Re: DC Comics

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Maibaum hat geschrieben:The Killing Joke: Fand ich jetzt nicht ganz so faszinierend wie andere Werke von Moore, das lag auch an den Zeichnungen. Trotzdem 8/10
Was gefällt dir nicht an den Zeichnungen, wenn ich fragen darf?

Und welche Werke von Moore empfiehlst du denn noch so, die richtig faszinierend sind? Schon gelesen habe ich.

Watchmen
V for Vendetta
League of Extraordinary Gentlemen (Band I)
The Killing Joke

Was ich noch lesen möchte:

League of Extraordinary Gentlemen Band II und III ("Black Dossier")
From Hell
Swamp Thing
Top 10
Whatever happened to the Man of tomorrow?
Maibaum hat geschrieben:Arkham Asylum: Das ist mir zu kalt, wie fast alles was McKean gezeichnet hat, und auch zu leblos, wie bei fast allen Zeichnern deren Stil ins fotorealistische hineingeht. Auch die Geschichte fand ich nicht sonderlich packend, wenn auch klar erkennbar war daß es etwas Besonderes sein soll. 6,5/10
Viel fotorealistisches habe ich in den Illustrationen von AA:ASHoSE jetzt nicht erkannt. Klar, in den Figurendarstellung sind die Ansätze erkennbar, aber insgesamt ist das alles doch wirklich sehr surreal und abstrakt gezeichnet.
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Arkham Asylum: Das ist mir zu kalt, wie fast alles was McKean gezeichnet hat, und auch zu leblos, wie bei fast allen Zeichnern deren Stil ins fotorealistische hineingeht. Auch die Geschichte fand ich nicht sonderlich packend, wenn auch klar erkennbar war daß es etwas Besonderes sein soll. 6,5/10
Viel fotorealistisches habe ich in den Illustrationen von AA:ASHoSE jetzt nicht erkannt. Klar, in den Figurendarstellung sind die Ansätze erkennbar, aber insgesamt ist das alles doch wirklich sehr surreal und abstrakt gezeichnet.

Schon, trotzdem generell gilt: je realistischer/aufwändiger gezeichnet um so steriler ist es oft, während die emotionalsten/lebendigsten Comics häufig über einen relativ einfachen Strich verfügen.

Und McKean geht ganz klar in diese überladene Richtung, und keiner seine rComics packt mich. Selbst in dem bewußt einfacher gehaltenen Cages (auch von ihm getextet) bleiben mir die Figuren fern.

Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Die Illustrationen - vor allem in der Kolorierung von Zeichner Bolland persönlich - sind absolut stimmig und das fiese, hintersinnige Ende sitzt auch. Grossartig! 9,5 / 10
Du bist aber auch knauserig, Mensch! Bei Moores Meilenstein und extrem tödlichem Witz darf man dann schon mal die Höchstwertung vergeben, dass ist einfach Batman at it's best! Moore erzählt die Geschichte mit einer Treffsicherheit, mit einer unerschütterlichen pessmistischen und lebensverneindenen Grundhaltung, mit einem fast schon selbstzerstörerischem Trieb über dem Geschehen, dass es gleichermaßen faszinierend wie beängstigend ist. Hier stimmt dann einfach mal wirklich alles: Die Zeichnungen sind astrein und so ziemlich das allerbeste, was man aus dieser Geschichte rausholen konnte, diese ist selbst natürlich bereits ein literarischer Leckerbissen. Die Exposition ist einvernehmend und mitreißend, der Showdown mit das aufregendste, was es in dieser Form zu lesen gibt, die Menge an Twists, doppelten Böden und Wendungen bei der kurzen Seitenzahl bemerkenswert, wenn dann am Ende auch noch aus dem Nichts das Mittel des unzuverlässigen Erzählers rückwirkend eingebaut wird, ist dies nur einer von vielen intelligenten "Jokes", die Moore hier auftischt. Wenn dann der tatsächliche "Killing Joke" offenbart wird, bleibt einem gar der Atem stecken: Wer hier zufällig mitliest und dieses Meisterwerk noch nicht kennen sollte, dem sei dies nun mehr denn je ans Herz gelegt.
GoldenProjectile hat geschrieben:Auch der Joker ist wieder richtig gut herausgearbeitet, obschon die Figur hier nicht die selbe Vielschichtigkeit und Bedrohlichkeit erreicht wie in Killing Joke, ausserdem hat Superman einen stimmigen Auftritt. Was mir weniger gefallen hat ist der eher altmodisch anmutende Zeichenstil und die etwas uninspirierte Kolorierung
Damit sind die Stärken und Schwächen des tödlichen Familienunglücks wohl relativ passend umrissen. Der Joker wird tatsächlich wieder auf den Punkt charakterisiert (dein Einwand im Vergleich mit Killing Joke erscheint mir schlüssig, wenngleich etwas unfair, da doch ganz unterschiedliche Herangehensweisen an den Batman-Mythos) und ist die nötige Bedrohung und Handlungsmotivation, die Geschichte allgemein sehr gelungen, sehr ausgewogen, sehr rhythmisch und organisch von Höhepunkt zu Höhepunkt entwickelt (obgleich mir die Nahe-Ost-Episode mit dem ganz besonderen Gastauftritt einer alten Bekannten ja am besten gefällt), der tragische Wendepunkt geglückt und der Auftritt Supermans ebenfalls passend und angemessen, der Supes Charakter wird hier in der Interaktion mit Bruce sowieso in wenigen Momenten absolut "richtig" eingesetzt. Der Zeichenstil ist tatsächlich unangenehm "cartoonig" an vielen Stellen und die Farben fast schon zu fröhlich und hell für diese Geschichte, auch wenn mir das als Stilmittel durchaus taugt. Mit der Bewertung gehe ich konform. :)
GoldenProjectile hat geschrieben:Die Story ist kurzweilig und farbig, vor allem Nightwing wird als einer von drei Protagonisten sehr gut in Szene gesetzt, aber auch nicht viel mehr. Ansonsten ist der Comic eher nettes Bonusmaterial
Dem würde ich zustimmen und es stellt sich mir augenblicklich die Frage, warum ich jenes Crossover in meiner Chronologie vergessen hatte <--- obwohl das eigentlich ja mehr als genug aussagt. Gelungen ist das Teil schon, lesenswert garantiert auch, aber in der Tat ist es eher netter Lesestoff für zwischendurch und weit von den großen Meisterwerken entfernt. Nightwing ist natürlich immer eine Bank, die Geschichte(n) aber schon recht schwach und das ganze schon ordentlich belanglos, aber immerhin führt es den guten Drake ein, der als Robin sowieso immer viel besser war als die Heulsuse Jason. :lol:
GoldenProjectile hat geschrieben:All-Star Superman
Wertung: vorläufige 7 / 10
Da werden sich wohl auf ewig die Geister scheiden. Für die einen DAS Highlight in der Welt des ersten Superhelden, für andere dann wieder ein nettes Alternativ-Szenario ohne große Stärken. Ich bin deutlich eher auf der ersten Seite stehend, habe aber auch eine Schwäche für den Mann mit rotem Cape. Superman wurde wohl selten besser dargestellt als hier und die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht so bestimmend für den Charakter Supermans/Clark Kents, dass er echten Fans zwangsläufig ans Herz wachsen muss (sicher auch, weil sehr viel von der Mythologie der Figur hier thematisiert wird und im Hintergrund mitschwebt). Logisch, dass du hier als noch halbwegs "jungfräulicher" Leser nicht vollends in die (von dir mir völlig unverständlich als absurd betitelte) Mythologie einsteigen kannst, vielleicht wird sich das aber später in der Tat noch fügen, wer weiß...? Die Bilder sind garantiert famos, und Abwechslung bietet All-Star wie kaum noch ein anderes vergleichbares Werk. Stocke daher 2,5 Punkte auf deine Benotung auf, aber da wird man wohl wirklich erst in Zukunft sehen, wie dein Endresultat ausschaut.
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:The Killing Joke: Fand ich jetzt nicht ganz so faszinierend wie andere Werke von Moore, das lag auch an den Zeichnungen. Trotzdem 8/10
Was gefällt dir nicht an den Zeichnungen, wenn ich fragen darf?
Ich finde Bollands Stil relativ konventionell. Nicht schlecht, aber auch nur wenig aufregend. Ich finde übrigens Watchmen rein zeichnerisch auch nicht so toll ,aber der steife Stil passt trotzdem gut zur kühl brillanten Erzählung.
Und welche Werke von Moore empfiehlst du denn noch so, die richtig faszinierend sind?

Was ich noch lesen möchte:

League of Extraordinary Gentlemen Band II und III ("Black Dossier")
From Hell
Swamp Thing
Top 10
Whatever happened to the Man of tomorrow?
Whatever happened to the Man of tomorrow? ist für mich eines von Moores schwächsten Werken, bzw eine reine Routienproduktion, und gar kein richtiges Werk.

Ansonsten mach ruhig weiter mit der League, auch wenn The Black Dossier dann schwerer Stoff ist.

From Hell, Top Ten, Lost Girls, Promethea, Miracleman, alles toll, und noch relativ neu seine Lovecraft Bearbeitung Neonomicon, sehr fasznierend, die war das stärkste aus den letzten Jahren. Auch Fashion Beast, ein älteres Projekt geschrieben zusammen mit Malcom "SexPistols" McClaren in den 80ern, und jetzt von einem Dritten mit Moores Segen adaptiert, zeigt wieder seine Qualitäten.

Und auf keinen Fall seine komischen Sachen vergessen, denn auch da ist er genial. D.R. and Quinch und The Bojeffries Saga sind herrliche Parodien, und mit das Komischste was ich je gelesen habe, auf dem Niveau von Rene Goscinny, und das schafft sonst keiner.

Und es gibt noch sehr viel mehr. Moore hat schon jetzt ein unüberschaubares Gesamtwerk

Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:Du bist aber auch knauserig, Mensch! Bei Moores Meilenstein und extrem tödlichem Witz darf man dann schon mal die Höchstwertung vergeben, dass ist einfach Batman at it's best!
Ruhig Blut, Hille. :) Moores Meilenstein ist für mich erst einmal Watchmen, und da kommt so schnell nichts ran, das ist nämlich das ultimative Meisterwerk. Ich war vom Killing Joke wirklich begeistert, aber es war eben nicht das Allerbeste, was ich jemals goutiert habe, ehrlich gesagt finde ich im Nachhinein dass eine 9 / 10 es eigentlich auch tun würde. Was jetzt selbstverständlich nicht heisst, dass ich wirklich was daran auszusetzen hätte, sondern eben nur, dass es noch besseres gibt.
Casino Hille hat geschrieben:nicht vollends in die (von dir mir völlig unverständlich als absurd betitelte) Mythologie einsteigen kannst
Der Begriff ist hier gar nicht negativ gemeint, ich mag die Superman-Mythologie mittlerweile sogar. Kompliziert und eigensinnig trifft es vielleicht eher, was ich ursprünglich sagen wollte. Wenn ich da an Szenen denke wie die mit den Supermans aus der Zukunft von denen einer Kal-El selber ist, oder an den würfelförmigen Anti-Planeten mit den degeniertern Spiegelbildern der Justice League, oder die Art wie Supes seine Welt unter einer Glasglocke simuliert und was da noch alles drin vorkam, so ist das für einen relativ neuen leser schon sehr spezieller Tobak.
Maibaum hat geschrieben:Ansonsten mach ruhig weiter mit der League, auch wenn The Black Dossier dann schwerer Stoff ist.

From Hell, Top Ten, Lost Girls, Promethea, Miracleman, alles toll, und noch relativ neu seine Lovecraft Bearbeitung Neonomicon, sehr fasznierend, die war das stärkste aus den letzten Jahren. Auch Fashion Beast, ein älteres Projekt geschrieben zusammen mit Malcom "SexPistols" McClaren in den 80ern, und jetzt von einem Dritten mit Moores Segen adaptiert, zeigt wieder seine Qualitäten.

Und auf keinen Fall seine komischen Sachen vergessen, denn auch da ist er genial. D.R. and Quinch und The Bojeffries Saga sind herrliche Parodien, und mit das Komischste was ich je gelesen habe, auf dem Niveau von Rene Goscinny, und das schafft sonst keiner.
Ich danke. Der Lesestoff wird also ganz so schnell nicht ausgehen. Ich behalte das mal im Auge und versuche, ein paar Lücken aufzuarbeiten. Zuerst wollte ich von Moore aber eigentlich diejenigen die ich schon habe noch einmal lesen...
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben:Moores Meilenstein ist für mich erst einmal Watchmen, und da kommt so schnell nichts ran, das ist nämlich das ultimative Meisterwerk.
Ich kann deine Einordnung schon verstehen und finde das dann auch im Rahmen der Skala nachvollziehbar gelöst. Würde persönlich ja selbst eben genau umgekehrt aufgrund meiner Watchmen-Benotung argumentieren, daher bin ich prinzipiell absolut auf deiner Seite. Wichtig ist eh, dass Killing Joke seine Wirkung in deinem Fall nicht verfehlt hat, der Rest ist nur noch eine Zahl, über die man ewig streiten kann, die man aber auch nicht immer so ernst nehmen sollte.
GoldenProjectile hat geschrieben:Der Begriff ist hier gar nicht negativ gemeint, ich mag die Superman-Mythologie mittlerweile sogar. Kompliziert und eigensinnig trifft es vielleicht eher
Das tut es auf jeden Fall. Ich hatte "absurd" als wertenden Begriff verstanden. Schön, dass dir die Superman-Mythologie mittlerweile immer mehr zusagt (ich fühle mich da auch aufgrund der Vielfalt sehr wohl drin und ohnehin gibt es ja im Comicbereich eh nur Batman und Micky Maus als vergleichbar ausgeweitetes Universum). Ich finde das großartig, wie viele Möglichkeiten gerade die Welt Clark Kents offenbart und wie viel man da auch narrativ rausholen kann, wenn man denn ein echtes Interesse daran hat (der Symbolcharakter Supes für sich ist ja schon ein absolut gewaltiger, wer es nicht glaubt, lasse es sich von Tarantino erklären!). All-Star Superman ist eben gerade deshalb für mich als Fan ein absoluter Gewinn und wie du sagst auch sehr vielfältig, abwechslungsreich und "allumfassend" (hihi!).
Maibaum hat geschrieben:mit das Komischste was ich je gelesen habe, auf dem Niveau von Rene Goscinny, und das schafft sonst keiner.
Maibaum ein Fan von Goscinny? Das hätte ich ja nun nie für möglich gehalten...
GoldenProjectile hat geschrieben:Der Comic ist mit anderen Batman-Werken kaum zu vergleichen, das hier ist eine pure psychologische Horrorstory die einem mehr als einmal die Kinnlade runterklappt und einen am Ende gleichzeitig verstört und fasziniert zurücklässt. Ihre Wirkung bekommt die grausame Schauermär in den Abgründen menschlicher Psyche durch die über alle Massen surreale und abstrakte visuelle Gestaltung, ich habe sowas in meinem Leben noch nicht gesehen, wahrlich bemerkenswert.
Wertung: 9 / 10
Wunderbar geschrieben, genauso MUSS man das eigentlich schon fast sehen. Arkham Asylum ist wirklich ein stark unterschätzes Werk im Batman-Kosmos und ohne Zweifel eine beinahe schon einmalige Erfahrung, die sich in ihrer Abstraktheit kaum in Worte fassen lässt. Hier harmoniert praktisch alles hervorragend miteinander und ist praktisch "Shutter Island in gut trifft auf Killing Joke trifft auf David Fincher". Um jetzt aber auch eventuelle Mitleser wie Anatol nicht zu verschrecken: Es ist dennoch sehr viel eigenes mit drin, was man so in der Anordnung noch nicht gesehen/gelesen hat und wohl auch so schnell nicht mehr wird. Für mich ein wahrer Klassiker und ein Musterbeispiel für fesselnde Graphic Novels, dass sich vor den ganz großen Namen da überhaupt nicht zu verstecken braucht. Ich teile auch Maibaums Meinung nicht, dass die Geschichte leblos wäre, ganz im Gegenteil, da liegt im Detail sehr viel Atmosphäre und Lebendigkeit (manchmal allerdings totes Leben) verborgen, dass sich einem vielleicht erst später erschließt. Und fotorealistisch ist das ganze nun wirklich nicht, detailliert und fein komponiert schon, aber fotorealistisch sieht dann doch noch mal ganz anders aus.
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:mit das Komischste was ich je gelesen habe, auf dem Niveau von Rene Goscinny, und das schafft sonst keiner.
Maibaum ein Fan von Goscinny? Das hätte ich ja nun nie für möglich gehalten...

Ich teile auch Maibaums Meinung nicht, dass die Geschichte leblos wäre, ganz im Gegenteil, da liegt im Detail sehr viel Atmosphäre und Lebendigkeit (manchmal allerdings totes Leben) verborgen, dass sich einem vielleicht erst später erschließt. Und fotorealistisch ist das ganze nun wirklich nicht, detailliert und fein komponiert schon, aber fotorealistisch sieht dann doch noch mal ganz anders aus.
Vielleicht nicht direkt fotorealistisch, aber es geht in diese Zeichenrichtung, wie z.B. Don Lawrence oder auch Richard Corben.

Warum nicht Goscinny? Passt doch zu mir wie die Faust auf das Grantauge.

Re: DC Comics

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Maibaum hat geschrieben:Vielleicht nicht direkt fotorealistisch, aber es geht in diese Zeichenrichtung, wie z.B. Don Lawrence oder auch Richard Corben.
Ich verstehe schon, was du meinst, ich wollte nur diesen Begriff selbst etwas verlegen, weil er dann doch noch mal etwas anderes (praktisch eine Steigerung) ist.
Aber ja, du hast schon recht, dieser Stil wird schon verwendet und natürlich ist Arkham Asylum in diese Richtung gezeichnet.
Maibaum hat geschrieben:Warum nicht Goscinny? Passt doch zu mir wie die Faust auf das Grantauge.
Man weiß ja nie. Hätte aus meinem Bauchgefühl halt etwas anderes erwartet. Aber umso schöner, wenn sich mein Bauch mal irrt.
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Re: DC Comics

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Batman: Hush (Jeph Loeb / Jim Lee)

Jeph Loeb ist kein Unbekannter in der Welt von Batman und hat unter anderem in der Kult-Miniserie The Long Halloween mit einem spannenden All-Star-Superheldenkrimi deutliche Spuren im DC-Universum hinterlassen. Der Batman-Comic mit dem simplen und geheimnisvollen Titel "Hush" schliesst indirekt an dieses Erfolgsrezept an und erzählt in zwölf Kapiteln die ausladende Geschichte einer maskierten Gestalt, die fast alle Gegenspieler und auch einige Verbündete von Batman wie Schachfiguren orchestriert, um ein morbides Spiel gegen den dunkle Ritter zu spielen.

Loebs DC-Geschichten arbeiten bei aufmerksamer Beobachtung häufig mit einem sehr ähnlichen Handlungsmuster als Aufhänger (ausgenommen seine poetisch-verspielte Superman-Studie For all Seasons) und dieses ist auch in Hush in einer neuen Variation zu finden. Auch hier kann der Leitfaden als Kriminalrätsel um eine manipulative, ausgetüftelte Serie von Verbrechen angesehen werden, das aus der klassischen Frage "Wer und warum?" Spannung zu schöpfen sucht. Was in The Long Halloween die unaufhaltsamen Morde eines Serientäters waren ist in Hush prinzipiell der nächste Angriff eines an Puppenfäden tanzenden Super-Villains. Damit können auch die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Comics erklärt werden: The Long Halloween ist Film Noir, Hush ist der Big-Budget-Sommerblockbuster. Die zwölf Kapitel strotzen geradezu vor Schauwerten und Entertainment-Bombast. Kaum eine DC-Figur die je mit Batman in Verbindung stand wird als Gast- oder Nebenrolle ausgelassen; von Catwoman, Killer Croc, Harley Quinn, Joker, Riddler, Amanda Waller und Scarecrow bis hin zu Superman, Lois Lane, Tim Drake, Dick Grayson, Poison Ivy, Huntress, Ra's Al Ghul und viele, viele mehr sind sie alle mit an Bord. Kaum ein Kapitel vergeht ohne eine gigantische Actionszene, bei der Batman auch mal gegen einen hirngewaschenen Superman kämpfen muss oder Harley Quinn daran hindert, ein ganzes Opernhaus in Schutt und Asche zu zerlegen.

In diesem masslos tempo- und actionreichen Kaleidoskop quer durch die Welt des dunklen Ritters fällt es tatsächlich selten bis nie auf, wie einige dieser Episoden nur ihrer Selbst willen eingefügt worden sind. Und wie sich Loeb offenbar nicht immer ganz entscheiden kann, ob er seine Mysterygeschichte als zentrales Rückgrat der Erzählung behandeln, oder mehr als Aufhänger für einen weit gefächerten Querschnitt durch das Batman-Universum nutzen will. Die primäre Handlung ist mit verschiedenen Wendungen, falschen Fährten und paukenschlagartigen Überraschungen angereichert, die mehr und mehr auf des Rätsels Lösung hinarbeiten. Leider ist die grosse Enthüllung zum Ende schon ziemlich weit vorhersehbar und die zugrunde liegenden Motive hadern chancenlos mit ihrer Glaubwürdigkeit. Aber Loeb wäre ja nicht Loeb, wenn er seinen finalen Twist nicht mit einem narrativen Kniff und einem zusätzlichen Epilog weiter aufwerten würde. So schliesst sich die Hush-Geschichte nicht, ohne immerhin noch ein paar Fragen im Raum stehen zu lassen.

Ist Batman: Hush eine dramatische Charakterstudie im Gewand eine Rätselpuzzles nach dem Geist von The Long Halloween, oder gar dessen hochbudgetiertes Action-Remake? Gemessen an den faszinierenden erzählerischen Finessen von Loebs bekanntestem Batman-Comic ist es beides nicht so wirklich, aber was es ist, ist eine atemlose Breitseite an Action, Erzähltempo, Twists und spektakulären Schauwerten. Jim Lee, der hier Loebs Stammzeichner Tim Sale ersetzt, malt in einer detailreichen und modernen Hochglanzoptik und visualisiert dabei treffend das bombastische Kaliber des Comics. Hush kleckert nämlich nicht, es klotzt, Und es klotzt trotz seiner Schwächen ein grosses Unterhaltungspaket.

Wertung: 8 / 10
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Re: DC Comics

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Maibaum hat geschrieben:Was meint dein Bauch denn zu Strupp und Timmi?
Gefällt dir deutlich weniger.
GoldenProjectile hat geschrieben:Batman: Hush (Jeph Loeb / Jim Lee)
Du hast Hush reviewt? Mensch Eric, sag doch mal was...
GoldenProjectile hat geschrieben:The Long Halloween ist Film Noir, Hush ist der Big-Budget-Sommerblockbuster
Ähm. Ich weiß gar nicht, ob ich dem zustimmen würde. Klar, Long Halloween hat mächtig Anleihen am Film Noir, aber Hush ist eigentlich zu düster und epochal für einen Sommerblockbuster (Snyder ausgenommen :lol: ), und auch viel zu intelligent und detailliert. Prinzipiell stimmt die Trennung für die Größenverhältnisse schon, aber atmosphärisch passt es für mich nicht.
GoldenProjectile hat geschrieben:Batman auch mal gegen einen hirngewaschenen Superman kämpfen muss
Schade, das du dazu sonst nichts weiter hinzufügst. Gerade dieser Kampf des dunklen Ritters gegen den Krypton-Erben ist doch einer der Höhepunkte der DC-Geschichte und verpasst einem eine Gänsehaut, wie es Comics und vor allem auch Loeb sonst nur selten gelingt. Das ist alles unglaublich stark und natürlich auch das herausragendste Element aus Hush, beispiellos in gewisser Hinsicht. Sicherlich könnte man hier kritisieren, dass darauf aufbauend nachwirkend diese erzeugte Stimmung nicht für weiteres genutzt wird, aber bis dahin und auch nur für sich betrachtet ist das hervorragend.
GoldenProjectile hat geschrieben:ob er seine Mysterygeschichte als zentrales Rückgrat der Erzählung behandeln, oder mehr als Aufhänger für einen weit gefächerten Querschnitt durch das Batman-Universum nutzen
Ich finde schon, dass der Fokus klar auf letzterem liegt. Das ist in dem Zusammenhang auch eine sehr interessante Kritik, die ich so glaube ich noch nie im Zusammenhang mit Hush gelesen habe.
GoldenProjectile hat geschrieben:eine atemlose Breitseite an Action, Erzähltempo, Twists und spektakulären Schauwerten
8 / 10
Sehr schön! Besonders, weil du das Tempo ansprichst, dass mich bei Hush besonders beeindruckt und die wichtigste erzählerische Komponente in diesem Fall ist. Das Tempo, die Handlungsentwicklung halte ich für nahezu perfekt. Alles, was geschieht, geschieht treibend, nie kommt es zu Leerlauf, nie zu Unschlüssigkeiten bei Künstler oder Konsument und alle Höhepunkte werden ideal vorbereitet, eingeleitet, dosiert und dann rückwirkend behandelt. Das kann man denke ich in der Form nicht besser umsetzen.
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Re: DC Comics

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Casino Hille hat geschrieben:Schade, das du dazu sonst nichts weiter hinzufügst. Gerade dieser Kampf des dunklen Ritters gegen den Krypton-Erben ist doch einer der Höhepunkte der DC-Geschichte und verpasst einem eine Gänsehaut, wie es Comics und vor allem auch Loeb sonst nur selten gelingt. Das ist alles unglaublich stark und natürlich auch das herausragendste Element aus Hush, beispiellos in gewisser Hinsicht. Sicherlich könnte man hier kritisieren, dass darauf aufbauend nachwirkend diese erzeugte Stimmung nicht für weiteres genutzt wird, aber bis dahin und auch nur für sich betrachtet ist das hervorragend.
Also: Ja, das ist eine herausragende Szene, bzw. der gesamte Metropolis-Handlungsstrang sticht als bester Teil des Comics deutlich hervor (beim eindeutig episodenhaften Aufbau von Hush als Reihe von verschiedenen "Stationen" bzw. Bösewichtern ist das besonders gut zu vergleichen). Das Ende des vorherigen Kapitels ("No. Not now. Not here. Not him") beschert Gänsehaut pur, auch wenn es eigentlich aus Millers Dark Knight Returns übernommen ist, inklusive Teile des Textes. Aber Loeb und Lee setzen das einfach unglaublich gut in Szene und treffen auch die psychologische Komponente der gesamten Batman-Superman-Beziehung im gigantischen Eröffnungsbild des Zweikampfes und dem dazugehörigen Monolog punktgenau auf den Kopf. Was ich etwas schade finde ist dass der Kampf so wahnsinnig früh kommt, als vorläufiger Höhepunkt in einem der letzten Kapitel hätte er seine Wirkung noch viel intensiver entfalten und den dramaturgischen Bogen der Geschichte elegant abrunden können.

Gerade auch in Bezug auf die Psychologie der Charaktere und die innere Spannung der Geschichte ist die Konfrontation mit dem Joker übrigens ein weiteres Highlight.

Was sagst du zu meinem Vorwurf bezüglich des vorhersehbaren, motivisch schwach untermauerten "Twists"?
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Re: DC Comics

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KaiTheSpy hat geschrieben:Da Lesetipps gefragt sind, fange ich mal am besten mit solchen, einsteigerfreundlichen, Comics an.

Identity Crisis
Autor: Brad Meltzer
Zeichner: Rags Morales
Tusche: Mike Bair
Farben: Alex Sinclair
Covers von Michael Turner

Einer der besten Comics überhaupt, und eines der ungewöhnlichsten Crossover.

Wertung: 10/10

Ich hoffe, dass du mit diesen Tipps etwas anfangen kannst, GoldenProjectile.
Ich bin hier noch einen Nachtrag schuldig, da ich Identity Crisis diese Woche gelesen habe. Verschlungen wäre das bessere Wort.

Der Comic ist bis zum Ende spannend, bis zum Epilog narrativ faszinierend. Dabei ist die tatsächliche Auflösung des Rätsels (die aber auch alles andere als schlecht ist) weniger wichtig als die emotionalen Reaktionen und die inneren Auswirkungen.

Erzähltechnisch ist alles im grünen Bereich, die Zeichnungen und die Kolorierung sind toll, vielfältig und reich an Details, aber ihre totale Wirkung erhalten Sie oftmals erst durch das Arrangement der einzelnen Panels.

Was mir an Identity Crisis mit am besten gefallen hat ist die Art und Weise, wie die Superheldengesellschaft hier dargestellt wird, nämlich als eine Art Verein, mit gut durchgeplanten Notfallplänen, aber auch mit Banalitäten wie Geschäftsessen. Generell fühlen sich die Charaktere allesamt sehr echt an, sie haben Beziehungen und Beziehungsprobleme und schlagen sich statt mit Weltvernichtungsplänen mit Verbrechen herum, die allesamt sehr greifbar und (un)menschlich, dadurch aber umso schrecklicher sind.

Von mir auch 10, das war einfach nur spannend, interessant, fesselnd und hochgradig unterhaltsam. Mehr davon...
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Re: DC Comics

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Kennt sich hier jemand mit Geoff Johns' Run zu Green Lantern aus?

Ich würde gerne die komplette Reihe lesen, habe auch schon angefangen, aber aktuell hängt es am ersten Sammelband der GLC-Serie, "Green Lantern Corps: To Be a Lantern" (die Rede ist vom englischen TPB). Das Buch ist auf keiner Version von Amazon zu brauchbaren Preisen zu haben, nicht auf der deutschen, britischen, amerikanischen, französischen oder italienischen Version.

Weiss einer von den DC-Nerds wo man das herkriegen könnte? Kindle ist keine Option, denn was ich lese muss im Schrank stehen.
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Re: DC Comics

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GoldenProjectile hat geschrieben: 9. April 2016 16:37

Ich war schon seit längerem neugierig und interessiert an dem DC-Universum (während ich beim Konkurrent Marvel trotz der vielen sehr schönen Verfilmungen nie das Bedürfnis hatte, mich mit deren Comics zu befassen), habe aber nie angefangen. Die Liste an Lesetipps, die Hille hier anderswo gepostet hat, hat mich aber ausreichend motiviert. Hier ist sie noch einmal:
Casino Hille hat geschrieben: Batman: Year One
…..
Batman: The Dark Knight Returns
So ähnlich starte ich nun auch meine Comic-Reise.

Ich habe den Thread noch nicht nachgelesen, werde ich demnächst aber nachholen.

Ich war leider nicht so schlau im Forum nach Old Man Hilles Empfehlungen zu suchen, bin aber zumindest mal auf die zwei o.g. über Top Ten Suche im Netz gestoßen.

Batman: The Dark Knight Returns
Den habe ich heute abgeschlossen. Von der Story her fand ich den schon gut. Zeichnerisch etwas angestaubt. Und teilweise nicht ganz einfach zu verfolgen, stellenweise gar Wirt. Es war schon extrem viel Text dabei.
Dennoch als Startpunkt für mich gelungen und nun mit mehr Appetit in die nächsten Comics gestürzt.

Year One gehe ich im Urlaub an.
❤️☮️🧘🏻‍♂️