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Re: Romanbesprechung: Trigger Mortis (Horrowitz)

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Macht immer mehr Spaß. Die Unterhaltung mit Sin ist zwar eine Kopie von Dr no aber trotzdem oder grade deswegen gut. Die Sargszene ist sensationell. Überhaupt würde ich die Hälfte des Romans sofort in einen modernen BondFilm umwandeln wollen. Warum nicht mal endlich wieder einer Story um eine Rakete? Ein manipulierter Absturz mit entsprechenden Folgen bzgl Forderungen der Bevölkerung... Das ist total modern und ohne Abstriche heute aktuell.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Romanbesprechung: Trigger Mortis (Horrowitz)

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Da ich den Roman mit großer Freude abgeschlossen habe, fasse ich noch mal gerne meine Kritik zusammen und erweitere um einige Punkte (für wen auch immer, da ja trotz in den Filmrezensionen omnipräsenten "das war aber bei Fleming so oder so..." es hier kaum jemanden gibt, der was zu den Romanen beitragen möchte)


Trigger Mortis, Anthony Horowitz


Der neueste Bondroman ist gleich in mehrere Hinsicht ganz in alter Tradition. Nicht nur, dass es das erste Mal seit den 60ern ist, dass teils original Fleming Material in einen neuen Roman eingearbeitet wurde, nein Horowitz lässt den guten 00 Agenten gleich noch ein mal in den 50er Jahren ermitteln, und - mehr noch - er setzt die Handlung direkt im Anschluss an den Goldfinger Roman an, und verwendet passenderweise gleich noch die Figur der Pussy Galore aus eben diesem Roman.

Doch damit hört der Fanservice (leider) noch nicht auf. Horowitz schreibt nahezu perfekt im Fleming'schen Stil, mit detailierten Beschreibungen von Orten, vor allem aber Essen und Marken. Soweit so gut - denn es macht wirklich Spaß, das Gefühl zu haben, einen unentdeckten Fleming Roman zu lesen. Doch die eingebauten Retro Elemente und bekannte Figuren sind dann doch arg konstruiert bzw. oberflächlich eingebaut. Zwar wurde auch bei Fleming das Girl des Vorgängerromans noch erwähnt, aber dass Pussy gleich ziemlich unnütz die ersten Kapitel einnimmt, um dann ein Schicksal zu erleiden, welchen wiederum nur hohler Fanservice ist - das erscheiht doch etwas simpel. Hinzu kommt, dass - wie zu erwarten - die eingebaute Flemingsequenz nur sehr lose mit der Haupthandlung verknüpft wird. Beides führt dazu, dass die eigentliche Story verzögert startet.
Überhaupt ist dieses Story bzw. der Roman an sich etwas dünn. Knapp 300, sehr groß gedruckte Seiten, davon fast 100 Seiten bevor es eigentlich losgeht.
Doch die Fleming-Verehrung geht weit darüber hinaus. DIe ganze Struktur wirkt mindestes so reißbrettartig wie ein Brosnan-Bond. Die Titelfigur ist ein simpler Detektiv, der von A nach B und von B nach C ermittelt. Alles sehr linear und wenig überraschend.
Auch der Bösewicht und gleich ein stückweit sein Plot wirken etwas wie ein erneute Version des Dr. No Romans - so als habe Kevin McClory die Rechte an eben diesem Roman erworben und gleich ein Remake geplant.

Genug der Schelte: Zu meiner Überraschung habe ich mich prächtig unterhalten gefühlt. Ich gehe soweit zu sagen, dass dies hier der flüssigste aller "Fleming"romane ist. Die Konzentration auf wenige Charaktere und vor allem auf Bond macht Spaß. Die Beschreibungen sind exquisit, und die Action ist gleich besser als bei Fleming. An manchen Stelleen kann dabei Horowitz auf heutige Film-Sehgewohnheiten und -Erfahrungen zurückgreifen: Die sehr rasante Nürburgringseqzenz liest sich wie von Mark Forster inszeniert, die Sequenz im Schloss des Bösewichts wirkt gleich wie die ganze PTS aus True Lies, und den Showdown hatten wir so auch schon bei Die Hard 3, Moneytrain und bei im ersten Mission Impossible (und auch in diversen Bondfilme wie OP und zuletzt SF).

Wie bei Fleming ist auch die Integration in die damalige Zeit, das allgemeine politische und technologische Umfeld, und die Verknüpfung mit wahren Kriegsbegebenheiten gelungen.

Und ja, die zweite Hälfte hat mir in Summe viel mehr Spaß gemacht. Das liegt auch daran, weil in der ersten Hälfte (neben der generall etwas schwachen Integration von Pussy und der Fleming Geschichte) auch die Frauenfiguren wie aus einer Fan-Fantasie daher kommen. Pussy - check. Bond's Autorenn-Trainerin natürlich eine heiße Frau - check. Bond trifft im Schloss des Bösewichts auf eine heiße Fraue - check.

Die zweite Hälfte punkte mit Spannung, Action, dem Bösewicht und seineer recht perversen Masche, und einigen gelungenen Einfällen.


A propos: Vielleicht sollte man bei EON mal die eiserne Regel brechen, dass man sich nicht bei den Romanen bedient.
Trigger Mortis wäre leicht zu einem sehr ordentlichen, modernen Bondfilm umzuschreiben!
Man stelle sich vor - und es ist wirklich schon fast ZU naheliegend:
- Bond im Wettstreit mit einem Bösewicht mal nicht beim Golf oder am Kasinotisch, sonder zB in einem Oldtimerrennen in Le Mans?
- Eine abgewandelte Neuauflage der Dr. No Story. zB mit Nordkoreanischen Raketentests, oder gleich mit US Tests, die manipuliert werden
- Bond wirkt lebendig begraben und man beobachtet 5min lang in nahezu vollständiger Dunkelheit wie er sich befreien kann
...
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