Welchen Film von Wes Anderson mögt ihr am liebsten?

Durchgeknallt (1996) (Keine Stimmen)
Rushmore (1998) (Keine Stimmen)
Die Royal Tenenbaums (2001)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (33%)
Die Tiefseetaucher (2004) (Keine Stimmen)
Darjeeling Limited (2007)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (17%)
Der fantastische Mr. Fox (2009)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (17%)
Moonrise Kingdom (2012) (Keine Stimmen)
Grand Budapest Hotel (2014)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (17%)
Isle of Dogs – Ataris Reise (2018) (Keine Stimmen)
The French Dispatch (2021) (Keine Stimmen)
Asteroid City (2023)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (17%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6

Die Filme von Wes Anderson

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Hallo

Nachdem ich gestern nun auch "Die Tiefseetaucher mit Steve Zissou" sehen konnte und erneut von einem Film von Wes Anderson sehr angetan war und er vielleicht langsam zu meinen Lieblingsregisseuren zählt, dachte ich, ich eröffne mal einen Thread über ihn.
Seine liebevoll (eigentlich fast schon einzigartig) inszenierten, detailgetreu gestalteten und oft humorvollen Filme sind ein kleines "Fest für die Sinne" und man kann immer wieder Spass daran haben.

Hier mal seine Filmografie:

Grand Budapest Hotel (2014)
Castello Cavalcanti [Kurzfilm] (2013)
Moonrise Kingdom (2012)
Der fantastische Mr. Fox (2009)
Hotel Chevalier [Kurzfilm] (2007)
Darjeeling Limited (2007)
Die Tiefseetaucher mit Steve Zissou (2004)
Die Royal Tenenbaums (2001)
Rushmore (1998)
Durchgeknallt (1996)
Bottle Rocket [Kurzfilm] (1994)

Hier meine Bewertungen:
Grand Budapest Hotel (2014) 9/10
Moonrise Kingdom (2012) 9/10
Der fantastische Mr. Fox (2009) 8/10
Hotel Chevalier [Kurzfilm] (2007) 5/10
Darjeeling Limited (2007) 6.5/10
Die Tiefseetaucher mit Steve Zissou (2004) 8.5/10


Meine aktuellen Favoriten sind demnach "Moonrise Kingdom", die New England -Atmosphäre gefällt mir sehr, und "Grand Budapest Hotel" (mit einem toll spielenden Ralph Fiennes in der Hauptrolle). "Darjeeling Limited" fand ich von seinen Kinofilmen bislang sein schwächster, unter anderem weil mir etwas die schrägen Ideen fehlten und das Tempo leichte Probleme hat, recht solide Unterhaltung wird aber auch dort geboten.
Ich hoffe, dass er bald wieder ein neues Projekt ankündigt.

Mögt ihr seine Filme auch und welcher ist euer Favorit?

Gruss

Re: Die Filme von Wes Anderson

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@Hille:
Die Filme von ihm sind dürften Geschmackssache wie von kaum einem anderen Regisseur sein, ich finde deshalb negative Meinungen nachvollziehbar. Vielleicht kannst du es ja in ein paar Jahren nochmals versuchen, ich denke früher hätte ich die Filme vermutlich selbst als "zu gewollt" betrachtet. Wenn dir "Moonrise Kingdom" nicht gefiel, könntest du vermutlich auch mit "Grand Budapest Hotel" Probleme haben. Würde mich interessieren wie du ihn siehst.

Re: Die Filme von Wes Anderson

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Grand Budapest Hotel

Bill Murray, Edward Norton, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Mathieu Amalric, Jude Law, Owen Wilson, Tom Wilkinson, Léa Seydoux und Adrien Brody sind nur einige der hochkarätigen Namen aus der Besetzungsliste von Wes Andersons 2014 erschienenen Groteske "Grand Budapest Hotel". Dabei sind es am Ende gar nicht unbedingt die exquisiten darstellerischen Leistungen, die aus "Grand Budapest Hotel" einen vergnüglichen Film machen, schließlich müssen sie alle verblassen neben den extrem exzentrischen Farben und dem eigentümlichen Inszenierungsstil Andersons, der sich nie um Konventionen schert und dabei vor allem eines bietet: großen, aber nie einfältigen Spaß für die ganze Familie, welcher sich selbst nie ernster nimmt, als er eigentlich gemeint ist.

Dennoch muss bei einer Rezension zu "Grand Budapest Hotel" ein Schauspieler besonders gewürdigt werden. Während Tony Revolore als einer der beiden Hauptdarsteller eher unauffällig agiert, spielt sein Gegenüber die Rolle seines Lebens: Ralph Fiennes geht M. Gustave völlig auf und ist mit enormer Spielfreude am Werk. Natürlich begeistert sein Protagonist vor allem auch durch seine wundervollen Wortwitze und sein allgemeines Auftreten, doch erst Fiennes erweckt die von Anderson brillant konstruierte Figur so zum Leben und er ist sichtlich euphorisch dabei. Seine Darbietung brodelt vor Nonchalance und Charme gerade zu über. Zwei Eigenschaften, die man allerdings auch dem ganzen Rest des Filmes zu schreiben kann. Denn nicht nur bei der Bezahlung der Darsteller hat sich Anderson nicht lumpen lassen: "Grand Budapest Hotel" ist ein überfülltes quietschbuntes Sammelsurium an Ideen und Einfällen. Auf drei Zeitebenen (die jeweils ihr eigenes Bildformat erhalten) erzählt Anderson dabei eine eigentlich recht simple Geschichte. So ist die Krimi-Erzählung über den zu Unrecht eines Mordes beschuldigten Erben, der Opfer eines besitzsüchtigen Monarchen wird, nicht sonderlich neu und in ihren Grundzügen kaum spannend. Das macht aber nichts, denn Anderson stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass man allein durch filmische Gestaltung selbst der einfachsten Geschichte noch etwas Besonderes verleihen kann.

Das beginnt mit seinem guten Auge für die Symmetrie. Immer wieder - eigentlich pausenlos - verharrt das Bild auf symmetrisch angeordneten Bildern oder Locations, was sehr schnell seinen ganz eigenen Stil findet. Doch Anderson nur hier rauf zu beschränken, wäre viel zu einfach. Selbst zu sagen, der Film sei voll von Fantasie, würde ihm nicht gerecht werden. Anderson erschafft mit Herz und Seele seine eigene kleine Welt rund um das titelgebende Hotel und setzt dabei auf die ältesten Tricks: antiquierte Matte Paintings (gemalte Kulissen) erschaffen einen Hauch von nostalgischer Erinnerung an die großen Klassiker des Ausstattungsfilmes, in die man schon sehr bald auch diesen Film einreihen wird. Von den Kostümen der Darsteller über die Vielzahl an Frisuren bis hin zu den Gebäuden, der Aufmachung der Treppen im Hotel, dem Hotel selbst, alles steht prunkvoll und inspirierend für den künstlerischen Geist des Regisseurs und bleibt trotzdem stets ohne jeden Anflug von Größenwahn oder Gigantomanie. Als der Zuschauer im Mittelteil ein wenig Gefahr läuft, sich zu sehr an den Stil zu gewöhnen und ihn somit nicht mehr als ungewöhnlich wahrzunehmen, beweist Anderson auch noch ein hervorragendes Gespür für eben jenen Fall und bietet mit einer Skiverfolgungsjagd, die selbst "James Bond 007 - Im Geheimdienst ihrer Majestät" in ihre Schranken verweist, einen unerwarteten Höhepunkt.

Insgesamt verkauft sich "Grand Budapest Hotel" aber natürlich als Komödie und als solche will sie selbstredend lustig sein. Und das Drehbuch bietet wahrlich spritzige Dialoge, die dem Publikum leise Schmunzler von der ersten Minute an entlocken. Die meisten stehen dabei leider etwas zu selten im Dienste der Geschichte, funktionieren aber dennoch auf schöne Art und Weise. Gefallen tut, dass Anderson nie auf den heute modernen effekthascherischen Humor setzt, sondern es eher schwarz und "hinten herum" mag. So gibt es die Gags, welche einem recht offen ins Gesicht springen, aber auch die, die etwas länger brauchen, bis sie zünden. Überraschend ist, wie viele Witze letzten Endes wirklich sitzen. Während bei den meisten Komödien etwa 60 Prozent aller Späße eine Reaktion erzeugen, hört bei "Grand Budapest Hotel" das Grinsen gar nicht mehr auf, wenn Fiennes beispielsweise mal wieder eine lange vornehme Wortkette zum Besten gibt, um sie dann mit einem "Fuck it" zu beenden. Und besonders im Finale dreht Anderson noch einmal richtig auf. Allerdings fehlen der ganzen Scharade dann eben doch die 3-4 richtig großen Brüller, bei denen man herzhaft und lange lachen kann. So entsteht hinterher zwar der Eindruck, sich gut amüsiert zu haben, doch der eine wirkliche Kracher ist nicht unter den zahllosen sehr guten Momenten zu erkennen gewesen.

Fazit: "Grand Budapest Hotel" ist eine schwarzhumorige und im höchsten Maße amüsante Angelegenheit für den Zuschauer, aber auch ein visueller Genuss. Wes Anderson verkauft die Odyssee seines Protagonisten als Bonbon-buntes Paket und wartet darüber hinaus durch Ralph Fiennes Darstellung mit einer der besten schauspielerischen Leistungen des Jahres auf. Besonders überzeugend bleibt dabei vor allem der Eindruck des Unfassbaren im Raume stehen: vielem von dem, was man in diesem Film zu sehen bekommt, kann man nur mit Staunen begegnen. Für Filmhistoriker ist außerdem natürlich auch die Nutzung alter Hilfsmittel und damit die Erinnerung an längst vergangene Zeiten zu nennen, doch ist es gerade dieser Hauch von melancholischer Nostalgie gepaart mit den offensiven Dialogfeuerwerken und der einfach gehaltenen Geschichte, was Andersons Film die letzte Zutat verleiht, durch welche er wohl auch in vielen Jahren noch ein angesehener Familienfilm sein wird: seine Zeitlosigkeit. Charmant, ungezügelt, gerissen und bunt - Willkommen im "Grand Budapest Hotel"! Wir hoffen, dass Ihnen der Aufenthalt gefällt. Und wenn Sie noch Fragen haben, hilft Ihnen unser Concierge gerne weiter!

8,5/10
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Die Filme von Wes Anderson

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Was heißt, den Stil von Anderson nicht mögen? Ich fand ihn eben in Moonrise Kingdom manchmal etwas problematisch. In Grand Budapest Hotel unterstützt der eigenwillige Stil hingegen die Geschichte und schon gefällt mir das ganze viel viel besser. :) Würde dir den daher auch als Einstieg empfehlen, einfach aus meiner Erfahrung, die ich mit Anderson gemacht habe heraus.
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Re: Die Filme von Wes Anderson

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Grand Budapest Hotel - 2014, Wes Anderson

Die Filme von Wes Anderson sind was besonderes. Sie grenzen sich meines Erachtens nach sehr vom Mainstream ab und stechen sowohl auf visuelle Art aus der breiten Masse heraus, als auch bei der Inszenierung. Mit Grand Budapest Hotel hat er nicht nur einen der besten, skurrilsten und lustigsten Filme der letzten Jahre geschaffen, sondern auch einen enorm hochwertigen und starken Cast zusammen gebracht. Einige Namen die man im Film findet sind Ralph Fiennes, Jeff Goldblum, Bill Murray, Owen Wilson, Tilda Swinton, Edward Norton, Willem Dafoe oder Jude Law. Es gibt noch weitere großartige Darsteller im Film aber so viel Zeit haben wir jetzt nicht.

Der Film besticht aber nicht nur durch die großartigen Darsteller oder die perfekten Dialoge, sondern auch und vor allem durch seine Kameraarbeit und die visuelle Seite des Films. Die Sets wirken wie aus dem Theater und haben dabei eine besondere Auswirkung auf den Film. Der Film ist teilweise wie ein buntes Bilderbuch und weder der Theaterbühnenlook noch das mit dem Bilderbuch sind eine Schwäche, sondern die absolute Stärke des Films, neben dem absolut überragenden Hauptdarsteller Ralph Fiennes. Das wechselnde Bildformat spielt dem Ganzen auch noch rein und es gibt herrlich viele Momente und Situationen die so urkomisch und 'übertrieben' sind, das man die Tränen vor lauter Lachen kaum zurück halten kann. Ein Film wie ein Gemälde, sagte ein Freund.

Grand Budapest Hotel ist einer der sonderbarsten und visuell speziellsten Filme die ich je gesehen habe, trotz des Tempoabbaus und kleinen Längen im letzten Drittel ist der Film großartig und unterhaltsam gewesen, was vor allem am Cast und den tollen Dialogen, sowie der abwechslungsreichen Optik lag. Danke für diesen bunten Filmabend, Wes.

8,5/10

Re: Die Filme von Wes Anderson

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Agent 009 hat geschrieben:aber so viel Zeit haben wir jetzt nicht.
Ich schon...
Agent 009 hat geschrieben:Der Film besticht aber nicht nur durch die großartigen Darsteller oder die perfekten Dialoge, sondern auch und vor allem durch seine Kameraarbeit und die visuelle Seite des Films. Die Sets wirken wie aus dem Theater und haben dabei eine besondere Auswirkung auf den Film. Der Film ist teilweise wie ein buntes Bilderbuch und weder der Theaterbühnenlook noch das mit dem Bilderbuch sind eine Schwäche, sondern die absolute Stärke des Films, neben dem absolut überragenden Hauptdarsteller Ralph Fiennes. Das wechselnde Bildformat spielt dem Ganzen auch noch rein und es gibt herrlich viele Momente und Situationen die so urkomisch und 'übertrieben' sind, das man die Tränen vor lauter Lachen kaum zurück halten kann. Ein Film wie ein Gemälde, sagte ein Freund.
Kann man alles so stehen lassen. Schön, dass du Spass hattest. Der skurrile visuelle Ton mit der von dir treffend als solche beschriebenen Bilderbuch-Gemälde-Theater-Optik passt einfach wie die Faust aufs Auge. Fiennes' feinsinnige Darbietung ist zum schreien, so pointiert und brillant spielt er hier sein komödiantisches Talent aus. Für mich vermutlich noch vor Brügge, Red Dragon und Schindlers Liste seine allerbeste Performance. War in Summe auch bei mir ein bunter und hochgradig spassiger Film- bzw. Kinoabend und ich lege noch gerne einen halben Punkt auf deine Wertung obendrauf.
We'll always have Marburg

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