BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALSE .18
TOMORROW NEVER DIES
Die Story:
Mit Tomorrow Never Dies ging man zu recht unbeirrt, den mit Goldeneye beschrittenen Weg weiter, indem man die klassische Formel früherer Filme der Reihe als Schablone heranzog, um einen Bond zu schaffen der sich nach alt bewährten Mustern richtet, sich jedoch als moderner Actioner im Blockbusterformat präsentiert ohne dabei an Charme zu verlieren. TND ist moderner und noch deutlich bewusster am Puls der Zeit, lässt beim Zuseher allerdings keine Sekunde lang einen Zweifel darüber aufkommen dass er sich in einem James Bond Film befindet. Wie auch dessen Vorgänger schafft TND mühelos den damit angestrebten Brückenschlag zwischen Tradition und Zeitgeist. Und nicht nur was die Effekte betrifft setzte man auf Zeitgeist, sondern vor allem bezüglich des Plots. Gerade dieser macht TND zu einem ganz besonderen Erlebnis und lässt eben erwähnte Symbiose noch deutlicher werden als dies bei Goldeneye der Fall war.
In Zeiten um 1997, da bspw. das Handy erstmals den kommerziellen Durchbruch als für jeden erschwinglicher Gebrauchsgegenstand schaffte und eine, bezüglich technischer Verarbeitung, rasante Weiterentwicklung durchlief oder etwa die im Gegensatz dazu unerschwinglichen DVD,s erstmals Einzug in die Regale einer Virgin Megastore Filiale hielten, das Internet mehr und mehr in unseren Alltag integriert wurde und All Dem vorweg – die ersten Reality Tv Shows über deutsche Bildschirme flackerten, war klar: Zeiten des technischen Umschwungs waren angebrochen.
Der fortschrittliche Geist der 90er begann deutlich dessen Früchte zu tragen und im Mittelpunkt des Geschehens: die Medien. Universale Bedrohung als Eckpfeiler einer James Bond Geschichte repräsentiert quasi den klassischen und überaus bewährten Ausgangspunkt eines der Serie üblichen Plots, und was könnte wohl universaler sein als die Medien selbst? Mit der Darstellung eines sich als Medienguru präsentierten Schurken gelang den Drehbuchautoren ein wahrer Geniestreich, welcher meiner Ansicht nach ein ganz besonderes Highlight in der Geschichte der Reihe darstellt. Der Plot gehört zu den wohl interessantesten und vor Allem einfallsreichsten der Serie und könnte beängstigender nicht sein zumal es sich um eine für jeden nachvollziehbare Bedrohung handelt welche uns genau dort trifft wo wir ihr am schutzlosesten Ausgeliefert sind: In unserem Alltag. „Big brother is watching you „ als Leitmotiv des vom Schurken inszenierten Endzeitszenarios, könnte zeitlich günstiger gar nicht als Thema eines kommerziellen Kinofilms im Kassenschlagerformat eines James Bond Abenteuers herangezogen werden, als dies gegen beginnenden Ausklang der 90er Jahre der Fall war.
Der größenwahnsinnige Medienmogul Eliot Carver plant in TND ebenso wie dessen zahlreiche Vorgänger, vor allem der Connery Ära, globale Vernichtung, doch eben über ein gänzlich zeitgemäßer angelegtes Herangehen an diese Vorstellung. Carver selbst beschreibt es im Laufe des Films wohl am treffendsten: „Worte sind die neuen Waffen, Schlagzeilen die neue Atellerie. Napoleon hatte seine Divisionen, ich habe Fernsehen, Internet, Print Medien.“ Die unglaubliche Macht welche sich für den Schurken über dessen Position am Puls der Medienindustrie erschließt erlaubt es ihm Weltmächte zu unterwandern, zu kontrollieren und sich obendrein daran zu bereichern. Die Art und Weise in welcher dies geschieht ist durchaus plausibel und gut durchdacht in der Umsetzung der Geschichte. Im Schutz eines sogenannten Stealth Schiffes, welches per Radar nicht zu orten ist bringt er ein britisches marineschiff vom Kurs, in chinesisches Terrain ab, versenkt dieses und schießt anschließend einen Kampfjet der chinesischen Luftwaffe ab um politische Konsequenzen, Differenzen zu provozieren, über diese er im Anschluss selbst Bericht erstattet um die Auflage seiner Zeitung „Tomorrow“ zu steigern.
Einen Krieg zu entfachen um gewinnbringende Schlagzeilen zu verfassen ist die wohl banalste, verrückteste und gleichzeitig schlüssigste, interessanteste Idee die es wohl je für den Plot eines Bondfilms gab. Das erste Aufeinandertreffen zwischen Bond und Carver ist schließlich besonders gelungen. Das gegenseitige Abtasten, die gesamte Situation und vor allem Bonds sarkastische und doppeldeutige Art dem Schurken gegenüber wirkt unglaublich angespannt auf der einen und überaus unterhaltsam auf der anderen Seite. Bond:“damit würde ich wohl Schiffbruch erleiden“. Großartig und sehr klassisch „bondig“, wie auch der generelle Aufbau des Films an sich. Als Bond den krankhaft egomanischen Fiesling dann öffentlich bloß stellt nimmt deren Konfrontation schließlich persönliche Züge an. Komplexer wird die Fehde zwischen dem Schurken und Bond obendrein durch Bonds Beziehung zu dessen frau Paris Carver, die ihren Mann schließlich hintergeht, was diesem abseits des Umstandes dass Bond seinen Plänen im Weg steht einen persönlichen Beweggrund mehr liefert um diesen aus dem Weg zu räumen.
So großartig, stilgerecht und unterhaltsam alles um deren Beziehung zueinander umgesetzt ist, so schwach und beinahe peinlich finde ich hingegen allerdings die Beziehung zwischen Bond und Paris. Wir als Zuseher haben weder zu Paris, noch zu Brosnans Bond einen tiefgründigeren Bezug, und erst recht nicht zu deren gemeinsamer Vergangenheit, was die versuchte Theatralik lächerlich und unglaubwürdig erscheinen lässt. Vor allem im direkten Vergleich zu Filmen wie Casino Royal welche derartiges auch können, wirkt die Szene zwischen dem betrunkenen Bond und ihr im Hotelzimmer bloß wie ein naiver Versuch Tiefgang zu erzeugen um die Figur James Bond komplexer wirken zu lassen. Vor allem hat sich dieser Nebenplot dann ja auch schnell wieder abgehandelt und wirkt dadurch noch unsinniger. Ich persönlich fand diesen Versuch peinlich und unpassend. Vor allem passte jene Darstellung der Figur nicht zu Pierce Brosnan.
Die anschließende Szene um den interessant inszenierten Tod der Paris Carver und den köstlichen Doktor Kaufmann gleichen erwähnte Schwächen dann allerdings wieder aufs unterhaltsamste aus. Die grausame Art in der Carver Bond telefonisch auf deren Ermordung hinweist und in erster Linie dessen Idee einen fiktiven Fernsehbericht als Untermalung der Szenerie und gleichzeitigen Hinweis darauf wie er sich die Inszenierung der Ermordung Bonds vorstellt, laufen zu lassen, ist bahnbrechend und lässt das Thema des Films erneut ideenreich in den Mittelpunkt der Handlung treten. Die darauf folgende Action im Parkhaus ist Bond in Reinkultur. Obendrein ist es schön dass Brosnan ein Bondcar zur Seite gestellt wird, welches auch zur Genüge Verwendung findet.
Die zweite Hälfte des Films widmet sich dann, dem Schema üblich, den exotischen – „rund um die Welt“ Zügen der Erfolgsformel. Ich empfinde Saigon (in Wahrheit Thailand) als atmosphärisch geeigneten Gegenpol zu vorhergegangen, „zivilisierterer“ Umgebung und großartigen Background der tragenden Action Szenen des Films. Die zweite Hälfte von TND beinhaltet an Action auch alles was das Herz des Fans begehrt: einen gewagten Fallschirmsprung, Unterwasserszenen, eine Verfolgungsjagt der Extraklasse, schön choreographierte Nahkampfaction und natürlich den explosiven Showdown. Interessant ist dem vorhergehend auch das erneute Zusammentreffen Bonds mit Carver. „Mister Bond…Sie kommen gerade rechtzeitig um mir beim Verfassen der neusten Schlagzeile behilflich zu sein – ihrem Nachruf“ Ein Brüller! Wie einst in The Spy Who loved me befinden sich Bond und dessen Begleiterin, welche ebenso wie damals Anya Amasova Agentin ist, in den Fängen des Schurken der genüsslich seine größenwahnsinnigen Allmacht Fantasien zum Besten gibt. Der Showdown erinnert ebenso stark an The Spy Who loved me zumal jene Szenen sich auch in diesem Film im Inneren eines Bootes abspielt, dessen optische Ausstattung von der Farbgebung mal abgesehen stark an den Supertanker aus erwähntem Vorgänger erinnert. Ebenso wie der geplante finale Schlag des Schurken an Stromberg denken lässt. Generell gilt für TND: Der Handlungsablauf entspricht exakt der Formel früherer Filme der Serie, mehr noch als das bei Goldeneye der Fall war. Und dies ist auch gut so, zumal man dem Prinzip wie erwähnt gekonnt den nötigen Zeitgeist hinzugefügt hat.
Die Figuren, Darsteller:
Jonathan Pryce gibt einen traumhaft absurden und überaus unterhaltsamen Bond Schurken ab den man passender auch nicht hätte besetzen können. Abgesehen davon hatte ich persönlich mir bereits sehr früh, Pryce in der Rolle eines Bond Gegenspielers gewünscht. Dieser hat etwas beinahe aberwitziges an seiner Art, etwas sonderbar schrulliges und dennoch wirkt er stets bedrohlich. Ein wenig wie der verrückte Professor, das wahnsinnige Genie. Und ein solches stellt er in TND auch gekonnt dar. Überzeugend tritt er in die Fußstapfen eines Karl Stromberg und wirkt dabei nicht minder charismatisch und interessant. Stark ist vor Allem auch Michelle Yeoh als Bond Girl Wai Lin. Bond vollends ebenbürtig erweist sich deren Figur als gelungene Modernisierung des Bond Girls an sich und erinnert dabei mitunter ein wenig an Charaktere wie Holly Goodhead oder eben Anya Amasova. Interessant finde ich dass es Yeoh,s Status als Actionstar dem Charakter erlaubt selbst Teil der Action des Films zu sein und nicht bloß als von Bond laufend errettetes schönes Mädchen zu fungieren. Kann man was deren optische Vorzüge betrifft wie gehabt geteilter Ansicht sein, so lässt sich jedoch keinesfalls leugnen dass Michelle Yeoh in diesem Bond Abenteuer einen eigenständigen Helden darstellt der mehr als eine bloße Klischeefigur repräsentiert. Da sie mitunter in deren Heimat bereits lange vor diesem Film ein angesehener Actionstar war würde mich interessieren wie deren Fans ihren Auftritt in einem James Bond Film damals wohl wahrgenommen haben. In jedem Fall eines meiner persönlich liebsten Bond Girls.
Götz Otto erfüllt eindeutig alle für einen Henchman der Bond Serie geltenden Kriterien. Er selbst brachte es im Zuge seines Casting Vorsprechens am treffendsten auf den Punkt, bei diesem sollte er sich in 20.Min vorstellen was folgende Aussage zu Tage förderte: „Ich bin groß, ich bin böse, ich habe blonde Haare und bin deutscher. Das waren 5.Sekunden.“ Und von derart gekonnter Aussage ganz abgesehen: Nimmt man einen Kerl wie ihn nicht für die Rolle des Henchman, so könnte man gleich das Schema verwerfen.Auch er wirkt eben wie eine modernisierte Version des alt bewährten Prinzips und dies in sich völlig schlüssig. Ein toller sehr charismatischer Henchman und ganz der Kult an sich. Schön derart vertraute Schemata auch in den 90ern noch in einem Bond Film zu sehen. Teri Hatcher hingegen erfüllt von deren optischen Vorteilen abgesehen, einzig den Zweck einer Brücke im Plot und trägt sowohl von der geistlosen Charakterzeichnung, als auch deren nichtssagender Darstellung her, in keinster Weise positives oder gar essentielles zum Film bei. Eine schwache Rolle.
Mehr als bereits erwähntes gibt es zu dieser Figur meiner Ansicht nach nicht zu sagen. Ein kleiner Leckerbissen offenbart sich uns allerdings in der Rolle des Vincent Schiavelli als irrer Auftragskiller Doktor Kaufmann. In bloß 5 Minuten Spielzeit schafft Schiavelli es zu absolutem Kultstatus zu gelangen. Der überzogen, britisch snobistisch dargestellte Soziopatt sorgt für eine der spannendsten und auch ungewöhnlichsten Szenen die es je in einem Bond gab und macht vor allem im englischen Original großen Spaß. Ein Charakter an den man sich noch lange erinnern wird und dem man als Fan der Serie wie ich denke später, in einigen Jahren mehr Tribut zollen wird als dies bisher der Fall war. Auch Q hat in TND ebenso wie in GE einen seiner witzigsten und wohl denkwürdigsten Auftritte, Judi Dench überzeugt als mittlerweile unverzichtbarer Darsteller abermals in der Rolle der M. und was Samantha Bond in der Rolle der Moneypenny angeht so verweise ich auf meine Kritik zu Goldeneye. Nur so viel sei gesagt: Ich empfinde sie als Anmaßung.
Die Produktionswerte:
TND ist in erster Linie eindeutig ein Actionfilm, was zur Folge hat das eben diese deutlich mehr Raum einnimmt als in vorhergegangenen Filmen. Und zweifellos ist die Action grandios. Sie ist spannend, sie ist bombastisch, auf dem neusten Stand und dennoch realistisch. Außerdem strotzen die Actionszenen vor guten Einfällen wie etwa die Autoverfolgungsjagt im Parkhaus, wo Bond seinen Wagen vom Rücksitz aus steuert, im Zuge des extrem spannenden Sprungs der beiden Helden vom Dach des Carver Wolkenkratzers, wie auch die gesamte Verfolgungsjagt mit dem Motorrad hindurch. Letztere Szenen markieren für mich die Höhepunkte der Action. Der Sprung mit dem Motorrad über den Hubschrauber bildet einen der denkwürdigsten und gewagtesten Stunts der Reihe. Auch die Einstellungen in welchen der Hubschrauber dessen Rotationsblätter als tödliche Waffe bei der Verfolgung der Helden einsetzt, wie auch dessen einfallsreich inszenierte Zerstörung sind großartig in Szene gesetzt. Die PTS gehört zu den bombastischsten der Reihe. Gerade die Flugzeugszenen sind beeindruckend und nicht minder einfallsreich als der Rest der Action. Einfach TOP!
Optisch gibt der Film generell viel her. Mitunter viel an James Bond Flair. Da wäre das Carver Mediencenter in Hamburg, in dessen Innerem die Präsentationsparty stattfindet. Bond typische Eleganz trifft auf futuristischen Look, eine Menge Glamour und löst diesmal würdig die übliche Casinoszene ab. Die Innenausstattung des Stearth Bootes erinnert uns an frühere Bondabenteuer und die Wahl die Drehorte wie auch die Set bauten an sich sind solide wie meist. Die Musik gibt sich den Film hindurch als glaubhafte Mischung aus der damaligen Zeit gerechter Drum and Bass Anleihe, welche allerdings nie zu aufdringlich wird(wie das etwa bei DAD der Fall war) und kompromisslosem Retro Sound. Schon das Bond Thema zu Beginn des Films ist entgegen jener Version aus Goldeneye, wieder in reinem 60er Jahre Stil gehalten. Den Song von Sheryl Crow, empfinde ich als eher mäßig weil, wie auch dessen Nachfolgetitel TWINE von Garbage, zu uninspiriert, lieblos und klischeebeladen. Die Titelsequenz selbst ist optisch jedoch ästhetisch, reine Perfektion und bringt nebenher auch das Thema des Films schön zur Geltung.
Die Rolle welche TOMORROW NEVER DIES im Kontext der Reihe spielt:
TND geht gezielt die mit Goldeneye eingeschlagene Richtung weiter, gibt sich dabei jedoch um vieles moderner und Trent orientierter im Detail. Das Ganze baut man jedoch auf der Unterlage alt bewährter Schemata auf. Dieser bedient sich TND deutlich kompromissloser als dessen Nachfolger. Dies bezüglich werden wir durchgehend an frühere Filme erinnert: Sei es durch die nach alt bekannter Schablone konstruierte Gliederung des Handlungsverlaufs, durch die Charaktere oder eben die Sets. Im Grunde kennen wir diesen Film bereits wenn wir frühere Abenteuer der Reihe verinnerlicht haben. Den Unterschied macht allerdings das Detail.
TND präsentiert sich im gleichen Atemzug als klassischer Bond Film und moderner Action, High Tech Thriller. Und dieses Prinzip war für die 90er sicherlich das richtige. Es mag nicht das innovativste sein, doch unterhalten wird es sowohl einen Fan der Serie als auch die breite Maße allemal. Meiner Ansicht nach ein an den 60er und 70er Jahren orientierter, gänzlich typischer Bond Film mit modernisiertem Grundton, welcher mit dessen älteren Brüdern wie etwa„The Spy Who loved Me“ oder „You only Live twice“ nicht bloß mithalten kann, sondern diese in mancherlei Hinsicht sogar um Längen übertrumpft.
5 VON 6 PUNKTEN
Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:
1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion
(nur am Rande:An alle die sich eventuell für meine Kritiken interessieren(also Dannie
)- die nächste kann leider erst in 2 wochen online gestellt werden weil ich von heute Abend an bis dahin keinen pc zur verfügung haben werde. Stelle dann die zu TWINE und DAD zeitgleich ins forum.)