Re: Zuletzt gesehener Film

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After the Sunset, Brett Ratner (2004)

Man mag von Regisseur Brett Ratner halten was man mag. Mit der Rush Hour Trilogie hat er unterhaltsame Actionfilme gedreht, die zumindest durch Chan-Action überzeugen. Mit dem 3. Teil der X-Men Trilogie hat er ein paar Fehler gemacht, sich weit vom Niveau der ersten 2 Singer Filme distanziert aber es immer noch geschafft einen halbwegs unterhaltsamen Film zu drehen. Mit Roter Drache gelang es ihm in einem weniger Actionreichem Genre einen großartigen Film schaffen, der das Vermächtnis der "ersten" zwei Filme perfekt weiter trägt und auch der neue Hercules Film mit Dwayne Johnson scheint ein Erfolg zu werden.

Aber vor den meisten dieser Filme brachte er 2004 einen Film, der gerne mal vergessen wird, was Ratner's Filmographie angeht. Mit After the Sunset brachte er großartige Darsteller ans Set, hatte wunderschöne Schauplätze zur verfügung und eine tolle, witzige aber vorallem auch Charmante Story, die er großartig umsetzte.


Das Gaunerpaar Max & Lola, gespielt von Pierce Brosnan und Selma Hayek, will sich auf den Bahamas zur Ruhe setzen um den Ruhestand zu genießen. Doch der Napolendiamant, der in einem Schiff vor Ort aufbewahrt wird, scheint Max mehr zu interessieren, als der Ruhestand. FBI-Agent Stan Loyd (Woody Harrelson) ist ihm auf dem Fersen und versucht einen erneuten Clou zu vereiteln. Unterstützt wird er dabei von der örtlichen Polizistin Sophie, gespielt von Naomie Harris.

Der Film hat etliche Facetten die ihn für mich zu einem 1a Popcorn-Streifen machen den ich immer und immer wieder sehen kann. Die Location auf den Bahamas ist so wundervoll eingefangen und atemberaubend schön. Da kommt Urlaubsfeeling auf. Der Film ist frisch, optisch toll eingefangen und versprüht einfach gute Laune und Spaß. Der Humor im Film ist auch klasse und kommt fast immer gut. 1, 2 Witze verlaufen etwas im Sande aber sonst fügt sich das super zur Gauner-Katz & Maus Jagd ein. Der Film hat neben dem Humor und den tollen Locations auch eine witzige Story und die ein oder andere spannende Passage zu bieten. Ebenso sind die Darsteller ein großer Pluspunkt. In einer weiteren, nicht unwichtigen Rolle ist Don Cheadle als Gangster zu sehen. Auch er macht seine Sache wirklich gut und punktet durch seine fiese Art.

Dreh-und Angelpunkte des Films sind aber Brosnan, Hayek und Harrelson die mit ihrem Dreierspiel so großartig sind und fantastisch aufspielen. Der Film macht dadurch einfach jede Menge Spaß, weil man alle 3 Partein in ihren Situationen verstehen kann aber auch jeden irgendwie sympathisch findet. Ein schönes aber vorallem witziges Katz & Maus Spiel.

Es gibt auch noch 1, 2 nette Cameos und Anspielungen im Film. Hitchcock Klassiker über den Dächern von Nizza wird einbezogen, Shaq O' Neal ist kurz zu sehen und auch ein Roter Drache-Darsteller hat einen kleinen Auftritt am Rande.

Ich denke dieser Film ist sehr unterschätzt und einer der wirklich guten Ratner Filme. Ich jedenfalls habe immer viel Spaß und kriege direkt Lust auf Urlaub. Sonne, Strand und Meer. Tolle Frauen, schöne Locations und eine witzige und coole Gaunerstory machen After the Sunset zu einem sehenswerten (Urlaubs?-)Spaß.

8/10

Re: Zuletzt gesehener Film

3888
Gerade laufen auf Arte 2 Filme aus Eric Rohmers 6teligen Zyklus der moralischen Erzählungen. Keine Angst, weder in Meine Nacht bei Maud (1969) noch in Claires Knie (1970) wird moralisiert oder versucht eine Moral zu verkaufen.

Feinsinniges Kino das auf eine sehr direkte Art glücklich macht. (machen kann)

Re: Zuletzt gesehener Film

3889
Gun Woman (2013) – Kurando Mitsutake

Bei Erstsichtung bin ich ungelogen den Großteil der knapp anderthalb Stunden mit offenem Mund dagesessen: ich war schlicht und ergreifend völlig von den Socken. Gun Woman erzählt die Geschichte einer Rache: der moralisch komplett degenerierter Sohn eines japanischen Industriemagnaten fröhnt ausgiebig seinem „Hobby“ wahllos Frauen zu vergewaltigen und tut dies auch mit der Frau eines Arztes vor dessen Augen. Die Frau überlebt die Tortur nicht, der Arzt bleibt verkrüppelt zurück – von nun an getrieben von dem Wunsch auf Rache. Da der Sohnemann aber besonderen Wert auf seine persönliche Sicherheit legt ist dies alles andere als einfach und so entwickelt der Arzt einen genialen Plan: er kauft eine junge drogenabhängige Prostituierte einem Menschenhändlerring ab, bricht sie psychisch und bildet sie unbarmherzig zu einer Killermaschine aus. Damit nicht genug implantiert er ihr die Einzelteile einer Pistole in ihren Körper, damit die so zur „Gun Woman“ mutierte Killeramazone bei ihrem Attentat auf den Sohnemann die Waffe unentdeckt einschmuggeln kann. So muss sie nur noch ihre Operationsnarben öffenen, die Waffe zusammenbauen und damit ihren Job erledigen bevor sie verblutet ist…

…es klingt zugegebenermaßen sehr bizarr wenn man die Story von Gun Woman versucht in wenigen Sätzen wiederzugeben. Aber ich kann versichern: es ist alles weit komplexer - und noch viel bizarrer! Das Werk von Samurai Avenger-Regisseur Kurando Mitsutake ist eine wilde Collage aus verschiedenen Filmen und Genres, ein bisschen Nikita, ein bisschen Scarface, ein bisschen Kill Bill, viel vom japanischen Exploitationkino und chinesischen Actionkino, diverse Einflüsse des amerikanischen 80er Jahre Kinos, ja selbst Stallones Rocky III wird unverkennbar zitiert – kurz, ein verrückt genialer Mix. Vorstellen muss man sich den Film so in etwa wie die Anime-Sequenz aus Kill Bill als Lang- und Realfilm, also jede Menge Gewalt, Blut, Perversion sowie Überteibungen jeglicher Art. Das faszinierende an Gun Woman dabei ist, dass man aufgrund der jederzeit eleganten Inszenierung die vielen over-the-top-Elemente und die unübersehbaren Freiheiten, die sich das Drehbuch in Bezug auf die menschliche Anatomie nimmt, nie wirklich ernsthaft hinterfrägt oder in Zweifel zieht. Visuell ist der Film eine einzige Augenweide, ein nichtendenwollender Bilderrausch. Ebenso ist die erzählerische Kraft des Films beeindruckend, die Story wird retrospektiv aus Sicht zweier scheinbar unbeteiligter Killer erzählt, die verschiedenen Erzählebenen und –Stränge werden im Finale dann zusammengeführt. Tempo und Spannung bewegen sich durchgängig auf allerhöchstem Niveau, hinzukommen diverse Überraschungen, mit denen man so auch nicht unbedingt rechnet. Darstellerisch ist ebenfalls alles im tiefgrünen Bereich, die drei Hauptdarsteller spielen ihre Rollen charismatisch und intensiv. Sensatonell ist vor allem der Auftritt von „Gun Woman“ Asami, die nichtzuletzt physisch eine unglaubliche Performance hinlegt und u.a. den kompletten finalen Akt – eine grandiose knapp zwanzigminütige Actionsequenz – nackt spielt, was ihre Darstellung nur noch intensiver wirken lässt.

Für Filme dieser Art gibt es nur ein Wort: Meisterwerk. Für mich ist Gun Woman einer der besten Filme der letzten 20 Jahre, ein Parforce-Ritt am Rande des guten Geschmacks und zuweilen bzw. je nach Gusto auch darüberhinaus. Denn darüber muss man sich im Klaren sein: Gun Woman ist sicherlich alles nur kein politisch korrekter Film und die violenten und moralischen Exzesse dürften fraglos auch nicht jedermanns Sache sein. Wer damit jedoch keine Probleme hat, der wird mit einem audiovisuellen Erlebnis der Extraklasse belohnt.
Wertung: 10+ / 10

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

3890
Casino Hille hat geschrieben:Kenne ich leider so gar nicht. Schaue ich vielleicht irgendwann mal rein. Der Name des Regisseures schreckt ab.

Der Cast reicht ja eigentlich schon. Bond und Moneypenny in einem Film. Dazu Cheadle, Harrelson und Hayek. Das reicht doch zum reingucken ;) Zudem hat Rattner nicht nur schwache Filme gemacht.

@Anatol:

Sieht echt... abgefahren aus, der Trailer. Vielleicht schaue ich mal rein. Bin mir aber noch nicht so ganz sicher, was ich davon halten soll.

Re: Zuletzt gesehener Film

3892
Maibaum hat geschrieben:Gun Woman ...

Sieht interessant aus. Anatol, wo gibt es diesen Film? Im Kino lief der nicht, oder? Die Blu ist etwas teuer ...
Ne, lief nicht im Kino. Ich hab mir das österreichische Mediabook bei medienversand.at geholt. Hat halt den typischen Mediabookpreis, bei dem man ob man will oder nicht die DVD mitbezahlt (oder je nachdem welches Medium man bevorzugt die BD). Die CD mit dem sehr gelungenen Soundtrack von Dean Harada ist aber ein netter Bonus, ebenso das recht umfangreiche Booklet mit Infos, Interviews und persönlichen Worten von Regisseur und Hauptdarstellerin. Auch das Bonusmaterial ist recht umfangreich. Ich weiss nicht, ob da eine deutsche VÖ geplant ist, aber selbst wenn wird die höchstwahrscheinlich wieder zugunsten einer FSK18 ähnlich drastisch gekürzt sein wie Mitsutakes Samurai Avenger. Kennst du den?
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Re: Zuletzt gesehener Film

3893
Nee, ich habe auch von Mitsuake an sich noch nie gehört. Das ist aber ein generelles Problem, das asiatische Filme und Regisseure hierzulande viel zu unbekannt bleiben.

Aber momentan 49,90 Alligatoren am Amazonas, das ist auch für eine Mediabook Blu/DVD/CD Kombo etwas deftig.

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben:Nee, ich habe auch von Mitsuake an sich noch nie gehört. Das ist aber ein generelles Problem, das asiatische Filme und Regisseure hierzulande viel zu unbekannt bleiben.

Aber momentan 49,90 Alligatoren am Amazonas, das ist auch für eine Mediabook Blu/DVD/CD Kombo etwas deftig.
Die spinnen, die Amazonen! Ich hab 29,99 Euro gezahlt, das war ein fairer Preis. Ich seh aber gerade, dass der in den ganzen einschlägigen österreichischen Filmversanden (heisst das so? wohl eher Versand-unternehmen) derzeit nicht mehr angeboten wird, war auf 999 stück limitiert. Vielleicht kommt ja aber bald ne 2. Auflage, ist fast anzunehmen wenn die alle schon weg sind, dann wahrscheinlich auch billiger als normale BD.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Im Kino: Planet der Affen: Revolution

Der erste Teil war intelligentes und ambitioniertes Blockbusterkino. Vor dem Hintergrund sich permanent im Kreis drehender Superheldenfilme, dummschwätzender Verwandlungsroboter und CGI-verschlimmbesserter Märchen-Reboots durchaus eine erfreuliche Nachricht. Die Erwartung an eine Fortsetzung war dementsprechend hoch:

http://www.ofdb.de/review/264594,611558 ... Revolution
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

3896
Zum Vorgänger wollte ich ja eigentlich auch noch ein Review schreiben, aber jetzt habe ich schon so viele andere Filme auf dem Zettel. Naja, mal schauen, vielleicht bei der nächsten Heimsichtung als Double Feature mit dem Nachfolger, auf den ich mich zwar sehr freue, den ich aber nicht unbedingt im Kino sehen muss.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

3898
Walking Tall - auf eigene Faust (2004)

Soeben zufällig im TV gesehen, nachdem ich das Ende von LTK noch genauso zufällig gesehen habe (auf ATV).

Früher haben mich dieser Film und Dwayne Johnson total begeistert. Für the Rock hat das nachgelassen; Walking Tall gefällt mir immer noch. Der Story mit dem heimkehrenden Soldaten, der seine Heimatstadt nicht wiedererkennt und den Kampf dagegen aufnimmt, kann ich immer noch was abgewinnen. Natürlich überstrahlt die Präsenz von the Rock fast alles. Nicht unerwähnt sollte sein 'Sidekick' und Spezi Johnny Knoxville bleiben, der seine Sache überraschend gut macht! Alles in Allem ein Film, der mich zu unterhalten weiss.

6/10.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Zuletzt gesehener Film

3899
Ja. Ein cooler und spaßiger Film. Knoxville mag ich sehr gerne. Auch in Last Stand mit Schwarzenegger macht er eine gute Figur. Rock ist natürlich eine Bank, zwar heute noch mehr aber wie er mit dem Balken (?) da rumprügelt - episch. Das Sequel mit TV Hercules Kevin Sorbo ist leider nicht mehr so spaßig.

Re: Zuletzt gesehener Film

3900
I, Frankenstein

Die Geschichte rund um Frankenstein und sein Monster wurde schon etliche Male verfilmt und im Jahre 2014 bringt Regisseur Stuart Beattie einen Film in die Kinos, der nicht so recht weiß, was er eigentlich sein will und aus den gegebenen Möglichkeiten und den großartigen Darstellern nicht das macht, was möglich gewesen wäre - einen fantastischen Film.

Die Geschichte um Frankenstein dürfte jeder kennen. Doch statt diese cool in die Gegenwart zu verlagern oder eine gute Geschichte mit Zeitsprüngen daraus zu machen, verkommt der Film mit zunehmender Laufzeit zu einem austauschbaren Fantasy-Actioner, der sich nur Dank seiner tollen Darsteller und der cool inszenierten Action gerade noch im Mittelfeld halten kann. Adam Frankenstein gerät im Laufe seinen Daeins in einen Krieg zwischen Gargoyles und Dämonen, der das Ende der Menschen und der Welt wie wir sie kennen bedeuten kann.

Klingt erstmal auch nicht sooo schlecht. Die Gargoyles sind sowas wie die Vertreter des Himmels und die Rolle der Dämen dürfte da ja klar sein. Doch zu wenig wird daraus gemacht. Die Bösen wollen Adam haben, um eine Armee aus "untoten" Kreaturen zu schaffen, damit die Gargoyles vernichtet und die Menschen unterworfen werden können. Das wars. Weiter wird da nichts thematisiert. Statt einer guten Story, wird hier eine mehr oder weniger 0815 Story aufgebaut, die dann auch noch mies und ohne jegliche Tiefe umgesetzt wird. Sehr schade. Gerade die Geschichte um Frankenstein bietet so viel mehr. Die Vater/Sohn Beziehung zwischen Frank und seinem Monster hätte so viel hergegeben. Die Abneigung des Vaters gegenüber seines häßlichen "Kindes", das Wesen, dass nicht versteht was es eigentlich ist, welchen Sinn und welche Aufgabe es in unserer Welt hat. All das wäre besser gewesen als das, was uns vorgesetzt wird.

Der Cast ist teilweise sowas von unterfordert, spielt aber alle Parts wirklich gut, nur rettet dies den Film wenig. Eckhart als Frankensteins Monster spielt großartig, zerrißen und voller Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben. Zudem er auch nicht das dumme Monster ist, als das diese Figur sonst so gern dargestellt wird. (Plus für den Film) Dann haben wir Bill Nighy als Fießling, der Charme hat aber angesichts seiner flachen und lieblos geschriebenen Rolle nicht mehr viel herausholen kann. In weiteren Rollen sind Yvonne Strahovski, Miranda Otto und Jay Courtney zu sehen. Letzterer macht als Gargyole ebenfalls eine coole Figur.

Die Action ist sehr cool inszeniert und unterhaltsam. Ein weiterer Pluspunkt des Films. Es gibt viel CGI aber es ist definitiv noch kein Overkill ala Transformers oder dergleichen. Die Optik, die Sets und Locations sind absolut erste Sahne. Der düstere Gothic-look war schon eine Stärke der Underworld Reihe und zieht sich hier durch (gleiches Team dahinter), ist aber leider auch die einzige Stärke die übernommen wurde. Die Gargoyles sind teilweise sehr cool animiert, manchmal aber auch richtig schlecht, sodass man in Nahaufnahmen echt lachen möchte, weil man das ganze anhand der miesen Maske kaum ernst nehmen mag. Die Dämonen schwanken zwischen billig und langweilig. Auch da war Underworld was Maske und Kostüme anging viel, viel cooler und auch realistischer. Lediglich der Oberdämon am Ende wirkt passend und nicht so lächerlich.

Hätte man dem Film in Sachen Story mehr Tiefe gegeben und den Film etwas härter gemacht, wäre da deutlich mehr drin gewesen, denn das ganze hat Potenzial gehabt. Dafür gibt es hier eine weichgespühlte light Version eines Kultmonsters, das aber anhand der Darsteller und der coolen Action wenigstens kurzweilig und unterhaltsam ist, jedoch schnell wieder vergessen. Es kommt kaum Spannung auf, die Figuren sind teilweise total uninteressant und die Geschichte ebenfalls. Wer also Interesse an düsteren und härteren Filmen über Kultmonster hat, sollte sich vielleicht mit Underworld oder Blade wenden, was aktuellere Filme angeht. Ansonsten bleiben für Frank's Anhänger immer noch die alten Klassiker ;)

5/10