Casino Hille hat geschrieben:Thunderball1965 hat geschrieben:Frage an unsere Forumsemanze: Schaust du Frauenfußball?
Ach, optisch sind die Unterschiede da doch meist eh minimal.
hahaha, brillant - und so wahr
The Raid 2 (2014) - Gareth Evans
Vorweg: ich bin wahrlich kein Fan von zappeligen Choreografie-Kloppereien und genau das hat mir auch schon den Spass bei Evans erstem Raid ziemlich verdorben. Auf Dauer empfinde ich das einfach ermüdend und repitativ - und daher eben dann auch schnell langweilig, ungeachtet der artistischen und kameratechnischen Höchstleistungen. Dennoch wollte ich nach all den Lobeshymnen ("Bester Actionfilm aller Zeiten") Teil 2 eine faire Chance geben - und die hat er auch bekommen. Und nicht nur das, erstaunlicherweise hat er sie auch nutzen können. Der Film gewinnt gegenüber dem Vorgänger enorm dadurch, dass er nicht mehr nur an einem Ort spielt und auch zeitlich eine deutlich längere Spanne abdeckt. Dadurch ergeben sich für Figuren und Handlung mehr Möglichkeiten und vor allem mehr Zeit, um diesen abseits des Kampfdauerfeuers auch genügend Szenen zu ermöglichen. Zwar sind sowohl Story als auch die Figuren letztenendes doch eher rudimentärer Natur und bedienen auch oft Klischees und Standards aus diversen ähnlich gestrickten Filmen, aber irgendwie funktioniert das Ganze dann und noch erstaunlicher auch abnutzungsfrei über die Laufzeit von zweieinhalb Stunden. Mir gefiel der epische Touch, den Evans seinem Film verpasst hat, auch wirkt alles sehr stilvoll und stilsicher ausgesucht (Locations und Setdesign).
Zudem schafft es Evans immer wieder Szenen bildlich so zu gestalten, dass einem fast der Mund offen bleibt. Das sind wirklich grandiose Bilder und Einstellungen, die er da aufs Medium gezaubert hat, bei denen man nur den Hut vor soviel Talent ziehen kann. Gleichwohl ich auch sagen muss, dass dies halt immer wieder in regelmäßigen Abständen vom eingangs erwähnten artistischen Choreographie-Gekeile unterbrochen wird. Ich empfand das auf Dauer immer noch ermüdend, wenn auch nicht ganz in dem Maße wie in Teil 1, vermutlich vor allem weil hier die Abstände zwischen den einzelnen Szenen viel länger sind und weil die Abwechslung und die Unterschiede zwischen den Szenen dann doch etwas größer sind. Ich mag dieses "ein Mann plättet hunderte von Gegner ohne Probleme mittels einer Art Kampfgymnastik" (die mich mehr an Synchronschwimmen oder Dressurreiten als an "richtige" Action erinnert) immer noch nicht wirklich und hätte mir gewünscht, dass man stattdessen eher a la Heroic Bloodshed öfter mal auf Ballereien gesetzt hätte oder wegen mir stinknormaler Kämpfe mano-a-mano. Egal, die negativen Aspekte können die positiven trotzdem zu keinem Zeitpunkt egalisieren, zumal die Figuren durchaus nett erdacht sind (vor allem die drei "bösen" Killer mit ihren einfallsreichen Waffen sowie der langhaarige, ausgebrannte "gute" Killer, der vermutlich auch die beste Szene des Filmes hat).
Unterm Strich ein wirklich grossartiger Gangsterfilm, der für mich persönlich nur etwas darunter leidet, dass man zu oft aufs "falsche Actionpferd" setzt. Dass ich dennoch praktisch sofort nach Sichtung den Wunsch verspürte den Film nochmal zu sehen zeigt aber auch, wie hervorragend der Rest ist. Ich bin jedenfalls gespannt auf die zweite Sichtung - und die wird nicht lange auf sich warten lassen.
Wertung: 8 / 10