Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Mayrathon - II

181
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Winnetou I

7,5/10
Wow, du bist ja heute schnell! :D
Habe mich auch richtig auf den Winnetou gefreut und gleich heute Morgen beim Frühstück das Abenteuer genossen. :)
AnatolGogol hat geschrieben:Vorab kann ich aber schon mal sagen: diesmal sehen wir doch so einiges ziemlich anders!
Umso besser! Da bin ich dann mal gespannt, was von dir und 00T so kommen wird. :)
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Mayrathon - II

182
Winnetou 1. Teil (1963) – Harald Reinl

Nach dem sagenhaften Erfolg von Der Schatz im Silbersee war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolgeprojekt in Angriff genommen wurde und diesesmal warf Produzent Wendlandt dann auch alle anfänglichen Manschetten über Bord und ging mit vollem Elan an die Verfilmung von Mays literarischer Winnetou-Trilogie. Teil 1 sollte das nachholen, was im Silbersee aus Kalkül unter den Tisch fallen gelassen worden war: die Vorgeschichte zur Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand.

Die Macher hinter der Kamera waren sich offenbar sehr bewusst, welche Faktoren den Silbersee zu solch einem gigantischen Publikumserfolg hatte werden lassen, denn Winnetou 1. Teil folgt dieser Erfolgsformel schlafwandlerisch sicher, ohne dabei jedoch in irgendeiner Weise schablonenhaft zu wirken. Diesem Eindruck wurde gezielt und erfolgreich entgegengewirkt, indem man die entscheidenden Ingredienzien sogar noch weiter ausbaute und verbesserte sowie darüberhinaus vor allem dramaturgisch eine erhebliche Schippe drauflegte.

Hatte Reinl bereits im Silbersee die Einbindung der jugoslawischen Landschaften äusserst effektiv als Stilmittel genutzt, so tut er dies im ersten Winnetou geradezu schwelgerisch und dabei dennoch immer absolut stilsicher. Die Auswahl der Schauplätze ist noch gelungener als im Erstling, sei es die erhabene Zrmanja-Schlucht, die traumhaften Krka-Wasserfälle oder das monumentale Velebit-Massiv - wenn Reinl die Kamera lustvoll über die Landschaften wandern lässt verleiht dies seinem Film eine majestätische Größe und erzeugt gleichzeitig perfekt den wildromantischen Geist der Mayschen Vorlage.

Gleiches gilt für Böttchers Soundtrack, der noch ausgefeilter und abwechslungsreicher als im Vorgänger daherkommt und dem es gelingt, den Zuschauer praktisch auf Knopfdruck in eine Phantasiewelt zu versetzen. Vor allem mit dem wunderbar romantischen Nscho-Tschi-Thema kann Böttcher punkten, aber auch mit den spannungsgeladenen Actionuntermalungen – man denke beispielsweise an die superbe Musik bei der Gottesurteilsszene.

Der Aufwand ist beim ersten Winnetou mindestens genauso hoch wie beim Silbersee, dies gilt sowohl für das zugrunde liegende Budget als auch für das, was man letztlich auf der Leinwand respektive dem TV-Schirm zu sehen bekommt. Vlademir Tadej hat erneut ganze Arbeit geleistet mit der liebevoll gestalteten Westernstadt und dem herrlichen Apachen-Pueblo. Die Actionszenen sind noch zahlreicher und ausgefeilter, die großangelegten Massenszenen wie der Trecküberfall und die Schlacht um Roswell können genauso überzeugen wie eher auf Spannung und Dramatik ausgelegte Szenen wie das Gottesurteil oder die finale Konfrontation am Nugget Tsil. Die wohl spektakulärste Szene des Films ist die Zerstörung des Saloons durch eine echte Eisenbahn: eine im wahrsten Sinne des Wortes „bahnbrechende“ Zerstörungsorgie. A propos Gottesurteil: für mich eine der besten Actionszenen der ganzen Serie, eine erstklassige Symbiose aus Spannung und Action mit grossartiger Einbindung der Landschaft.

Auch im Hinblick auf die Besetzung des Films ist alles etwas aberundeter und eingespielter als im Vorgänger. Vor allem die nun deutlich mehr in den Fokus gerückten Barker und Brice wirken in ihren Rollen erkennbar sicherer, gleiches gilt in sogar noch stärkerem Maße für den geradezu wie eintfesselt aufspielenden Wolter, der für mich der heimliche Star des ersten Winnetou-Films ist. Schön finde ich bei seiner Hawkens-Interpretation, dass er ihn zwar kauzig und voller amüsanter Macken anlegt, ihm aber dennoch auch immer noch eine gewisse Würde belässt. Hier erhält seine Darstellung erfreulicherweise Schützenhilfe von Dramaturgie und Inszenierung, die Hawkens immer auch als tatkräftigen und letztlich „nützlichen“ Sidekick präsentieren und eben nicht nur als possenreissenden Pausenclown (wie z.B. seinen Hadschi in den Braunerschen Orientfilmen). Seine Duftmarke als vermutlich bester Karl May-Bösewicht hinterlässt eindrucksvoll der junge Mario Adorf, der seinen Santer als hinterhältig-schmierigen Dandy anlegt, der (im Gegensatz zu der später folgenden ähnlichen Figur des Ölprinzen) aber auch selbst eine sehr gewalttätige Seite präsentieren darf. Adorfs Spiel ist formidabel, sowohl in physischem Auftreten als auch in seinem manigfaltigen Mienenspiel. Höhepunkt diesbezüglich ist sicherlich die Szene kurz vor seinem Ende, aber dazu gleich noch mehr. Ein weiterer Besetzungsvolltreffer ist Marie Versini als Nscho-Tschi. In ihrer unschuldigen Natürlichkeit ist sie das perfekte „Opferlämmchen“ und einfach nur hinreissend.

Der erste Winnetou setzt darüber hinaus auf eine ganze Reihe einprägsamer Charakterköpfe wie Walter Barnes, Branko Spoljar, Mavid Popovic oder Tomoslav Erak. Gerade die gößeren Indianerrollen wie Tangua, Intschu-Tschuna oder Klekih-Petra (ich weiss, ich weiss: er ist DEUTSCHER :lol:) profitieren ungemein von der Besetzung durch charakteristische Gesichter. Da benötigt es keines großen Figurenhintergrundes, ein Blick in diese äusserst markanten Gesichter genügt, um ihnen Eigenständigkeit und Charaktereigenschaften zu verleihen (Tangua = verschlagen, Klekh-Petra = weise, Intschu-Tschuna = majestätisch). Für mich ein Paradebeispiel für effektives Casting.

Einen Extrabsatz gönne ich dem guten Chris Howland, der als britischer Reporter Tuff-Tuff für die humoristischen Einlagen im ersten Winnetou zuständig ist. Zugegeben, Howlands Einlagen sind irritierend, gerade auch da der Film trotz des kauzigen Hawkens eigentlich recht ernsthaft ist. Was Howlands Szenen so merkwürdig erscheinen lässt ist vor allem, dass sie vollkommen losgelöst vom Rest der Handlung in Szene gesetzt sind. Man könnte den Film problemlos um alle diese Szenen kürzen ohne dass es einen Einfluss auf den Rest der Geschichte hätte. Dies deutet darauf hin, dass man entweder den Howland-Part erst kurz vor Drehbeginn nachträglich ins eigentlich fertige Drehbuch eingebaut hat, um etwas mehr auflockernden Humor einzubringen oder dass man von Howland als unverkennbarem Arent-Ersatz wohl zu Beginn nicht zu hundert Prozent überzeugt war und seine Szenen daher so inszenierte, dass man ihn wenn es nicht klappen sollte doch wieder problemlos aus dem Film nehmen konnte. Wie auch immer: seine Szenen stellen einen gewissen Bruch zum Rest des Films dar und natürlich sind sie albern bis zum Abwinken. Aber ich muss auch sagen, dass ich im Laufe der Jahre die Howlandschen Clownereien eigentlich immer mehr liebgewonnen habe, was sicherlich auch daran liegt, dass der olle Pumpernickel seinen Kalau furztrocken bringt. „Gentlemen, was haben Sie gegen de Oxford-Times?“, da könnte ich mich mittlerweile wegschmeissen dabei. Hier bin ich unverständlicherweise gnädiger als bei mancher Wildwest-Clownerei von Arent (den ich wiederum bei Wallace überaus schätze), warum kann ich auch nicht sagen. Vielleicht ist es gerade die Tatsache, dass Howland keinen Einfluss auf den Rest des Filmes hat.

Ebenfalls positiv bemerkbar macht sich die Synchronbesetzung des Films. Analog zur Bondserie gewinnt auch Barkers Shatterhand durch die Umbesetzung auf GGH enorm an Kontur. Durch Hoffmanns elegante Stimme wird auch Barkers Westmann um einiges geschmeidiger und sympathischer. Nix gegen Horst Niendorf, den ich sehr schätze, aber mit ihm wirkte Barker einfach etwas distanzierter und steifer (was er in echt schauspielerisch ja auch war). Mit Arnold Marquis auf Walter Barnes wurde eine weitere hervorragende Paarung etabliert, der bärbeissige Marquis auf den kernigen Barnes passt wie die Faust aufs Auge. Auch die Entscheidung Adorf von Synchronlegende Rainer Brandt sprechen zu lassen erwies sich im Nachhinein als richtig. Ich schätze Adorf als Schauspieler sehr, gerade auch wegen seiner charakteristischen und ausdrucksstarken Stimme. Den aalglatten und eiskalten Touch der Santerfigur brachte der junge Brandt aber wie ich denke perfekt rüber, besser als es Adorf (zumindest im damaligen Stadium seiner Karriere) wohl hinbekommen hätte.

In welchem Punkt sich Winnetou 1. Teil am deutlichsten seinem Vorgänger überlegen zeigt ist die wesentlich kohärrentere Dramaturgie. Silbersee ist ja eigentlich mehr eine lose Sammlung von stimmungsvollen Einzelszenen als ein wirklich dramaturgisch aufgebauter Film. Ganz anders beim ersten Winnetou, hier gibt es eine durchgängige Story, hier gibt es eine erkennbare Handlungs- und Figruenentwicklung und die einzelnen Höhepunkte sind meiner Ansicht nach auch besser in die Dramaturgie eingebunden. Die Straffungen und Änderungen gegenüber der May-Vorlage sind durch die Bank vorteilhaft und lassen den Film gegenüber der ja doch zeitweise sehr meändernden literarischen Vorlage deutlich zügiger zum Punkt kommen. Die Geschichte von Winnetou Teil 1 ist sinnvoll aufgebaut und die jeweiligen Szenen bauen konsequent aufeinander auf und bringen die Handlung effektiv voran.

Einen leichten dramaturgischen Hänger meine ich immer kurz vor und während der doch recht langen Roswell-Schlacht zu verspüren, aber auch dieser fällt nicht besonders schwer ins Gewicht angesichts des gebotenen Spektakels. Reinl kontrolliert das Tempo seines Films sehr geschickt und setzt den rasanteren Actionszenen häuftig gezielt beruhigende, atmosphärische Szenen gegenüber wie Winnetous Befreiung oder die romantischen Szenen mit Barker und Versini. Ebenfalls gibt es einige schöne Regieeinfälle, als Beispiel sei die Einführung von Roswell erwähnt, welche in der vorangehenden Szene mit den Worten „17 Meilen von hier, immer den Schienen nach“ verbal eingeführt wird, um anschliessend die Kamera über die Eisenbahnschienen in die Stadt schwenken zu lassen.

Als sehr gelungen empfinde ich die Einführung der Shatterhand-Figur und es ist eine willkommene Abwechslung den guten Lex mal in was anderem als seinem ollen Lederwams rumlaufen zu sehen. Die Szenen im Treck, im Eisenbahnlager und in Roswell verdeutlichen effektiv den Hintergrund seiner Figur und etablieren gleichzeitig seine Charaktereigenschaften. Nicht dass letzteres angesichts des Vorgängerfilmes und der literarischen Aura der Figur zwingend notwendig gewesen wäre, aber die Tatsache dass sich der Film hier die Zeit nimmt es dennoch zu tun macht ihn dramaturgisch einfach runder.

Einen ganz großen Pluspunkt verdient sich der erste Winnetou bei mir seit jeher durch sein großartiges Finale. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen legt man hier am Ende nochmal ordentlich nach und das Finale stellt dann auch wirklich den dramatischen Höhepunkt des Films dar. Hier stimmt für mich einfach alles, angefangen von der grandiosen Kullisse des Mali Alan über die exzellente Böttchermusik bis zum fatalen Schlusspunkt durch den Tod von Intschu-Tschuna und vor allem Nscho-Tschi. Hier kann Reinl schon mal seine Stärke in emotional-effektiver Inszenierung zeigen, die er im dritten Teil der Saga dann zur Perfektion bringen sollte. Die tragisch-wehmütige Sterbeszene von Winnetous Schwester ist Tränendrückerkino vom feinsten und profitiert natürlich ungemein von der sympathischen Ausstrahlung von Versini, die dem Publikum hier so unsanft entrissen wird – da heult man doch gern. :cry:

Das Finale beinhaltet auch meinen absoluten Karl May-Lieblingsmoment: es ist die Szene, in der Santer erkennt dass alles verloren ist. Die Kombination aus Adorfs leer-begreifender Mimik, Böttchers dramatischer Musik und Reinls Inszenierung der brutal-trostlosen Felslandschaft ist einfach gigantisch, ein kurzer Moment von wahrhafter filmischer Größe. Der Fatalismus dieses Moments wird dann konsequent fortgeführt im einfallsreichen Ende von Santer, das für damalige Verhältnisse durchaus als brutal einzustufen ist (und folgerichtig in den FSK6-Wiederaufführungen gekürzt wurde), welches ihn allerdings nicht mehr toppen oder egalisieren kann. Zusätzlich sei noch erwähnt, dass das finale Eingreifen der Apachen und der Überfall auf Santers Schurken hier wesentlich überzeugender und dynamischer inszeniert wurde als das ähnliche Finale im Silbersee. Das hier ist packend-aufregendes Abenteuerkino, der Schluss vom Silbersee glich eher einer harmlosen Freiluft-Aufführung. Auch wenn ich mich wiederhole: das komplette Ende ist dramaturgisch wesentlich stimmiger als im Vorgänger, hier hört der Film nicht nur auf, weil die Geschichte fertig ist sondern das fatale Ende am Nugget Tsil und der anschliessende Ritt der beiden Blutsbrüder in die untergehende Sonne bilden einen konsequenten Schlusspunkt bzw. Ausgangspunkt für die kommenden Fortsetzungen.

Winnetou 1. Teil ist eine konsequente Weiterentwicklung von Der Schatz im Silbersee und toppt den auch schon guten Vorgänger nochmals auf praktisch jedem Gebiet. Alles ist eingespielter und runder und vor allem dramaturgisch, aber auch inszenatorisch ist eine recht deutliche Verbesserung erkennbar. Da der Film häufig mit eher gemäßigtem Tempo arbeitet und in seiner Mitte kurze Zeit etwas still zu stehen scheint reicht es dann letzlich doch nicht zu einem überragenden Ergebnis, aber hier ist mal wieder Klagen auf sehr hohem Niveau angesagt. Denn unterm Strich ist der erste Winnetou ein toller und abwechslungsreicher Western, der für mich fraglos einen der Höhepunkte der Serie darstellt.

Wertung: starke 8 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

183
Casino Hille hat geschrieben:Winnetou I

Gerade in Punkto "Emotionen" und "Humor" lässt er einiges liegen. Nicht, das Ralf Wolter als Sam Hawkins nicht immer noch ein Brüller wäre. Aber seine "Freundin" Vollmond, gespielt von Ana Kranjcec, kann in der Form nur als schlechter Scherz gemeint gewesen sein. Noch schlimmer sind nur die Slapstick-Szenen mit Chris Howland als Fotografen, der mit der Handlung nichts zu tun hat und immer wieder kurze Sketche spendiert bekommt, die den Charme und Witz eines Eddi Arents aus dem Vorgänger völlig vermissen lassen und schnell eher nerven, als unterhalten. Andere kleine Nebencharaktere, denen Reinl sichtlich versucht, ein Innenleben zu verleihen, wie der Kellnerin Belle oder dem Gangster Bullock, bleiben unauffällig, weil Reinl es nicht schafft, den Zuschauer an diese Leute zu binden und sie nur im Schatten der vier bis fünf zentralen Charaktere stehen dürfen.

Schade ist, das nach der Blutsbrüderschaft Winnetous und Shatterhands nur noch wenig folgt. Das Finale kann zwar mit ein paar "überraschenden" Todesfällen aufwarten, geht aber zu schnell und der Weg dahin wirkt doch etwas sehr arg konstruiert, was aber auch der ähnlichen Vorlage geschuldet ist.

Abfallen tut die Besetzung leider auf Seite der Apachen. Mavid Popovi als Winnetous Vater Intschu-tschuna wirkt und tritt wie eine beliebige Randfigur auf, Klekih-petra-Darsteller Hrvoje Svob kommt nie so recht im Film an und wirkt etwas neben der Spur und die hübsche Französin Marie Versini als Schwester Winnetous Nscho-tschi leidet stark an ihrer deplatziert wirkenden Rolle und darunter, das Reinl nie die behauptete Beziehung zwischen ihr und Shatterhand spürbar macht. So wirkt sie leider mehr wie ein Mittel zum Zweck und weniger wie eine tatsächliche Person im Film.

Auch bei ihrem zweiten Leinwandausflug überzeugt die kinderfreundliche Wild-West-Nummer "basierend auf Karl May"

Leider versäumt es Reinl, nach der Klimax einen passenden Ausgang zu inszenieren und strapaziert mit seinen fehlgeleiteten humoristischen Versuchen vorab ein wenig die Nerven des Zuschauers.

7,5/10

Auch wenn wir in Summe fast auf das gleiche Fazit und Bewertung kommen, sehe ich diverse von dir angeführte Punkte doch deutlich anders, was ich im folgenden mal versuchen will auszuführen.

Zunächst halte ich Reinl gerade was Emotionalität angeht für einen sehr fähigen Regisseur. Man kann in seinen Filmen immer wieder beobachten, wie effektiv es ihm gelingt sein Publikum emotional zu manipulieren, Höhepunkt diesbezüglich ist sicherlich die Sterbeszene von Winnetou im dritten Teil. Die geballte emotionale Wirkung solcher Szenen erreicht er u.a. auch dadurch, dass er im Vorfeld den gesamten Film über daran arbeitet die entsprechenden Figuren dem Zuschauer ans Herz wachsen zu lassen, damit das „Entreissen“ dann um so tragischer wird. Handwerklich sind diese Szenen dann tadellos, hier wird die Sentimentalität auf mehreren Ebenen bedient, sei es musikalisch wie in der Inszenierung (man denke wiederum an Winnetous Sterbeszene mit den Flashbacks und der Glocke). Praktisch das gleiche haben wir im ersten Winnetou. Nscho-Tschi wird den ganzen Film über als unschuldiges, süsses Mädchen etabliert, hier nutzt Reinl natürlich auch weidlich den Sympathiebonus von Versini aus. Sie ist ja auch die einzige, die an Shatterhands Ehrlichkeit glaubt und ihr Leben riskiert, um den Beweis aus Roswell zu holen. Als dann ausgerechnet sie von Santer erschossen wird (der gerade spiegelverkehrt als absolut böse und verachtenswert etabliert wurde) ist der emotionale Impact gnadenlos. Das wäre schon herzzerreissend, aber die eigentliche Sterbeszene in den Armen von Shatterhand mit einer dahinscheidenden Nscho-Tschi, das ist dann wirklich sehr effektive Inszenierung. Ist es Kitsch? Je nach Definition des Wortes bzw. persönlichem Standpunkt durchaus. Aber wer nicht gerade ein versteinertes Herz hat, dem dürfte es schwer fallen angesichts dieser effektiven Inszenierung nicht zumindest zu schlucken. Ein weiterer großartiger emotionaler Moment des Films ist für mich die Blutsbrüderschaft, auch das ist sehr stimmungsvoll und fast schon rührend inszeniert.

Auch in Bezug auf die Nebenfiguren finde ich macht Reinls Inszenierung alles richtig. Ich kann die Kritik an den eher oberflächlich eingeführten Klekih-Petra und Intschu-Tschuna zwar nachvollziehen, allerdings teile ich sie nicht. Warum habe ich in meiner Kritik ja schon teilweise ausgeführt. Man hat für diese etwas größeren Nebenrollen bewusst Charaktergesichter gewählt, um ihnen trotz ihrer knappen Screentime das nötige Gewicht zu verleihen. Klar, das ist kein völliger Ersatz für charakterdefinierende Szenen (wobei ich auch hier finde, dass die Szene mit Klekih-Petra und Intschu-Tschuna im Pueblo und auch der kurze Dialog zwischen Klekih-Petra und Winntou, als sie zum Eisenbahnercamp reiten hier die jeweiligen Charaktere definieren - den schulmeisternden Deutschen zugegebenermaßen mehr als Winnetous Paps), aber das wäre im Gesamtkonzept des Films so auch nicht möglich. Hätte man zB diesen beiden Figuren mehr Zeit und Platz im Film zugestanden, dann wäre der Fokus logischerweise wieder mehr von den Protagonisten Shatterhand und Winnetou weggegangen. Dann hätte man wieder eine ähnliche Situation wie im Silbersee und das war gerade in diesem Film ja eben nicht was man wollte. Von daher sehe ich die Vorgehensweise als absolut richtig an und auch praktisch durch Besetzung und Inszenierung gut gelöst.

Ähnliches gilt für Nebenfiguren wie Bullock, Jones, Bancroft oder Belle. Allen gemein ist, dass sie auch nur überschaubare Screentime zugestanden bekommen. Allen gemein ist aber auch, dass es dennoch gelingt ihnen klare Charaktereigenschaften und Eigenständigkeit zu Eigen werden zu lassen. Dass angesichts der vergleichbaren Kürze ihres Auftretens hier keine ambivalente Charakterzeichnung zustande kommt ist natürlich klar, aber jede Figur bekommt ihren eigenen kleinen Hintergrund und manche auch ihr eigenes Dilemma – etwa Bancroft. Und hier finde ich schon, dass es der Inszenierung gelingt aufgrund dieser Hintergründe den Zuschauer etwas für die Figuren empfinden zu lassen. Belle hilft Shatterhand, entsprechend wird Sympathie für sie erweckt. Bullock will den Treck an die Indianer verraten und entsprechend negativ wird er empfunden. Bancroft ist sogar sowas wie eine tragische Figur, da er trotz seiner Missetaten offensichtlich ja doch Reue empfindet und sich gerne von Santer abwenden würde – hier empfindet man als Zuschauer dann beinahe schon Mitleid. Klar ist wie ich schon sagte, dass sich diese Dinge nicht auf der Ebene eines Charakterdramas abspielen, dafür ist alles viel zu reduziert und auch zu schwarz&weiss gezeichnet. Aber effektiv ist es wie ich finde dennoch.

In Bezug auf Versinis Nscho-Tschi sehe ich das auch ganz anders. Deplaziert empfinde ich sie überhaupt nicht, im Gegenteil finde ich sie für diese Rolle perfekt besetzt. Ich finde auch nicht, dass Reinl hier eine Liebesbeziehung zwischen ihr und Shatterhand behauptet, das wird zwar vielfach hineininterpretiert aber dem ist doch tatsächlich gar nicht so. Was der Film transportiert ist doch die Bewunderung und Anhimmelung eines älteren Mannes (Lex noch viel mehr als der literarische Shatterhand) durch ein junges Mädchen und umgekehrt die sehr kontrollierte, eher geschwisterliche Zuneigung von Seiten Shatterhands. Mehr ist da nicht, klar nach ihrem Tod sagt Shatterhand er habe sie geliebt, aber Liebe gibt es bekanntlich in verschiedenen Ausprägungen. Die Inszenierung unterstützt dies ja auch, man denke an den Kuss auf die Stirn – mehr Zurückhaltung geht ja kaum (da muss ich immer an die Szene zwischen Neeson und Embeth Davitz in Schindlers Liste denken, als er meint: „Keine Angst, es ist ja nicht die Art Kuss“ und ihr nen Schmatzer auf die Stirn verpasst). Ob das zu zurückgenommen ist und eine echte Lovestory die Emotionalität am Ende nicht sogar noch gesteigert hätte, darüber lässt sich natürlich diskutieren. Aber hier kommt dann letztlich auch das Konzept der Blutsbruderschaft in die Quere, Shatterhand und Winnetou dürfen eigentlich ja nur sich haben – Bindungen sind da fehl am Platz, entsprechend schlecht ergeht es jedem weiblichen Wesen in ihrer Gesellschaft (die arme Karin Dor muss in Teil 2 sogar den hier erschütternd blassen Terence Hill heiraten :lol: ).

Auch die Kritik am Finale teile ich überhaupt nicht, warum habe ich ja schon in der Kritik geschrieben. Für mich das dramaturgisch mit Abstand beste Finale der Serie, da kommt am ehesten noch der 3. Teil ran. Die „Vollmond-Szene“: nun ja, ist doch ganz nett und da Shatterhand und Nscho-Tschi ja nicht so richtig miteinander dürfen muss halt der olle Sam aufs Ganze gehen – dummerweise dann halt ohne Zweit-Skalp. Ich finde da gibt es auf humoristischem Gebiet aber deutlich schlimmere Kaliber innerhalb der Serie. Überigens finde ich es geradezu drollig, wie Hawkens mit seinen beiden Kompagnons Stone und Parker interagiert. Sagen dürfen sie den ganzen Film über ja nix (außer einmal kurz am Marterpfahl), aber wie sie ihn zuerst fast schon neidisch zurechtmachen für sein Rendez-vous und ihn dann später nur noch milde belächeln, als er mit seinen amourösen Abenteuern angeben will, das ist schon witzig.

Übrigens finde ich gerade den ersten Winnetou noch nicht mal so sehr „kinderfreundlich“. Klar, angesichts des heutigen Standards sind das weitgehend harmlose Filmchen. Aber es gibt da schon einige sehr kaltblütige Szenen und Santers Ende in seiner quälend langen Inszenierung ist dann schon ne heftige Nummer – zumindest für 1963. Den ungekürzten Schluss habe ich glaube ich auch erstmals auf DVD gesehen, die gekürzte Fassung war da wesentlich „kindgerechter“.

Abgesehen von den angeführten Punkten stimme ich deinen Ausführungen aber natürlich dennoch weitgehend zu.

Lustig waren einige Details, die mir dieses Mal erstmals aufgefallen sind: so wird bei der Roswell-Schlacht, als Hawkens und seine beiden Kumpels von den Apachen überwältigt werden zweimal hintereinander die gleiche Szene aus verschiedenen Einstellungen aneinandergeschnitten. Wenn man genau hinschaut, werden Parker und Stone zweimal gefangen genommen und der olle Sam springt zweimal wie ein Irwisch als man ihn zu Greifen bekommt. Dass HD manchmal auch mehr offenbart, als einem lieb ist sah ich bei Nscho-Tschis Zöpfen. Zweifarbige Haarfarben sind heute zwar gang und gebe, aber im 19. Jahrhundert bei einem Indianermädchen muten die schwarzen Haarverlängerungen in Versinis echtem braunen Haar doch etwas kurios an. :D
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

184
Sehr schöne Kritik, Anatol, der ich größtenteils zustimme. Wundert mich nur, dass du bei dem Text nicht sogar etwas höher punktest. Auch ich halte Winnetou 1 für runder und gelungener als den Vorgänger. Und Marie Versini - lieber Hille - ist die perfekte Besetztung. Das hat man wohl auch seinerzeit so empfunden, denn sie wurde mit dieser Nebenrolle in D über Nacht zum Star und Liebling der Teenager. :)

Ich hoffe diesmal etwas schneller liefern zu können wie beim Silbersee, aber da ich natürlich wieder einen längeren Text anstrebe, wird das vor FR garantiert nichts. Aber dann verteilen sich unsere Texte wenigstens etwas über die Woche.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

185
vodkamartini hat geschrieben:Und Marie Versini - lieber Hille - ist die perfekte Besetztung.
Ich weiß nicht. Klar, sie spielt die Unschuld in Person nicht schlecht und mimisch ist das alles im grünen Bereich, ihren charakterlichen Wandel würde ich aus schauspielerischer Perspektive sogar noch loben wollen, aber ihre Rolle schafft es für mich nie, von dem Gedanken eines Mittels zum Zweck wegzukommen. Da wird ihr meiner Ansicht nach zu wenig vom Film gestattet, sie darf lediglich an zwei Stellen die Handlung vorwärts bringen, ohne, dass der Film sie dafür jemals brauchen würde. Das ist mir zu knapp gemacht, muss ich leider sagen.
AnatolGogol hat geschrieben:Nscho-Tschi wird den ganzen Film über als unschuldiges, süsses Mädchen etabliert, hier nutzt Reinl natürlich auch weidlich den Sympathiebonus von Versini aus. Sie ist ja auch die einzige, die an Shatterhands Ehrlichkeit glaubt und ihr Leben riskiert, um den Beweis aus Roswell zu holen. Als dann ausgerechnet sie von Santer erschossen wird (der gerade spiegelverkehrt als absolut böse und verachtenswert etabliert wurde) ist der emotionale Impact gnadenlos.
Findest du wirklich? Natürlich ist das ein tragischer und erschreckender Moment, aber leider muss ich sagen verpufft er auch ziemlich, genau wie im Übrigen der Tod von Winnetous Vati. Auf dem Papier alles schön dramatisch, schockierend etc., aber der Film entlockt mir da leider nur ein: "Upps, ist sie jetzt tot?" Ich finde, Reinl hätte da durchaus eine Ecke schonungsloser (im inszenatorischen Sinne vielleicht auch eindeutiger) sein müssen und deren Tod deutlicher hervorheben, es klingt absurd, aber für mich passiert er nur so nebenbei, was die gewollte Dramatik nicht unbedingt fördert. Die Szene, in der sie dann in Shatterhands Armen stirbt, nun gut, das ist nett gemacht, aber doch sehr rührselig, vielleicht sogar schon eine Spur zu sehr. Ich finde auch nicht, dass das so richtig zu Herzen gibt, dafür bleibt die "Beziehung" (ob nun im sexuellen Sinne oder nicht) zwischen ihr und Shatterhand für mich zu abstrakt, weil Reinl es hier eben (und da liegt mein großer Widerspruch zu deinen Ausführungen) nicht gelingt, die Emotionen fördernd in seinem Film zu zeigen, da bleibt alles zu behauptet "nüchtern" und ist für meinen Geschmack nicht greifbar genug.
AnatolGogol hat geschrieben:Auch die Kritik am Finale teile ich überhaupt nicht, warum habe ich ja schon in der Kritik geschrieben.
Deine wirklich hervorragende Kritik habe ich gerne gelesen (bis auf den Abschnitt zu Chris Howland, aber da liegen wir soweit auseinander, dass sich in der Hinsicht wohl keine Diskussion lohnt) und deine Ansichten zum Finale kann ich völlig nachvollziehen. Leider wirkt das alles auf mich aber nur so halb, obwohl ich auch in den letzten 20 Minuten durchaus Qualitäten erkenne. Aber ich habe meine Probleme mit dem dramaturgischen Verlauf, den der Film hier nimmt. Für mich steuert Reinls ganze Inszenierung auf den fundamentalen Moment der Blutsbrüderschaft hin (vor den auch folgerichtig der spannungstechnische Höhepunkt (die "Glaubensprüfung") gesetzt wurde). Und danach könnte der Film für mich eigentlich enden. Das wäre natürlich schon irgendwie absurd, denn Santer lebt ja noch und Winnetou ist kein Häuptling, schon klar, aber rein vom Gefühl her ist die "Reise" für mich an diesem Punkt beendet. Dem Dénouement, dass Reinl dann aber noch dranhängt, merke ich zu deutlich von Vornherein an, dass es nur deshalb existiert, um Santer, Intschu-Schona und Tscho-tschi schnell irgendwie unter die Erde zu bringen. Da ist für mich die Luft einfach raus, eigentlich will Reinl nur noch auf seinen Showdown heraus, baut dazwischen aber die leidigen Vollmond-Szenen (tut mir leid, dass ist einfach nicht mein Humor) und weiß irgendwie nicht so recht, wie er am Ende die großen Konfrontationen erzwingen soll. Santer taucht einfach so wieder auf und will jetzt (nach dem es vorher um 5000 andere Dinge ging) wieder das Apachengold und der Shatterhand grübelt reitend einmal in seinen nicht vorhandenen Bart und weiß dann (wieso auch immer) das da Gefahr droht. (Übrigens süß, wie ihm alle Apachen den Berg hinauf folgen, nach dem Winnetou vorher eine gefühlte Dreiviertelstunde erzählt hat, warum nur das Häuptlingsgeschlecht da hoch darf.) :lol:

Das klingt jetzt aber alles so furchtbar negativ, tatsächlich mag ich den Film sehr und genieße ihn bei jeder Sichtung, was durch meine Kritik aber auch zum Ausdruck kommen sollte. Kurz noch zu den Nebenfiguren, wie Bullock oder Belle: dass ist jetzt auch kein riesiger Kritikpunkt, aber entweder sind Charaktere Klischees auf zwei Beinen oder (wenn man ihnen mehr zugestehen will) deutlich komplexer. Dieser Mittelweg, den Reinl (besonders eben in diesem Film geht) ist für mich suboptimal, weil es sich anfühlt, als würde er etwas probieren, was ihm im Folgenden nicht gelingt. Aber wie gesagt, dass ist alles Meckern auf hohem Niveau, darüber brauchen wir nicht sprechen. :)
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Karl May Thread

186
Winnetou 1. Teil(1963)

Nachdem „Der Schatz im Silbersee“ ein Riesenerfolg geworden war, startete man gleich im Jahr darauf mit dem nächsten Karl May-Film. Und nachdem man im Vorgänger die beiden Blutsbrüder bereits als Duo gezeigt hatte, machte man sich nun an den eigentlichen Anfang der Blutsbrüderschaft, nämlich der Verfilmung von Karl Mays Roman „Winnetou I“, der das erste Zusammentreffen von Winnetou und Old Shatterhand schildert.

Von der Besetzung her fallen natürlich erst Pierre Brice und Lex Barker auf, die man einfach als Idealbesetzung für den Apachenhäuptling und den weisen Westmann, obwohl Häuptling in diesem Film eher nicht zutrifft, da Winnetous Vater noch lebt. Mario Adorf spielt den Bösewicht Santer und stellt diesen nochmal eine ganze Stufe kaltblütiger, gewalttätiger und einfach grandios hassenswerter da als der ebenfalls tolle Herbert Lom vor ihm. Auch begeistert Ralf Wolter als Sam Hawkens, der hier auch mal öfter kräftig zulangen darf als im Vorgänger. Seine Albereien sind einfach köstlich und dennoch wirkt er nicht albern. Anders bei Chris Howland, dessen englischer Fotograf teilweise sehr albern wirkt, aber dazu später mehr. Die hübsche Marie Versini als Nscho-Tschi sollte man auf jeden Fall erwähnen, in ihrer Art ist sie sehr passend. Walter Barnes, dessen Rolle hier gar nicht mal groß ist, stellt seinen Jones ebenfalls sehr gut dar und auch die anderen Rollen wie Intschu-Tschuna, Kleki-Petrah oder Bullok sind gut besetzt.

Auch in diesem Film verfehlen die Drehorte in Jugoslawien ihre Wirkung nicht. Ob im Pueblo der Apachen, auf der weiten Ebene des Kiowa-Überfalls oder beim Nugget-Tsil, alles übermittelt die wild-romantische Stimmung, die ungeheuer wichtig für den Film ist. Natürlich sorgt auch Martin Böttcher dafür, der wiederum mit romantischer als auch spannender Musik aufwartet, die den Zuschauer begeistern.

Die Story in diesem Film ist wesentlich ausgefeilter als im Vorgänger, hier hat man eine richtige, echte Story um die Szenen gewebt, die einer der wesentlichen Schwachpunkte des Vorgängers ist. Auch ist dieser Film wohl der May-Film, der sich am meisten an die Buchvorlage hält, obwohl auch dieser Film es nicht so genau mit ihr nimmt. Das Grundprinzip bleibt allerdings erhalten und es stört auch bei weitem nicht.

Nachdem der Film Winnetou vorgestellt hat, wird der grandiose Mario Adorf eingeführt, der gleich mal lachend die Büffel der Apachen abschießt. Auch in der Szene, in der er den Apachenkrieger foltert, beweist er sein Talent.
Nun kommt der Siedlertreck, bei dem auch Old Shatterhand sich befindet und nicht das Lederhemd von vorher trägt, sondern ein schönes rotes Hemd. Er trifft auf Sam Hawkens und gleich danach geht es in eine erste, toll inszenierte Actionszene, die Verfolgungsjagd der Kiowas hinter dem Treck her. Vom ersten Schuss bis zur Wagenexplosion kommt keine Langeweile auf.
Und gleich nachdem die restlichen Kiowas wieder davon reiten, tritt Chris Howland auf, der als Fotograf Taff-Taff Eddie Arent ersetzen sollte und im Westen unterwegs ist, um Indianer zu fotografieren und ebenfalls für den Humor sorgen soll. Dabei spielen seine Auftritte immer abseits vom eigentlichen Geschehen und haben keinen Bezug zur Story. Einige seiner Albernheiten sind amüsant und man schaut sie sich gerne an, andere sind schon fast zu albern und stehen hart am Übertritt der Ertragensgrenze. Aber das ist auch in Ordnung.
Während Santer Mr. Bancroft einschüchtert, berät man sich im Eisenbahnercamp über die unerlaubte Planänderung.
In Roswell hat auch Old Shatterhand eine Unterredung mit Santer, auch wieder toll von Adorf gespielt und danach gibt es einen stimmigen Kampf mit der „Schmetterhand“, der von Sam Hawkens unterbrochen wird. Die Aufforderungen an die Banditen sind absolut köstlich und werden durch Howlands Fotografie perfekt abgerundet.
Eine klasse Szene folgt nun durch das Gespräch mit Winnetou und Kleki-Petrah, dem „weißen Vater“. Wie Santer sie mit seinen Leuten einkreist, von Winnetou zu Boden geschlagen wird und dann kaltblütig auf diesen schießt, ist erstklassig. Kleki-Petrah wirft sich vor Winnetou und stirbt (was Winnetou ihm später ja nachmacht).
Da Santer Winnetou nun den Kiowas übergeben hat, beschließt ausgerechnet das Greenhorn Old Shatterhand, Winnetou auf eigene Faust zu befreien. Es ist immer wieder schön anzusehen, wie unser Greenhorn alle Kiowas auf seinem Weg außer Gefecht setzt und dann den Indianer befreit, natürlich unerkannt.
Die Schlacht mit Santers Leuten in Rosewell überzeugt vollständig und ist großartig inszeniert, ohnehin sind die Actionszenen in diesem Film große Klasse. Santer schießt hier auch Jones kaltblütig nieder und nach weiteren Schießereien kommt der Höhepunkt dieses Kampfes: Eine Lokomotive fährt mitten in den Saloon hinein, der explodiert und dann wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Santer konnte allerdings entkommen.
Nun freut man sich erst mal über den Sieg, aber es gibt keine Pause, denn die Apachen greifen nun an. Eine weitere große, toll inszenierte Schlacht. Dabei wird so ziemlich jeder Nicht-Apache getötet, mit Ausnahme der Santer-Bande, die entkommen konnte und Sam Hawkens, Dick Stone, Will Parker und Old Shatterhand, der allerdings von Winnetou höchstpersönlich schwer verwundet wird. In dem Moment denkt man sich erst mal „Oha!“.
Im Apachenpueblo wird Old Shatterhand von Nscho-Tschi versorgt und einige Zeit sieht man kaum etwas anderes, bis Nscho-Tschi nach Rosewell reitet, um Old Shatterhands Befreiungsaktion zu beweisen und die vier Weißen an die Pfähle gebunden werden und sterben sollen.
Nachdem Sam Hawkens das Gerede des Häuptlings übersetzt hat, soll Old Shatterhand sich auf dem Rio Pecos bewähren. Die nun folgende Szene im Kanu und der Kampf ist einer der Höhepunkte des Films, er ist fantastisch inszeniert und profitiert dazu noch überaus von Böttchers passender Musik, obwohl die den ganzen Film über klasse ist.
Old Shatterhand hat nun also sich und seine Freunde rehabilitiert und schließt mit Winnetou Blutsbrüderschaft. Die Szene ist sehr schön geworden, selbst wenn die Schauspieler Brice und Barker dabei ein paar Probleme bereiteten.
Der Film verliert nun leider an Fahrt und es wirkt allerdings so, als wolle man nur noch zum großen Finale hinkommen. Die Szenen hier lassen nun einiges zu wünschen übrig. Erst einmal ist da Sam Hawkens´ unsägliche Freundin Vollmond, gegen die Chris Howlands Albereien teilweise fast blutiger Ernst sind. Hier wurde die Erträglichkeitsgrenze deutlich überschritten. Zudem wird versucht, durch einige romantische Momente zwischen Nscho-Tschi und Shatterhand deren Beziehung zu verdeutlichen, was man allerdings nicht schafft, diese Beziehung wird bloß am Ende deutlich, wenn überhaupt.
Man reitet zum Nugget-Tsil, wo Santer ein letztes Mal eingreift und ein klasse Finale geboten wird, das sich doch deutlich vom Silbersee-Ende abhebt. Die Schlacht ist packend inszeniert und Santers Abgang ist einfach herrlich, sowohl von Adorfs Spiel als auch vom Einfallsreichtum her.
Die Szene mit Nscho-Tschi und Old Shatterhand ist dann doch noch emotional, aber leider wird der Tod von Intschu-Tschuna und Nscho-tschi sonst fast wie eine Nebensache behandelt, leider, das ist im Roman wesentlich besser abgehandelt.
Der Film endet aber stilvoll, wie die beiden Blutsbrüder in Richtung Sonnenuntergang reiten.

„Winnetou 1. Teil“ erzählt die Anfangsgeschichte zwischen Winnetou und Old Shatterhand schön und ist eine tolle Fortsetzung der May-Reihe. Er braucht sich weder vor ausländischen, noch vor dem Vorgangswestern zu verstecken und unterhält trotz einiger Längen und humoristischer Schwächen mit klasse inszenierten Actionszenen, einer tollen Besetzung und einer gut ausgearbeiteten Story. Der Anfang der Blutsbrüderschaft ist ein würdiger Western, der fast vollständig überzeugt.

Punkte: (8/10)
Casino Hille hat geschrieben:der Shatterhand grübelt reitend einmal in seinen nicht vorhandenen Bart und weiß dann (wieso auch immer) das da Gefahr droht.
Ich habe das immer so gedeutet, dass er die Spuren von Santer und Co. entdeckt. Ist aber auch nur eine Vermutung :wink: .
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

187
Casino Hille hat geschrieben:Findest du wirklich? Natürlich ist das ein tragischer und erschreckender Moment, aber leider muss ich sagen verpufft er auch ziemlich, genau wie im Übrigen der Tod von Winnetous Vati. Auf dem Papier alles schön dramatisch, schockierend etc., aber der Film entlockt mir da leider nur ein: "Upps, ist sie jetzt tot?" Ich finde, Reinl hätte da durchaus eine Ecke schonungsloser (im inszenatorischen Sinne vielleicht auch eindeutiger) sein müssen und deren Tod deutlicher hervorheben, es klingt absurd, aber für mich passiert er nur so nebenbei, was die gewollte Dramatik nicht unbedingt fördert. Die Szene, in der sie dann in Shatterhands Armen stirbt, nun gut, das ist nett gemacht, aber doch sehr rührselig, vielleicht sogar schon eine Spur zu sehr. Ich finde auch nicht, dass das so richtig zu Herzen gibt, dafür bleibt die "Beziehung" (ob nun im sexuellen Sinne oder nicht) zwischen ihr und Shatterhand für mich zu abstrakt, weil Reinl es hier eben (und da liegt mein großer Widerspruch zu deinen Ausführungen) nicht gelingt, die Emotionen fördernd in seinem Film zu zeigen, da bleibt alles zu behauptet "nüchtern" und ist für meinen Geschmack nicht greifbar genug.
Ich vermute, dass du wesentlich weniger Probleme mit der Beziehung zwischen Nscho-Tschi und Shatterhand sowie der finalen Tragödie hättest, wenn du Versini und die Rolle voll und ganz akzeptieren würdest. Da du das aber nicht tust bzw. nicht kannst ist es dann auch verständlich, dass dich ihr Schicksal kalt lässt. Daraus resultiert wiederum deine Einschätzung, Reinl würde es nicht gelingen die Emotionen filmisch rüber zu bringen. So gesehen ist das absolut nachvollziehbar, aber eben doch eine eher ungewöhnliche Sichtweise, da Versinis Interpretation und Reinls Inszenierung bei einem Großteil des Publikums den gewünschten Effekt (nämlich Anteilnahme an ihrem Schicksal) erzeugt haben. Ich will damit überhaupt nicht deine Meinung abwerten, bitte nicht falsch verstehen, und auch nicht mit der Masse des Publikums argumentieren, um meine Sichtweise zu bestätigen. Ich will damit lediglich meine These von der sehr effektiven emotionalen Inszenierung Reinls stützen, denn wenn sie bei einem Großteil des Publikums funktioniert hat, muss sie wohl oder übel effektiv gewesen sein.

Casino Hille hat geschrieben: Santer taucht einfach so wieder auf und will jetzt (nach dem es vorher um 5000 andere Dinge ging) wieder das Apachengold
Das ist eigentlich schon stimmig, da ihm ja nix anderes mehr übrig bleibt. Seine Geschäft mit dem Great Western-Betrug ist geplatzt, es steht zu Vermuten dass er keine Reserven mehr hat bzw. alles durch die Flucht aus Roswell verloren hat. Das zeigt Reinl ja auch dadurch, dass Adorf, der zuvor immer geschniegelt und perfekt frisiert auftrat nun in zerrissenen und verdreckten Klamotten und mit verstrubeltem Haar rumläuft. Einen Trumpf hat er aber noch: er weiss von den Goldvorkommen der Apachen und könnte damit mit einem Schlag wieder auf die Gewinnerseite wechseln. Was hätte er sonst noch für eine Wahl gehabt? Ich finde das absolut stimmig, zumal er quasi als Bonus noch die Möglichkeit hat, sich an Shatterhand und oder Winnetou zu rächen dafür dass er durch sie alles verloren hat.

Casino Hille hat geschrieben: und der Shatterhand grübelt reitend einmal in seinen nicht vorhandenen Bart und weiß dann (wieso auch immer) das da Gefahr droht. (Übrigens süß, wie ihm alle Apachen den Berg hinauf folgen, nach dem Winnetou vorher eine gefühlte Dreiviertelstunde erzählt hat, warum nur das Häuptlingsgeschlecht da hoch darf.) :lol:
Ersteres kauf ich ab, da macht die Inszenierung ziemlich deutlich, dass Shatterhand eine Ahnung hat. Das passt schon ganz gut von wegen Band der Blutsbruderschaft, wodurch der eine ahnt wenn der andere in Gefahr ist. Ein Motiv, dass auch später noch auftauchen wird. Dass ihm die Apachenkrieger aber willenlos folgen, damit habe ich auch schon immer meine Probleme gehabt. Hier nimmt sich der Film eine große dramaturgische Freiheit, die man als Zuschauer kaufen kann oder eben auch nicht. Es passt nicht wirklich, aber es stellt für mich jetzt auch kein unüberwindliches Problem dar.
Casino Hille hat geschrieben: Kurz noch zu den Nebenfiguren, wie Bullock oder Belle: dass ist jetzt auch kein riesiger Kritikpunkt, aber entweder sind Charaktere Klischees auf zwei Beinen oder (wenn man ihnen mehr zugestehen will) deutlich komplexer. Dieser Mittelweg, den Reinl (besonders eben in diesem Film geht) ist für mich suboptimal, weil es sich anfühlt, als würde er etwas probieren, was ihm im Folgenden nicht gelingt.
Für mich sind die meisten genannten Figuren Klischees: Bullock, der verschalgene Handlanger des Bösen. Belle, die Hure mit Herz. Jones, der gute, aber auch einfältige Vorarbeiter. Ich sehe da keinen versuchten Mittelweg, die von mir angesprochenen Figurenhintergründe stützen nur die Eindimensionalität der Charaktere bzw. etablieren sie. Die einzige Ausnahme ist Bancroft, dessen wahre Hintergründe für sein Handeln und seine zweiflerische Zerrissenheit aber viel zu unklar bleiben, als dass er wirklich als ambivalenter Charakter durchgehen würde.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

188
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben: Findest du wirklich? Natürlich ist das ein tragischer und erschreckender Moment, aber leider muss ich sagen verpufft er auch ziemlich, genau wie im Übrigen der Tod von Winnetous Vati. Auf dem Papier alles schön dramatisch, schockierend etc., aber der Film entlockt mir da leider nur ein: "Upps, ist sie jetzt tot?" Ich finde, Reinl hätte da durchaus eine Ecke schonungsloser (im inszenatorischen Sinne vielleicht auch eindeutiger) sein müssen und deren Tod deutlicher hervorheben, es klingt absurd, aber für mich passiert er nur so nebenbei, was die gewollte Dramatik nicht unbedingt fördert. Die Szene, in der sie dann in Shatterhands Armen stirbt, nun gut, das ist nett gemacht, aber doch sehr rührselig, vielleicht sogar schon eine Spur zu sehr. Ich finde auch nicht, dass das so richtig zu Herzen gibt, dafür bleibt die "Beziehung" (ob nun im sexuellen Sinne oder nicht) zwischen ihr und Shatterhand für mich zu abstrakt, weil Reinl es hier eben (und da liegt mein großer Widerspruch zu deinen Ausführungen) nicht gelingt, die Emotionen fördernd in seinem Film zu zeigen, da bleibt alles zu behauptet "nüchtern" und ist für meinen Geschmack nicht greifbar genug.

Ich vermute, dass du wesentlich weniger Probleme mit der Beziehung zwischen Nscho-Tschi und Shatterhand sowie der finalen Tragödie hättest, wenn du Versini und die Rolle voll und ganz akzeptieren würdest. Da du das aber nicht tust bzw. nicht kannst ist es dann auch verständlich, dass dich ihr Schicksal kalt lässt. Daraus resultiert wiederum deine Einschätzung, Reinl würde es nicht gelingen die Emotionen filmisch rüber zu bringen.
Ich habe mit Versini keine wirklichen Probleme, aber auch ich finde, dass die Beziehung zwischen ihr und Old Shatterhand nicht so deutlich gemacht wird, nur am Ende, als sie in seinen Armen stirbt, wird das etwas deutlicher. Aber leider finde ich, wie Hille, dass die Ermordung von Intschu-Tschuna und Nscho-Tschi bis auf diese Szene nicht weiter ausgeführt wurde und auch keine weiteren tragischen oder betrübten Momente kommen, sie sind tot und fertig. Das wird ein wenig nebensächlich behandelt, habe ich auch in meiner Kritik oben geschrieben:
00T hat geschrieben:leider wird der Tod von Intschu-Tschuna und Nscho-tschi sonst fast wie eine Nebensache behandelt
Zuletzt geändert von 00T am 17. März 2015 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

189
AnatolGogol hat geschrieben:Ich vermute, dass du wesentlich weniger Probleme mit der Beziehung zwischen Nscho-Tschi und Shatterhand sowie der finalen Tragödie hättest, wenn du Versini und die Rolle voll und ganz akzeptieren würdest. Da du das aber nicht tust bzw. nicht kannst ist es dann auch verständlich, dass dich ihr Schicksal kalt lässt. Daraus resultiert wiederum deine Einschätzung, Reinl würde es nicht gelingen die Emotionen filmisch rüber zu bringen.
Sorry, da interpretierst du jetzt aber doch etwas zu viel rein. Das hat mit Versini wirklich sehr wenig zu tun, wie gesagt, sie spielt mimisch nicht schlecht, sondern leidet meiner Ansicht nach eben gerade an dieser nicht vorhandenen oder schlecht entwickelten Beziehung, die sie bemüht ist, irgendwie zu spielen, obwohl da eben nicht viel zu spielen ist. Wie gesagt, das Problem liegt für mich ganz offensichtlich bei Reinl, nicht bei den Darstellern.
AnatolGogol hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben: Santer taucht einfach so wieder auf und will jetzt (nach dem es vorher um 5000 andere Dinge ging) wieder das Apachengold
Das ist eigentlich schon stimmig, da ihm ja nix anderes mehr übrig bleibt.
Da hab ich mich wohl schlecht ausgedrückt, das war keine Kritik an der Handlung selbst, mir fällt nur immer wieder auf, dass Santer am Anfang kurz das Apachengold will und der Film das dann 60 Minuten lang einfach ausblendet, nur um diesen vorher ganz kurz angerissenen inhaltlichen Aspekt für den Showdown wieder ins Spiel zu bringen. Kann man so machen, sonderlich stören tut mich das nicht, aber etwas ungelenkt und eben konstruiert wirkend ist es schon.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Karl May Thread

191
Aber anfangs will er das Gold doch auch nur, weil er Tangua mit Feuerwasser und Tabak versorgen muss. Obwohl es da sicher auch andere Motive gab :wink: . Er hat wohl wirklich zu viel um die Ohren und verliert ja so gut wie alles, da kommt ihm das Gold noch gelegen. Es wirkt vielleicht ein bisschen konstruiert, aber es stimmt schon. Obwohl wir da jetzt nicht ewig drüber diskutieren müssen, oder :wink: ?
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Der Karl May Thread

192
vodkamartini hat geschrieben:Er hat einfach keine Zeit für das Gold. :)
Habe ich doch mitbekommen. :wink: Dennoch wäre es ganz interessant gewesen und der Handlung auf jeden Fall dienlich, zwischendurch noch einmal zu zeigen, dass er weiterhin auf der Suche ist. So wirkt es wie ein "Mist, den Teil des Plots haben wir vergessen, bringen wir das mal schnell zu Ende".
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Karl May Thread

194
00T hat geschrieben:Ich habe mit Versini keine wirklichen Probleme, aber auch ich finde, dass die Beziehung zwischen ihr und Old Shatterhand nicht so deutlich gemacht wird, nur am Ende, als sie in seinen Armen stirbt, wird das etwas deutlicher.
Wie meinst du das? Was wird am Ende deutlicher? Ich verstehe die Kritik bezüglich nicht deutlich gemachter Beziehung nicht wirklich. Die Inszenierung und Versinis Spiel lassen doch von der ersten gemeinsamen Szene von Nscho-Tschi und Shatterhand keinerlei Zweifel aufkommen, dass sie sich hoffnungslos in ihn verliebt hat. Bereits in der ersten Szene schaut sie ihn völlig abwesend eine gefühlte Ewigkeit an und muss erst von ihrem Bruder an den Schultern gepackt und in die Wirklichkeit zurückgeholt werden. Auch in allen folgenden Szenen himmelt sie ihn derart an, dass es kaum zu übersehen ist. Als Höhepunkt des Ganzen will sie angesichts Shatterhands beschlossenen Todes sich das Leben nehmen, was Winnetou gerade noch verhindert. Und obwohl der Ritt ins zerstörte Roswell sicherlich alles andere als ein Spaziergang ist (da gibt es in der Nähe sicherlich noch einige Weiße, die wenig begeistert von ein paar vereinzelten Indianern nach dem Roswell-Überfall sind) setzt sie ihr Leben für den angehimmelten Deutschen aufs Spiel. Im Gegensatz dazu spielt Barker das Ganze so distanziert und "geschwisterlich", dass man zu keinem anderen Schluss kommen kann, dass er zwar genau die Anhimmelung registriert, sie aber für ihn keine ernsthafter "Loveinterest" darstellt. Sei es, weil sie viel zu jung für ihn ist (der Barker-Shatterhand ist fraglos älter als seine literarische Vorlage), weil sie Winnetous Schwester ist oder weil sie Indianerin ist - warum spielt keine Rolle, es ist nur mehr als offensichtlich, dass er kein romantisches Interesse an ihr hat. Ganz deutlich wird das dann auch bei ihrer vermeintlichen "Rendez-vous"-Szene: er schickt sie auf die Schulbank und gibt ihr damit klar zu verstehen, dass sie noch zu unreif ist (und man könnte sogar noch weiter gehen und hineininterpretieren, dass sie intellektuell ihm nicht gewachsen ist). Dann noch der Kuss auf die Stirn. Also was genau ist an dieser Beziehung nicht deutlich rausgearbeitet? Ich kann ja verstehen, dass wenn man eher eine richtige Lovestory bevorzugt hätte von Reinls platonischer Lösung enttäuscht ist, aber davon dass die Beziehung nicht deutlich rausgearbeitet wird kann man hier eigentlich nicht sprechen.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"