfolge erspart geblieben.
Punkte: (8/10)
Zuletzt geändert von
00T am 12. April 2015 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)