Re: Regie für BOND26+

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Ja on Location shooting ist teuer. Was ich meinte ist, dass Norwegen (mit hohen Subventionen) aber günstiger sein kann als Karibik und co.
Bei Bond ist das Problem aber noch größer: Jeder on location shoot führt ja immer dazu, dass das ganze noch mal in Pinewood repliziert wird, und dann noch mal am Rechner "enhanced" wird.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Regie für BOND26+

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Oktober 2021 13:04Ja, ja, ja. Zu allen Thesen. ;) Das Problem sit aber, dass du bei Bond mehr Locations brauchst, die Dr No-Zeiten sind diesbezüglich vorbei.
Das kann ich schon nachvollziehen, aber man könnte die Anzahl Locations ja zumindest etwas reduzieren, also eben nur 3 oder 4 statt gleich 5 oder 6 Orte.
Zu Thailand: Ich weiss nicht, ob du den Film kennt, aber der B-Action-Film "Skin Trade" (der weitgehend dort gedreht wurde) beispielsweise soll ja laut Wikipedia 9 Millionen gekostet haben, hat aber ein paar sehr gute Actionszenen (und eine schicke Optik) vorzuweisen. Auch der B-Film "Triple Threat" wäre so ein Beispiel. Anscheinend kann man dort durchaus anständig aussehende Filme zu vernünftigen Preisen drehen. Vielleicht wäre das tatsächlich auch mal wieder was für Bond.

Re: Regie für BOND26+

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Kenne ich beide und habe mich bei beiden amüsiert. ;)

Diesmal waren es Norwegen, Jamaica, Matera, London, Cuba und Safinds Insel.

Aber: Cuba im Studio, Safins Insel bis auf ein paar Außendrehs ebenfalls. Sind wir bei 4.

Thailand hat bereits TMWTGG ganz nett in Szene gesetzt, das wäre schon was. Aber die tristen Ostblock Kulissen - die man auch sofort als solche erkennt - sind halt keine Alternative. Sicher könnte man da etwas einsparen, aber der Wow-Faktor, die Exotik, das Mondäne sind Merkmale der Bondfilme.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Regie für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 29. Oktober 2021 13:15Bei Bond ist das Problem aber noch größer: Jeder on location shoot führt ja immer dazu, dass das ganze noch mal in Pinewood repliziert wird, und dann noch mal am Rechner "enhanced" wird.
Nicht nur bei Bond.

In JEDEM Kinofilm (selbst in TV-Produktionen wie dem Tatort) wird fast jede einzelne Einstellungen im Nachhinein digital noch bearbeitet,
und wenn es nur darum geht einen Flugzeugkondensstreifen am Himmel zu entfernen.

Bei Bond wird aber zudem jede Einstellung so inszeniert wie sonst höchstens bei Werbespots. Da wird nichts dem Zufall überlassen.
Und wenn Fukunage meint er braucht in Pinewood das Originaleis aus Norwegen, um die Szenen, in denen die junge Madeleine unterm Eis ist, zu drehen, dann wird eben das norwegische Eis nach England im Kühlschiff verschifft.

Klar kann man sagen: "Künstler! Die sind doch alle verrückt. Den Unterschied merkt doch niemand."

Und ja: es gibt bestimmt Sequenzen, die man auch günstiger hätte produzieren können, mit demselben (oder einem ähnlichen) Ergebnis.

Aber in dem speziellen Fall ging es um 20.000 Pfund, wenn ich mich recht erinnere. Das hätte das Gesamtbudget des Films auch nicht groß verändert.
Viel geht für die Gagen der Stars drauf. Und generell für die Gehälter eines riesigen Teams. Das sind ja tausende Leute, von denen fast alle mindestens sechs bis sieben Monate bezahlt werden müssen, ein Großteil auch in den Monaten zuvor und im Anschluss.

Anders gesagt: eine kürzere Drehzeit (z.B. nur 4 Monate) würde das Budget erheblich schrumpfen lassen.
Dann kann man sich aber nicht mehr den Luxus leisten jede Szene bis ins kleinste Detail durchzuchoreographieren und sich richtig Zeit zu lassen.

Wie meinte Rami Malek in verschiedenen Interviews: Als sie eine gemeinsame Szene noch nicht für richtig empfunden haben, haben er und Craig Broccoli und die Autoren gefragt, ob man den Dreh an dem Tag nicht abbrechen könne, um ins Büro zu gehen und die Szene neu auszuarbeiten. Sowas ginge bei einer anderen Filmproduktion auf keinen Fall.

Also: keine Star (= keine hohen gagen), kürzere, schnellere Dreharbeiten, weniger Locations, weniger Action/Stunts - das würde das Budget runterbringen.

Re: Regie für BOND26+

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Genau das habe ich ja oben vorgerechnet. Budget ist einfach: Leute * Tage

Aber ich würde nicht sagen, dass man auf Exotik verzichten muss, im Gegenteil. Man kann wochenlang schöne Szenen auf den Bahamas drehen. Aber wenn du dann anfängst dort Kulissen zu bauen, eine Actionszen mit zwei Units, alles noch mal in Pinewood nachbaust,... dann wird es teuer. Das Traumschiff zeigt, wie Exotik geht ohne besonders teuer zu sein.
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Re: Regie für BOND26+

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Flagschiff ist Flagschiff ;-)

Nein im Ernst: Die Exotik und Locations beim Traumschiff sind sogar dieser Tage deutlich ausgeprägter als bei Bond. Dort wird ja ALLES vor Ort gedraht. Da haste dann auch noch klassisch 90min blauen Himmel ohne Wolken mot weißen Stränden und Palmen. Dagegen sieht bei Bond heute alles aus wie ein usseliger Tag am Baggerloch bei Herne. Aber hey, wir waren auf Jamaica und haben in der Nähe von Goldeneye gedreht und es war super teuer.
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Re: Regie für BOND26+

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Warum ich u.a. FYEO so gerne mag, ist dieses "Sightseeing". Lauter Szenen, die uns die Umgebung näher bringen, uns vertraut machen mit Land und Leuten, aber für die Story nicht unbedingt zwingend sind. Hier mal durch die Altstadt schlendern und "Taschentuchfrüchte" essen, dort ein Schwenk über die Insel in der Dämmerung, ein traditionelles Dorffest... dieses Flair fehlte mir zuletzt total. Ansatzweise in QOS. Vielleicht findet sich mal ein Regisseur, der dafür ein bessers Händchen hat. So teuer kann das ja nicht sein.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Regie für BOND26+

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ollistone hat geschrieben: 29. Oktober 2021 15:19 Warum ich u.a. FYEO so gerne mag, ist dieses "Sightseeing". Lauter Szenen, die uns die Umgebung näher bringen, uns vertraut machen mit Land und Leuten, aber für die Story nicht unbedingt zwingend sind. Hier mal durch die Altstadt schlendern und "Taschentuchfrüchte" essen, dort ein Schwenk über die Insel in der Dämmerung, ein traditionelles Dorffest... dieses Flair fehlte mir zuletzt total. Ansatzweise in QOS. Vielleicht findet sich mal ein Regisseur, der dafür ein bessers Händchen hat. So teuer kann das ja nicht sein.
In CR auch, da fand ich die Karibik und ihr Flair nochmal richtig klasse rübergebracht. NTTD finde ich einen sehr guten Film - aber von Jamaika als Location war ich beispielsweise etwas enttäuscht. Man dreht immerhin einen Monat vor Ort und schafft es nicht mal, einen Kameraschwenk bei Tag durch die Ortschaft zu machen. Die Bondfilme haben das gleiche Problem wie die Bourne- und die Mission-Impossible-Reihe: Oftmals findet in den Locations eine solche Hetze statt, alles ist mit Close-up-Dialog oder eng gefilmten Schießereien gefüllt, dass jedes Gefühl für die Atmosphäre vor Ort verloren geht, die Locations austauschbar werden. NTTD hätte auch in Dänemark und Spanien spielen können, wäre exakt der gleiche Film geworden.
"Schnickschnack! Tabasco!"

Re: Regie für BOND26+

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UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben: 29. Oktober 2021 16:04 Die Bondfilme haben das gleiche Problem wie die Bourne- und die Mission-Impossible-Reihe: Oftmals findet in den Locations eine solche Hetze statt, alles ist mit Close-up-Dialog oder eng gefilmten Schießereien gefüllt, dass jedes Gefühl für die Atmosphäre vor Ort verloren geht, die Locations austauschbar werden.
100% Zustimmung. Locations sind meist nur für hektische Action da und oder es geht sofort in die Interiors die eh in Pinewood sind. Einfach mal wieder Bond in Badehose und Hemd zeigen wie in TB, eine Szene mal auf einer Terasse mit echtem Strandblick spielen lassen, und JA DOCH, bitte nicht 4 Handlungsorte in einen Film packen sondern nur zwei.
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Re: Regie für BOND26+

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Was ziemlich sicher ist: das Budget wird wieder weniger werden (müssen). Selbst wenn die Finanzierung zukünftig mit Amazon im Hintergrund kein großes Problem mehr sein sollte, gehen Branchen-Experten davon aus, dass selbst Amazon keine 250Mio+ Produktion haben möchte, wenn die 1 Milliarde nicht sicher eingefahren werden kann.

Jetzt hat natürlich die Corona-Situation alles verschlimmert, wahrscheinlich wäre man sonst knapp dran gekommen, aber SF hätte man wohl trotzdem nicht geschafft. Inflation sowieso ausgenommen.

Ich denke man wird wieder auf <=200 Mio kommen. Aber das schafft man vielleicht schon alleine durch den neuen Darsteller ;)
Bond... JamesBond.de

Re: Regie für BOND26+

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Gernot hat geschrieben: 29. Oktober 2021 17:56 Was ziemlich sicher ist: das Budget wird wieder weniger werden (müssen). Selbst wenn die Finanzierung zukünftig mit Amazon im Hintergrund kein großes Problem mehr sein sollte, gehen Branchen-Experten davon aus, dass selbst Amazon keine 250Mio+ Produktion haben möchte, wenn die 1 Milliarde nicht sicher eingefahren werden kann.

Jetzt hat natürlich die Corona-Situation alles verschlimmert, wahrscheinlich wäre man sonst knapp dran gekommen, aber SF hätte man wohl trotzdem nicht geschafft. Inflation sowieso ausgenommen.

Ich denke man wird wieder auf <=200 Mio kommen. Aber das schafft man vielleicht schon alleine durch den neuen Darsteller ;)
Ja, bislang hat man es mit jedem neuen Darsteller geschafft das Budget beim ersten Film deutlich unter dem letzten Film der Vorgängers zu halten.
Ich würde sogar tippen, dass man versucht einen Film mit $150 Mio auf die Beine zu stellen.

Re: Regie für BOND26+

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danielcc hat geschrieben: 29. Oktober 2021 16:22
UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben: 29. Oktober 2021 16:04 Die Bondfilme haben das gleiche Problem wie die Bourne- und die Mission-Impossible-Reihe: Oftmals findet in den Locations eine solche Hetze statt, alles ist mit Close-up-Dialog oder eng gefilmten Schießereien gefüllt, dass jedes Gefühl für die Atmosphäre vor Ort verloren geht, die Locations austauschbar werden.
100% Zustimmung. Locations sind meist nur für hektische Action da und oder es geht sofort in die Interiors die eh in Pinewood sind. Einfach mal wieder Bond in Badehose und Hemd zeigen wie in TB, eine Szene mal auf einer Terasse mit echtem Strandblick spielen lassen, und JA DOCH, bitte nicht 4 Handlungsorte in einen Film packen sondern nur zwei.
Sehe ich auch so, eine Location für die PTS, meinetwegen London und dann eine Hauptlocation, die dann aber wirklich gut genutzt und gezeigt wird in ihren Besonderheiten. Ganz alte Filme wie DN, TB oder TMWTGG haben (erst recht aus heutiger Sicht) große Pacing-Probleme, aber die Locations haben sie richtig gut eingefangen. Klar, vieles müsste man heute anders machen. Aber ich würde mir wünschen, dass der neue Regisseur und EON sich sowas wieder trauen. Erzählerisches Tempo muss dabei mitnichten verloren gehen.
"Schnickschnack! Tabasco!"