Diese Frage habe ich mir schon mehr als einmal gestellt und im Gespräch mit Photographer gestern (danke für den schönen Tag!) auch nochmal kurz erörtert...da wir Sonntag nachmittag haben und mir wie gesagt, dass Thema schon lange im Kopf rumgeistert, versuche ich mal meine Gedanken zu Papier...ähm auf den Bildschirm zu bringen. Es wird sicherlich keine umfassende Abarbeitung mit wissenschaftlichem Maßstab im Bezug auf Bild und Ton werden...mehr möchte ich die Dinge schildern wie ich sie sehe und dabei aber hoffentlich eine gewisse Objektivität an den Tag legen werde.
Ein klare Antwort auf die im Titel gestellte Frage könnte ich so wohl nicht ohne weiteres geben. Ein JEIN würde mir angebracht erscheinen.
Grundsätzlich waren die Gedanken Bond-Filme für die "Ewigkeit" zu erhalten mehr als löblich und so war es nur gebührlich hierfür den Marktführer "Lowry Digital's" anzuheuern. Eine nicht gerade kleine Liste von Refferenzen konnte die Firma ja zu diesem Zeitpunkt schon nachweisen und so war man als Fan durchaus erfreut, dass man einen großen Aufwand betrieb, um die Filme gebührend zu bearbeiten...
...der Haken ist aber leider, dass man in Teilen doch über das Ziel hinaus geschossen ist bzw. man sich in einigen Teilen mehr Mühe hätte geben können, hätte müssen!
Wichtige Punkte bei der Bewertung ist natürlich das BILD (Aussehen, Format), gefolgt vom TON (Englisch/Deutsch), KORREKTUREN BILD/TON und den EXTRAS. Ich beziehe mich hier einmal in erster Linie auf die DVDs, da ich in Sachen Blue Ray bisher nur 5 Filme bewerten könnte. Da die DVD zudem ja noch nicht ausgestorben ist und nach wie vor weit verbreitet ist bleibe ich bei diesem Format für diese Betrachtung. Mein technisches Equipment entspricht eher normalem Haus-Standard: BluRay-Player von Toshiba, 81cm LCD von Orion, Anschluß über HDMI.
BILD:
Vom Grundsatz her kann und muss man wohl sagen: Phantastisch!!! Alleine die satten Farben bei Erstling "Dr. No" sind atemberaubend. Die Klarheit und Detailschärfe der DVD (sicherlich auch dem Upscale-Verfahren des Players geschuldet) sind schlichtweg grandios.
Vom Grundsatz her kann man dies auch den anderen Bond's attestieren! Die Bildqualität ist durchweg sehr gut.
Allerdings gibt es Ausnahmen: Bei "Leben und Sterben lassen" ist das Bild teilweise breiig bzw. unscharf. Nicht komplett, aber es gibt immer wieder stellen wo man eine Unschärfe nicht leugnen kann! Komplett neutral kann ich hier nicht sein, nachdem ich vor etwa drei Jahren bei Photographer LALD in der BluRay-Fassung gesehen hatte und von der Klahrheit begeistert war und dann den Fehler machte, abends zu Hause meine DVD-Version zum Vergleich anzuschauen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die DVD an diesem Abend sowas von verloren hatte...
Ich persönlich könnte dies jetzt nicht ohne weiteres bestätigen, aber man sagt "Der Spion der mich liebte" auch kein optimales Bild nach.
Aber sicherlich könnte ich das noch halbwegs verschmerzen, wesentlich schlimmer finde ich aber die Tatsache, dass man bei "Im Angesicht des Todes" und "Goldeneye" das Bild aufgezoomt hat. Wir sehen hier schlicht und ergreifend nicht das richtige Format! Somit gehen leider Bildinformationen links und rechts verloren. Auch hier ist es noch im erträglichem Rahmen, bedenkt man die Videozeiten, wo die Filme einem im Pan- and Scan-Verfahren vorgesetzt wurden!
Dennoch, einem Marktführer darf sowas eigentlich nicht passieren und dann auch noch gleich zweifach.
Während man bei den anderen Filmen überall das korrekte Format eingesetzt hat, tanzen beide vorgenannten Filme aus dem Rahmen.
Vielleicht hatte man ja, da man ja zur digitalen Abtastung die Kameranegative zur Verfügung hatte, dort noch ein anderes Format, welches später erst in der Entwicklung auf das "Cinemascope-/Panavision-Format" aufgeblasen wurde. Keine Ahnung...auf jeden Fall ist es sehr ärgerlich!
Glaube ich einem Kommentar der "Caps-a-holic.com"-Seite, dann hat man diesen Fehler bei der BluRay von GE wohl wieder behoben, AVTAK erstrahlt aber immer noch im falschen Format!
TON:
Aufgrund meiner technischen Ausstattung kann ich leider nichts zu 5.1 bzw. DTS sagen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass der englische Originalton technisch gesehen über jeden Zweifel erhaben ist und selbst Filme die seinerzeit eigentlich in Mona aufgenommen waren, in feinstem Stereo erstrahlen. Inwieweit man hier das Mono zu einem "Pseudo-Stereo" aufgearbeitet hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Evtl. gab es aber in den Archiven von EON doch Stereo-Master weil man die Filme vielleicht bei späteren Aufführungen auf 35 mm-Cinemascope oder gar auf 70 mm aufgeblasen hatte und diese Filme durchaus über Stereo-Ton verfügten.
Das Sorgenkind der Ultimate-Editions ist jedoch in unserem speziellem Falle die deutsche Tonspur!!! Was um Himmels willen ist da geschehen.
Von 1962 bis 1977 sind die deutschen Tonspuren ein echter Graus! Ganz besonders schlimm ist es bei "Diamantenfieber", der Ton verzerrt in den Höhen und klingt sehr dünn.
Bei fast allen deutschen Tonspuren bis 1985 fehlen Offliner die die deutsche Synchro im Zeitalter der Faxen-Synchronisation eingefügt hatte. Man(n) kann zu diesen Faxen und "Späßen" ja stehen wie man will, ABER Fakt ist, dass wir Bondfans meist die Filme im Ohr haben und der ein oder andere Spaß ja auch durchaus gelungen war und einem dann auch diese Version an's Herz gewachsen ist (Diamantenfieber z. B., als Bond die Leiche von Peter Franks in die Wohnung zerrt und Gert-Günter Hoffmann sagt: "Mein Gott ist der schwer. Hoooh.." In der deutschen Ultimade bleibt er still.
Sicherlich habe ich vor zwanzig Jahren noch anders gedacht, aber man ändert seine Meinung halt manchmal!
Der "dickste Hund", wenn ich das mal so platt sagen darf, ist aber die lieblose und schlammpige Neu-Synchro einiger Szenen aus "Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Was man sich dabei gedacht hat weiß ich nicht, aber es ist eine Ohrfeige in das Gesicht des zahlenden Fans. Dann wäre es besser gewesen, wie sonst eigentlich üblich, dass man die Szene im Original belässt und Deutsch untertitelt!
Über die Gründe kann ich wiederum nur spekulieren, aber es erscheint mir plausibel, dass wahrscheinlich keine vernünftigen deutschen Synchronmaster zur Verfügung standen und somit ersetzt werden mussten. Denn das ist das Nächste: die Tonqualität der deutschen Tonspuren ist insgesammt dünn, kratzig und leider nicht Ultimate.
Es wäre schön gewesen, wenn dann wenigstens noch zusätzlich eine deutsche Mono-Tonspur der Special-Edition den Weg mit auf die DVD gefunden hätte.
Immerhin ist wohl bei den neuen BluRays die englische Original-Tonspur in Mono enthalten, denn das führt uns zum nächsten Punkt...
...KORREKTUREN BILD/TON:
Es ist mir absolut unverständlich und unerklärlich WARUM beim englischen Original-Ton der Filme von 1962 bis einschließlich 1971 teilweise neue Toneffekte hinzugefügt wurden.
Im Hitchkock-Thread schrieb Maibaum (EDIT: es war Anatol Gogol - sorry) mal, dass er es auch unmöglich fand, den Original-Ton in Teilen zu bearbeiten und dass man nicht immer nur auf das Bild achten dürfe.
Genau meine Meinung! Es fiel mir schnell auf, nachdem ich die ersten Ultimates gesichtet hatte, dass hier der Ton teilweise aufgepeppt war. Beispiele: Largo betritt den Konferrenzraum am Anfang von TB, wo das Regal dann in der Ultimate mit tierischem Getöse zu Seite fährt. Das hätte gereicht um die Leute im angrenzendem Raum aufmerksam zu machen. Im echten Original war ein leises Summen zu hören. Somit macht diese Spielerei absolut keinen Sinn.
Die PPK in OHMSS wurde tontechnisch aufgepeppt, obschon man 1969 ihr schon ein anderes Geräusch verpasst hatte.
Das ist für mich der Punkt: die Anfangs-Filme hatten neuartigen und sehr gut geschnittene Ton-Effekte!!! Schließlich war GF der erste mit einem Oscar ausgezeichnete Bond-Film für den besten Ton-Schnitt!
Sinn hätte es für mich wenn überhaupt nur gemacht, wenn man die Filme von 1973 bis 1989 (mit Ausnahme von "Der Hauch des Todes", der ein etwas frischeres Klangbild aufweisen konnte) tontechnisch bearbeitet hätte. Denn die Ton-Konserven die Pinewood ab diesem Zeitpunkt verwendete, waren damals schon altbacken.
Sound ist nunmal eine wichtige Sache und wir Bond-Fans haben den Sound der Filme meist im Ohr, wodurch solche "Verbesserungen" dann erst auffallen und einem den Film irgendwie verfremden.
Man kann von George Lucas halten was man will, aber in Sachen Ton hat er von jeher Wert auf guten Sound gelegt und 1977 sogar mit Pinewood gearbeitet, aber dort schon angefangen deren Sounds zu verbessern, respektive Ben Burtt, der ja für den Sound von Star Wars und LucasFilm verantwortlich ist.
Was das angeht, hat man in Pinewood die Zeichen der Zeit erst mit "Goldeneye" erkannt, ab dann hatten auch die Bond-Filme ein zeitgemäßes und "authentisches" Sound-Gefüge.
Somit hätte es dann eher Sinn gemacht die späteren Bonds zu bearbeiten oder aber alle Bonds in Sachen Ton aufzufrischen, wobei dann eben wieder zum Tragen kommt, dass einem der "alte" Ton ja an's Herz und an's Kleinhirn gewachsen ist...oder wo sitzt nochmal das Hörzentrum???
In Sachen Bild war/ist es nicht ganz so dramatisch...grundsätzlich gelungen, bis auf die oben schon genannten Ausnahmen und der Tatsache, dass in "Feuerball" das Wasser blau bleibt, als ein Gefolgsmann von Largo geopfert wird (in der Videofassung färbte sich das Wasser rot), dass die Drähte an denen Goldfingers Jet hing, kurz bevor er auf dem Meer aufschlug wegretuschiert wurden und dass bevor Bond Loque "in tödlicher Mission" von der Klippe stößt die Aufnahmen dunkel gefärbt wurden, weil man damals bei der Kontinuität nicht darauf geachtet hatte, dass zu Beginn der Jagd auf Loque alles dunkel war und wenn Bond in von der Klippe stößt, es in der Urfassung taghell war, obschon man das sicherlich hätte begründen können.
Was aber z. B. blieb, war das Filmteam in "Der Mann mit dem goldenen Colt", welches man bei der Prügelei in der Kabine der Tänzerin im Spiegel sehen kann.
Dazu sagt man ja im Special auf der DN-Bonus-Disk (Lizenz zum Nachbearbeiten oder so ähnlich), dass man die Filmemacher gefragt habe, ob solche Fehler beseitigt werden sollten.
Für mich stellt sich die Frage: wen hat man gefragt??? Wäre es Guy Hamilton gewesen, wäre es unverständlich, warum in GF retuschiert wird und in TMWTGG nicht - ist ja beides Hamiltons Arbeit?! Oder hat man EON gefragt oder MGM???
Ist das blaue Pool-Wasser trotz Haiangriff ein Fehler der Lowry-Software gewesen???
Man weiß es nicht und somit bleibt bei den Korrekturen beim Bild und auch beim Ton der Eindruck von Willkür über!!! So nach dem Motto es soll sehr gut werden, aber bloß nicht mit Details aufhalten! Vielleicht gab es auch ein beim Film bekanntes Fixing-Date: die Edtion muss an Weihnachten auf dem Markt sein ob sie fertig ist oder nicht, ob man Zeit hat deutsche Tonmaster zu finden oder nicht!!!
EXTRAS:
Dazu muss man nicht viel sagen. Ein Teil war bekannt, teilweise wurden neue Dinge hinzugefügt. Das ist schon eine runde Sache und verdient keine allzu große Kritik!
Außer vielleicht dass die Specials für "Stirb an einem anderen Tag" auf der Ursprungs-DVD üppiger waren...warum auch immer. Schön wäre auch gewesen, wenn man für die Filme ab Goldeneye neue Drehberichte von John Cork hätte anfertigen lassen, die von der sonoren Stimme eines Patrick MacNee edel vertont worden wären. Aber das ist jammern auf höherem Niveau.
Sehr schön sind die Audio-Kommentare von Sir Roger Moore der unterhaltsam und charmant wie immer ein paar Anektoden zum Besten gibt und auch ungeniert zugibt, dass er "Im Angesicht des Todes" ob seiner aufgesetzten Brutalität nicht sonderlich mag. Sehr schön...
FAZIT:
Hm...es gibt wohl kein eindeutiges Fazit, außer das ein fader Beigeschmack bleibt. Das zwar einerseits und vom Grundsatz her eine phänomenale Bildqualität selbst auf DVD erreicht wurde, dass es mir z. B. bei "Der Hauch des Todes" so ging, dass ich den Unterschied zwischen DVD und BluRay gar nicht mehr so groß fand...
Aber es gibt eben Einschränkungen wie o. g. die meiner Meinung nach für eine sogenannte "Ultimade Edition" nicht hätten passieren dürfen. Der Titel besagt ja eigentlich, dass man es hier mit einer ultimativen Präsentation zu tun hat. Da ist der Anspruch und die Wirklichkeit ein Stück weit auseinander...und man hat auch nicht darüber nachgedacht, wie man eine Edition nennen will, wo die oben und als Beispiel genannten Fehler (es gibt da ja noch mehr) korrigiert wurden und das deutsche Ton-Master in Stereo ist???!!! Ist das dann die Ultimative Ultimativ Edition oder die Special Ultimate Edition???
Schade...in Ansätzen haben wir hier wirklich ein ultimatives Resultat, aber eben nicht in Gänze! Hier wurde vorhandenes Potenzial, aus welchen Gründen auch immer, verschenkt!!! Nichts desto Trotz, sollten die DVD's oder BluRays in keiner Bond-Sammlung fehlen, aber ein fader Beigeschmack bleibt.
Bleibt zu hoffen, dass die von Lory gefertigten 4k-Master vielleicht doch irgendwann in perfektem Anlitz präsentiert werden!
So das war jetzt lang, aber lag mir schon lange im Magen...wie seht Ihr das? Ähnlich? Anders? Freue mich auf Eure Meinungen...
Gruß
Jens
Waren und sind die Ultimate Editions wirklich Ultimade???
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Zuletzt geändert von gargamel am 15. September 2013 20:36, insgesamt 2-mal geändert.
"Ich bin mit meiner kleinen Ratte Gassi gewesen, da ist mir das dumme Ding doch weggelaufen! Wo ist Sie denn???" James Bond (Sean Connery) in Diamantenfieber