Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Beim ersten Mal habe ich es bestimmt auch nicht gewusst, aber wenn man etwas mehr Seherfahrung hat, dann weiß man daß es immer die Typen sind die nie verdächtig sind aber trotdem öfter auftauchen. Das Agatha Christie Prinzip.

Bei Filmen ist es noch einfacher als in den Büchern, da es dann immer auch noch etwas prominentere Darsteller sind.
Da hast du natürlich völlig recht. Besagte Figur kommt eigentlich schon etwas zu häufig vor als dass man sie als routinierter Hobbykriminologe nicht auf der Rechnung hätte. Der eigentlich auch viel gelungenere Twist ist in dem Film die Kinskirolle, die sich erstaunlicherweise ja am Ende ganz wo anders wiederfindet als man es gedacht hätte (und wie es ja auch in den Wallacefilmen die Regel war).
Maibaum hat geschrieben: Erschrecken konnten mich die Wallace Filme glaube ich nicht, aber sie waren halt sauspannend. Zum Erschrecken hätten es schon richtige Horrorfilme sein müssen.
Ich musste neulich schmunzeln, als ich einen Text von Oliver Kalkofe las, in dem er ein ganz ähnliches Kindheitserlebnis beim Hexer beschrieb wie ich es bei den Toten Augen hatte. Mit sechs Jahren nimmt man die Welt halt noch etwas anders wahr. Wobei ich sagen muss: auch heute noch finde ich die Toten Augen enorm atmosphärisch und auch ganz schön gruselig. Man ist halt mittlerweile viel abgestumpfter, aber für einen Film von 1961 ist das schon beachtlich.
Maibaum hat geschrieben: Die letzten 4 (teils mit Gialli Elementen versehen) laufen nur selten im TV, oder?
Ich kenn die auch nur von der DVD, gerade der letzte Stecknadelfilm mit der Musik von Morricone ist absolut empfehlenswert. In Brauners „Bryan Edgar Wallace“-Epigonen-Reihe legte ja auch Giallo-Godfather Dario Argento einige sehr sehenswerte Genrevertreter hin.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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danielcc hat geschrieben:gibts eigentlich eine komplette dvd sammlung?

gab es nicht vor wenigen jahren noch mal neue verfilmungen???

und hat edgar wallace eigentlich auch king kong geschrieben oder hab ich das jetzt total falsch in erinnerung???
ja, ja und ja.

Die Rialtofilme werden in Schubern zu je 4 Filmen angeboten, man bekommt aber auch alle 32 Filme via ebay als Komplettpaket.

Die Neuverfilmungen entstanden in den 90er Jahren fürs Fernsehen (RTL), sollen qualitativ aber unter aller Kanone sein und die meisten wurden auch erst Jahre später bei SuperRTL gezeigt was allein schon ziemlich bezeichnend ist.

Edgar Wallace hat das Drehbuch für King Kong mitentwickelt, starb aber bevor der Film fertiggestellt wurde.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Es gab ja auch schon Wallace Verfilmungen in den 30gern, ich glaube der alte Zinker lief kürzlich auf Arte, aber als die eigentliche Wallace Reihe gelten diese 32 Rialto Filme die von 59 bis 72 entstanden.

Es aber aber natürlich in 60gern eine Reihe ähnlicher Filme die versuchten auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Einige basierten sogar auf Original Wallace Romanen, und hatte auch einige der für die Reihe typischen Darsteller in den Hauptrollen.
Atzr Brauner kramte superclever einen gewissen Bryan Edgar Wallace hervor, der ein Sohn von Edgar war und auch ein paar Romane geschrieben hatte. Aber auch sonst war es kein Problem Düster Krimis mit ähnlich klingenden Titeln zu kreieren. Was natürlich die Marktsättigung noch beschleunigte.

Eigentlich war Wallace ohnehin nur ein Markenname der sich verkaufen ließ. Ich nehme mal an das auch die Original Wallace Filme nicht immer viel mit ihren Romanvorlagen zu tun hatten. Da weiß Anatol vielleicht mehr drüber.

Re: Der Edgar Wallace Thread

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In Punkto Vorlagentreue verhielten sich die Wallacefilme ähnlich wie die Bondfilme. Die ersten übernahmen das Grundhandlungsgerüst noch weitestgehend und versetzten es in die Gegenwart, dann wurden noch die Hauptfiguren benutzt und ab Mitte der 60er waren es meistens nur noch die Titel, den die Filme mit den Romanen gemein hatten.

Brauner hatte als Konkurrenz zu den Rialto-Filmen ja gleich mehrere Eisen im Feuer. Zum einen hatte er die Filmrechte am Originalwallaceroman „Die gelbe Schlange“, welchen er unter dem Titel „Der Fluch der gelben Schlange“ 1962 mit den Wallacestars Fuchsberger, Grothum, Arent und Braun verfilmte. Dann war da die Dr Mabuse-Reihe, die er ab 1960 als direkte Konkurrenz zu Wallace ins Rennen schickte (u.a. mit Reinl, Fröbe, Dor, Lowitz, Berber und Peters). Ab 1962 verfilmte er zudem Romantitel des deutschen Krimiautors Louis Wilton Weinert, auch hier wieder mit zahlreichen aus den Wallacefilmen bekannten Stars. Und natürlich Brauners wohl kühnster Coup, als er Filme „nach Vorlagen“ des Wallacesohnes Bryan Edgar produzierte, die jedoch in der Regel außer dem zugkräftigen Namen des Wallacefilius nix mit diesem zu tun hatten. Dass sich auch hier diverse Wallace-Veteranen die Klinke in die Hand gaben muss denke ich nicht explizit erwähnt werden. Und ähnlich wie bei seinen Karl May-Konkurrenzproduktionen gab auch hier der Erfolg Brauner letztlich recht. Horst Wendlandt ging zwar mehrmals gerichtlich gegen ihn vor, konnte aber keine wirkliche juristische Handhabe gegen die Braunerfilme erlangen.

Die Frage, ob die Vielzahl an Rialtoverfilmungen und den diversen Epigonen den Markt zu schnell gesättigt haben stellt sich natürlich zwangsläufig. Hier ist gerade die Bondreihe der Gegenentwurf dazu, da hier trotz eines gemessen an heutigen Maßstäben ebenfalls recht hohen Outputs in der gleichen Zeit gerade einmal sieben Filme entstanden gegenüber den 32 aus der Rialtoschmiede. Der Schluß, dass weniger und vielleicht dadurch auch hochwertigere Produktionen die Wallaceserie länger hätte leben lassen liegt da nahe. Wenn man sich aber einmal die Zuschauerzahlen der Rialtofilme heranzieht und diese mit denen der Bondfilme in Deutschland vergleicht, so stellt man fest dass Wallace mit über 66 Millionen Zuschauern (davon immerhin noch 22 Millionen ab 1965, also bereits nach dem Höhepunkt der Serie) doppelt so viele Leute ins Kino lockte wie die Bondfilme im gleichen Zeitraum in Deutschland, und das immerhin auf dem Zenith ihres Erfolges. Und dies wiederum gibt Wendlandts „Aldi“-Strategie im Nachhinein betrachtet ultimativ recht.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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ich hab die Zahlen aus folgenden Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Edgar-Wallace-Filme

http://1686.homepagemodules.de/t60813f2 ... ahlen.html

57 Millionen auf 7 Filme kommt mir auch zu hoch vor, das wären ja fast 8,5 Millionen pro Film und das trotz des "Ausreissers" OHMSS. Woher stammen denn deine Zahlen?

Zu den Karl May-Filmen kann ich dir leider keine Zahlen nennen.
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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Von InsideKino.de: http://www.insidekino.de/DJahr/DPRE1973.htm

Die Zahlen sind zwar geschätzt, passen aber zu den 60gern und der Tatsache daß Bond damals eine ganz andere Popularität hatte als später.

TB hatte demnach ca 12 Mio Zuschauer

Die Wallace Zahlen belegen das die Filme erfolgreich waren, aber weit, weit entfernt von den richtigen Kassenknüllern der damaligen Zeit.

Ich meinte mal einen Wert für Der Schatz im Silbersee gelesen zu haben der bei 25 mio lag. Das wäre dann wirklich ein Knüller gewesen ,aber ich denke das stimmt dann doch nicht.

Re: Der Edgar Wallace Thread

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Maibaum hat geschrieben:Von InsideKino.de: http://www.insidekino.de/DJahr/DPRE1973.htm

Die Zahlen sind zwar geschätzt, passen aber zu den 60gern und der Tatsache daß Bond damals eine ganz andere Popularität hatte als später.

TB hatte demnach ca 12 Mio Zuschauer

Die Wallace Zahlen belegen das die Filme erfolgreich waren, aber weit, weit entfernt von den richtigen Kassenknüllern der damaligen Zeit.

Ich meinte mal einen Wert für Der Schatz im Silbersee gelesen zu haben der bei 25 mio lag. Das wäre dann wirklich ein Knüller gewesen ,aber ich denke das stimmt dann doch nicht.
Ist wie beim Thema Einspielerlöse: viele unterschiedliche Zahlen, die Wahrheit liegt dann vielleicht irgendwo in der Mitte (oder doch ganz wo anders :lol: ). Aber egal wie hoch die Bondzahlen auch waren: in jedem Fall zeigt sich, dass Wendlandt mit seiner Viel-Filme-Taktik letztlich nicht weniger Erfolg hatte wie die Bondfilme mit ihren eher auf Anspruch und Exklusivität ausgerichteten Produktionen.

Die 25 Millionen für den Silbersee können aber nicht mal annähernd stimmen. Der erfolgreichste deutsche Film ist immer noch Otto-Der Film mit etwas über 14 Millionen Zuschauern. Da sind aber auch über 6 Millionen Zuschauer aus der ehemaligen DDR mit beeinhaltet. Den Luxus einer gemeinschaftlichen Ost- und West-Kino-Auswertung hatte ja beileibe auch nicht jeder West-Film. Ich würde bei den erfolgreichsten Karl May-Filmen (Silbersee/Winnetou I/Old Shatterhand) so um die 5 Millionen Zuschauern schätzen, da sie aufgrund der niedrigeren Altersfreigabe und der höheren Schauwerte etwas erfolgreicher waren als die besten Wallace-Filme.
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Die geschätzten Zuschauerzahlen in Deutschland

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Es heißt unter der Hand, dass bis 1968 Zuschauerzahlen an den Kinokassen in der Bundesrepublik Deutschland nicht wirklich richtig erfasst worden sind, so dass die zeitlich vor diesem Termin gestarten Filme auf Schätzungen basieren, wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Teil der - wie etwa in dieser bei wikipedia veröffentlichten - Bestenliste ganz oben positonierten Filme ihr Ergebnis aber auch (erst) durch mehrfache Wiederaufführungen erreicht haben.
Dadurch erklärt sich auch warum Walt Disneys "Dschungelbuch" auf über 27 Millionen Zuschauer in Deutschland kommt.


Bezüglich Wendtlandtscher Karl May-Erfolge aus den Sechzigern wird geschätzt, dass beispielsweise "Der Schatz im Silbersee" (1962) von rund 17 Millionen Zuschauer in seiner Gesamtlaufzeit von 1962 bis 1971 gesehen wurde. Dabei war die erste Fassung mit FSK 12 vermerkt und wurde erst 1964 auf FSK 6 runtergefahren, nach dem einige Gewaltszenen herausgenommen worden sind.
Im Vergleich dazu wird vermutet, dass "Goldfinger" (1964) auf rund 11 Millionen Zuschauer in Deutschland gekommen sei, wobei die letzten Wiederaufführungen bis 1984 gingen. Der Bond-Klassiker war dabei für rund anderthalb Dekaden als FSK 16-Fassung im Umlauf bevor man Ende der Siebziger / Anfang der Achtziger nach entsprechenden Filmschnitten den Beitrag auf FSK 12 gekürzt hat.


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Re: Der Edgar Wallace Thread

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Photographer, die Wikipedia ist die Inside Kino Liste.

Das Dschungelbuch hatte sogar bei den Wiederaufführungen mehr Zuschauer als am Anfang. Auch 2001 hatte bei seiner WA Ende der 70ger mehr Zuschauer als in 68. Das sind dann aber die großen Ausnahmen.

Der erfolgreichste deutsche Film ist Otto auch wieder nur in dieser Inside Kino Liste seit 1968.

Ich hatte mal eine andere Liste die die gesamten Zuschauerzahlen eines jeden Jahres erfassten, und die zeigte das in den 50gern ein vielfaches an Tickets verkauft wurde als heutzutage. Und auch Mitte der 60ger waren das noch ganz andere Zuschauermassen als in den 70gern.

Re: Der Edgar Wallace Thread

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ui, 17 Millionen, da lag ich ja mit meinen 5 Millionen mächtig daneben. Erstaunlich, wenn man bedenkt das die BRD damals ja keine 60 Millionen Einwohner hatte. Mit dem Schatz im Silbersee als erfolgreichstem deutschen Film kann ich aber auch bedeutend besser leben als mit dem platten ersten Otto-Filmchen :lol:
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