Ich habe diese Diskussion hier schon eine Weile lang beobachtet und frage mich mehr und mehr was einen Bondfilm zu einem Bondfilm macht! Ist es nicht die gewagte, einzigartige Mischung aus gut dosierter Action, prickelnder Erotik, ironischem, beinahe chauvinistischem und doch intelligentem Humor, einzigartiger Charaktere, technischer (und auch gern leicht übertriebener) Raffinessen und vor allem gutem Stil, die bisher jeden Bond von anderen, plumpen Actionfilmen hervorhob? Das ist der Maßstab, der jeden "alten" Bondfilm zu dem macht, was hier im Forum als "gut" betitelt wird und an dem sich jeder neue Bond-Streifen messen lassen muss!
Nun stellt sich die Frage, inwieweit "Stirb an einem anderen Tag" diesen Ansprüchen gerecht wird. Action bietet der Film zweifellos in Hülle und Fülle! Ist das "gut dosiert"? Prickelnde Erotik kommt spätestens bei der sehr gelungenen Bettszene mit Jinx auf. Die besondere Art von Humor muss man meiner Meinung nach mit der Lupe suchen! Der diesbezügliche Vergleich mit Sean Connerys Aussprüchen hinkt von vorn bis hinten! Nicht ein Satz ist auch nur annähernd so intelligent zweideutig und charmant wie in diesen Filmen. Das liegt alles andere als an Pierce Brosnan, sondern eher an einem schwachen Drehbuch! Die Charaktere sind sicherlich gut durchdacht - hier gibt es nichts zu bemängeln und auch für Technikfreaks gibt es nichts zu beklagen. Wem die Tatsache nicht gefällt, dass der Aston Martin unsichtbar wird, dem sei gesagt, dass der Raketenantrieb bei Feuerball auf ähnliche Kritik stieß und als utopisch und technisch unmöglich bezeichnet wurde. Spätestens seit der tatsächlichen Realisierung dieser Technik bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Los Angeles verstummten diese Stimmen! Nun bleibt noch der besondere Stil... Ich kann während der prallen zwei Stunden in keinem Moment den klassischen Bond-Stil erkennen. Sicher, Pierce marschiert ein paar Mal mit dem Smoking durchs Bild, aber wo bleibt der gewisse Glanz und Glamour? Kein gediegenes Spielcasino, keine feinen Gesellschaften! Exotische Drinks allein ändern nichts daran!
Alles in allem bin ich - gerade weil es DER Jubiläums-Bond ist - doch ziemlich enttäuscht. Die Tatsache, dass die computeranimierten Sequenzen mehr als schlecht umgesetzt wurden, fördern dies natürlich noch. Ich frage mich, in welche Richtung 007 marschiert und ich habe die große Angst, dass aus der einstmals besten, sehr gewitzten und besonderen FIlmreihe ein Actionabklatsch wird, wie er tausendfach über die Leinwände dieser Welt flimmert und sich der charmante, britische Geheimagent selbst aushebelt. Alle die Bond lieben und schätzen werden diese Angst mit mir teilen und hoffen, dass der nächste Bond sich wieder etwas zurücknimmt und auf das Wert legt, was einen Bondfilm zu einem Bondfilm macht!
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