Noah (2014) – Darren Aronofsky
Eigentlich würden drei Worte als Beurteilung ausreichen: har har har
! Angesichts des schier unglaublichen Ausmaßes dieses Bibelgroteske stellt sich mir eigentlich nur eine Frage: war das tatsächlich ernst gemeint oder – um einen anderen Bibelklassiker zu zitieren – als „Verhohnepipelung“? Der generell sehr ernst und nüchtern gehaltene Grundton von Film und Darstellerleistungen muss einen jedenfalls fast zwangsläufig zu dem Schluss kommen lassen, dass Aronofsky & Co. hier offenbar tatsächlich eine bierernstgemeinte „zeitgemäße“ Interpretation der biblischen Ereignisse rund um die Sindflut abliefern wollten. What an epic fail!
Die alttestamentarische Geschichte von Noah und der Sindflut dürfte wohl jedem halbwegs geläufig sein, so wie man sie in Aranofskys pseudoreligiösem Fantasyepos aufgetischt bekommt hat man die Ereignisse aber ganz sicher noch nicht gekannt. Nomaden mit schicken Lodenmänteln, antike Feuerzeuge in Form kleiner Feuerbällchen, „Feuerrohre“ als Gewehrersatz, gusseiserne Öfen, kunstvoll geschmiedete Harnische, Rohstoffausbeutung und Umweltverschmutzung auf industriellem Niveau – irgendwie hab ich mir die Zeit des Alten Testaments doch etwas anders vorgestellt gehabt, vermutlich mein Fehler. Die Krönung des Ganzen sind aber natürlich die Steinriesen, eine bizarre Mischung aus Ent und Autobot, die als von Gott abgestrafte „Feuerwesen des Lichts“ steinverkrustet auf der Erde ihr Dasein fristen müssen und dem ollen Noah nebenbei mal schnell die Arche zusammenzimmern. Schande über mich, dass ich diese Bibelstellen bislang immer übersprungen habe. Die Installation dieser direkt aus Peter Jacksons Vorstellung entsprungen zu scheinender gutmütigen Riesen innerhalb der Handlung ist dann auch so plump und klischeehaft, dass man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Schade nur, dass man hier in der deutschen Synchro geschlafen hat und die liebenswerten Steinköppe nicht durch Wolfgang Hess (=der nette, knuffige Steini) und Rainer Schöne (=der strenge, aber gerechte Steini) hat sprechen lassen – welch vertane Chance!
Kaum weniger klischeehaft – ach was – noch viel klischeehafter gehen die nichtsteinernen Darsteller zu Werke. Russell Crowe als permanent unheilvoll finster und grimmig vor sich hin starrendes Abzeihbild eines alttestamentarischen Patriarchen, der zu allem bereit ist (na jedenfalls fast), um den vermeintlichen Wünschen des Schöpfers folge zu leisten (er hat da etwas missverstanden, kein Wunder bei den Daliesken Fieberträumen – könnte sich ja auch mal ein bisschen klarer äussern, dieser Schöpfer!). Zur Not wird er da schon auch mal zum einzelkämpfenden Beserker, der jeden der die Arche entern will humorlos niedermetzelt (wenn man schon den „Gladiator“ an Bord hat und noch dazu mit dickeren Oberarmen als in Ridley Scotts Neo-Sandalenklassiker muss man ihn ja auch entsprechend nutzen!). Crowe spielt seine Rolle derart bierernst, dass man meinen könnte er wolle sich damit für die kommende Saison des Old Vic bewerben. Dummerweise wirken seine krampfhaften Bemühungen inmitten dieses Bibel-goes-Herr der Ringe-Spektakels mehr als lachhaft. Kaum weniger bescheiden sind die Darbietungen seiner Kolleginnen und Kollegen, vor allem Hermine Granger spielt ihre melodramatische Rolle mit einer solchen Inbrunst, dass man vor Prusten fast vom Sofa fällt. Ach ja, wer darf in keinem kollossalen Kasperletheater fehlen? Na klar doch, der olle Hannibal Lector - hier in einer seiner schönsten Rollen als beerensüchtiger Hobbygynäkologe Methusalix. Und nicht nur durch diesen direkten Verweis werden während der gesamten Laufzeit immer wieder Erinnerungen wach bzw. Parallelen deutlich zu Ollie Stones ähnlich grandios abgeschmierter Pseudogeschichtsstunde Alexander.
Aber die Action kann was, na jedenfalls wenn man auf sinnlose CGI-Zerstörungsorgien a la Transformers steht (um es deutlicher zu machen: nein, die Action kann nix, da sie nur ein ideenlos abgefilmtes Effektgewitter (wortwörtlich) ist
). Man durfte angesichts Aronofskys Vorwerk ja zumindest noch die Hoffnung haben, dass dafür Handlung und Figuren kunstvoll und effektiv in die Presche springen würden – aber nix da, warum auch wenn olle Klischees und plumpe Szenenaneinanderreihung ebenfalls ausreichen. Zwischen all den Pubertätsdramen, Glaubenskrisen und in jegliche Richtung interpretierbaren Visionen kann einem die Zeit dann schon gaaaanz schön lang werden.
Was für ein Desaster von im wahrsten Sinne des Wortes biblischem Ausmaß! Es scheint geradeso, als hätte Aronofsky von höherer Stelle den Auftrag erhalten, die sinnbildlichen Mysterien des Alten Testaments auch der Transformers-Generation nahe zu bringen – nur leider scheint er da etwas ähnlich falsch verstanden zu haben wie seine schlechtperrückte Hauptfigur. Was bleibt ist Edel-Trash in dreistelliger Millionenhöhe mit mehr Schenkelklopfern als alle aktuellen Hollywoodkomödien zusammen.
Wertung: 3 / 10