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von danielcc
00-Agent
Jesus.... ich habe mich auf Karfreitag durch Die Zehn Gebote gequält, erstmals!
Herje, wie bewertet man einen Monumental Klassiker wie diesen? Ich glaube fast, das kann man aus der heutigen Zeit heraus gar nicht, weil sich die Sehgewohnheite so dermaßen geändert haben. Nun werden hier einige, die den Film schon häufiger gesehen haben und natürlich über dessen Relevanz und Status bestens informiert sind, heftig widersprechen, aber sei es drum...
Wenn ich ehrlich wäre, müsste ich sagen, dass ich einige der Schauspielleistungen unterirdisch fand, einige der Tricks gradezu erbärmlich naiv. Dennoch ist der Film trotz oder grade wegen seines unfassbar langsamen Ezähltempos irgendwie wieder sehenswert. Hat man es erstmals durch die gesamte Laufzeit geschafft (mit Werbung von 20.15 bis 00:30!) fühlt man sich, als habe man wirklich grade in Echtzeit einer Bibel Episode beigewohnt.
Stark fand ich die Performance von Yul Brunner, der wirklich wirkt als gehöre er in diese Zeit rein. Hestons Leistung sehe ich ambivalent. Zum einen hat er in der zweiten Hälfte des Films etwas gruselig melodramatisches in seiner Darstellung, als laste seine Verantwortung so schwer auf seinen Schultern. Andererseits macht er auch glaubhaft eine wahnsinnige Entwicklung im Film durch, vom jovialen Kriegsheld, über den mitfühlenden Beinahe-Pharao und leidenden Sklaven, bis hin zum religiösen Führer.
Besonders merkwürdig fand ich, dass dieser ja so aufwendige Film, leider in den allermeisten Szenen nach ganz viel Studio aussieht. Ich würde wetten, dass Heston selbst kaum oder gar nicht an Original Locations war. Ständig sieht man um alle Darsteller einen heftigen Kontraststrich, so dass klar erkennbar ist, dass sie vor einer Leinwand gedreht haben. Dies steht irgendwie dem eigentlichen Aufwnd des Films, zu sehen an den Unmengen von Statisten und gewaltigen Bauten, entgegen.
Auch passt für mich das Erzähltempo nicht ganz. Der Film lässt sich wahnsinng viel Zeit in den ersten beiden Dritteln, erzählt die eigentliche Episode um die Zehn Gebote und das was parallel bei seinem wartenden Volk abgeht nur sehr lieblos.
Mein Fazit:
Ich bin froh, dass ich mir sowas mal angetan habe, aber außer Respekt vor der damaligen produktionstechnischen Leistung, kann ich dem Film objektiv wenig abgewinnen.
und nun - damit ihr mich entgültig steinigen könnt:
Wer exakt die gleiche Geschichte, mit exakt den gleichen Charakteren, gleichen Episoden und ähnlichen Begegnungen und Dialogen in einer erzählerisch weit weit weit überlegenen Version sehen will, dem empfehle ich Dreamworks "Der Prinz von Ägypthen".
"It's been a long time - and finally, here we are"