Bei den frühen Rialto -Filmen erwarte ich eigentlich auch recht ähnliche Meinungen, das sind halt die stilprägenden Filme und auch die, die gemeinhin am qualitativ stärksten empfunden werden. Ich könnte mir vorstellen, dass bei den späteren Rialtos und vor allem bei den beiden Braunerfilmen die Meinungen dann doch stärker auseinandergehen, das könnte spannend werden. Diskussionsstoff denke ich werden wir aber so oder so haben, z.B. im Hinblick auf Wendlandts und Brauners Strategie den Markt mit vielen Produktionen zu überschwemmen, um so schnell den Hype auszunutzen. Der Vergleich mit den Bondfilmen drängt sich da auf und die Frage, ob es möglich gewesen wäre die Mayserie länger erfolgreich laufen zulassen, wenn man den Markt nicht so schnell gesättigt hätte. Aber dieser Diskussionsansatz passt wahrscheinlich besser, wenn wir mit dem Marathon schon auf der Zielgerade sind.
Auf deine Silbersee-Kritik freue ich mich!
Mayrathon - I
152Der Schatz im Silbersee
Seine Reiseromane über den weisen Apachenhäuptling Winnetou erlangten schnell große Beliebtheit: Karl May, einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller des Abenteuergenres, verstand es perfekt, den romantischen Hauch des wilden Westens in packende Geschichten einzubinden. 1962 waren die Bücher immer noch Bestseller und so wurden sie für den deutschen Film-Produzenten Horst Wendlandt interessant und er begann mit der Absicht, viele weitere Winnetou-Verfilmungen zu produzieren, mit der Arbeit an einem der bekanntesten Romane Mays. "Der Schatz im Silbersee" sollte das potenzielle Franchise begründen. Zwar erzählt eigentlich "Winnetou I" die Anfänge der Blutsbrüderschaft von Winnetou und dem Westmann Old Shatterhand, doch entschied man sich, den Zuschauern die beiden zuerst als Duo vorzustellen, bevor man später eventuell ihre Anfänge zeigen wollten. Das Ergebnis ist ein deutscher Western, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Esprit verloren hat.
Obwohl "Der Schatz im Silbersee" eben nicht die Anfangsgeschichte seiner Helden erzählt, gelingt es dem Regisseur Harald Reinl in einem wunderbar einfachen und kurzen Intro, die beiden Protagonisten sehr stimmig einzuführen. Im weiteren wird er aber noch mehr davon profitieren, die beiden brillant besetzt zu haben. Lex Barker ist eine charismatische und agile Personalie, der es mit spielerischer Leichtigkeit gelingt, den berühmten Träger des legendären Henrystutzen (sein "Zaubergewehr") innerhalb weniger Minuten zum Sympathieträger zu machen. Der Franzose Pierre Brice bekommt als Winnetou zwar deutlich weniger Screentime als sein Kollege und spricht nur wenig Text, wird von Reinl aber so würdevoll in Szene gesetzt, dass seine Rolle etwas beinahe mythisches enthält und ganz ohne weitere Aktionen hervorragend seinen Teil zur Wirkung des Filmes herbeiträgt. Übrigens gelingt Reinl die Besetzung sämtlicher Nebencharaktere ähnlich passend. Besonders Ralf Wolter als kauziger Sam Hawkins und Eddi Arent als Lord Castlepool, deren Aufgabe es ist, für die humorvollen Momente der Handlung zu sorgen, sind eine enorm bereichernde Auflockerung, denn obwohl es auf die beiden bezogen immer wieder zu Slapstick-Momenten kommt, sind gerade diese es, die es dem Zuschauer erleichtern, die stark idealisierte Geschichte Mays schnell zu akzeptieren und die überromantisierten Bilder des Westens bekommen beinahe eine Aura der Selbstironie verliehen.
Die Geschichte selbst ist mittlerweile wohl jedem bekannt, hat keine großen Überraschungen und wird sicher etwas zu lang erzählt. Den Vorwurf sollte sich Reinl durchaus gefallen lassen, denn wo er in der ersten Hälfte seines 106 Minuten langen Abenteuers noch die Handlung stetig auf ein konkretes Ziel hinfokussiert und die Ereignisse mit dem großen Angriff auf die Farm der Pattersons einen waschechten Actionhöhepunkt bekommen, dem man die aufwenigen Choreographien anmerkt und der sich vor vergleichbaren amerikanischen Filmen keinesfalls zu verstecken braucht, verliert die wirkliche Reise zum Silbersee in der zweiten Hälfte etwas diesen dichten Aufbau, weil man merkt, wie die Handlung durch die Einbeziehung der feindlichen Utahs merklich gestreckt wird. Zwar sind die Episoden und besonders der Kampf zwischen Shatterhand und dem Häuptling Großer Wolf spannend und atmosphärisch, lassen aber leider auch die Kerngeschichte etwas in den Hintergrund rücken. Und wenn dann später die Utahs sogar noch ein zweites Mal für eine zusätzliche Streckung verwendet werden, schaut man schon einmal auf die Uhr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass eine echte Identifikationsperson, in diesem Fall der junge Fred Engel, toll verkörpert vom jungen Götz George, der in der ersten Stunde noch sehr aktiv und in die Geschehnisse einbezogen ist, im späteren Verlauf immer passiver wird und man teilweise glaubt, er sei von der Regie ein wenig vergessen worden.
Was jedoch konstant ganz stark ist, ist die Einbindung Jugoslawiens, welches hier die Vereinigten Staaten doubelt. Die Landschaftsaufnahmen Reinls sind prächtig und großzügig opulent eingefangen, ohne sich jemals zu sehr aufzudrängen. Ob nun die weiten Felder, die weißen Felsen oder das klare Wasser des Silbersees, die Regie beweist an allen Orten ein gutes Auge für schöne Einstellungen und elegante Kamerafahrten. Noch imposanter ist nur die Musik von Martin Böttcher. Das legendäre Thema ist ohnehin genial und kann heutzutage jedes Kind summen, aber auch so ist es besonders seine Arbeit, die den Film enorm aufwertet und gerade in den, wie bereits erwähnt, zu langen und zu langatmigen Mittelteil hin und wieder etwas Würze hineinbringt. Eine letzte Erwähnung gilt Herbert Lom als gierigem Colonel Brinkley, der wirkt, als habe man ihn direkt von einem Italo-Western-Dreh aus nach Jugoslawien einfliegen lassen. Er darf zwar nur den stereotypen Widersacher spielen, tut dies aber mit einer Aura der Gewissenlosigkeit, die ihn als Bösewicht sofort qualifiziert. Schade ist, dass seine Rolle wie die von George viel zu passiv ist und er ebenfalls in dem ewig gestreckten Utah-Part der Geschichte in Vergessenheit gerät. Sein Abgang ist allerdings erinnerungswürdig, wenn man sich vielleicht auch eher gewünscht hätte, die Abrechnung mit dem Schurken direkter durch Einfluss der Helden zu erfahren. Aber sei es drum, die bestehende Szene ist auch eine nette Idee und thematisch absolut passend.
Fazit: Die Action, besonders der ganz große Actionmoment zur Mitte des Filmes, ist wirklich beeindruckend und die Besetzung durchweg stark. Von der Geschichte des ersten Karl-May-Leinwand-Abenteuers, dass sich allerdings dann doch nur selten an die Romanvorlage hält, kann man das nicht unbedingt behaupten, dazu ist der Film ungefähr zwanzig Minuten zu lang. Dafür begeistern die Musik Böttchers, die tiefen Einblicke in die Natur Jugoslawiens und der lockere Humor, der sich auch traut, ruhig mal ein wenig ungezügelt auf Albernheiten zu setzen, die sich erstaunlich gut integrieren. Bei all dem spricht durchaus auch ein wenig Verklärung aus dem Zuschauer, denn "Der Schatz im Silbersee" ist sicherlich ein guter deutscher Western, dem es jedoch oft am sehr gutem oder grandiosem fehlt, dass ihn zu etwas Besonderem gemacht hätte. Ein verheißungsvoller Beginn war und ist er jedoch allemal.
7/10
Seine Reiseromane über den weisen Apachenhäuptling Winnetou erlangten schnell große Beliebtheit: Karl May, einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller des Abenteuergenres, verstand es perfekt, den romantischen Hauch des wilden Westens in packende Geschichten einzubinden. 1962 waren die Bücher immer noch Bestseller und so wurden sie für den deutschen Film-Produzenten Horst Wendlandt interessant und er begann mit der Absicht, viele weitere Winnetou-Verfilmungen zu produzieren, mit der Arbeit an einem der bekanntesten Romane Mays. "Der Schatz im Silbersee" sollte das potenzielle Franchise begründen. Zwar erzählt eigentlich "Winnetou I" die Anfänge der Blutsbrüderschaft von Winnetou und dem Westmann Old Shatterhand, doch entschied man sich, den Zuschauern die beiden zuerst als Duo vorzustellen, bevor man später eventuell ihre Anfänge zeigen wollten. Das Ergebnis ist ein deutscher Western, der auch nach vielen Jahren nichts von seinem Esprit verloren hat.
Obwohl "Der Schatz im Silbersee" eben nicht die Anfangsgeschichte seiner Helden erzählt, gelingt es dem Regisseur Harald Reinl in einem wunderbar einfachen und kurzen Intro, die beiden Protagonisten sehr stimmig einzuführen. Im weiteren wird er aber noch mehr davon profitieren, die beiden brillant besetzt zu haben. Lex Barker ist eine charismatische und agile Personalie, der es mit spielerischer Leichtigkeit gelingt, den berühmten Träger des legendären Henrystutzen (sein "Zaubergewehr") innerhalb weniger Minuten zum Sympathieträger zu machen. Der Franzose Pierre Brice bekommt als Winnetou zwar deutlich weniger Screentime als sein Kollege und spricht nur wenig Text, wird von Reinl aber so würdevoll in Szene gesetzt, dass seine Rolle etwas beinahe mythisches enthält und ganz ohne weitere Aktionen hervorragend seinen Teil zur Wirkung des Filmes herbeiträgt. Übrigens gelingt Reinl die Besetzung sämtlicher Nebencharaktere ähnlich passend. Besonders Ralf Wolter als kauziger Sam Hawkins und Eddi Arent als Lord Castlepool, deren Aufgabe es ist, für die humorvollen Momente der Handlung zu sorgen, sind eine enorm bereichernde Auflockerung, denn obwohl es auf die beiden bezogen immer wieder zu Slapstick-Momenten kommt, sind gerade diese es, die es dem Zuschauer erleichtern, die stark idealisierte Geschichte Mays schnell zu akzeptieren und die überromantisierten Bilder des Westens bekommen beinahe eine Aura der Selbstironie verliehen.
Die Geschichte selbst ist mittlerweile wohl jedem bekannt, hat keine großen Überraschungen und wird sicher etwas zu lang erzählt. Den Vorwurf sollte sich Reinl durchaus gefallen lassen, denn wo er in der ersten Hälfte seines 106 Minuten langen Abenteuers noch die Handlung stetig auf ein konkretes Ziel hinfokussiert und die Ereignisse mit dem großen Angriff auf die Farm der Pattersons einen waschechten Actionhöhepunkt bekommen, dem man die aufwenigen Choreographien anmerkt und der sich vor vergleichbaren amerikanischen Filmen keinesfalls zu verstecken braucht, verliert die wirkliche Reise zum Silbersee in der zweiten Hälfte etwas diesen dichten Aufbau, weil man merkt, wie die Handlung durch die Einbeziehung der feindlichen Utahs merklich gestreckt wird. Zwar sind die Episoden und besonders der Kampf zwischen Shatterhand und dem Häuptling Großer Wolf spannend und atmosphärisch, lassen aber leider auch die Kerngeschichte etwas in den Hintergrund rücken. Und wenn dann später die Utahs sogar noch ein zweites Mal für eine zusätzliche Streckung verwendet werden, schaut man schon einmal auf die Uhr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass eine echte Identifikationsperson, in diesem Fall der junge Fred Engel, toll verkörpert vom jungen Götz George, der in der ersten Stunde noch sehr aktiv und in die Geschehnisse einbezogen ist, im späteren Verlauf immer passiver wird und man teilweise glaubt, er sei von der Regie ein wenig vergessen worden.
Was jedoch konstant ganz stark ist, ist die Einbindung Jugoslawiens, welches hier die Vereinigten Staaten doubelt. Die Landschaftsaufnahmen Reinls sind prächtig und großzügig opulent eingefangen, ohne sich jemals zu sehr aufzudrängen. Ob nun die weiten Felder, die weißen Felsen oder das klare Wasser des Silbersees, die Regie beweist an allen Orten ein gutes Auge für schöne Einstellungen und elegante Kamerafahrten. Noch imposanter ist nur die Musik von Martin Böttcher. Das legendäre Thema ist ohnehin genial und kann heutzutage jedes Kind summen, aber auch so ist es besonders seine Arbeit, die den Film enorm aufwertet und gerade in den, wie bereits erwähnt, zu langen und zu langatmigen Mittelteil hin und wieder etwas Würze hineinbringt. Eine letzte Erwähnung gilt Herbert Lom als gierigem Colonel Brinkley, der wirkt, als habe man ihn direkt von einem Italo-Western-Dreh aus nach Jugoslawien einfliegen lassen. Er darf zwar nur den stereotypen Widersacher spielen, tut dies aber mit einer Aura der Gewissenlosigkeit, die ihn als Bösewicht sofort qualifiziert. Schade ist, dass seine Rolle wie die von George viel zu passiv ist und er ebenfalls in dem ewig gestreckten Utah-Part der Geschichte in Vergessenheit gerät. Sein Abgang ist allerdings erinnerungswürdig, wenn man sich vielleicht auch eher gewünscht hätte, die Abrechnung mit dem Schurken direkter durch Einfluss der Helden zu erfahren. Aber sei es drum, die bestehende Szene ist auch eine nette Idee und thematisch absolut passend.
Fazit: Die Action, besonders der ganz große Actionmoment zur Mitte des Filmes, ist wirklich beeindruckend und die Besetzung durchweg stark. Von der Geschichte des ersten Karl-May-Leinwand-Abenteuers, dass sich allerdings dann doch nur selten an die Romanvorlage hält, kann man das nicht unbedingt behaupten, dazu ist der Film ungefähr zwanzig Minuten zu lang. Dafür begeistern die Musik Böttchers, die tiefen Einblicke in die Natur Jugoslawiens und der lockere Humor, der sich auch traut, ruhig mal ein wenig ungezügelt auf Albernheiten zu setzen, die sich erstaunlich gut integrieren. Bei all dem spricht durchaus auch ein wenig Verklärung aus dem Zuschauer, denn "Der Schatz im Silbersee" ist sicherlich ein guter deutscher Western, dem es jedoch oft am sehr gutem oder grandiosem fehlt, dass ihn zu etwas Besonderem gemacht hätte. Ein verheißungsvoller Beginn war und ist er jedoch allemal.
7/10
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Der Winnetou Thread
153Bleibt die Frage: Wurde Winnetou 1 damals als Reboot, Prequel oder Origins Story vermarktet
und warum ist Winnetou eigentlich nicht Teil des MCU???
und warum ist Winnetou eigentlich nicht Teil des MCU???
"It's been a long time - and finally, here we are"
Re: Der Winnetou Thread
154Den verstehe ich nicht..danielcc hat geschrieben:und warum ist Winnetou eigentlich nicht Teil des MCU???
Re: Der Winnetou Thread
155Ich könnte auch fragen:
- Warum hat Disney noch nicht die Rechte an May? (oje, wenn sie davon wüssten, hätten sie sie bestimmt... ich meine: Zeichnetrick, Animation, Superheld... das passt wie die Faust aufs Auge)
- Warum hat Disney noch nicht die Rechte an May? (oje, wenn sie davon wüssten, hätten sie sie bestimmt... ich meine: Zeichnetrick, Animation, Superheld... das passt wie die Faust aufs Auge)
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Re: Der Winnetou Thread
156Schön geschrieben und wirklich erstaunlich, wie nahezu identisch wir den Film empfinden. Denn - um noch ein Wort zu Arent & Co zu verlieren - ich möchte auch nicht angesichts der leichten Kritik, die ich in diese Richtung geäussert habe den Eindruck erwecken, ich hätte ein generelles Problem mit der harmlos-albernen Komik des Films, den das ist in keinster Weise der Fall. Wenn Eddi seine Schmetterlinge fängt, Hawkens vor sich hin kichert oder der Uncle seine Reime vom Stapel lässt finde ich das mehr als passend. Es ist nur hier und da etwas arg dick aufgetragen, wie in erwähnter Szene, die mich in ihrer Machart an ähnliche Kaspereien von Arent im Grünen Bogenschützen erinnert. Das ist mir dann doch etwas viel der Albernheit und bricht für meinen Geschmack die relative Ernsthaftigkeit des Films etwas zu sehr. Aber wie gesagt: das ist durchaus jammern auf sehr hohem Niveau.Casino Hille hat geschrieben:Der Schatz im Silbersee
...
7/10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Winnetou Thread
157Starke Kritiken von euch beiden, auch wenn ich mit ihnen nicht komplett übereinstimme. Das zeigt meine Kritik aber auch, die morgen oder übermorgen fertig sein sollte. ich versuche, sie möglichst ausführlich zu schreiben .
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
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Re: Der Winnetou Thread
158Cool, das klingt schon mal spannend! Endlich mal ein Diskussionsansatz in Sicht!00T hat geschrieben:Starke Kritiken von euch beiden, auch wenn ich mit ihnen nicht komplett übereinstimme. Das zeigt meine Kritik aber auch, die morgen oder übermorgen fertig sein sollte. ich versuche, sie möglichst ausführlich zu schreiben .
Ich bin sehr gespannt!
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Winnetou Thread
159Na dann, sei gespannt und lass dich überraschen .
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Re: Der Winnetou Thread
160Du wirst es nicht glauben, aber ich hatte deine Kritik extra nicht gelesen, bis ich fertig geschrieben hatte und mir ist fast die Kinnlade runtergefallen. Aber bei 11 Filmen wird es mit der derart enormen Ähnlichkeit wohl nicht ewig währen.AnatolGogol hat geschrieben:Schön geschrieben und wirklich erstaunlich, wie nahezu identisch wir den Film empfinden.
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Re: Der Winnetou Thread
161So, das ist wahrscheinlich die längste Kritik, die ich je geschrieben habe, aber zu Ehren des Mayrathons... . So, bitte schön:
Der Schatz im Silbersee(1962)
Karl May, einer der bekanntesten deutschen Autoren, begeisterte schon im späten 19. Jahrhundert mit seinen Reiseerzählungen über Winnetou, den Häuptling der Apachen und dessen Blutsbruder Old Shatterhand. Auch in den 1960er Jahren waren diese Romane noch beliebt und der deutsche Filmproduzent Horst Wendlandt beschloss, sich an die Verfilmung dieser Romane, die eigentlich als unverfilmbar galten, zu machen. Das erste Projekt war das meistverkaufte Buch Mays, „Der Schatz im Silbersee“. Die erste Begegnung zwischen Winnetou und Old Shatterhand wird zwar im Roman „Winnetou I“ dargestellt, aber ehe man den erfolglosen Anfang einer Trilogie produzierte, wollte man die beiden Helden erst gemeinsam vorstellen. Ob ein guter Film dabei herausgekommen ist?
Die Besetzung der Rollen war auf jeden Fall ein Erfolg. Der Amerikaner Lex Barker spielt den deutschen Westmann Old Shatterhand, der hier im Vergleich zur Romanfigur nochmal entscheidend modernisiert wurde, brillant und kann vollends überzeugen. Noch mehr wahrscheinlich der Franzose Pierre Brice, dessen Darstellung des Häuptlings der Apachen beinahe das Ebenbild der Romanfigur ist. Und das Zusammenspiel der beiden ist nochmals klasse. Aber auch sonst sind die Rollen stark besetzt, so überzeugt auch Herbert Lom als abgrundtief böser und gewissenloser Colonel Brinkley, den er einfach fantastisch darstellt. Götz George als der junge, energische Fred Engel oder Karin Dor als Ellen Patterson wissen ebenfalls zu überzeugen. Für den Humor sorgen dann noch Eddie Arent als Lord Castlepool, Mirko Boman als Gunstick Uncle und Ralf Wolter als Sam Hawkens, wenn ich mich nicht irre. Diese klasse Besetzung allein wertet den Film schon auf.
Nun darf man nicht die Drehorte vergessen, denn Jugoslawien bietet herrliche Landschaften und Einblicke, die eine fantastische Stimmung erzeugen, da stört man sich auch nicht daran, dass es für den Wilden Westen vielleicht sogar etwas zu grün ist. Auch die Musik von Martin Böttcher trägt dazu bei, diese Stimmung zu erzeugen, so ist das legendäre Old Shatterhand-Thema immer noch eine Klasse für sich und hat eine große Bedeutung für den Film, obwohl es natürlich nicht nur dieses Thema ist, auch das Thema der Tramps zieht einen in den Bann.
Der Film selber hat mit dem Roman Karl Mays gar nicht so viel zu tun. Einige Figuren wurden komplett gestrichen oder durch andere ersetzt und die Story, die im Roman doch nochmal komplexer ist als hier, wurde sehr reduziert. Es wurden mehrere Szenen des Romans übernommen und in die Story des Films eingebaut, wirklich an die Vorlage hält sich der Film allerdings nicht. Das schadet ihm aber nicht, es gibt sogar einige Wendungen im Film, die ich als besser erachte als das, was May in seinem Roman beschrieben hat.
Der Film handelt die Einführung der beiden Blutsbrüder in den ersten Minuten relativ schnell ab, was aber nicht zuletzt durch die tolle Musik von Böttcher sehr gut funktioniert.
Direkt nach dem Vorspann geht es auch schon mit einem Überfall auf eine Postkutsche los, der schon Spannung erzeugt und die Bösewichter sehr schön einführt.
Die Saloon-Szenen sind schön anzusehen, die ersten Lacher gibt es durch die Ankunft des Lord Castlepool und der beiden Westmänner Hawkens und Gunstick Uncle. Überhaupt funktioniert der Humor im Film ganz hervorragend und selbst Szenen, die fast schon zu albern wirken, passen ziemlich gut.
Auch die Ankunft der Postkutsche und der Fund von Freds Vater ist gut inszeniert.
Ausgezeichnet wird gezeigt, wie die beiden Blutsbrüder die Spuren untersuchen und ihre Schlüsse ziehen. Dazu begeistert Winnetou in einem Alleingang, in dem er den Colonel belauscht und gerade so entkommt. Sehr erhaben wirkt es, wie er da an der Seite der Schlucht steht und die Tramps bedroht.
Nachdem unsere anderen Helden über die Sachverhalte informiert worden sind und Old Shatterhand sich einer Rasur unterzogen hat, gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zur Butler-Farm.
Vorher zeigt sich aber noch die Kaltblütigkeit des Colonels durch den Mord an Woodward, exzellent in Szene gesetzt.
Nun folgt der große Action-Höhepunkt des Films, der Kamp um Butlers Farm. Der gesamte Kampf, der in seiner vollen Länge schon einige Zeit in Anspruch nimmt und auch die Szenen vor dem Kampf sind spektakulär und fantastisch inszeniert, eine schöne Actionszene, die in Erinnerung bleibt.
Nun, da die Helden beide Teile der Schatzkarte haben, machen sie sich auf den Weg zum Silbersee. Dabei treffen sie noch Lord Castlepool, der sich ihnen anschließt. Aber die Tramps geben nicht auf und jagen unseren Helden weiter hinterher.
Der Plot ist eigentlich relativ simpel, es geht hin und her um die Schatzkarte und dann um den Schatz. Durch die nun folgende Utah-Dorf-Szene und auch die später folgende Gefangennahme durch die Utahs wird dem Film etwas mehr Spannung verliehen und die Szenen wissen auch zu gefallen, während die Tramps von Fred Engel so langsam wie möglich zum Silbersee geführt werden.
Das Prozedere im Utah-Dorf mag etwas lang sein, aber es ist doch unterhaltsam, noch dazu, wo ein toller Kampf zwischen Old Shatterhand und dem großen Wolf die Folge ist.
Unser liebes Greenhorn spielt sich in dieser Hälfte des Filmes etwas in den Vordergrund, während die Tramps und Winnetou etwas in den Hintergrund rücken.
Bei dem Kampf soll es aber nicht bleiben, nein, die Utahs werden verleitet, unseren Helden zu folgen. Da mag einem wie dem alten Patterson schon einmal die Geduld vergehen, aber auch die Szene, in der die Utahs gestellt werden, überzeugt durchaus.
Währenddessen haben es die Tramps bereits zum Silbersee geschafft und sind bereit, zur Schatzhöhle rüberzufahren. Schön anzusehen ist, dass Fred und Ellen doch einen Fluchtversuch wagen und noch ins Geschehen mit einbezogen werden. Der wird aber leider vereitelt und nun läuft Fred Gefahr, gehängt zu werden.
Und während Old Shatterhand noch mit dem großen Wolf die Friedenspfeife raucht, fahren der Colonel und seine drei Unterführer schon zur Höhle herüber. Dort erwartet sie ein alter Indianer, den sie leicht außer Gefecht setzen und dann liegt der Schatz vor ihnen.
Diese Szene, in der die Tramps den Verstand verlieren und der Colonel kaltblütig sie alle erschießt, ist klasse inszeniert und eine der besten Szenen des Films. Dazu kommt dann noch der einzigartige und etwas schaurige Tod des Colonels, der in Erinnerung bleibt, auch ohne dass die Helden etwas damit zu tun hatten.
Die nun folgende Endschlacht überzeugt auch nochmal vollständig und wendet alles zum Guten: Die Bösen werden vollständig besiegt, die Guten werden gerettet, die Utahs sind mit unseren Helden befreundet und Lord Castlepool findet endlich seinen lange gesuchten Schmetterling. Danch reiten Winnetou und Old Shatterhand davon, neuen Abenteuern entgegen.
„Der Schatz im Silbersee“ ist ein deutscher Western, der es mit anderen Western durchaus aufnehmen kann und den tollen Anfang einer nicht sehr lange währenden, aber dennoch umfangreichen Filmreihe bietet, die doch sehr frei nach der Romanvorlage gedreht wurde. Die Action überzeugt vollständig, die Darsteller leisten grandiose Arbeit und der Humor kommt auch nicht zu knapp, bloß die Story ist etwas simpel gehalten und nicht sehr umfangreich, aber das muss sie auch gar nicht sein. Den Anfang des Winnetou-Franchise begründet ein Film, der in fast allem überzeugt und seinen großen Erfolg durchaus verdient hat.
Punkte:(9/10)
Der Schatz im Silbersee(1962)
Karl May, einer der bekanntesten deutschen Autoren, begeisterte schon im späten 19. Jahrhundert mit seinen Reiseerzählungen über Winnetou, den Häuptling der Apachen und dessen Blutsbruder Old Shatterhand. Auch in den 1960er Jahren waren diese Romane noch beliebt und der deutsche Filmproduzent Horst Wendlandt beschloss, sich an die Verfilmung dieser Romane, die eigentlich als unverfilmbar galten, zu machen. Das erste Projekt war das meistverkaufte Buch Mays, „Der Schatz im Silbersee“. Die erste Begegnung zwischen Winnetou und Old Shatterhand wird zwar im Roman „Winnetou I“ dargestellt, aber ehe man den erfolglosen Anfang einer Trilogie produzierte, wollte man die beiden Helden erst gemeinsam vorstellen. Ob ein guter Film dabei herausgekommen ist?
Die Besetzung der Rollen war auf jeden Fall ein Erfolg. Der Amerikaner Lex Barker spielt den deutschen Westmann Old Shatterhand, der hier im Vergleich zur Romanfigur nochmal entscheidend modernisiert wurde, brillant und kann vollends überzeugen. Noch mehr wahrscheinlich der Franzose Pierre Brice, dessen Darstellung des Häuptlings der Apachen beinahe das Ebenbild der Romanfigur ist. Und das Zusammenspiel der beiden ist nochmals klasse. Aber auch sonst sind die Rollen stark besetzt, so überzeugt auch Herbert Lom als abgrundtief böser und gewissenloser Colonel Brinkley, den er einfach fantastisch darstellt. Götz George als der junge, energische Fred Engel oder Karin Dor als Ellen Patterson wissen ebenfalls zu überzeugen. Für den Humor sorgen dann noch Eddie Arent als Lord Castlepool, Mirko Boman als Gunstick Uncle und Ralf Wolter als Sam Hawkens, wenn ich mich nicht irre. Diese klasse Besetzung allein wertet den Film schon auf.
Nun darf man nicht die Drehorte vergessen, denn Jugoslawien bietet herrliche Landschaften und Einblicke, die eine fantastische Stimmung erzeugen, da stört man sich auch nicht daran, dass es für den Wilden Westen vielleicht sogar etwas zu grün ist. Auch die Musik von Martin Böttcher trägt dazu bei, diese Stimmung zu erzeugen, so ist das legendäre Old Shatterhand-Thema immer noch eine Klasse für sich und hat eine große Bedeutung für den Film, obwohl es natürlich nicht nur dieses Thema ist, auch das Thema der Tramps zieht einen in den Bann.
Der Film selber hat mit dem Roman Karl Mays gar nicht so viel zu tun. Einige Figuren wurden komplett gestrichen oder durch andere ersetzt und die Story, die im Roman doch nochmal komplexer ist als hier, wurde sehr reduziert. Es wurden mehrere Szenen des Romans übernommen und in die Story des Films eingebaut, wirklich an die Vorlage hält sich der Film allerdings nicht. Das schadet ihm aber nicht, es gibt sogar einige Wendungen im Film, die ich als besser erachte als das, was May in seinem Roman beschrieben hat.
Der Film handelt die Einführung der beiden Blutsbrüder in den ersten Minuten relativ schnell ab, was aber nicht zuletzt durch die tolle Musik von Böttcher sehr gut funktioniert.
Direkt nach dem Vorspann geht es auch schon mit einem Überfall auf eine Postkutsche los, der schon Spannung erzeugt und die Bösewichter sehr schön einführt.
Die Saloon-Szenen sind schön anzusehen, die ersten Lacher gibt es durch die Ankunft des Lord Castlepool und der beiden Westmänner Hawkens und Gunstick Uncle. Überhaupt funktioniert der Humor im Film ganz hervorragend und selbst Szenen, die fast schon zu albern wirken, passen ziemlich gut.
Auch die Ankunft der Postkutsche und der Fund von Freds Vater ist gut inszeniert.
Ausgezeichnet wird gezeigt, wie die beiden Blutsbrüder die Spuren untersuchen und ihre Schlüsse ziehen. Dazu begeistert Winnetou in einem Alleingang, in dem er den Colonel belauscht und gerade so entkommt. Sehr erhaben wirkt es, wie er da an der Seite der Schlucht steht und die Tramps bedroht.
Nachdem unsere anderen Helden über die Sachverhalte informiert worden sind und Old Shatterhand sich einer Rasur unterzogen hat, gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zur Butler-Farm.
Vorher zeigt sich aber noch die Kaltblütigkeit des Colonels durch den Mord an Woodward, exzellent in Szene gesetzt.
Nun folgt der große Action-Höhepunkt des Films, der Kamp um Butlers Farm. Der gesamte Kampf, der in seiner vollen Länge schon einige Zeit in Anspruch nimmt und auch die Szenen vor dem Kampf sind spektakulär und fantastisch inszeniert, eine schöne Actionszene, die in Erinnerung bleibt.
Nun, da die Helden beide Teile der Schatzkarte haben, machen sie sich auf den Weg zum Silbersee. Dabei treffen sie noch Lord Castlepool, der sich ihnen anschließt. Aber die Tramps geben nicht auf und jagen unseren Helden weiter hinterher.
Der Plot ist eigentlich relativ simpel, es geht hin und her um die Schatzkarte und dann um den Schatz. Durch die nun folgende Utah-Dorf-Szene und auch die später folgende Gefangennahme durch die Utahs wird dem Film etwas mehr Spannung verliehen und die Szenen wissen auch zu gefallen, während die Tramps von Fred Engel so langsam wie möglich zum Silbersee geführt werden.
Das Prozedere im Utah-Dorf mag etwas lang sein, aber es ist doch unterhaltsam, noch dazu, wo ein toller Kampf zwischen Old Shatterhand und dem großen Wolf die Folge ist.
Unser liebes Greenhorn spielt sich in dieser Hälfte des Filmes etwas in den Vordergrund, während die Tramps und Winnetou etwas in den Hintergrund rücken.
Bei dem Kampf soll es aber nicht bleiben, nein, die Utahs werden verleitet, unseren Helden zu folgen. Da mag einem wie dem alten Patterson schon einmal die Geduld vergehen, aber auch die Szene, in der die Utahs gestellt werden, überzeugt durchaus.
Währenddessen haben es die Tramps bereits zum Silbersee geschafft und sind bereit, zur Schatzhöhle rüberzufahren. Schön anzusehen ist, dass Fred und Ellen doch einen Fluchtversuch wagen und noch ins Geschehen mit einbezogen werden. Der wird aber leider vereitelt und nun läuft Fred Gefahr, gehängt zu werden.
Und während Old Shatterhand noch mit dem großen Wolf die Friedenspfeife raucht, fahren der Colonel und seine drei Unterführer schon zur Höhle herüber. Dort erwartet sie ein alter Indianer, den sie leicht außer Gefecht setzen und dann liegt der Schatz vor ihnen.
Diese Szene, in der die Tramps den Verstand verlieren und der Colonel kaltblütig sie alle erschießt, ist klasse inszeniert und eine der besten Szenen des Films. Dazu kommt dann noch der einzigartige und etwas schaurige Tod des Colonels, der in Erinnerung bleibt, auch ohne dass die Helden etwas damit zu tun hatten.
Die nun folgende Endschlacht überzeugt auch nochmal vollständig und wendet alles zum Guten: Die Bösen werden vollständig besiegt, die Guten werden gerettet, die Utahs sind mit unseren Helden befreundet und Lord Castlepool findet endlich seinen lange gesuchten Schmetterling. Danch reiten Winnetou und Old Shatterhand davon, neuen Abenteuern entgegen.
„Der Schatz im Silbersee“ ist ein deutscher Western, der es mit anderen Western durchaus aufnehmen kann und den tollen Anfang einer nicht sehr lange währenden, aber dennoch umfangreichen Filmreihe bietet, die doch sehr frei nach der Romanvorlage gedreht wurde. Die Action überzeugt vollständig, die Darsteller leisten grandiose Arbeit und der Humor kommt auch nicht zu knapp, bloß die Story ist etwas simpel gehalten und nicht sehr umfangreich, aber das muss sie auch gar nicht sein. Den Anfang des Winnetou-Franchise begründet ein Film, der in fast allem überzeugt und seinen großen Erfolg durchaus verdient hat.
Punkte:(9/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
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Re: Der Winnetou Thread
16200T hat geschrieben:Dazu begeistert Winnetou in einem Alleingang, in dem er den Colonel belauscht und gerade so entkommt.
Erstmal: schöne Kritik! Und was ein langer Text. Genau wie Anatol. Da fühlen sich die eigenen Texte plötzlich so klein an. Inhaltlich kann ich dir bezogen auf die Utah-Geschichte nicht ganz zustimmen, aber ansonsten beschreibst du den Film eigentlich sehr gut. Zu der oben zitierten Szene: die ist mir auch sehr positiv aufgefallen. Unfassbar spannend, simpel, aber sehr effektiv und enorm wichtig für die Wirkung der Winnetou-Figur bei ihrem ersten Auftritt, fand ich jedenfalls. Mit Sicherheit eine der 10 besten Szenen des Franchises und mein Lieblingsmoment im Film.
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Re: Der Winnetou Thread
163Danke! So viel länger ist mein Text jetzt auch nicht als deiner . Die Utah-Geschichte hat mich noch nie gestört, man hätte die Szene nicht gebraucht, aber auch sie gefällt mir. Der Alleingang Winnetous ist auch meine Lieblingsszene im Film neben der Szene mit den Tramps in der Höhle. Aber der Film hat eine Menge guter Szenen.
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Re: Der Karl May Thread
164Ein Film hat ja eigentlich immer mehr Szenen, als er braucht. Aber an der Utah-Geschichte stört mich auch weniger das Geplänkel an sich, als mehr die Tatsache, dass es so offensichtlich ist, dass man hier die Handlung einfach nur strecken wollte. Mir hätte es besser gefallen, wenn es wirklich ein Hin und Her auf der Suche nach dem Schatz gegeben hätte, also viel mehr auf das Ziel fokussierte Probleme, als die Utahs, bei denen man die ganze Nebenhandlung rund um Engel und Brinkley beinahe vergisst.00T hat geschrieben:Die Utah-Geschichte hat mich noch nie gestört, man hätte die Szene nicht gebraucht
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Re: Der Winnetou Thread
165Schöne ausführliche Kritik! Interessant, diese sehr gute Bewertung weckt bei mir gleich die Neugierde, ob der Film für dich dann schon den Höhepunkt der Serie darstellt oder ob bei den Folgefilmen sogar noch Steigerungspotenzial da ist. Da bin ich wirklich gespannt auf dein Votum bei den kommenden Filmen.00T hat geschrieben:
Der Schatz im Silbersee(1962)
...
Punkte:(9/10)
Dem würde ich in den späteren Filmen vorbehaltlos zustimmen, im Silbersee aber nur bedingt, da die beiden hier ja nur vergleichsweise kurze Szenen miteinander haben. Am stärksten interagieren sie gleich zu Beginn, als sie den Überfall untersuchen. Man merkt da schon, dass die Chemie stimmt, gerade auch ohne viele Worte, aber es ist alles noch nicht ganz so ausgeprägt wie in den Folgefilmen wie ich finde. Hat aber auch sein Gutes: das „Mein Bruder“-Angeschmachte fehlt hier noch weitgehend.00T hat geschrieben: Und das Zusammenspiel der beiden ist nochmals klasse.
Schön, dass du das erwähnst. Das ist wie ich finde klassischer Karl May, gerade für die Spurensuche und das Anschleichen an feindliche Camps etc. konnte er sich literarisch ja sehr ausschweifend begeistern. Ich glaube eine so ausführliche Spurensuche wie im Silbersee sucht man in der weiteren Serie auch vergebens, da ist es dann eher a la „Pferdespuren, drei Mann, sie ritten da lang, ein anderer ritt in die andere Richtung“, aber das eigentlich Untersuchen der Spuren nimmt da nur wenig Raum ein wenn ich es recht in Erinnerung habe.00T hat geschrieben:Ausgezeichnet wird gezeigt, wie die beiden Blutsbrüder die Spuren untersuchen und ihre Schlüsse ziehen. Dazu begeistert Winnetou in einem Alleingang, in dem er den Colonel belauscht und gerade so entkommt.
Das ist dann auch wieder allerklassischster Karl May, dieses – mit Verlaub – Hinausposaunen der edlen Gesinnung, damit die Schurken selbst auch mitbekommen, wie moralisch verwerflich sie doch sind. Für meinen Geschmack ist das etwas zu dick aufgetragen, da ich mich immer schon gefragt habe: warum haut er nicht einfach ab? Er warnt die Tramps ja und gibt ihnen klar zu verstehen, dass ihr Vorhaben nicht mehr unentdeckt ist und sie Konkurrenz bekommen. Im Geiste von May und angesichts Winnetous stilisiert edler Gesinnung ist das aber natürlich absolut stimmig.00T hat geschrieben:Sehr erhaben wirkt es, wie er da an der Seite der Schlucht steht und die Tramps bedroht.
Finde ich auch, eine der wichtigsten Szenen vom Colonel wie ich finde, da man hier eindeutig gezeigt bekommt wie skrupellos er ist und dass er im wahrsten Sinne über Leichen geht. Eiskalt bis drei Zählen und praktisch bei drei schon abzudrücken, das hat schon immer Eindruck auf mich gemacht. Es gibt ähnliche Szenen in den Folgefilmen (zB in Unter Geiern), aber keine davon ist so kaltblütig wie diese.00T hat geschrieben: Vorher zeigt sich aber noch die Kaltblütigkeit des Colonels durch den Mord an Woodward, exzellent in Szene gesetzt.
Die Szene ist herrlich drollig und auch wieder allertypischster May: statt dem Großen Wolf kurz die Situation zu erläutern, dass die Zeit drängt und es um Leben und Tod geht wird erst noch schön ein Pfeifchen geschmaucht, denn der Anstand gebietet dies ja. Herrlich! Klingt jetzt zwar wie Kritik, aber eigentlich geniesse ich solche Szenen sogar in ihrer unschuldigen Art.00T hat geschrieben:Und während Old Shatterhand noch mit dem großen Wolf die Friedenspfeife raucht, fahren der Colonel und seine drei Unterführer schon zur Höhle herüber.
Stimme ich vorbehaltlos zu, gerade diese Szene: Goldschatz, Wahnsinn, Mord an den Kumpanen und Ende des Colonels ist für mich ein absolutes Highlight des Films.00T hat geschrieben: Diese Szene, in der die Tramps den Verstand verlieren und der Colonel kaltblütig sie alle erschießt, ist klasse inszeniert und eine der besten Szenen des Films.
Mmhh, finde ich jetzt nicht so ganz. Die Szene ist ok und zweckdienlich, aber viel mehr als: Indianer und Shatterhands Gruppe reitet herbei und nimmt die restlichen Tramps mal schnell in Gewahrsam ist es ja nicht. Da hätte ich eigentlich schon etwas mehr Gegenwehr erwartet. Gerade in dieser Szene ist der Film dann wieder ganz Heile-Welt-Kino und eigentlich ein regelrechter Kontrast zu der vorangehenden Szene in der Goldhöhle, die fast schon etwas fatalistisches hat. Andererseits: einen Film wie den Silbersee muss man ja eigentlich genau so zu Ende bringen, von daher relativiert sich auch dieser Kritikansatz wieder. Aber wirklich überzeugend finde ich die Szene trotzdem nicht so ganz, obwohl der Schlussgag mit Eddi Arent natürlich wirklich gelungen ist.00T hat geschrieben:Die nun folgende Endschlacht überzeugt auch nochmal vollständig
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"