Schöne Kritik, auch wenn ich gerade in der Bewertung deiner Minuspunkte nicht wirklich mit dir d´accord gehe – was aber auch nicht wirklich verwundert, bin ich doch ein Vertreter der Spezies, die FRWL für einen der allerbesten Bondfilme halten.
Natürlich lässt sich nicht übersehen, dass die Hubschrauberszene von Hitchs berühmter Maisfeldszene inspiriert wurde, sie ist sicherlich kein Höhepunkt filmischer Innovation aber dennoch wie ich finde absolut zweckdienlich und gerade die Idee mit der heruntergefallenen Handgranate eine nette Auflösung. Zudem bietet sie eine weitere gelungene Einbindung des zusammenbaubaren Gewehres und ist damit eine Art Prototyp für viele ähnlich gelagerte Szenen in den Folgefilmen, deren Zweck es auch in erster Linie ist die Gadgets wirkungsvoll einzubinden. Auch finde ich die Szene im Zigeunerlager alles andere als überflüssig, da sie zum einen handlungstechnisch Sinn macht (Grant bekommt Gelegenheit Bond das Leben zu retten) und zum anderen dem Film eine ordentliche Prise Exotik verleiht (Bauchtanz, Kampf der Mädchen). Außerdem wird Bond hier zum omnipotenten Supermann stilisiert, der es auch problemlos mit zwei verfeindeten „Wildkatzen“ gleichzeitig aufnehmen kann und dank seiner Unwiderstehlichkeit nicht nur die Fehde der beiden Mädchen auflöst, sondern sie auch noch in domestizierte, schnurrende "Hauskätzchen" umformt – ein absolut typischer Moment für den klassischen Connery-Bond. Was mich auch gleich zu deinem nächsten Kritikpunkt führt bezüglich Locations. Für mich sind Istanbul und der Balkan nach wie vor so ziemlich die am besten und stimmungsvollsten eingefangenen Locations aller Bondfilme. Hier wird in meinen Augen ungeheuer viel Flair und Atmosphäre des jeweiligen Landes vermittelt, der fehlende „Strand“-Faktor – wenn ich es mal so nennen darf – fällt für mich überhaupt nicht ins Gewicht, im Gegenteil geniesse ich es sogar Bond in einem etwas urbaneren Umfeld handeln zu sehen. Locations wie der Istanbuler Markt, die Hagia Sophia, die Katakomben oder dann später der Orientexpress definieren Stimmung und Stil des Films genauso stark wie Barrys grandioser Soundtrack.
Recht gebe ich dir aber in der Bewertung von Daniala Bianchi, die für mich sowohl optisch, darstellerisch wie auch figurentechnisch immer eines der schwächeren Bondgirls war. Das fällt für mich angesichts der restlichen grandiosen Leistungen des Films nicht so sehr ins Gewicht, aber ist wohl der größte Schwachpunkt des Filmes. Szenen wie die von dir angesprochene lassen die Romanova-Figur schon sehr schwach wirken, andererseits muss man fairerweise auch bedenken, dass ihre Schwäche auch ein gewollter und elementarer Bestandteil ihrer Figur ist. Kronsteens Plan und Klebbs Wahl sah ja ein schwache Person vor, die sich wie eine Schachfigur sowohl von Phantom als auch von Bond benutzen lassen musste. Unter diesem Gesichtspunkt machen einige der Szenen mit Bond und Tanja deutlich mehr Sinn, wenngleich ich Bianchis Darstellung deswegen immer noch nicht mehr mag. Allerdings war sie in den Szenen mit Klebb und der berühmten Bettszene mit Bond auch wirklich gut.
Die Szene mit Kerim und dem geknebelten Benz finde ich übrigens absolut köstlich und schon deshalb nicht unpassend, da sie dem Film eine nötige Prise Humor verleiht – um so mehr da die Stimmung im direkten Anschluss durch Kerims Tod gehörig kippt.