Endlich habe ich Zeit, mir ein paar der richtig guten Filme wieder einmal anzuschauen.
Auf DVD - Killer Elite (2011)
Drehbuch: Matt Sherring
Regie: Gary McKendry
Darsteller: Jason Statham, Clive Owen, Aden Young, Dominic Purcell, Robert De Niro, Yvonne Strahovski, Rodney Afif, Firass Dirani, Adewale Akinnuoye-Agbaje
Das war meine vierte Sichtung des Films, und die erste seit über einem Jahr. Als ich Killer Elite damals zum ersten Mal gesehen habe konnte ich nicht umhin, vor lauter Begeisterung eine 10/10 zu geben. Man sollte oder könnte meinen, dass ich diese Bewertung mittlerweile revidiert habe. Quatsch mit Sauce! Der Film ist atemberaubend und wird mit jedem Mal besser!
Das fängt schon in der Anfangssequenz im sonnenverbrannten, gleissend hellen Mexiko an, wenn von einem Dialog über die Qualität des Essens von New York in eine grandiose Actionszene umgeschaltet wird. Kameraführung und Schnitt setzen die Bilder so mühelos zu einer spannenden Komposition zusammen, dass es eine wahre Freude ist. Ein Schauer auf dem Rücken, wenn der Filmtitel eingeblendet wird.
Dann erst fängt die Geschichte um den Sultan-Krieg im Oman, die Rache an drei Agenten des SAS, Erdölverträge, illegale Geheimdienste und die Machtspielchen der britischen Regierung richtig an. Zum ersten Mal ist mir dabei aufgefallen, dass KE seine Story eher knapp erzählt und manche überflüssige Szene ausspart - also eigentlich genau das, was ich an QoS kritisiert habe, mir hier aber kohärenter und verständlicher erscheint. Killer Elite verwebt alle seine Themen und Motive zu einem schlüssigen Ganzen, eigentlich jede Szene, sogar jede Einstellung hat erfüllt ihren Sinn und Zweck im Puzzle. Dabei ist mir vieles aufgefallen, was ich vorher nie bewusst wahrgenommen habe. Hier ein kleines Beispiel: Einer der Killer, Davies, besucht einen Maler, der auf britische Kriegsgeschichte spezialisiert ist, um den Namen eines Kommandanten in der Schlacht von Mirbat in Erfahrung zu bringen. Zuvor hat er über den Hass gesprochen, den er gegen den SAS hegt seit ihm als Soldat die Aufnahme in diese Einheit verweigert worden war. Als der Maler Davies nun warten lässt und im Hinterzimmer seines Ateliers einen SAS-Mann anruft, um vor dem verdächtige Fragen stellenden Mann zu warnen, betont er immer wieder dass dieser bestimmt keine SAS-Agent sei, wie er behaupte. Die Brutalität, mit welcher der lauschende Davies nun einen Pinsel zerbricht, ihn dem Maler ins Auge rammt und ihn in einem Plastikvorhang erwürgt ist ganz offensichtlich nicht professioneller Art, sondern die Folge seiner Ehrverletzung als er hört, wie ihn der Maler am Telefon wiederholt als
Fake bezeichnet. Hochinteressant und spannend gespielt.
A propos: Jason Statham ist hier in absoluter Topform und mir gefällt, wie seine Figur hier durch Zweifel an seiner Arbeit und sein Exil in Australien einige zusätzliche Facetten bekommt. Um Längen interessanter als sein Killer im mittelmässigen The Mechanic, der quasi nur durch seinen Namen charakterisiert wird. Eine ebenso tolle Vorstellung liefert Clive Owen als einäugiger Spürhund. Wie Statham ist auch er nur ein Rädchen in einer Maschinerie aus Macht und Intrigen, wird jedoch bei seinem Handeln von anderen Motiven geleitet, welche er zum Schluss ebenfalls überdenken muss. Dieser Wandel ist fantastisch und es ist umso besser, dass Owen kein simpler Schurke ist, sondern sämtliche Figuren in nuancierten Grautönen dargestellt werden. Die unterschiedlichen Blickwinkel und Sympathien machen Killer Elite erst so spannend.
Was soll ich noch sagen, das Tempo des Films ist stets zügig und spannend, die Actioneinlagen exquisit und vor allem schlüssig integriert. Die Bildsprache fasziniert durch den Wechsel zwischen gleissend hellem Licht (Oman, Mexiko) und gedämpften, eiskalt blaugefärbten Bildern (Paris, London, Australien). Die hier vieldiskutierten Location-Doubles (z. T. Melbourne als Paris, Cardiff als London und Jordanien als Oman) funktionieren prächtig und vermitteln die Illusion bildgewaltig eingefangener Originalschauplätze.
Reden wir nicht lange um den Brei; als wahrscheinlich einziger Mensch der Welt halte ich Killer Elite für ein perfektes Meisterwerk. Der Film ist "mein ganz persönlicher Conan" (© AnatolGogol) und ein einziger 116-minütiger Genuss.
10 / 10
Nachtrag: Killer Elite gehört zu einer kleinen Handvoll Filme, bei denen ich ohne zu zögern die 10 zücke, die aber nicht in meiner Top 20 im Lieblinge-und-Hasslinge-Thread aufgetaucht sind (mit im Club sind auch Vertigo, The Living Daylights und Indy 3). Folglich ist das Top 30 Material. Als einziger dieser Filme muss ich bei KE aber überdenken, ob er nicht doch in der Liste auftauchen sollte. Und zwar weit, weit vorne. Nur: welchen dafür rausschmeissen? (© Maibaum)