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von Casino Hille
'Q Branch' - MODERATOR
Erschreckend, wie sehr ich sowohl GoldenProjectile als auch Anatol nach meinem akutellsten Kinobesuch zustimmen muss.
Monuments Men - Ungewöhnliche Helden
Manchmal sind die passenden Zutaten für einen geschmackvollen Filmabend alle gegeben, zudem sieht die Vorschau verlockend aus und dazu kommt, neben einem großen und toll ausgewählten Allround-Cast, dann noch ein Regisseur, der eigentlich wissen müsste, welche Geschütze er auffahren sollte, um sein Publikum zwei Stunden lang gebannt im Kinosaal sitzen zu lassen. Woran liegt es dann, wenn ein solcher Film trotz allem volle Kanne gegen die Wand gefahren wird? Die neueste Regiearbeit von George Clooney lässt diese Frage durchaus aufkommen. Dabei klang das doch vorab alles so sehr nach einer Menge Spaß. Unter dem Denkmantel einer wahren Geschichte agieren charismatische Charakterdarsteller wie Matt Damon und Hugh Bonneville in einem "2. Weltkriegs"-Szenario und geraten dabei in allerlei Konfliktsituationen rund um ein paar Kunsträube. Tja, leider hat der Film aber mehr als das dann auch kaum zu bieten. Klar, die Heldentruppe ist sympathisch aufgestellt und funktioniert vor allem durch die komödiantischen Glanzleistungen von Altmeister Bill Murray und "OSS 117" - Darsteller Jean Dujardin, im Großen und Ganzen mangelt es ihnen charakterlich allerdings gehörig an Substanz und ihre witzig gemeinten Dialoge hätten hin und wieder ruhig etwas knackiger sein dürfen. Inhaltlich erinnert das ganze Spektakel dabei am ehesten an "Das dreckige Dutzend", kommt aber von der Stimmung her größtenteils wie Soderberghs "Oceans"-Trilogie daher. Diese Mischung macht durchaus Spaß und trumpft durch die ein oder andere Idee verteilt über die Laufzeit hinweg auf, insgesamt leidet das ganze Storykonstrukt aber an häufigen Ortswechseln und den etwas zu vielen Protagonisten, durch die andauernd die Fokussierung verloren geht und die komplette Erzählung sehr funktional daherkommt. Am deutlichsten kristallisieren sich diese dramaturgischen Defizite bei den gemeinsamen Szenen zwischen Damon und der hier oft fehl am Platz wirkenden Cate Blanchett heraus. Während die Begegnungen der beiden an und für sich schon recht charmant daherkommen, verpasst man eben vor allem bei der Integrierung letzterer die Chance, etwas tiefer in die historischen und moralischen Dimensionen des Komplexes Kunst und Krieg vorzudringen, obwohl doch gerade dieses Thema derzeit hoch aktuell ist. Von thematischer Tiefe kann man dabei wohl kaum sprechen, man verlässt sich einzig und allein auf berieselnde Moment-Unterhaltung. Doch leider wird auch die nur bedingt geboten. Wenn Clooney es nicht gerade wieder mit einem Übermaß an Pathos hemmunglos übertreibt, geschieht alles auf der Leinwand nur so vor sich hin und es mangelt an echten Höhepunkten. Spannung kommt immer nur kurz auf, flacht dann aber ebenso plötzlich wieder ab, wie sie gekommen ist und selbst der "Wettlauf mit der Zeit", der sich im Showdown ergeben soll, könnte kaum mit weniger Tempo aufwarten, als es der Fall ist. Dieses Fehlen von aufregenden Situationen versucht das Drehbuch hauptsächlich mit einer Menge an Humor zu kaschieren. Auf der einen Seite gibt das dem ganzen ein großes Maß an Leichtigkeit mit auf den Weg und lässt so den ein oder anderen Leerlauf an Aktion verzeihen, andererseits fehlt irgendwo eine gelungene Reduzierung auf ordentlich pointierte Oneliner. Während dieser in der oben bereits erwähnten Ocean-Trilogie die eigentliche Hauptattraktion war, scheint es hier nur recht bemüht zu klappen. Den Darstellern sieht man die Spielfreude und den Spaß an ihrem Handeln zwar immer wieder an, aber eine richtige Übertragung dieser Freude auf den Zuschauer findet irgendwie nicht so wirklich statt, seltsamerweise will das alles nicht so zünden, wie es ursprünglich geplant gewesen sein muss. "Monuments Men" ist natürlich dennoch kein Totalausfall. "Charmant" ist eben tatsächlich das beste Wort, für das, was einem durchgehend geboten wird. Wenig Spannung, wenig Aufregung, aber dabei trotzdem nicht langweilig... das alles klingt doch nach einem netten Film fürs TV-Nachmittagsprogramm. Tja, wäre da nur nicht diese furchtbare, unpassende und oberflächliche Schwarz-Weiß-Malerei. Was auch immer man sich dabei gedacht hat, es hat zu keinem Zeitpunkt irgendwem geholfen und nervt, wo es nur geht. Klischees, so weit das Auge reicht und dabei natürlich alles in typischer Hollywoodesken Fragwürdigkeit präsentiert. Neben dem bereits erwähnten Pathos fällt dabei vor allem die unnötige Glorifizierung der Amerikaner und die zur Schaustellung sämtlicher deutscher Personalien auf, wobei sich Clooney natürlich immer wieder darauf stützen kann, dass das alles doch "nach einer wahren Begebenheit" inszeniert sei. Das die Realität aber wohl kaum so berechnend und vorhersehbar abläuft, sollte jedem sofort auffallen und lässt leider stark an der Glaubwürdigkeit des Filmes zweifeln. Weniger wäre hier wieder einmal mehr gewesen.
Fazit: Als komödiantisch angelegter Versuch, "Oceans 14" in der Endphase des zweitens Weltkrieges zu erzählen, mögen die ungewöhnlichen Helden ihre Momente haben und dem dafür aufgeschlossenen Zuschauer das geben, was er erwartet hat. Doch eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Grundthematik findet viel zu selten statt und selbst als unterhaltsamer Abenteuerfilm versagt "Monuments Men" häufig an den eigenen Genre-Maßstäben. Wieso trotz einer solchen Besetzung vor und hinter der Kamera und eines mit Sicherheit üppigen Budgets am Ende nicht mehr, als vergnügliche Abendunterhaltung für jüngere Zuschauer dabei rausgekommen ist, bleibt leider offen. Liegt es an der uninspirierten Regie? Wollte das Drehbuch zu viel? Hat man es sich bewusst viel zu einfach gemacht? Wahrscheinlich trifft alles mehr oder weniger zu. Fakt ist, dass Filme wie dieser vielleicht manchmal ganz erhellend sein mögen, sie aber genauso wenig jemandem fehlen würden, wenn sie nie in Produktion gegangen wären. Und eine Kinokarte sind sie ganz gewiss nicht wert. Dann lieber auf die TV-Ausstrahlung in ein paar Jahren warten und sich die Zeit solange anders (und hoffentlich interessanter) vertreiben.
4/10
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.