Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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Ok, schwieriges Thema, bei vielen Stammsprechern hinterfragt man gar nicht mehr die eigentlich vorhandenen Unterschiede. Mir war nur Sanchez in Erinnerung, weil ich durch das erstmalige Schauen des Originals ihn plötzlich für viel spannder gehalten habe.

Was den Dialekt angeht: Immer wenn im Originalfilm deutsch gesprochen wird, ist das natürlich schierig. Ich würde keinen Dialekt bevorzugen. Die Frage ist: Soll Metz im Original durch den deutschen Dialekt eine Witzfigur sein, oder eben ein aus Deutschland stammender Wissenschafler? Die deutsche Synchro macht klar Ersteres aus ihm.

Etwas witziges habe ich zuletzt in Unknown Identity gesehen, der ja in Deutschland spielt. Da gibt es eine Szene, in der jemand ständig alles nachplappert im Dialog mit Liam Neeson. Hab mich gefragt, was das solle, bis mir einfiel: Ach so, der eine redet im Original vermutlich Deutsch, und der andere übersetzt es, damit der Neeson Charakter es versteht :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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danielcc hat geschrieben:Ok, schwieriges Thema, bei vielen Stammsprechern hinterfragt man gar nicht mehr die eigentlich vorhandenen Unterschiede. Mir war nur Sanchez in Erinnerung, weil ich durch das erstmalige Schauen des Originals ihn plötzlich für viel spannder gehalten habe.

Was den Dialekt angeht: Immer wenn im Originalfilm deutsch gesprochen wird, ist das natürlich schierig. Ich würde keinen Dialekt bevorzugen. Die Frage ist: Soll Metz im Original durch den deutschen Dialekt eine Witzfigur sein, oder eben ein aus Deutschland stammender Wissenschafler? Die deutsche Synchro macht klar Ersteres aus ihm.

Etwas witziges habe ich zuletzt in Unknown Identity gesehen, der ja in Deutschland spielt. Da gibt es eine Szene, in der jemand ständig alles nachplappert im Dialog mit Liam Neeson. Hab mich gefragt, was das solle, bis mir einfiel: Ach so, der eine redet im Original vermutlich Deutsch, und der andere übersetzt es, damit der Neeson Charakter es versteht :-)
Ja, an die Szene kann ich mich auch erinnern! Solche Szenen gibts immer mal wieder, gerade wenn die deutsche Sprache im Original vorkommt ist das keine einfache Sache für die Synchro.

Zu dem Thema fällt mir auch Hitchcocks Rettungsboot ein, der vor einigen Jahren erstmals synchronisiert wurde. Darin gehts ja um eine Gruppe englischer/amerikanischer Schiffsbrüchiger im 2. Weltkrieg, die einen deutschen Schiffsbrüchigen an Bord nehmen. In der Synchro hat man dann aus dem Deutschen einen Holländer gemacht. Klingt zunächst saudumm, ist aber eine prima Lösung gewesen, da so durch die holländischen Passagen das Verständigungsproblem gut abgebildet wurde.

Bei Metz hast du natürlich im Kern schon recht, das Sächseln macht aus einer unbedeutenden, blassen Rolle einen Clown. Das ist dann bei der Größe bzw der geringen Größe der Rolle aber eigentlich wirklich Geschmackssache, ob einem diese Albernheit gefällt oder nicht. Witzig finde ich, dass ich bei Erstkontakt mit DAF, da war ich so 10-11 Jahre alt, ja ernsthaft gedacht habe: cool, die haben einen sächselnden Deutschen in einer englischen Großproduktion besetzt! Erst später wurde mir dann klar, dass das ja nur eine Erfindung der Synchro war. Ähnlich ging es mir mit "Graf Lippe aus Detmold" (übrigens immer noch einer meiner absoluten Lieblingssprüche in den Bondfilmen, obwohl natürlich völlig werkuntreu), da dachte ich auch: "erstaunlich, dass die in England Detmold kennen!". Naja, ich war halt noch jung und naiv. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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Gleiches wie für den Count Lippe gilt auch für die Gräfin in FYEO. Auch da hat man den einen Spruch bzgl. ihrer Herkunft anders übersetzt. Ich weiß aber nicht mehr genau was und wie. Im Deutschen sagt sie ja "upps, ich bin beinahe ausjejlitten" oder sowas. Das ist im Original ganz anders
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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danielcc hat geschrieben:Gleiches wie für den Count Lippe gilt auch für die Gräfin in FYEO. Auch da hat man den einen Spruch bzgl. ihrer Herkunft anders übersetzt. Ich weiß aber nicht mehr genau was und wie. Im Deutschen sagt sie ja "upps, ich bin beinahe ausjejlitten" oder sowas. Das ist im Original ganz anders
Genau, die Dame kommt ja auch nicht wie sie in der deutschen Fassung behauptet aus Breslau sondern erzählt Bond wenn ich mich recht ans Original erinnere wo sie so gut englisch gelernt hat. Auch ihren Namen hat man ja in der deutschen Fassung von "Lisl von Schlaf" in "Lisa von Sarn" geändert. Wobei ich sagen muss, dass ich das für eine gute Entscheidung halte, da der Originalname auf deutsch für ungewollte Komik sorgen und somit die Figur auch der Lächerlichkeit preisgeben würde (hier denke ich so wie du bei Metz, wobei ich finde dass da die Gräfin eine dramatischere Rolle spielt hier der Lächerlichkeitsfaktor noch weit schwerer wiegen würde).

Nicht zu vergessen auch Sheriff "Nepomuk" Pepper in der deutschen Fassung von LALD. Da hat man wohl dem deutschen Publikum das typisch amerikanische "JW" noch nicht zugetraut. 10 Jahre später zur Hochzeit von Dallas und "JR" wäre das wohl kein Thema mehr gewesen. Wobei es das ja dann auch in TMWTGG schon nicht mehr war, wo der gute Pepper seinen richtigen Namen auch in der deutschen Fassung hatte.
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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AnatolGogol hat geschrieben: Auch ihren Namen hat man ja in der deutschen Fassung von "Lisl von Schlaf" in "Lisa von Sarn" geändert. Wobei ich sagen muss, dass ich das für eine gute Entscheidung halte, da der Originalname auf deutsch für ungewollte Komik sorgen und somit die Figur auch der Lächerlichkeit preisgeben würde

Ähem...Pussy Galore...Plenty 'o Tool...Honey Rider...
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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danielcc hat geschrieben:
AnatolGogol hat geschrieben: Auch ihren Namen hat man ja in der deutschen Fassung von "Lisl von Schlaf" in "Lisa von Sarn" geändert. Wobei ich sagen muss, dass ich das für eine gute Entscheidung halte, da der Originalname auf deutsch für ungewollte Komik sorgen und somit die Figur auch der Lächerlichkeit preisgeben würde

Ähem...Pussy Galore...Plenty 'o Tool...Honey Rider...
Nicht zu vergessen: Holly Goodhead

Aber im Ernst: ob man als deutscher so was auf deutsch hört oder auf englisch ist dann schon nochmal ein Unterschied.

Plenty O´Toole hiess auf deutsch ja auch "Penny O´Toole", dafür haben sie in der deutschen Fassung den fast unübersetzbaren Dialog mit 00 im Casino aber wirklich großartig interpretiert (siehe meine Signatur)
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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AnatolGogol hat geschrieben:Plenty O´Toole hiess auf deutsch ja auch "Penny O´Toole", dafür haben sie in der deutschen Fassung den fast unübersetzbaren Dialog mit 00 im Casino aber wirklich großartig interpretiert (siehe meine Signatur)
da kenne ich wiederum den Originalspruch nicht...
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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danielcc hat geschrieben:
AnatolGogol hat geschrieben:Plenty O´Toole hiess auf deutsch ja auch "Penny O´Toole", dafür haben sie in der deutschen Fassung den fast unübersetzbaren Dialog mit 00 im Casino aber wirklich großartig interpretiert (siehe meine Signatur)
da kenne ich wiederum den Originalspruch nicht...
"Hi I´m Plenty, Plenty O´Toole"
"Named after your Father?"

Wie will man sowas auch übersetzen?

Edit: vollständig heisst das ganze:
"Hi I´m Plenty!"
"But of course you are!"
"Plenty O´Toole!"
"Named after your Father perhaps?"

und auf deutsch wurde daraus:
"Hi, ich bin Penny!"
"Die Auslage ist mehr wert!"
"Penny O´Toole!"
"O du irisches Milchgeschäft!"

Grandios gelöst!
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Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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Ich glaube nicht, dass ein ansich nicht so guter Film besser empfunden wird, wenn ein super Schauspieler Bond spielt. Zum Beispiel ist Daniel Craig einer meiner Lieblingsschauspieler, aber trotzdem hat mich Ein Quantum Trost ein wenig enttäuscht.
Hätte da jetzt auch noch ein verdammt mieser Darsteller die Hauptrolle gekriegt, wäre das sicherlich ein Punkt gewesen, um noch weiter abzuwerten, aber das ist ja in jedem Film so.
''Was wird die Welt sagen, wenn sie erfährt, dass Sie gestorben sind, als Sie mir die Eier massiert haben?!''

Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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Ich muss sagen, dass mir bei Bond immer das Gesamtpaket wichtig ist. Ich schaue mir die Filme nicht an, weil ich einen Connery- oder Dalton-Film sehen will, sondern einen Bond-Film. Die Unstimmigkeiten in der Qualität der Performances sind für mich auch meistens mit dem jeweiligen Konzept des Films verbunden und deswegen nur schwer getrennt zu betrachten. Hier ein paar Beispiele:

YOLT: Connery wirkt etwas routiniert und lustlos, aber: Das Comic-Konzept des Films verlangt ihm auch nicht viel mehr ab. Eine Performance wie in FRWL war auch gar nicht nötig, weswegen er hier nicht negativ auffällt.

OHMSS: EON wollte einen zweiten Connery - und bekamen den unerfahrenen Lazenby, ein Typ, der mehr eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit und Unverbindlichkeit ausstrahlt. In manchen Szenen hat das genützt, in manchen auch geschadet. Einen Lazenby-Film haben wir nie bekommen... (kann sich eigentlich irgendwer vorstellen, dass Bond alá Connery sich in irgendeine Frau ernsthaft verlieben könnte?)

DAF: Connery spielt lässig und überironisch - aber passt das nicht zu diesem trashig-parodistischen Film?

LALD: Der spiegelglatte Moore im dreckigen Harlem und in den unergründlichen Sümpfen Louisianas - was für ein amüsanter Kontrast

AVTAK: Moore legt ein gute Darstellung ab, wirkt aber zu alt für die ganzen halsbrecherischen Stunts. Einer der Filme, in dem der Hauptdarsteller ein Schwachpunkt ist, aber eben nicht unbedingt schauspierisch.

TLD: Dalton gibt einen glaubhaften, toughen Agenten, versagt aber in diesem abwechslungsreichen Streifen, wenn es um Witz, Charme und Weltläufigkeit geht - der zweite Film wurde dann zu 100% ein stimmiger Dalton-Film

GE: Brosnan gibt eine reichlich unausgeglichene Dressman-Darstellung ab, was aber durch die plakativ-nervigen Dialoge und die unrunde Inszenierung noch unterstützt wird. So stellt sich Tante Elfriede aus Lüttich den typischen Bond vor.

Vorauf ich hinaus will: Den Versager-Bond, der einen ganzen Film mit sich runterzieht, gibt es nicht. Drehbuch, Dialoge, Ton des Films sind von der Darstellung kaum zu trennen, ansonsten müsste man Was-wäre-wenn-Spekulationen anstellen.

Re: Wechselwirkung Film – Bonddarsteller

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felixleitner hat geschrieben:Ich muss sagen, dass mir bei Bond immer das Gesamtpaket wichtig ist. Ich schaue mir die Filme nicht an, weil ich einen Connery- oder Dalton-Film sehen will, sondern einen Bond-Film. Die Unstimmigkeiten in der Qualität der Performances sind für mich auch meistens mit dem jeweiligen Konzept des Films verbunden und deswegen nur schwer getrennt zu betrachten. Hier ein paar Beispiele:

YOLT: Connery wirkt etwas routiniert und lustlos, aber: Das Comic-Konzept des Films verlangt ihm auch nicht viel mehr ab. Eine Performance wie in FRWL war auch gar nicht nötig, weswegen er hier nicht negativ auffällt.

OHMSS: EON wollte einen zweiten Connery - und bekamen den unerfahrenen Lazenby, ein Typ, der mehr eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit und Unverbindlichkeit ausstrahlt. In manchen Szenen hat das genützt, in manchen auch geschadet. Einen Lazenby-Film haben wir nie bekommen... (kann sich eigentlich irgendwer vorstellen, dass Bond alá Connery sich in irgendeine Frau ernsthaft verlieben könnte?)

DAF: Connery spielt lässig und überironisch - aber passt das nicht zu diesem trashig-parodistischen Film?

LALD: Der spiegelglatte Moore im dreckigen Harlem und in den unergründlichen Sümpfen Louisianas - was für ein amüsanter Kontrast

AVTAK: Moore legt ein gute Darstellung ab, wirkt aber zu alt für die ganzen halsbrecherischen Stunts. Einer der Filme, in dem der Hauptdarsteller ein Schwachpunkt ist, aber eben nicht unbedingt schauspierisch.

TLD: Dalton gibt einen glaubhaften, toughen Agenten, versagt aber in diesem abwechslungsreichen Streifen, wenn es um Witz, Charme und Weltläufigkeit geht - der zweite Film wurde dann zu 100% ein stimmiger Dalton-Film

GE: Brosnan gibt eine reichlich unausgeglichene Dressman-Darstellung ab, was aber durch die plakativ-nervigen Dialoge und die unrunde Inszenierung noch unterstützt wird. So stellt sich Tante Elfriede aus Lüttich den typischen Bond vor.

Vorauf ich hinaus will: Den Versager-Bond, der einen ganzen Film mit sich runterzieht, gibt es nicht. Drehbuch, Dialoge, Ton des Films sind von der Darstellung kaum zu trennen, ansonsten müsste man Was-wäre-wenn-Spekulationen anstellen.
Ich würde die meisten deiner Punkte so unterschreiben (ich finde mit dem alten Pierce gehst du etwas zu hart ins Gericht). Ich denke auch nicht, dass ein schwacher Darsteller einen ganzen Film ruinieren kann bzw ein Topfilm eine absolute schauspielerische Null wie einen Olivier wirken lässt. Aber ich denke wir nehmen die Wechselwirkung zwischen der Qualität der Filme und der Darsteller schon nuanciert wahr. Wem CR als Film nicht zusagt hat vermutlich auch mit Craig bzw seiner Darstellung ein Problem. Wer Moores Bond liebt wird auch in TMWTGG keinen Totalausfall sehen. Ich glaube die Bonddarsteller sind zu prägend für die Rollenauslegung (Laiendarsteller GL mal außen vorgelassen), als dass sie in der Wahrnehmung des Publikums nicht zu einem beträchtlichen Teil auch die wahrgenommene Qualität eines Filmes bestimmen.
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