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von photographer
Agent
Vor dreißig Jahren lag für mich der obligatorisch zu entrichtende Obolus für den Kinobesuch in einer Kleinstadt wie Unna bei 5,- DM während der Eintrittspreis in Dortmunds Schachtelkinos schon 7,- DM betrug. Zum Vergleich: der Verkaufspreis für ein "Lustiges Taschenbuch" von Disney oder für einen Asterix-Band lag 1980 bei 4,- DM.
Zu der Zeit war es halt noch nicht Standard, dass amerikanische Major-Studios sich mit überteuert produzierten Filmen das Geschäft im Sommer streitig machten, sondern dass nur vereinzelte Großproduktionen in die Lichtspielhäuser kamen und riesig Kasse machten. Natürlich war die Bestuhlung weitaus schlechter, der Ton wechselte erst langsam zu Stereo bzw. Surround und die Qualität des Bildmaterials zeichnete sich oft durch Kratzer und andere störende Elemente aus. Besonders krass waren angesetzte Schnitte für die Jugendfreigabe ab 12 Jahren, die teilweise willkürlich von Cuttern vorgenommen worden waren. So hatte ich beispielsweise "From Russia with love" in jenen Jahren in vier verschiedenen Kinosälen gesehen, wobei der Zweikampf zwischen Red Grant und James Bond jedesmal andere Schnitte aufwies. Addierte ich diese unterschiedlichen Schnitt-Vorlagen im Kopf zusammen, konnte ich mir irgendwann die 'vollständige' Szene im Kopf zusammenreimen. Dank Michael Scheingrabers Buch über "Die James Bond"-Filme wusste ich über den Verlauf dieser Szene detailliert Bescheid.
Trotz dieser Missstände gab es aber auch den Vorteil der Wiederaufführungen älterer Filme, so dass ich halt die Chance hatte, die älteren Bond-Filme alle verstreut über mehrere Jahre immer wieder mal auf der Leinwand bewundern zu dürfen. Mit dem Aufkommen von Video und den Privatsendern in der deutschen Fernsehlandschaft verlor sich dann dieses Angebot.
Für rund zehn Jahre musste man sich dann in Deutschland bei TV-Ausstrahlungen und Videovorlagen mit falschen Bildformaten rumärgern, bevor man als Filmfreund die Chance erhielt mittels Aufkommen amerikanischer Laserdiscs Filme ungeschnitten in der passenden Laufgeschwindigkeit, sauberen Farben und im richtigen Bildformat sich ansehen zu können. So erhielt man als damaliger Nischen-Konsument erstmalig die Möglichkeit Filme wie "On her Majesty's Secret Service" oder "Never say never again" wirklich vollständig zu sehen.
Beamer waren Anfang der Neunziger noch keine Selbstverständlichkeit und so hatte ich im Freundeskreis auch nur eine Person, die ein RGB-Röhrengerät besaß, welches gewaltige Ausmasse hatte. Diese spezielle Nischenpolitik bei den US-Laserdiscs sorgte schließlich dafür, dass verstärkt neben dem regulären Film auch Zubehörmaterialien beigelegt wurden. Die weiterentwickelte DVD sorgte dann als verbessertes überarbeitetes Produkt dafür dass dieses Produkt massentauglich wurde.
Heute geht es mir ähnlich wie 007James Bond. Eigentlich gehe ich mit meiner Familie gerne mal ins Kino. Das Produkt als solches stimmt von der Aufmachung in jeder Hinsicht, jedoch geniesse ich neue Filme lieber ohne grossen Publikumsandrang, da sich - doch leider - unter den Zuschauern regelmässig Personen mit darunter befinden, auf die man gerne verzichten möchte, die aber als ausgemachte Störenfriede leider nie des Saales verwiesen werden. Hinsichtlich der Auswahl an Filmen sind viele sicherlich perfekt gemacht, jedoch ist meine "Kinofilm"-Begeisterung über die Jahre gesunken, so dass ich als Resumée am Ende eines Jahres mir doch immer wieder eingestehen muss, dass es nicht viele aktuelle Produktionen gegeben hat, die mich wirklich bewegt bzw. umgehauen haben.
Abschließend ein paar Worte zum Stichwort "Beamer": zu Hause komme ich auf eine Wandfläche von rund dreieinhalb Metern welche unser Beamer ausfüllen kann, wobei gerade der Besuch zahlreicher Bond-Drehorte als Dia-Show in HD-Qualität für mich immer ein besonders zusätzliches Seh-Erlebnis darstellt.
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