Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:
Denn der Charakter Blofeld ist eine Frechheit, hat mit dem, was uns in 4 der 5 vorherigen Filme eingeführt wurde, überhaupt nichts zu tun. Savales Blofeld hat mir nie so gut gefallen wie der von Pleasence, aber eigenständig betrachtet und nicht in einer Fortsetzung bzw. aufeinanderaufbauenden Rolle ist er nicht schlecht!! Doch wenn ich OHMSS jetzt im Marathon anschaue ist der Charakter schlicht eine Schande und in meinen Augen der größte Fehler in der Geschichte der Bond-Reihe...
Dass der Schauspieler wechselt, ist ja kein Problem (siehe James Bond) aber warum in aller Welt ist Blofeld jetzt Chemiker/Biologe/Arzt was weiss ich und warum jagt er Bond jetzt selber auf Skiern hinterher...warum erkennt er Bond nicht, wo sind die übrigen Mitglieder con SPECTRE geblieben, immerhin wird es ja mehrmals im Film erwähnt, warum will er seinen Adelstitel?????????????????????ich kapiers nicht...
Du darfst die Bondfilme nicht unter Kontinuitätsgründen untersuchen, da jeder als eigenständiger Film produziert wurde und sich daher in vielen auch größere oder kleinere Kontinuitätsfehler finden lassen. Der oftmals kritisierte „logische Fehler“ in OHMSS, dass Blofeld Bond nicht erkennt liegt wie Daniel schon richtig sagte daran, das YOLT als Roman nach OHMSS spielt. Das nahm man bei der Produktion von OHMSS aber bewusst in Kauf, da man den Film eben einfach ohne die (filmische) Vorgeschichte aus YOLT starten liess. Es ist also kein Fehler sondern kalkulierter Drehbuchkniff. Das kann einem gefallen oder auch nicht, aber eine Bewertung der einzelnen Filme (und hier ganz speziell OHMSS) unter Aspekten einer Serienkontinuität macht genau deswegen eigentlich wenig Sinn.
Die Änderung im Blofeld-Charakter ist nicht zu leugnen, allerdings empfand ich bereits Pleasence als deutlichen Bruch gegenüber der vormaligen Figur. Pleasence wirkte mir irgendwie immer viel zu bemüht böse (nicht umsonst ist gerade er die Vorlage für Myers Dr. Evil geworden). Auch fehlt mir bei Pleasence Darstellung die Überlegenheit und Gelassenheit der Vorgänger (zB bei der Abstrafung von Kronsteen), hier ist der mit Schießeisen, Schlüsselbund und ähnlichem wild um sich fuchtelnde Pleasence viel zu sehr als „Zappelfilip“ (entschuldigt die Formulierung) angelegt. Auch über die Optik liese sich streiten, für mich war der unsichtbare Blofeld immer eine sehr vornehme, gepflegte Erscheinung, ganz anders der zukurzgekommene, zu offensichtlich auf böse vernarbte Glatzkopf Pleasence, der eher den Charme eines kommunistischen Kolchosevorstehers versprüht. Daher empfinde ich die erneute radikale Charakter- und Optikänderung bei Blofeld in OHMSS nicht mehr als so großen Bruch, da dieser bereits im Vorgängerfilm ähnlich radikal stattfand (und im Nachfolger ja noch weitergeführt wurde). Ob Bolfeld in YOLT mit dem nach einigen Drehtagen entlassenen Jan Werich (
http://www.mi6.co.uk/images/stills/yolt_3_280.jpg ) eher dem „unsichtbaren“ Charakter entsprochen hätte? Ich glaube nicht, da er auf den verbliebenen Aufnahmen wirklich wie ein gutmütiger, lieber Märchenonkel wirkt (aufgrund dessen er ja kurzfristig ausgetauscht wurde).
Die erneute Charakteränderung lag einfach daran, dass die Filmmacher die Stärken ihres Hauptdarstellers Telly Savalas in der Rolle wiederspiegeln wollten. Und die lagen nun mal im selbstbewussten und energischen Auftreten und Handeln. Ein dauerhaft katzengraulender Savalas im Lehnstuhl wäre hier auch undenkbar gewesen. Von daher die Änderung hin zum Oberschurken, der sich auch selbst für die Verfolgung Bonds nicht zu schade ist. Man darf nicht vergessen, dass die Produzenten mit Savalas und Rigg bewusst zwei große Namen verpflichtet hatten im Vergleich zu den Vorgängern, da man mit ihnen zu dem völlig unbeschriebenen Lazenby ein Gegengewicht im Film haben wollte. Da musste die (ohnehin bereits unterbrochene) Charakterkontinuität eben hinten anstehen. Ich fand gerade Savalas immer als ganz großen Pluspunkt des Films, da er mit seinem Charisma und seiner Leinwandpräsenz eigentlich der einzige Darsteller war, dem es gelang Blofeld Leben einzuhauchen. Wie empfandest du denn (unabhängig vom Kontinuitätsbruch) Savalas schauspielerische Leistung?
Der Adelstitel ist für Blofeld aus drei Gründen wichtig: erstens um dadurch für seine vorherigen Verbrechen amnestiert zu werden. Zweitens um dadurch eine legale Fassade zu bekommen. Unter diesem Aspekt ist auch die Figur des Draco zu sehen, dessen „beeindruckender legaler Geschäftsfassade“ ja selbst Bond Respekt zollt. Aus diesem Grund ist es für M auch kein Problem, dass er am Schluß des Filmes bei der Hochzeit mit Draco munter über vergangene Spionagefälle fachsimpelt (und das obwohl Bond Dracos Organisation zu Beginn in einem Atemzug mit SPECTRE nennt). Und der dritte und wohl schwerwiegendste Grund: Blofeld ist größenwahnsinnig.
Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:
Abgesehen davon hat mir der Film wirklich gut gefallen. Lazenby habe ich längst als Bond aktzeptiert und er gefällt mir von mal zu mal besser. Schade, dass er keine zweite Chance bekommen hat...Er ist Sean Connery ähnlich, aber dennoch keine bloße Kopie.
Kannst du das noch etwas weiter ausführen? Worin ist Lazenby Connery ähnlich, wo legt er die Rolle eigenständig an? Wie fandest du die schauspielerische Leistung Lazenbys? Ich kann hier deine Meinung nicht teilen, für mich ist Lazenby aufgrund des völligen Fehlens von schauspielerischen Fähigkeiten die größte Fehlbesetzung der ganzen Serie.
Victor 'Renard' Zokas hat geschrieben:Ich sehe mich im Moment nicht in der Lage, dem Film eine Punktzahl zu geben...Blofeld macht den sonst wirklich guten Film zu sehr kaputt!!
Bin sehr auf eure Antworten gespannt!!
Schade eigentlich, denn deine Bewertung hätte mich schon interessiert. Du kannst den dir wichtigen Blofeld-Aspekt ja ruhig in die Bewertung einfliessen lassen, denn es geht ja um die Bewertung der tatsächlichen Filme und nicht darum, wie gut die Filme hätten werden können oder wie gut wir uns die Filme gerne gewünscht hätten…