Casino Hille hat geschrieben:The Wrath of Khan auf Platz 10 kann aber nicht stehen blieben, dazu MUSST du ein paar Worte schreiben.

S.P.E.C.T.R.E. hat geschrieben:Genau, erkläre er sich
Das werde ich nur allzu gerne tun meine Herren:
Im Grunde hat jeder der 12 Star Trek-Kinofilme bei mir auf die ein oder andere Art einen Stein im Brett - selbst Teil V.
Ich mag sie
allesamt und konnte die Fandom-'Unart' nie wirklich nachvollziehen oftmals einen gegen den anderen Film ausspielen zu wollen. Nun ja, ihr fordert es hier offenbar von mir, von daher werde ich nun ebenfalls von dieser 'Unart' ein wenig Gebrauch machen.
Als Freund aller ST-Kinofilme fällt es leicht eine Überzahl chronisch unterbewerteter Filme auszumachen, aber im Umkehrschluß geht es natürlich umso leichter von der Hand die beiden Filme auszumachen die am ehesten überwertet werden: Teil
II und
VIII.
Im Falle von STTWOK empfinde ich das mittlerweile als dermaßen surreal überzogen,
das ich der allgemeinen 'Heiligsprechung' dieses Werks nicht nur achselzuckend gegenüber stehen kann, sondern regelrecht genervt bin, wenn ich innerhalb des Fandoms immer wieder die gleichen STTWOK-Lobhuldigungsparolen vernehme.
Klar, der Film hat in der Epoche seines Erscheines sehr viel für das Franchise getan.
Er sicherte aufgrund seines Erfolges das Fortbestehen der Kinoreihe (und somit auf lange Sicht das der gesamten Serie), und verlieh durch seine dramaturgischen Impulse der noch frischen Leinwand-Saga einen brauchbareren Fortsetzungscharakter als 'The Motion Picture'.
Ich selbst schätze vorallem Meyer's Entscheidung eine Art 'Captain Hornblower im Weltraum'-Nummer aufzuziehen, und somit der Weltraumfahrt einen maritimeren Charakter zu verleihen.
Aber die Vorzüge des Werks dürften ja allgemein hinreichend bekannt sein.
Kommen wir also zu den Gründen warum ich den Film so weit unten auf meiner Liste ansiedle:
1. Das Hauptmedium von
Star Trek ist das Fernsehen. Jede Kino-Umsetzung muß für mich den Beweis erbringen, das das jeweilige Trek-Abenteuer auf der großen Leinwand besser aufgehoben ist als auf einem TV-Bildschirm.
'The Motion Picture' tut das von der ersten bis zur letzten Minute.
Vermutlich wird mir jeder der diesen 1979er Jahrgang mal in einem großen Lichtspielsaal erleben durfte beipflichten, das dessen monumentaler visueller Wirkungsgrad innerhalb der Reihe lange Zeit unerreicht blieb.
STTWOK dagegen läßt mich von Anfang an spüren das es sich um eine Produktion auf Sparflammen-Niveau handelt.
Viele Effekt-Szenen wurden aus dem deutlich teureren Vorgänger 'geklaut' (eigentlich ein No-Go-Vorgang - aber sowas gibt es ja seit DAD sogar bei der Bondserie), und sowas gibt eben Punktabzüge.
Bei einer großen Bildprojektion entfaltet STTWOK auf mich von allen Star Trek-Filmen am ehesten eine fernseh-ähnliche Gesamt-Wirkung. Das liegt zum einen an den spürbar begrenzten Studio-Sets, aber auch an der kammerspielartigen Inszenierung von Meyer.
2. Kommen wir mal zum oft angeführten Grund warum der Film so beliebt ist: Der Antagonist.
Was bitte macht diesen Herren zum "besten Gegner aller Star Trek-Zeiten" ? Die angebliche physische und intellektuelle Überlegenheit bleibt für mich über weite Strecken eine bloße Behauptung des Drehbuchs. Viemehr wirkt Khan auf mich in STTWOK wie ein übermelodramatischer, klischee-besetzer Choleriker, dessen Darsteller durch bedeutungsschwangeres Overacting dem Ganzen mehr Dramatik zu verleihen versucht. Zeitweise gelingt das sogar erstaunlich gut - aber eben nur zeitweise.
In seinen schwächsten Momenten schrammt der Khan-Part in STTWOK bei mir scharf an einer unfreiwilligen Parodie vorbei.
Bitte nicht falsch verstehen: Montalbán's Khan hat einen Platz in meinem Fanherzen - aber warum ausgerechnet er der 'magischste', der 'epochalste', der 'unnachahmlichste' Gegner der Serie sein soll habe ich nie wirklich nachvollziehen können.
3. Einen 'posthumen' Vorwurf darf sich der Film gefallen lassen: Für viele Aspekte die den späteren Filmen vorgeworfen werden, lieferte STTWOK die Blaupause.
Durch den extrem sakralen Status den das Werk (meiner Meinung nach wie gesagt ein wenig zu unrecht) bei Fans & Co genießt, glaubten die Macher über die Jahre immer wieder Elemente aus STTWOK in die Filme einfließen lassen zu müssen, im Glauben genau DAS sei Star Trek at it's best. So wurde u.a. das stetig in neuer Personalie wiederkehrende cholerische Rumpelstilzchen mit einzartiger Superwaffe in meinen Augen eines der groteskesten Beispiele für "falsch verstandenen Fanservice", wie sich jemand im Nachbar-Bondforum mal sehr treffend ausdrückte.
Auch der Zwang das Star Trek-Filme kriegerisch sein müssen und möglichst viel Kampfgetümmel zu bieten haben, läßt sich meiner Meinung nach auf die ungebremste Begeisterung zurückführen mit der STTWOK bis heute vom Fandom verehrt wird.
4. Kaum einen Star Trek-Film sehe ich inszenatorisch als dermaßen schlecht gealtert an als STTWOK.
Der direkte Vorgänger mag zwar u.a. durch weniger überzeugendes Costume Design und einer stetigen Langsamkeit unangenehm auffallen. An einer Beamerwand wirkt er heutzutage aber immernoch sehr beeindruckend.
STTWOK schafft das leider nur noch in Ansätzen. Szenen die früher mal stilbewußt auf den Punkt inszeniert wirkten, offenbaren aus heutiger Sicht dermaßen viel Leerlauf und Langatmigkeit, das es verwundert das diese beiden Attribute in der Regel ausschließlich mit 'The Motion Picture' in Verbindung gebracht werden.
Denn wo 'The Motion Picture' in all seiner ausladenden und ausführlichen Langsamkeit den Zuschauer wenigstens flächendeckend mit optischen oder 'Kaffeesatz'-philosophischen Attraktionen bei Laune hält, so bleibt dem Konsument des 'kleineren' STTWOK nur übrig, sich mit dem behäbigen Erzähltempo eines Anfang-80er-Kammerspiels anzufreunden, wenn er sich nicht zwischen den zugegebener Maßen brillianten Dialogen öfters mal langweilen will.
Bezüglich dem 'bösen, bösen', angeblich ach so maßlos mißlungenen
'Star Trek Into Darkness': Auch mich ernüchterte er beim Erstkonsum ein wenig, begann dann aber bei mehrmaligen Sehen zu wachsen.
Ich teile zwar viele der allgemeinen Haupt-Kritikpunkte der Fan-Masse zu einem gewissen Maße, gleichzeitig erkenne ich in dem Film mehr franchise-typische Ansätze und Ingredienzen als im zwar fandom-polarisierenderen aber von den Befürwortern der Abrams-Universum doch allgemein weniger kritisierten Vorgänger. Auch für viele auf den ersten Blick unlogische Aspekte und trek-technische Ungereimtheiten kann man leicht Erklärungen finden. '
Star Into Darkness' ist der eskapistischste, mitreißenste und stylischste filmische Ritt seines Franchise. Eine atemlose Achterbahnfahrt, die einen ermüden oder in ihrer kindischen Gigantomanie überfordern mag - jede Menge Spaß kann sie einem dennoch bieten - selbst wenn man so wie ich das inhaltliche Niveau der TNG-Fernsehserie für das beste hält was dieses Franchise zu bieten hat. Abram's zweiter Star Trek-Film war für mich bis heute der zufriedenstellenste Eventfilm des schwachen Blockbuster-Jahres 2013 - den ich mit gutem Gewissen sieben mal im Kino abfeierte.
Die zornigen J.J.Abrams-Verächter unter Euch werden das sicher schwer nachvollziehen können, aber es ist tatsächlich möglich als leidenschaftlicher TNG-Fan an einer pubertäreren Star Trek-Version großen Spaß zu haben, ohne dabei das Gefühl zu haben, die Kern-Essenz dieses Franchise zu verraten.
"I aspire to be better than I am.", sagt Data im vielgescholtenen Nemesis, und trifft damit eines der wichtigsten ideologischen Franchise-Ingredienzien auf den Punkt. Star Trek handelt meiner Meinung nach viel weniger vom erreichten Bewußtseinszustand des vernünftigeren, reiferen, 'besseren' Menschen, sondern vielmehr vom stetigen Streben danach. Keine Crew-Generation kam ohne Konflikte aus. Selbst in den ersten TNG-Seasons, in denen das roddenberry'sche Dogma der Konfliktlosigkeit innerhalb der Crewgemeinschaft nach dem Willen ihres 'Schöpfers' am radikalsten vorherrschen sollte, mußte eben jene Crew auch stetig an eben jener 'Harmonie' arbeiten. Und je mehr dieses 'arbeiten an sich selbst' in den späteren TNG-Seasons hervorgehoben wurde, desto souveräner wirkte die Serie.
So stellt es für mich also auch keinen Bruch da, ein Prequel- oder gar Reboot umzusetzen, solange die jeweiligen Protagonisten den Weg des 'Über-sich-selbst-hinauswachsens' beschreiten. Meiner Meinung nach ist das in BEIDEN J.J.Abram's Beiträgen zur Reihe (ja, auch in '
Star Trek Into Darkness'), in einer genauso lockeren und spielerischen wie mitreißenden und packenden Art gelungen, das ich über den kritisierten Mangel an philosophischer Tiefe hinwegsehen kann.
Der Grund warum ich gegenüber dem Star Trek-Franchise im Verhältnis zu anderen Franchise-Phänomenen (Ausnahme: James Bond) eine besondere Faszination verspüre, ist nicht zuletzt dessen Vielseitigkeit.
Wenn es eine Serie gibt, die kaum Wahrnehmungsgrenzen für den Zuschauer bereit hält, dann ist es diese. Ihre Struktur ist insgesamt derart komplex und facettenreich, das sie Versatzstücke fast aller anderen Genre-Typen beherbergt. Das Spektrum reicht über Polit-Thriller-, Melodram-, Seifenoper-, Krimi-, Romanze-, Horror-, Western-, Action-, Komödie- Milieustudie-, Kriegs- oder Antikriegsfilm, usw...
Selbstverständlich bietet Science Fiction generell als Rahmengenre die Möglichkeit für all diese stilistischen und thematischen Ausflüge - aber in keinem anderen medialen Werk kann ich so ein gewaltig zelebriertes Spektrum erkennen, wie in diesem, zu monumentaler Größe gewachsenem Mega-Franchise.
Unter diesem Blickwinkel habe ich auch keine Sorgen, das den jeweils kreativ Verantwortlichen die Ideen und Möglichkeiten ausgehen könnten, solange sie sich darum bemühen.
"Das ist Gold Mr. Bond. Schon mein ganzes Leben habe ich seine Farbe geliebt, seinen Glanz, seine göttliche Schwere..." (Auric Goldfinger)