Das kann ich dir nun leider gar nicht zustimmen, für mich war Conjuring nach dem spannenden Trailer eine der Enttäuschungen des Kino-Jahres 2013.Agent 009 hat geschrieben:The Conjuring
Erstklassiger Horror-Grusel von James Wan. [...] Ich gebe 9/10 Punkten und kann jedem Fan von vernünftigen Horror bzw. Grusel empfehlen, sich diesen Film anzuschauen.
Conjuring - Die Heimsuchung
Horrorfilme zu drehen, ist heutzutage wohl mit das Komplizierteste überhaupt, da es fast nichts mehr gibt, was den medial abgehärteten Zuschauer noch wirklich ängstigen kann. Also probiert es der Regisseur James Wan (Saw, Insidious) mit den Urängsten des Menschen - mysteriöse Geräusche wie Türenknatschen oder lautvernehmbaren Schritten stehen also genauso auf der Tagesordnung, wie Szenen in absoluter Dunkelheit. Das es nicht nur dabei bleibt, sondern man gleich noch quer durch die Weiten der Filmgeschichte zitiert, dürfte jedem vorab klar sein und war schon im Trailer absehbar, die meiste (!) Zeit funktioniert das erfreulicherweise auch und stört bei weitem nicht so, wie man vielleicht glauben mag. Ganz im Gegenteil, in der ersten langsam erzählten 30 Minuten tut sich eine Menge und selbst danach noch sind die Schockeffekte immer mit Bedacht und Intelligenz gesetzt, so dass sie einem wirklich desöfteren erwischen und zu schockieren vermögen. Als großer Gewinn zeigt sich dabei auch der Sound, der perfekt auf Bilder und Intensität der vorhandenen Spannung abgestimmt ist, etwas, was vielen Möchtegern-Horrorfilmen mittlerweile abzugehen scheint. Bei den Charakteren kann man soweit eigentlich kaum meckern, Dialoge und Figurenzeichnung sind ausreichend und arbeiten natürlich mit Klischees, die dafür aber wenigstens sitzen und der Stil von Wan erinnert (als völliges Gegenstück zu seinem Meisterwerk "Saw") mehr an Sam Raimis Gruselwerke, die auch ähnlich aufgebaut gewesen sind. Nun kommen wir aber zu etwas anderem und zwar sehr wichtigem, da es dem Film (vor allem im letzten Drittel) komplett die Spannung raubt und jedes Feingefühl für guten Horror vermissen lässt... und das sind die Erklärungen der übernatürlichen Phänomene im Haus, die weitestgehend von den "Warrens" ausgehen, welche es wohl auch in der Realität gegeben haben soll. Alleine bei der Grundidee dahinter läuft schon etwas grundsätzlich schief... für den Zuschauer selbst ist es meist eher suboptimal, wenn einem in einem Horrorschocker alles erklärt wird, da wahrer Horror immer im Kopf existiert und dort (grade in diesem Genre) auch hauptsächlich stattfinden sollte. Doch nicht genug, dass es bei zahlreichen dummen Erklärungsansätzen bleibt, im Showdown wird der Film plötzlich zu einem dreisten "Exorzist"-Remake, mit ganz wirren biblischen Anspielungen und konfus dämlichen Zusammenhängen. Warum zeigt man explizit den Dämon, statt ihn nur anzudeuten? Warum muss denn ausgerechnet die christliche Religion von einer Sekunde auf die andere ein Schlüsselelement des Filmes sein? Und was hat ein "Haunted-House"-Movie mit billigem Pseudo-Exorzismus dritter Klasse zu tun? Sorry, aber das alles geht nicht auf, ist konstruiert, peinlich, langweilig und vorhersehbar. Auch wenn die Szenen für sich genommen vielleicht funktionieren würden, sie funktionieren einfach nicht in einem Film, der vorher ganz anders wirkte und wirken wollte. Am schlimmsten ist dabei der Hinweis, dass alles auf wahren Aufzeichnung der echten Warrens basieren soll. Das nimmt dem Streifen jedwede Glaubwürdigkeit, da man erst dadurch beginnt, das Gebotene kritisch zu hinterfragen und zwangsläufig zu dem Schluss kommt, welch einen Blödsinn man hier aufgetischt bekommt.. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass wenn man nun während des Streifens 30-mal wegen runter fallenden Tassen zusammenzuckt, das Finale dann wenigstens eine Steigerung darstellen und dies noch einmal überbieten sollte. Leider war dies hier zu keinem Zeitpunkt der Fall.
Fazit: James Wan kann es besser. Was als spannender Ausflug in den ganz normalen Horroralltag beginnt, verliert sich am Ende immer mehr in albernen und völlig sinnlos aneinander gereihten Sequenzen, die nicht nur filmisch schwach inszniert sind, sondern auch inhaltlich und thematisch nie so recht zum vorher aufgebauten passen wollen und damit beim Publikum ein unentschlossenes Gefühl hinterlassen. Schade drum! Hoffentlich geht man in einer zukünftigen Fortsetzung mit mehr Entschlossenheit und Inhalt an die Sache heran. Und dann bitte auch komplett ohne die Warrens!
5/10