Re: Pierce Brosnan
271Jo, er war ein super Schauspieler und hätte von mir aus noch weiterhin den Bond spielen können ,wenn man bedenkt wie lang Moore oder Connery Bond waren.
Ich stimme Brosnans Einschätzung bezüglich der Qualität der Bücher (oder dem was ich davon im fertigen Film zu erkennen meine) zu, weniger was die Story angeht als mehr in Bezug auf Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Das wirkt häufig im Ansatz stecken geblieben und nicht zu Ende gedacht, beispielsweise die Beziehung Bond-Paris, der „Bond ist angeschlagen“-Gedanke in TWINE oder die völlig verschenkte Idee der Gefangennahme in DAD. Daher drängt sich schon der Verdacht auf, dass hier einiges mehr drin gewesen wäre. Andererseits: der gute Pierce ist nun auch nicht gerade der Schauspieler, der für eine nuancierte und facettenreiche Darstellung prädestiniert wäre. Ich kann nachvollziehen, dass er angesichts der Entwicklung die Figuren und Drehbücher in den Craigfilmen genommen haben da etwas nachtrauert, was er nicht hatte. Aber – und so ehrlich sollte er mit sich sein – er ist auch nicht der Darsteller für solch eine Interpretation. Ich glaube, Brosnan kommt mittlerweile - gerade auch in diversen Fanforen - vergleichsweise schlecht weg, weil man in seinen Bondfilmen nicht konsequent genug auf seine eigentlichen Stärken gesetzt hat. Der Versuch aus ihm eine Art Mittelding aus Connerys zynischer und Moores elegant-humoristischer Interpretation zu machen führte letztlich zu einem Kompromis, der wahre Eigenständigkeit vermissen liess und noch dazu durch die Mängel der Drehbücher (was für unterirdische Zoten und lauwarme Oneliner musste er da teilweise von sich geben!) weiter geschwächt wurde. Ich hätte mir stattdessen gewünscht, Pierce Brosnans Darstellung hätte wesentlich mehr von einem modernen Cary Grant gehabt, ganz ähnlich wie er es in seiner Paraderolle Remington Steele zum besten gab. Mehr Charme und Witz statt überlegenem Womanizer. Mehr Esprit statt hartem Möchtegernmacho-Gehabe. Mehr Gentleman als Snob. So hätte zumindest seine Darstellung weit mehr Eigenständigkeit gehabt als der letztliche Kompromis, welcher zugegebenermaßen aber in mitten dieser „Best-of-Bond“-Ära der 90er und frühen 00er auf merkwürdige Art zum Stil der Filme passend erscheint (und ihm wohl genau deshalb auch von den Machern aufgedrückt wurde).Bond-Skater hat geschrieben:Zu der Figur hat er heute ein zwiespältiges Verhältnis - zum einen ist er dankbar, zum anderen bedauert er aber auch, dass sich sein Bond nie von vorgegeben Zwängen befreien durfte: "It never felt real to me. I never felt I had complete ownership over Bond." - "For me, the Bond that I played was caught in a time warp between what had gone before and what Daniel does now. I always felt the restraints of the storytelling and it just didn’t have enough bite to it. It was in the writing."
Ich glaube du meinst wahrscheinlich eher die leicht überdrehte Zappeligkeit, die Brosnan als Steele an den Tag legte, oder? Weil flapsig war er ja eigentlich überhaupt nicht sondern im Gegenteil immer ganz der Gentleman von Scheitel bis zur Sohle. Diese "Zappeligkeit" war ja im Konzept der Serie Remington Steele eine gewollte Referenz an die großen Screwball-Klassiker der 30er und 40er Jahre, an welche auch die Beziehung zwischen Brosnans Steele und Zimbalists Laura Holt immer wieder erinnert. Dieses Element hätte man für Bond natürlich nicht übernehmen können, aber daran habe ich auch nicht gedacht sondern viel mehr an den natürlichen romantischen Charme den Brosnan als Steele ausspielen kann. Das ist ganz ähnlich wie ihn auch Cary Grant hatte und wie ihn ähnlich auch Old Rog in seinen letzten fünf Bondfilmen ausspielen konnte. Als Bond hingegen wurde Brosnan immer als unwiderstehlicher Womanizer stilisiert - ganz in Anlehnung an den auf diesem Gebiet unschlagbaren "Sexualmagneten" Connery. Aber das wirkte bei Brosnan sehr aufgesetzt und verstärkte den konstruiert wirkenden Eindruck, den die Brosnanfilme ohnehin schon häufig vermitteln und verlieh seinem Bond auch etwas unpassend "kaltes" und distanziertes. Das mag nicht unbedingt unpassend für die Figur Bond sein, aber für den Darsteller Brosnan in meinen Augen schon. Etwas ähnliches kann man auch bei Moore beobachten, der zB in TMWTGG auch noch viel mehr in seiner Beziehung und Wirkung auf die Bondgirls nach dem Conneryschen Muster eingesetzt wurde. Richtig passend war auch das nicht, ab TSWLM durfte er gegenüber seinen Bondgirls dann viel mehr seines natürlichen Charmes ausspielen. Auch hätte ich mir gewünscht, dass man bei Brosnans Darstellung des Agenten 007 mehr auf Grips und Eleganz denn auf die Stilisierung als handfeste Einmannarmee im Dauerfeuermodus gesetzt hätte - auch hier drängt sich wieder das Beispiel des Gentlemen-Diebes Steele auf, der seine Fälle zumeist eher mit den bereits genannten Hilfsmitteln Grips und Eleganz gelöst hat.danielcc hat geschrieben:Aber dann bliebe immer noch die Alternative, seinen Bond wie Remington Steele oder Thomas Crown anzulegen. Steele wäre mir zu flapsig gewesen, für mich ist Thomas Crown seine Paraderolle.
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