Wie findet ihr FYEO?

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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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So, jetzt habe ich mir auch FYEO noch einmal zu Gemüte geführt, und er gefiel mir jetzt doch wieder besser als beim letzten Mal:
Maibaum hat geschrieben:For Your Eyes Only ist der JB Film der beim Wiedersehen mit am meisten gelitten hat. Es war für mich immer der Drittbeste aus der Roger Ära (zu der auch NSNA gehört). Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Das ist alles so fade inszeniert, das selbst die spektakulär gemeinten "Establishing Shots" auf die großartigen Landschaften vollkommen bieder wirken. Auch an der damals aufregenden Skiverfolgung hat der Zahn der Zeit genagt, da sie zwar spktakuläre Stunts, aber wenig visuelle Raffinese aufweist. Nicht zu vergessen die Untermalung mit 80ger Jahre Musik, die zu den Sünden des Jahrzehnts gehört. Ganz armselig ist dagegen die Schießerei am Lagerhaus.

Ein weiteres Manko ist natürlich dass FYEO auch kein interessantes Finale aufweist, also der vermeintliche Höhepunkt keiner ist, sondern eher so dahinplätschert. Dazu kommt dann noch Moores Alter, eine PTS ohne Bezug zur Handlung (aber spektakulär, dann aber wieder halbwegs ruiniert durch den Blofeld Bezug), ein paar schwache Gags, ein eher blasser Schurke und mit Carole Bouquet ein Bond Girl, das zwar ziemlich schön, aber zu kalt ist um zu wirken (Bouquet war immer nur gut wenn sie Rollen hatte die ihre kühle Erscheinung thematisierten).

So schlecht wie das jetzt alles klingt, ist der Film aber dann doch nicht. Er hat auch durchaus gute und gelungene Momente und ist letzendlich doch noch einmal ein solider und unterhaltsamer Bond mit einer guten, abwechlunsreichen Geschichte, ein Bond der es einfach nur versäumt sein Potential auszuschöpfen und sich zu oft mit Halbherzigkeiten zufrieden gibt.

6/10
Die biedere Inszenierung hat mich auch nicht mehr so gestört, und manche Sachen empfand ich anders. Die Lagerhausschießerei ist nicht ganz so schwach, Carole Bouquet nicht ganz so kühl, Kristatos ein guter (wenn auch kein großer Schurke), die abschließende Auseinandersetzung auf dem Kloster zumindest ok und Moores Alter war nun wieder völlig egal.

Zu den Höhepunkten gehört sicherlich noch die finale Moore / Loque Szene und die Felsen Kletterei. Und die Geschichte ist vergleichsweise gut entwickelt, und findet vor allem nach dem abgehetzten MR Kuddel Muddel zu einem vernünftigen Timing zurück.

Alles in allem ein weitgehend angenehmer Bond Film mit leichten Abzügen in der B-Note. Aber es bleibt bei 6/10 Bondpunkten

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Maibaum hat geschrieben:Die biedere Inszenierung hat mich auch nicht mehr so gestört, und manche Sachen empfand ich anders. Die Lagerhausschießerei ist nicht ganz so schwach, Carole Bouquet nicht ganz so kühl, Kristatos ein guter (wenn auch kein großer Schurke), die abschließende Auseinandersetzung auf dem Kloster zumindest ok und Moores Alter war nun wieder völlig egal.

Zu den Höhepunkten gehört sicherlich noch die finale Moore / Loque Szene und die Felsen Kletterei. Und die Geschichte ist vergleichsweise gut entwickelt, und findet vor allem nach dem abgehetzten MR Kuddel Muddel zu einem vernünftigen Timing zurück.

Alles in allem ein weitgehend angenehmer Bond Film mit leichten Abzügen in der B-Note. Aber es bleibt bei 6/10 Bondpunkten
Die Verfolgung von Loque durch Bond in Albanien per pedes sowie der anschliessende „Cliffhanger“ empfinde ich auch als mit die besten Szenen des Filmes (was bei meiner Begeisterung für diesen Film schon was heisst). Moores Alter spielt für mich aufgrund seiner Rollenauslegung zwar eigentlich nie eine wirkliche Rolle, aber ich finde in FYEO geht er objektiv betrachtet gerade noch als Agent durch. Er ist wesentlich involvierter in die Action als 2 Jahre später in OP und wirkt wesentlich agiler (bestes Beispiel: die Hatz über die Treppen in Albanien). Vergleicht man das mit seiner „Treppenschleicherei“ auf dem Eifelturm vier Jahre später liegen das schon Welten dazwischen. Das Finale auf St. Cyril´s gefiel mir schon immer aufgrund seiner unübersehbaren Anlehnung an Die Kanonen von Navarrone, der Sylvester-Freifall ist für mich einer der spektakulärsten Stunts der Bondgeschichte. Die Action im Kloster ist zugegebenermaßen etwas unspektakulär im Vergleich zum üblichen bondschen Endkampfniveau.

Erstaunlich finde ich, wie gut du Julian Glover auf einmal einschätzt. Genau so (guter, aber kein großer Schurke) würde ich ihn auch einstufen. Wobei viel seiner „blassen“ Darstellung in der ersten Hälfte des Films seiner Rolle geschuldet ist und der Tatsache, dass man ihn in der Story bewusst unauffällig wirken liess um ihn aus dem Verdacht der Schurke sein zu können rauszuhalten. In der zweiten Filmhälfte finde ich spielt er seine Rolle so konsequent bitterböse, dass beim Zuschauer auch nicht ein Funke Sympathie für ihn aufkommt.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Noch mal was zur Format Diskussion.

Das ist zwar ein 2,35:1 Film, aber ich glaube der ist sehr "mittig" inszeniert. Man hat dann zwar das Breitbild, aber der Raum wird kaum ausgenutzt, das meiste was passiert findet in der Bildmitte statt. Entweder weil der Regisseur sich nicht kümmerte, oder weil man schon die 4:3 TV Aussstrahlungen im Auge hatte. Mittig inszenierte Filme sehen natürlich in Vollbildversionen besser aus, und sind leichter in der sogenannten "Pan & Scan" Methode zu bearbeiten.

(aber ich check das vielleicht besser noch einmal anhand der DVD)

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben:
Erstaunlich finde ich, wie gut du Julian Glover auf einmal einschätzt. Genau so (guter, aber kein großer Schurke) würde ich ihn auch einstufen. Wobei viel seiner „blassen“ Darstellung in der ersten Hälfte des Films seiner Rolle geschuldet ist und der Tatsache, dass man ihn in der Story bewusst unauffällig wirken liess um ihn aus dem Verdacht der Schurke sein zu können rauszuhalten. In der zweiten Filmhälfte finde ich spielt er seine Rolle so konsequent bitterböse, dass beim Zuschauer auch nicht ein Funke Sympathie für ihn aufkommt.
In Kombination mit Topol funktioniert das eigentlich ganz gut. Trotzdem ist Glover natürlich kein extrem auffälliger Schauspieler.

Das ist dann auch einer der wenigen Bonds wo der Schurke nicht von Anfang an feststeht. Und es ist sogar so gemacht das es zumindest nicht klar vorhersehbar war das er derjenige ist, oder ob Glover nicht doch einer von Bonds Edelhelfern ist.
(Eine Überraschung war es natürlich auch nicht als es sich dann offenbarte.)

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Maibaum hat geschrieben:In Kombination mit Topol funktioniert das eigentlich ganz gut. Trotzdem ist Glover natürlich kein extrem auffälliger Schauspieler.

Das ist dann auch einer der wenigen Bonds wo der Schurke nicht von Anfang an feststeht. Und es ist sogar so gemacht das es zumindest nicht klar vorhersehbar war das er derjenige ist, oder ob Glover nicht doch einer von Bonds Edelhelfern ist.
(Eine Überraschung war es natürlich auch nicht als es sich dann offenbarte.)
Diese Unauffälligkeit von Glover machte man sich 8 Jahre später dann ja auch bei Indy 3 zunutze, als er eine sehr ähnliche Rolle spielte. Zunächst wird er da ja auch als „guter“ Auftraggeber eingeführt, der im Laufe des Films sich dann aber als Verräter entpuppt. Spätestens als dann der Verdacht durch Columbo auf Kristatos fiel war die Sache natürlich durch. Aber trotzdem eine sehr interessante Variante den Schurken erst recht spät zu entlarven, gerade weil man so etwas in Bondfilmen sonst nicht sieht.
Maibaum hat geschrieben:Noch mal was zur Format Diskussion.

Das ist zwar ein 2,35:1 Film, aber ich glaube der ist sehr "mittig" inszeniert. Man hat dann zwar das Breitbild, aber der Raum wird kaum ausgenutzt, das meiste was passiert findet in der Bildmitte statt. Entweder weil der Regisseur sich nicht kümmerte, oder weil man schon die 4:3 TV Aussstrahlungen im Auge hatte. Mittig inszenierte Filme sehen natürlich in Vollbildversionen besser aus, und sind leichter in der sogenannten "Pan & Scan" Methode zu bearbeiten.

(aber ich check das vielleicht besser noch einmal anhand der DVD)
FYEO ist einer der ganz wenigen Bondfilme, die ich als Vollbild Pan&Scan VHS-Version kennengelernt habe (die alter Warner-Collection). Eigentlich um so erstaunlicher, dass mich trotz des kastrierten Formats der Film von Anfang an begeistert hat (was ja irgendwo deine These von der mittigen Inszenierung bestätigen würde). Dennoch erinnere ich mich noch sehr gut an den Aha-Effekt, als ich den Film dann endlich im richtigen Widescreen-Format gesehen habe. Eine bewusst mittige Inszenierung ist mir bislang eigentlich noch nie aufgefallen, ich habe aber ehrlich gesagt auch nie bewusst darauf geachtet. Da ich bei Erstsichtung der Widescreen-Version dann aber den Film fast noch mal optisch völlig neu (und deutlich imposanter) erlebt habe kann ich das dadurch zumindest nicht bestätigen.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

126
Ich glaube, bei meinen nächsten Bond-Sichtungen werde ich mal bewusst auf die Inszenierung und Kameraarbeit achten. Mir sind die 80er Filme insgesamt als sehr konservativ und durchschnittlich in Erinnerung was die Bilder angeht. Denke ich an FYEO (den ich schon 2 Jahre nicht mehr gesehen habe), so glaube ich fast mich zu erinnern, dass der Film wirklich etwas nach TV-Inszenierung schreit. Kann mich da aber erinnern.

Ob ungewöhnlich oder nicht für Bond: Ich halte Glover als Bondbösewicht für uninteressant. Er hat keine spannnden Szenen, keinen guten Dialog mit Bond, wirkt sehr altbacken und blass. Da ich die Bondfilme schon so oft gesehen habe, kann ich da nicht mehr beurteilen, ob mich seine "Enttarnung" seinerzeit irgendwie verblüfft hätte. Wie gesagt: Sein Verhalten, die gane Story und seine Unfähigkeit Bond auf offener See zu töten, lässt ihn in meinen Augen einfach als uninteressant und unfähig darstehen - nicht Bond würdig.
Die Größe Bond misst sich immer an seinem Gegenspieler. Daher wirkt der gute Roger für mich hier eben eher wie ein Urlauber am Mittelmeer als ein großer Agent. Seine größte Herausforderung im ganzen Film ist eher die pupertierende Bibi.

FYEO ist vielleicht der Bondfilm, bei dem für mich spektakuläre Einzelszenen im stärksten Kontrast zu einem insgesamt durchschnittlichen Film stehen.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:Ich glaube, bei meinen nächsten Bond-Sichtungen werde ich mal bewusst auf die Inszenierung und Kameraarbeit achten. Mir sind die 80er Filme insgesamt als sehr konservativ und durchschnittlich in Erinnerung was die Bilder angeht. Denke ich an FYEO (den ich schon 2 Jahre nicht mehr gesehen habe), so glaube ich fast mich zu erinnern, dass der Film wirklich etwas nach TV-Inszenierung schreit. Kann mich da aber erinnern.

Ob ungewöhnlich oder nicht für Bond: Ich halte Glover als Bondbösewicht für uninteressant. Er hat keine spannnden Szenen, keinen guten Dialog mit Bond, wirkt sehr altbacken und blass. Da ich die Bondfilme schon so oft gesehen habe, kann ich da nicht mehr beurteilen, ob mich seine "Enttarnung" seinerzeit irgendwie verblüfft hätte. Wie gesagt: Sein Verhalten, die gane Story und seine Unfähigkeit Bond auf offener See zu töten, lässt ihn in meinen Augen einfach als uninteressant und unfähig darstehen - nicht Bond würdig.
Die Größe Bond misst sich immer an seinem Gegenspieler. Daher wirkt der gute Roger für mich hier eben eher wie ein Urlauber am Mittelmeer als ein großer Agent. Seine größte Herausforderung im ganzen Film ist eher die pupertierende Bibi.

FYEO ist vielleicht der Bondfilm, bei dem für mich spektakuläre Einzelszenen im stärksten Kontrast zu einem insgesamt durchschnittlichen Film stehen.
Ich finde zB Mats Mikkelsen und seinen Charakter sehr blass, CR finde ich dennoch einen starken Film wie ich auch Craigs Darstellung in diesem Film für stark halte. Das ist nur ein Beispiel von mehreren, wo deine Gleichung bei mir zumindest nicht funktioniert. Oder wirkt Moores Bond in AVTAK durch den oftmals hochgelobten Walken stärker als in FYEO mit dem oftmals kritisierten Glover? Ich finde nicht. Glover an den „typischen“ Bondbösewichtern wie Goldfinger, Largo oder Stromberg zu messen finde ich aber auch nicht wirklich zielführend, da die Figur doch viel zu unterschiedlich zu den üblichen bondschen Schurkencharakteren ist. FYEO funktioniert (zumindest für mich) in mancherlei Hinsicht doch etwas anders als „normale“ Bondfilme. In vielerlei Hinsicht ist er aber auch wieder ein typischer Serienvertreter.

Übrigens möchte ich in meinem Urlaub keinem Typ wie Kristatos über den Weg laufen, der mich mal so aus Spass mit seinem Kahn durch die Riffs der Ägais schleift (obwohl, wenn ich dann auch Carole Bouquet auf den Bauch geschnallt bekomme vielleicht doch :D )
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben: Ich finde zB Mats Mikkelsen und seinen Charakter sehr blass, CR finde ich dennoch einen starken Film wie ich auch Craigs Darstellung in diesem Film für stark halte. Das ist nur ein Beispiel von mehreren, wo deine Gleichung bei mir zumindest nicht funktioniert. Oder wirkt Moores Bond in AVTAK durch den oftmals hochgelobten Walken stärker als in FYEO mit dem oftmals kritisierten Glover? Ich finde nicht. Glover an den „typischen“ Bondbösewichtern wie Goldfinger, Largo oder Stromberg zu messen finde ich aber auch nicht wirklich zielführend, da die Figur doch viel zu unterschiedlich zu den üblichen bondschen Schurkencharakteren ist. FYEO funktioniert (zumindest für mich) in mancherlei Hinsicht doch etwas anders als „normale“ Bondfilme. In vielerlei Hinsicht ist er aber auch wieder ein typischer Serienvertreter.
- ich finde sehr wohl, dass CR von den starken Szenen zwischen Craig und Mikkelsen lebt! Der Film handelt ja mindestens zur Hälfte vom aufeinandertreffen dieser beiden Figuren, ob am Pokertisch oder bei der Folter ;-) Das macht einen irrsinnigen Reiz aus. Da geht es gar nicht mal um die Darstellung Craigs, sondern einfach um den Reiz der durch das Aufeinandertreffen von starken Figuren entsteht. Natürlich macht es mehr Spaß, wenn beide so gut gespielt werden wie in dem Fall.
- Obwohl ich AVTAK nicht mag, so gibt es doch auch hier gute Szenen zwischen Moore und Walken. In Zorins Büro beim Gestüt, beim Reiten und danach, und vor allem im Rathaus usw. Zudem hat Zorin als interessanter Charakter stärkere Einzelszenen (ohne Bond) wie etwa im Zeppelin. Das führt dazu, dass ich trotz aller negativen Punkte an AVTAK, zumindest nichts am Bösewicht aususetzen habe und zudem Bond doch recht heroisch da steht, da er es mit einem "Großen" zu tun hat.

Dem gegenüber ist Kristatos für mich langweilig, Glovers Darstellung wenig imposant und spannende Einzelszenen oder Dialoge mit Bond sind auch Fehlanzeige. Oder was würdest du da nennen?
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:Dem gegenüber ist Kristatos für mich langweilig, Glovers Darstellung wenig imposant und spannende Einzelszenen oder Dialoge mit Bond sind auch Fehlanzeige. Oder was würdest du da nennen?
Für mich lebt der Charakter Kristatos vor allem von seiner Ambivalenz. Zum einen sehen wir den seriösen Geschäftsmann, der zudem noch seine Verdienste für das UK im 2. WK hatte. Interessant finde ich, wie Glover bereits in diesen Szenen in Cortina sein wahres Ich immer wieder durchblitzen lässt, ohne aber zuviel preiszugeben (zB wie er den für ihn unwichtigen Ferrara ignoriert und ihm den Handschlag verweigert oder seine herrische Art gegenüber Bibi.). Wie es Maibaum auch schon gesagt hat funktioniert vor allem in diesen Szenen die Figur Kristatos auch durch den Kontrast zu Topols Colombo, der in der Dinnerszene mit Lisl in Korfu ja genau gegenteilig zu dem eingeführt wird, wie wir ihn später kennenlernen werden.

Dann die Kehrtwende des Kristatos-Charakters nach den Szenen in Albanien, die diabolische Menschenverachtung die er auf dem Boot in der Ägäis an den Tag legt. Besonders eindrucksvoll fand ich immer, wie er nachdem er seinen Spass an der Wasser-Folter hatte sie gelangweilt den Haien überlässt („ach lasst sie, die Haie erledigen den Rest“). Oder dann in St Cyril wie er sich drecksaumäßig gegenüber Bibi oder Jakoba Brink verhält. Glover hat in der zweiten Filmhälfte immer so einen sadistischen Touch im Blick, manchmal (auf dem Boot) erlaubt er sich beinahe schon ein Grinsen. Große Dialoge hat er in der Tat nicht, aber es gelingt ihm trotzdem Kristatos als den unsympathischsten Bösewicht aller Bondfilme rüberzubringen, was angesichts seiner bewusst seriös-blassen Darstellung in der ersten Filmhälfte sowie der Tatsache dass es ja „nur“ um das ATAC geht schon bemerkenswert ist.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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AnatolGogol hat geschrieben:
FYEO ist einer der ganz wenigen Bondfilme, die ich als Vollbild Pan&Scan VHS-Version kennengelernt habe (die alter Warner-Collection). Eigentlich um so erstaunlicher, dass mich trotz des kastrierten Formats der Film von Anfang an begeistert hat (was ja irgendwo deine These von der mittigen Inszenierung bestätigen würde). Dennoch erinnere ich mich noch sehr gut an den Aha-Effekt, als ich den Film dann endlich im richtigen Widescreen-Format gesehen habe. Eine bewusst mittige Inszenierung ist mir bislang eigentlich noch nie aufgefallen, ich habe aber ehrlich gesagt auch nie bewusst darauf geachtet. Da ich bei Erstsichtung der Widescreen-Version dann aber den Film fast noch mal optisch völlig neu (und deutlich imposanter) erlebt habe kann ich das dadurch zumindest nicht bestätigen.
Vollbild sieht trotzdem (fast?) immer Scheiße aus für einen 2,35:1 Film. Das sehe ich auch meist sofort, weil einfach die ganze Bildkomposition nicht stimmt, selbst bei einer mittigen Inszenierung. Aber je mehr man das ganze Bild ausnutzt desto schwieriger ist es eine Vollbildversion herzustellen bei der nicht dauernd Personen am Rand "abgeschnitten" werden oder wichtige Bildinformationen ausserhalb des Sichtbaren stattfinden. Die Pan & Scan Methode bedeutet das dann mit einer elektronischen Kamera manchmal von einer Seite des Bildes auf die andere gefahren wird. Das heißt wenn z.B. 2 Leute reden die sich in der linken und rechten Hälfte des 2,35:1 Bildes befinden, das die Kamera hin und her fährt jeweils zu dem der gerade redet. Das heißt da sind plötzlich zusätzliche "Kamerabewegungen" drin die nicht in den Film gehören. Oder man macht Schnitte und präsentiert einmal die rechte, einmal die linke Bildhälfte.
Denk mal an das Schlußduell von einem Leone Western wo die Personen am äußersten Ende des Bildausschnittes stehen.
Selbst bei einem 1,85:1 Kompromiss (wie früher im TV üblich) siehst du in der Mitte nur eine leere Landschaft. Und in Vollbild mit Pan & Scan vermeidest du zwar die leere Landschaft, zerstörst die Einstellung aber trotzdem.

Auch auf einem 4:3 TV sieht ein 2,35:1 Film trotz der dicken schwarzen Balken nicht nur imposanter, sondern witzigerweise sogar größer aus, obwohl er objektiv auf dem Schirm kleiner ist als die Vollbildversion.

Vollbild bei 2,35:1 Filmen ist eine Vergewaltigung des Filmes. Ist aber auf VHS und auch teilweise im TV sehr lange üblich gewesen. Es gibt tatsächlich auch heute noch einzelne DVDs, auch von guten Filmen, die so etwas sinnloserweise noch machen.

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Maibaum hat geschrieben:Vollbild sieht trotzdem (fast?) immer Scheiße aus für einen 2,35:1 Film. Das sehe ich auch meist sofort, weil einfach die ganze Bildkomposition nicht stimmt, selbst bei einer mittigen Inszenierung. Aber je mehr man das ganze Bild ausnutzt desto schwieriger ist es eine Vollbildversion herzustellen bei der nicht dauernd Personen am Rand "abgeschnitten" werden oder wichtige Bildinformationen ausserhalb des Sichtbaren stattfinden. Die Pan & Scan Methode bedeutet das dann mit einer elektronischen Kamera manchmal von einer Seite des Bildes auf die andere gefahren wird. Das heißt wenn z.B. 2 Leute reden die sich in der linken und rechten Hälfte des 2,35:1 Bildes befinden, das die Kamera hin und her fährt jeweils zu dem der gerade redet. Das heißt da sind plötzlich zusätzliche "Kamerabewegungen" drin die nicht in den Film gehören. Oder man macht Schnitte und präsentiert einmal die rechte, einmal die linke Bildhälfte.
Denk mal an das Schlußduell von einem Leone Western wo die Personen am äußersten Ende des Bildausschnittes stehen.
Selbst bei einem 1,85:1 Kompromiss (wie früher im TV üblich) siehst du in der Mitte nur eine leere Landschaft. Und in Vollbild mit Pan & Scan vermeidest du zwar die leere Landschaft, zerstörst die Einstellung aber trotzdem.

Auch auf einem 4:3 TV sieht ein 2,35:1 Film trotz der dicken schwarzen Balken nicht nur imposanter, sondern witzigerweise sogar größer aus, obwohl er objektiv auf dem Schirm kleiner ist als die Vollbildversion.

Vollbild bei 2,35:1 Filmen ist eine Vergewaltigung des Filmes. Ist aber auf VHS und auch teilweise im TV sehr lange üblich gewesen. Es gibt tatsächlich auch heute noch einzelne DVDs, auch von guten Filmen, die so etwas sinnloserweise noch machen.
Ich glaube du hast mich völlig falsch verstanden: Vollbild sieht IMMER scheisse aus, ich bin auf dem Gebiet sogar ein ziemlicher Pedant. Mir sind die diversen technischen Verfahren wie Pan&Scan durchaus bekannt, um es klar zu sagen: JEDE Veränderung des Originalbildformats ist für mich eine Vergewaltigung des Films!

Was ich in meinem vorherigen Post eigentlich zum Ausdruck bringen wollte ist folgendes: da FYEO einer der wenigen Filme war, die gezwungenermaßen als Pan&Scan kennengelernt habe und mir der Film damals TROTZ der Bildkastration sehr gut gefiel (was mir heute aufgrund meines „Formatfetisches“ sehr sehr seltsam vorkommt) wollte ich die Verbindung zu deiner These FYEO = mittige Inszenierung herstellen. Ich würde heute keinen Bondfilm mehr in Vollbild auch nur mit der Kneifzange anrühren, die Zeiten in denen Filme mit falschem Format veröffentlicht werden sind glücklicherweise bis auf wenige traurige Ausnahmen vorbei! Du siehst: wir sind auf dem Gebiet absolut einer Meinung. :wink:
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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danielcc hat geschrieben:
Ob ungewöhnlich oder nicht für Bond: Ich halte Glover als Bondbösewicht für uninteressant. Er hat keine spannnden Szenen, keinen guten Dialog mit Bond, wirkt sehr altbacken und blass. Da ich die Bondfilme schon so oft gesehen habe, kann ich da nicht mehr beurteilen, ob mich seine "Enttarnung" seinerzeit irgendwie verblüfft hätte. Wie gesagt: Sein Verhalten, die gane Story und seine Unfähigkeit Bond auf offener See zu töten, lässt ihn in meinen Augen einfach als uninteressant und unfähig darstehen - nicht Bond würdig.
Die Größe Bond misst sich immer an seinem Gegenspieler. Daher wirkt der gute Roger für mich hier eben eher wie ein Urlauber am Mittelmeer als ein großer Agent. Seine größte Herausforderung im ganzen Film ist eher die pupertierende Bibi.
Das gehört zu den Dingen wo ich nicht die geringste Ahnung habe wie du darauf kommst.
Die Anschläge auf Bonds Leben sind doch immer sinnlos kompliziert wenn man es logisch betrachtet. Es geht doch nur darum wie er es diesmal wieder schafft davonzukommen. Die Spannung kommt ohnehin nicht durch die Lebensgefahr, denn das er es schafft ist ja ohnehin stets klar. Nur das Wie sorgt für die Unterhaltung.
Deswegen ist TND für mich auch so langweilig, weil da das Wie irgendwie meist so uninteressant ist.

Die Szene mit dem Riff gehört für mich jedenfalls eher zu den Höhepunkten des Filmes, ist auch technisch gut umgesetzt.

Und auch die Bedrohung ist schon da. Es geht ja laut Anfangsdialog um die Sicherheit Englands, und das ist in den Empireseligen Bond Filmen doch immer gleich eine Bedrohung der ganzen Welt. Und auch in den anderen Filmen wird ein Druck auf Bond durch eine Weltbedrohung nur selten wirklich gezeigt. Er hat immer noch Zeit für einen kleinen Flirt oder dummdidumm zwischendurch. Genau genommen wirkt Bond meist vergleichsweise gemütlich und entspannt, und auch M entfaltet selten (vielleicht auch nie) Hektik. Gerade auch in den vermeintlichen Rachefilmen DAF und LTK.
(Craig steht da eindeutig mehr unter Strom.)

Warum sich FYEO da von den anderen unterscheiden sollte ist mir ein Rätsel. Die Handlung verläuft genau wie in den anderen, und unterscheidet sich in dem was Bond warum und wie passiert nicht wirklich. Auch im Negativen nicht, wie in der wirklich überflüssigen und schwachen Eishockeyszene.

Für mich ist es für das Funktionieren der Filme sowieso vollkommen egal ob Bond eine Atombombe oder ein Butterbrot sucht, solange es den minimalen MacGuffin Konsens erfüllt der Bond in Bewegung setzt. Und ihn dann in interessante Situationen bringt, und ihn mit fantasievollen Gegnern konfrontiert.
Und wenn M sagt das dieses Butterbrot irgendwie wichtig ist glaube ich es ihm jederzeit.
Genauso wenig hinterfrage ich JBs Anziehungskraft auf Frauen, oder woher er all seine Fähigkeiten und sein Wissen hat, ohne das man ihn jemals üben sieht, oder er in den Verdacht geriete jemals ein Buch von innen gesehen zu haben.
Zuletzt geändert von Maibaum am 28. Februar 2011 21:16, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Maibaum hat geschrieben:Es geht ja laut Anfangsdialog um die Sicherheit Englands, und das ist in den Empireseligen Bond Filmen doch immer gleich eine Bedrohung der ganzen Welt.
Sehr schöne Formulierung, dabei musste ich spontan an Charles Gray denken "Ihre armseelige kleine Insel habe ich ja noch nicht mal bedroht!" :D (auch wenn das ja eher wie du richtig sagtest die Ausnahme darstellt)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only"

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Total verblüfft war ich, als ich gelesen habe, dass man vor allem bei Computer Animationsfilmen, teilweise die gesamte Bildkomposition im Nachhinein fürs TV verändert. Sprich, da werden Charaktere einfach anders im Bild platziert, damit man alles sieht. Schon verrückt...


Aber abgesehen von der Bildkomposition: Woran liegt es, dass wenn ich Filme im TV sehe, oft sofort ein ganz anderes, komisches Gefühl dabei habe, als ob was nicht stimm? Habe mal Herr der Ringe in Vollbild gesehen und fand das sah aus wie ein TV-B Film... Liegt das nur am Format? Ich rede jetzt nicht von dem Effekt der manchmal bei HD TV auftritt.
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