Casino Hille hat geschrieben:Wie unterschiedlich Wahrnehmungen sein können. Ich muss aber auch sagen, dass du mir in deiner Kritik viel zu sehr auf inhaltliche Kleinigkeiten, die ich als völlig nebensächlich erachte, schaust. Dass Blofeld Bond nicht erkennt, ist genauso unwichtig, wie die Tatsache, dass Blofeld sich hier anders verhält als in YOLT. (Sofern er das überhaupt tut, denn bis auf sein aktiveres Eingreifen, was natürlich durch seine deutlich geringere Zahl an Angestellten resultiert, sehe ich da nicht viel.)
Für dich mögen das Kleinigkeiten sein, für mich sind es eklatante Logiklöcher. Ich weiß, dass du über so etwas hinwegsehen kannst, ich kann es nicht, mir springt sowas förmlich ins Gesicht. Der Blofeld aus OHMSS hat schlichtweg nicht die Ausstrahlung eines Blofeld. Diese Überlegenheit allem und jedem Gegenüber.
Und das Gefängnis, in dem Bond sich aufhält, ist ja nur ein improvisiertes und eben auch eines, aus dem man eigentlich unmöglich rauskommt (man bedenke, dass Bond sich in eisiger Kälte über riesigem Abhang auf das Dach einer Seilbahn hangelt). Die größere Unlogik ist eigentlich sowieso, dass Blofeld den guten James nicht einfach tötet, was aber seltsamerweise weniger dein Problem zu sein scheint. Und das Bond sich auf Piz Gloria durch die halbe Klinik schläft, ist wohl kaum unverständlich, wenn man 007s Charakter verstanden hat ("Alles für England!"). In GF hat er ja praktisch schon einmal denselben Fehler gemacht und auch da hat er (aber besonders die arme Jill) die Konsequenzen hart zu spüren bekommen.
Selbstverständlich ist es nicht mein Problem, dass Blofeld Bond nicht einfach tötet, denn wenn das mein Problem wäre dürfte ich keinen einzigen Bondfilm mögen. Das wiederum ist für mich einfach eine Kleinigkeit, die eigentlich Charakteristisch für Bond ist. Aber ein dümmeres Gefängnis habe ich wirklich noch nie gesehen. Ein Gefängnis mit einer Öffnung und einem Seil zum rausklettern. Das einzige wirkliche Problem sind die Seilbahnen, aber der Seilbahnbetrieb wird ja auch irgendwann eingestellt, und dann hätten es vermutlich auch die meisten von uns rausgeschafft.
Für mich ist es sehr wohl unverständlich, wie Bond sich, wie du es nennst, "durch die Klinik schläft". Eben weil er schon einmal erlebt hat, wie er damit eine Mission ruinieren kann. Und der Bond, den ich kenne und liebe lernt aus seinen Fehlern (siehe Casino Royale, Ein Quantum Trost...)
Interessant finde ich auch, dass du die Liebesgeschichte bemängelst, obwohl du teilweise (in der PTS) zugibst, sie nicht komplett verstanden zu haben. Ich denke, es ist ganz essentiell von Bedeutung, was Draco zu Bond über seine Tochter sagt und dann macht das alles auch Sinn. In der PTS will sie sich umbringen, James rettet sie dann ja (sogar zweimal, nämlich auch im Casino) und sie glaubt, dies durch Sex bezahlen oder wett machen zu können. Als sie später bemerkt, dass da wirklich jemand ist, der sich vollkommen ernsthaft für sie interessiert und sie nicht nur als Objekt betrachtet, beginnt sie, sich auf ihn einzulassen und verliebt sich in ihn. Das verdient keinen Oscar, ist aber auch nicht völlig abwegig geschrieben.
Ich bemängle nicht die Liebesgeschichte an sich, die mag ich sogar. Ich bemängle, dass sich Tracy innerhalb von vielleicht zwei Minuten komplett wandelt. Diesem Wandel hätte man etwas mehr Zeit geben müssen. Ich habe auch den Grund ihres Wandels durchaus verstanden und kann ihn nachvollziehen. Das das völlig abwegig geschrieben ist habe ich nie behauptet, lediglich, dass dieser aprupte Sinneswandel so ohne Erklärung in dieser kurzen Zeit nicht komplett überzeugt. Das ist fast schon das Gegenteil.
Ansonsten überrascht mich, dass du ausgerechnet das Finale oder per se die Actionszenen am Ende nicht umwerfend findest, aber ausgerechnet die Szenen mit der Standard-Crew mochtest, die für mich zu den zwei großen Schwachstellen des Filmes gehören. Mal ehrlich, M und Qs kurzer Dialog in der PTS ist Blödsinn, Bonds ganze "Beinahe-Kündigung" irgendwie lächerlich und lässt den Protagonisten wie ein bockiges Kind erscheinen und der Einsatz der drei (Moneypenny, M und Q) auf seiner Hochzeit ist so einfallslos geschrieben, dass ich es für furchtbar verschenkt halte (Qs blöder Satz über den zerknickten Hut hätte man sich gänzlich schenken müssen). Im Gegensatz dazu ist die Action in OHMSS wie so vieles durchgehend hervorragend gelungen, der Showdown überzeugt vor allem durch ungewohnte dramaturgische Tiefe, welche wunderbar mit der Bond-Theme funktioniert.
Da gehen unsere Meinungen halt auseinander. Natürlich ist der kurze Dialog zwischen M und Q nicht realitätsnah, aber er führt ins Geschehen ein, zeigt die beiden und ist für mich im Kontext sogar ganz lustig. Wie man den Auftritt der drei aus dem MI6 für verschenkt halten kann will mir nicht in den Kopf, aber gut. Wir müssen nicht die gleiche Meinung haben, wir haben häufig unterschiedliche, das ist nunmal so.
Für mich funktioniert das Bondtheme nach dem Showdown halt nicht, dafür ist das Stück viel zu fröhlich. Das Ende von OHMSS ist unkonventionell und dann passt dieses wunderbar konventionelle Stück da einfach nicht hin. Zumindest auf mich wirkte es total deplatziert, verfehlte seine sonstige Wirkung und zerstörte meine Stimmung. SOnst ist bei diesem Stück immer das krasse Gegenteil der Fall.
dernamenlose hat geschrieben:George Lazenby ist meiner Meinung nach deutlich besser als sein Ruf. Er spielt nahezu durchweg authentisch, die Kämpfe sind seine große Stärke doch auch abseits davon kommt er überzeugend rüber.
Lazenbys Ruf ist sogar noch zu gut, für das bisschen Mimik, dass er da im Film leistet. Er war nun mal ein Nichtskönner vor OHMSS und zeigt in OHMSS auch durchgehend, dass dem so war. Einzig die letzte Szene spielt er überzeugend, was man aber eher Hunt anrechnen sollte, als ihm. In den Actionszenen ist er tatsächlich authentisch, dass war dann aber auch schon alles, was seinen Auftritt im Film auszeichnet.[/quote]
Das man auch Mimik unterschiedlich erkennen und bewerten kann sollte ja bekannt sein. MIr hat seine Mimik ausgereicht und ich empfnad sie in der Regel als richtig gut. Es gibt auch Leute, die behaupten, das Craig keine Mimik hätte und in seinen drei Filmen immer den geleichen Gesichtsausdruck haben würde. Dem dürfte hier kaum einer zustimmen und doch gibt es einige, die genau das sagen. Ich weiß nicht in was für Filmen er noch mitgespielt hat, aber das hat mit "Nichtskönner" nichts zu tun. Man hätte auch einen nehmen können, der noch nie auch nur annähernd etwas mit Film oder Theater zu tun gehabt hätte, dann heißt das noch lange nicht, dass diese Person ein Nichtskönner ist. Dann ist das ein Noname, ein unbekannter, aber noch lange kein Nichtskönner.