Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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danielcc hat geschrieben:Der Ober-peinliche Wagner aus der Blöd Zeitung hat sich auch gemeldet und ist mit seiner Einschätzung mal wieder gut 5 Jahre zu spät. Dennoch lustig zu lesen:

http://www.bild.de/news/standards/franz ... .bild.html
Leider hat Herr Wagner recht, indem er schmerzhaft den Kern der Sache getroffen hat - CUT: Als ich heute nacht aus dem Kino kam, war mein erster Gedanke: nach mittlerweile 6 quälenden Jahren Daniel C., mittlerweile 3 Filmen jenseits aller guten Absichten und über 2 Stunden ermüdenden, dünnplotigen Psycho-Action-Dramas durfte ich wenigstens in den letzten 3,5 Minuten von Skyfall erleben, daß sich offenbar jemand der Macher doch noch daran erinnern konnte, an so etwas ähnlichem wie einem James-Bond-Film mitgewirkt zu haben (zumindest auf dem Papier)! Danke schön!
Der erste Sektkorken knallte bereits als einem gewahr wurde, dass Bond infolge des Ablebens einer gleichermaßen quälgeistigen Figur nun endlich wieder einen männlichen Vorgesetzten haben würde. Beim Erblicken des Kleiderständers siegte die Gehässigkeit als man sich dachte: "So, russischer Kirmesboxer, nun suche Dir doch mal ein schickes Hütchen, dass eine Fehlbesetzung wie Du glaubhaft spazieren tragen kannst." (abgesehen davon, dass der gegenwärtige "Bond" infolge etlicher persönlicher, traumatischer, subztanzinduzierter, psychosozialer und sonstiger arger Problematiken - inkl. Zitterhändchen - wohl kaum in der Lage sein dürfte, seine Kopfbedeckung schwungvoll-zielgerichtet auf dem Haken zu plazieren). Und dass man mit den Neubesetzungen von Q und Geldpfennig ebenso eloquent daneben gegriffen hat - geschenkt, solange man doch bitte, bitte endlich wieder den guten alten Bond, James Bond, wiederbekommt!
So, jetzt noch zweimal Craig überstehen und dann haben hoffentlich wieder Filmemacher-Vernunft und oller Charme obsiegt! :wink:

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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Eine große Tiefe habe ich in SF jetzt auch nicht entdeckt. Eine kleine schon, aber eine die mich nur wenig interessiert hat.

Der Ansatz der Craig Bonds ist es nicht mehr länger ausschließlich mit Stereotypen zu arbeiten, wie es vorher praktisch fast jeder Bond Film getan hat. Die Charaktere sollen etwas mehr "Tiefgang" haben, und den haben sie auch. Aber in SF ist das alles irgendwie unbefriedigend.

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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Wenn ich an die völlig hanebüchenen Schlussfights in DAD (völlig überzogen) und TND (öde Dauerballerei mit Maschinenpistolen) denke, dann bin ich ganz froh, dass Craigs Filme "weniger klassisch" sind, was im übrigen auch so nicht stimmt (höchstens für QOS).

Außerdem gibt ihm der Erfolh 100 % recht.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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Skyfall ist per se kein schlechter Film; es gibt sehr starke - vor allem ästhetisch/filmerisch umgesetzte - Szenen und gute bis sehr gute schauspielerische Leistungen. Das Problem ist aber doch dabei: Es hat nichts mit Bond zu tun - da kann ich als vermeintliche Reminiszenzen noch so viele Aston Martins durchs Bild schieben und sich Craig neuerdings punktuell an Moore'schen Mimiken/Kalauern versuchen lassen (die Craig noch lächerlicher wirken lassen als er in Wirklichkeit als Bond ohnehin schon ist). Und die Story, mal ehrlich: das MI6 haben wir schon mal in die Luft fliegen sehen und die Nummer mit der Rache hatten wir schon in GoldenEye bw. aus anderer Perspektive in Lizenz zum Töten. Und warum ein alberner Transvestit über 2 Stunden, allerlei Hackerkindereien und ein Schnapsglas auf dem Kopf einer blassen Nebendarstellerin benötigt, um seine "Mama" um die Ecke zu bringen verstehe ich noch immer nicht - denn eigentlich passiert in Skyfall nicht besonders viel - außer das man Bond zum zweiten mal nach 2002 unrasiert sieht - uh, wie evil und wicked!
Vielleicht hat man aber auch Glück und Skyfall wurde als Mittel zum Zweck gedreht, um nun endlich wieder zu jenem Bond zurückzukommen, den man aus den 60ern, 70ern und 80ern kennt.
Diese ganze Prequel-/Vorgeschichtenerzählerei, versehen mit Pseudo-Tiefgang und schmalzigem persönlichen/Charakter-Touch hat sich m.M.n. mittlerweile eh totgelaufen und nervt nur noch (ich hätte mal lieber ein Prequel darüber gesehen, wieso sich die Macher mit Craig für die grandioseste Fehlbesetzung einer der beliebtesten Filmfiguren der Geschichte entschieden haben - mir soll bloß noch mal einer was gegen Lazenby sagen!). Und wir erinnern uns: 1987 trat ein gewisser Hr. Dalton an, um den "wahren Bond" zu geben. Dabei kam unter anderem das gänzlich Bond-fremde Machwerk Lizenz zum Ballern raus, ein Film, der auf meiner Bond-Lieblingsfilmliste gemeinsam mit Ein Quantum Qutasch völlig verschämt vom allerletzten Platz winkt.
Ne, liebe Leute, dann als nächstes notfalls bitte lieber ein Goldfinger-Remake oder die aufgepeppte Version eines In tödlicher Mission als noch mal so fanfolternde film-neumodische Spielereien wie CR, EQT oder Skyfall.
Zuletzt geändert von ParisFirm am 10. November 2012 23:43, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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danielcc hat geschrieben:Hier mal ein Auszug von einer Fan Kritik im cbn Forum. Gefällt mir sehr gut, weil es wirklich die Sache trifft. Darüber hatte ich stark gar nicht nachgedacht

"Skyfall is the first three dimensional Bond. From the title sequence that took you through the images instead of watching it lie a kaleidescope. Skyfall displayed its extra dimension, a dimension that the Bond series has never shown. Almost every scene showed depth, real physical depth, like in the scene with M and the caskets. Along with this depth to the scenes there was depth to each character, to each motivation. Seeing Skyfall was like seeing Toy Story after decades of Disney's animated movies. It is the jump to Halo from the early Mortal Kombat games. In fact, Skyfall copies those early fighting game with its own silhouetted fight scene. The scene culminates in tearing itself from 2-D to a magnificent third dimesion of the highest altitude. Skyfall changes the game. From the story to the characters and the cinematography Skyfall is the Deathly Hallows of the Bond series"

Ich sehe das genau so. Die Figuren in SF haben viel mehr Dimensionen/Tiefe als jemals zuvor und auch visuell spielt der Film sehr oft mit Dimensionen (hat mich fast an Citizan Kane erinnert), etwa wenn Silva auch aus der Tiefe des Raums kommt, die M Szene mit den Särgen. Dazu passt auch wunderbar, dass inmitten dieser "tiefen" Welt, Patrice ein sehr flacher Charakter zu sein scheint, desses Kampf dann auch durch die Inszenierung als Siluetten im wahrsten Sinne des Wortes flach/zweidimensional ausfällt.
Ich sehe das alles genauso wie die cbn-Review, allerdings finde ich es auch wie AnatolGogol, dass die alten Filme indirekt ein wenig zu sehr schlecht gemacht werden. Es sind einige gr0ßartige Filme dabei, die durch den ebenfalls großartigen SF sicherlich kein Stück schlechter werden. FRWL dürfte einer der besten Agententhriller überhaupt sein. GF beeindruckt noch heute durch das Duell zwischen Bond und Goldfinger. Und so kann man das bei vielen Filmen fortführen...

Mit Skyfall hat das Franchise einen neuen Weg begangen, den es schon seit CR konsequent verfolgt. Criags Bond ist gleichzeitig Larger-Than-Life UND ein greifbarer Mensch. Diese Linie wurde bei den vorherigen 20 Filmen immer mal wieder angekratzt, aber selten wirklich ausgeschöpft. OHMSS ist da der heutigen Linie noch am ähnlichsten, danach kommen dann die Dalton-Filme und GE.

Im Grunde öffnet Skyfall endgültig die Drama-Türen für das Franchise. Bondfilme dürfen nun auch viel Tiefsinn haben und bleiben dennoch Bond. Auch wenn man es nicht mehr hören kann: Im Grunde ist es genau das, was Nolan beim Batman-Franchise machte. Man muss sich nur Tim Burtons Filme ansehen. Diese sind durch Nolans nicht schlechter geworden (im Falle von Batman Returns als sie eh schon sind), aber Nolan war der "Game Changer" und hat dramaturgisch für die Reihe neue Wege beschritten.
ParisFirm hat geschrieben: Leider hat Herr Wagner recht, indem er schmerzhaft den Kern der Sache getroffen hat - CUT: Als ich heute nacht aus dem Kino kam, war mein erster Gedanke: nach mittlerweile 6 quälenden Jahren Daniel C., mittlerweile 3 Filmen jenseits aller guten Absichten und über 2 Stunden ermüdenden, dünnplotigen Psycho-Action-Dramas durfte ich wenigstens in den letzten 3,5 Minuten von Skyfall erleben, daß sich offenbar jemand der Macher doch noch daran erinnern konnte, an so etwas ähnlichem wie einem James-Bond-Film mitgewirkt zu haben (zumindest auf dem Papier)! Danke schön!
Kulissen sind doch nicht mehr als ein Schmankerl. Was eine Ledertür anrichten kann :wink:

Aber wo sind CR und SF "dünnplottig" ?

Ich sehe da mitunter in der ersten halben Stunde mehr Story als in manchen Roger Moore-Filmen...

Bei deiner restlichen Meinung muss ich dir sagen, dass die Fans aber sehr vieles anders sehen. Nach CR sind Craigs Kritiker (sowohl Fans als auch die richtigen Filmkritiker) schlagartig verstummt. Craig wird als Bond von der überzähligen Anzahl der Fans als außerordentlich guter Bond empfunden.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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[/quote]

Aber wo sind CR und SF "dünnplottig" ?[/quote]

Das denke ich, ist auch dem Zeitgeist des Filmemachens geschuldet. Daß so mancher Moore-Schinken heute wie Klamauk wirkt, ist auch nachvollziehbar. Aber: dort (und vor allem in den Brosnan-Bonds) gab es dennoch gute Drehbücher mit immer neuen Szenen und Aktionen bzw. verwobenen Strängen. Und jetzt schauen wir uns mal die Craig-Bonds an; ganz ehrlich: was passiert denn da? Die Story ist äußerst simpel und dünn und wird einzig durch die Schauspieler und eben den vermeintlichen charakterlichen Tiefgang bzw. dem Kokettieren zum Alt-Bond am leben erhalten. Möchte wirklich jemand ernsthaft behaupten, daß in Skyfall mehr/genauso viel passiert wie in Der Morgen stirbt oder Moonraker? Selbst relativ vermeintlich langsame Filme wie Moonraker, Der Spion ...oder In tödlicher Mission haben mehr Handlungsgeschehen wie die neuen Bonds - allerdings fällt das nicht so auf, da heute eben alles durch schnelle Schnitte, vermeintliche "Charakterstudien" und im Notfall durch die gute alte Action verdeckt wird.
Skyfall, CR und EQT würde ich mir z. b. auch kein drittes oder viertes Mal anschauen; aus einem ganz einfachen Grund: sie sind für meinen Geschmack einfach nicht spannend und interessant genug.

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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ParisFirm hat geschrieben:
Das denke ich, ist auch dem Zeitgeist des Filmemachens geschuldet. Daß so mancher Moore-Schinken heute wie Klamauk wirkt, ist auch nachvollziehbar. Aber: dort (und vor allem in den Brosnan-Bonds) gab es dennoch gute Drehbücher mit immer neuen Szenen und Aktionen bzw. verwobenen Strängen. Und jetzt schauen wir uns mal die Craig-Bonds an; ganz ehrlich: was passiert denn da? Die Story ist äußerst simpel und dünn und wird einzig durch die Schauspieler und eben den vermeintlichen charakterlichen Tiefgang bzw. dem Kokettieren zum Alt-Bond am leben erhalten. Möchte wirklich jemand ernsthaft behaupten, daß in Skyfall mehr/genauso viel passiert wie in Der Morgen stirbt oder Moonraker? Selbst relativ vermeintlich langsame Filme wie Moonraker, Der Spion ...oder In tödlicher Mission haben mehr Handlungsgeschehen wie die neuen Bonds - allerdings fällt das nicht so auf, da heute eben alles durch schnelle Schnitte, vermeintliche "Charakterstudien" und im Notfall durch die gute alte Action verdeckt wird.
Skyfall, CR und EQT würde ich mir z. b. auch kein drittes oder viertes Mal anschauen; aus einem ganz einfachen Grund: sie sind für meinen Geschmack einfach nicht spannend und interessant genug.
Naja gerade CR und SF haben sehr viel Handlung. Da passiert ne Menge in den Filmen, mit Sichertheit nicht weniger als bei TSWLM oder MR.
Bei SF mal allein rein auf die Handlung:
- Bond wird getroffen und stirbt fast. Er nimmt sich eine Auszeit, da er sich verraten fühlt.
- M wird vom Wikileakszeitalter eingeholt und muss sich mit der öffentlichen Forderung nach Transparenz stellen.
- Die Enthüllungen werden dabei von einem ehemaligen Agenten gemacht, der sich für den MI6-Verrat an ihn rächen will.
- Bond kommt aus Loyalität zum Mi6 / England zurück, auch wenn er mit M nicht so gut kann und immernoch verletzt ist.
- M lässt Bond den Einsatz wahrnehmen obwohl er nicht fit genug ist.

usw.

Da ist jede Menge Handlung drin. Bei frühren Filmen war das Schema doch so: Bond bekommt einen Auftrag (die Entstehung einer Krise wird nach der PTS gezeigt) und arbeitet sich dann bis zum Oberschurken durch.
Skyfall ist voller Handlung und nimmt sich (im Gegensatz zu QOS, sorry Maibaum!) wirklich alle Zeit diese auch gut zu erzählen. An Themen und Tiefe mangelt es in SF wirklich nicht.

Im Vergleich dazu fand man bei Brosnan in TND und TWINE zwar auch noch das alte Schema, aber das Einfließen von Tragik (Paris Carver in TND) oder überraschenden Storywendungen (Elektra als Schurke in TWINE) wurde nur halbherzig umgesetzt.
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

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ParisFirm hat geschrieben:Skyfall, CR und EQT würde ich mir z. b. auch kein drittes oder viertes Mal anschauen; aus einem ganz einfachen Grund: sie sind für meinen Geschmack einfach nicht spannend und interessant genug.
Wo sind denn die Moore-Filme bitte spannend?
In Moonraker gibt es ein paar interessant inszenierte Szenen wie die Szene, in der Corinne von den Hunden durch den Wald gejagt wird, oder die Szene, in der Beißer mit Karnevals Kostüm in Rio in der dunklen Gasse auftaucht.
Aber der Rest des Films sind doch nur billig aneinandergereihte Sketche. Wirkliche Spannung kommt da nie auf.
Und was soll es da für eine interessante Handlung geben? Drax plant a la Noah eine neue "Rasse" im All zu züchten, die restliche Erdbevölkerung zu vergasen, um dann einen Neuanfang auf der Erde zu starten.

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

401
"Skyfall" ist sicherlich Craigs bester Bond-Film, der mit seinen düsteren Untertönen modern angelegt ist. Der beste 007-Streifen ist er nicht. Seit Brosnan vermisse ich die Lässigkeit an Bond. Regisseur Lewis Gilbert hat es Ende der 1970er Jahre einmal so formuliert: Mit Blick auf Roger Moores Interpretation von Bond (wie auch immer man dazu stehen mag) sagte er: "Es macht Spaß, an einen Menschen zu glauben, der unfehlbar ist." Dies muss nicht bedeuten, dass ich einen bondschen Supermann möchte, der fliegt (siehe Brosnan in "GoldenEye") und übermenschliche Kräfte hat. Im Umkehrschluss kann ich aber auch keinen depressiven, müden, zitternden, kurz: realistischen Bond gutheißen. Das hatte wir mit Timothy Dalton schon einmal - und wie es geendet hat, ist auch bekannt: Ein privater Rachefeldzug, der ganz untypisch für 007 war.
Kino bedeutet für mich Unterhaltung, Ablenkung vom Alltag. Wenn ich Realismus möchte, brauche ich nicht ins Kino gehen, sondern mir nur unsere tägliche Welt anschauen und mich mit Streifenpolizisten oder Soldaten, die aus Afghanistan zurückgekehrt sind, unterhalten.
Einen Hoffnungsschimmer habe ich dennoch: Craig ist ironischer geworden. Denn nur mit subtilem Humor lassen sich die Widrigkeiten der (Agenten)welt ertragen.

Re: Reviews und Kritiken zu SKYFALL

405
Thunderball1965 hat geschrieben:Wenn Bondfime schon Tiefe, Drama etc brauchen, wie schlecht müssen dann die Ideen sein?!
SF, EQT, CR (wobei der Film natürlich ein Buch als Vorbild hatte) hatten mindestens genauso gute Ideen wie die Bondfilme davor(gemittelt).
Wenn die Filme dann mit Tiefe umgesetzt werden, ist es doch umso schöner.