Re: 86. Academy Awards (2. März 2014)

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Kriegsfilme finde ich deutlich interessanter als Filme über die Skalverei in den USA. Die Thematik ist imo auch ungleich komplexer und ermöglicht eine ganz andere Bandbreite an Facetten. Hier werden beispielsweise häufig auch die historischen und politischen Zusammenhänge deutlich akzentuiert und nicht formelhaft das menschliche Leid an der Front bzw. in der Heimat thematisiert. Generell mag ich aber Filme in denen es vornehmlich um Erniedrigung, Schikanierung und Ähnliches geht einfach nicht (mehr). Kommen sie dann auch noch - wie sehr häufig der Fall - moralisierend daher, dann wird es unerträglich. Vielleicht ist "12 years ..." da ja ganz anders, aber allein mir fehlt der Glaube. :wink:
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https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: 86. Academy Awards (2. März 2014)

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vodkamartini hat geschrieben:Kriegsfilme finde ich deutlich interessanter als Filme über die Skalverei in den USA. Die Thematik ist imo auch ungleich komplexer und ermöglicht eine ganz andere Bandbreite an Facetten. Hier werden beispielsweise häufig auch die historischen und politischen Zusammenhänge deutlich akzentuiert und nicht formelhaft das menschliche Leid an der Front bzw. in der Heimat thematisiert.
Es gibt aber viele Leute, denen die politischen Zusammenhänge völlig schnuppe sind. Menschliches Leid ist menschliches Leid. Es gibt Pazifisten, den kann man noch so detailliert erklären, warum ein bestimmter Schachzug in einem Krieg nötig war etc. - die werden dir einfach sagen, dass alle Gewalt sinnlos ist.

Filme wie "Im Westen nichts Neues" (1930) oder Stanley Kubricks "Wege zum Ruhm" (1957) zeigen, dass Filme über das menschliche Leid sehrwohl sehr packend sein können. Und dabei ist dann zweitrangig, um welchen Krieg und um welchen Kontext es im einzelnen geht.

Re: 86. Academy Awards (2. März 2014)

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@vodkamartini

So macht es auch endlich Sinn, wenn du schreibst dass du 12 Years wegen der Thematik meidest, denn so langsam hat mich das Rumgehacke auf einem Film, den du nicht gesehen hast ziemlich verwirrt. Ich bin da mehr bei Maibaum, obwohl für mich die Thematik eines Films durchaus wichtig ist, letztendlich aber die Umsetzung des Themas darüber entscheidet ob er mir gefällt oder nicht. Und 12 Years ist für mich ein stark erzähltes Drama. Natürlich ist das Hollywood-kompatibel, und je nach Kontext macht mich die Oscar-Auszeichnung eines Films auch skeptisch, aber Vorurteile sollte man immer nachprüfen. 12 Years geht mit seiner Thematik auch ziemlich nüchtern um, zeigt Gewalt schonungslos und nicht wertend, und McQueen schlachtet da auch den Pathos nicht unnötig aus (Hans Zimmer dagegen schon). Wichtig ist, dass 12 Years (für mich) interessant ist was Figuren, Tempo, Atmosphäre und Schauspieler angeht. Spielbergs Amistad zum Beispiel hingegen ist in diesen vier Punkten todlangweilig. Und beide haben das Thema der Sklaverei als Hintergrund.
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